Vergewaltigungsopfer in Somalia zu Tode gesteinigt

Das ist die mit Abstand schlimmste Meldung, die ich seit langem gelesen habe:

In der somalischen Stadt Kismayo ist ein 13-jähriges Mädchen in einer voll gepackten Sportanlage gesteinigt worden. Sie war nach eigenen Angaben von drei Männern vergewaltigt worden und hatte gegen diese Anzeige erstatten wollen; die islamischen Milizen, die seit einiger Zeit Kismayo kontrollieren, verurteilten sie wegen außer-ehelichen Geschlechtsverkehrs zum Tode. 1.000 Zuschauer waren angeblich bei ihrer Hinrichtung anwesend. Als einige ihrer Verwandten versuchten, das Mädchen zu retten, eröffneten Milizen das Feuer auf die Menge, ein Kind kam laut Daily Telegraph dabei ums Leben.

Übrigens wurde über den Vorfall schon Mitte letzter Woche berichtet; damals hieß es aber noch, das Opfer sei 23 gewesen – was scheinbar Grund genug war, dass es die Meldung nicht weit in den internationalen Nachrichten schaffte.

24 Kommentare zu „Vergewaltigungsopfer in Somalia zu Tode gesteinigt

  1. Diese meldung hatte auch mich schockiert.
    Selbst wenn das Mädchen 23 gewesen wäre, wäre es genauso fürchterlich.
    Die rebellen hatten die Gegend wohl erst vor zwei Monaten wieder eingenommen. Vor zwei Jahren waren sie ja schon einmal dort. Und damals gab es auch Steinigungen.
    Eine Grausamkeit ohne gleichen.
    So etwas muss endlich mal der vergangenheit angehören und vorbei sein. Nur wer sollte dagegen etwas machen? Die USA, die selbst vor Zuschauern Hinrichtungen zelebrieren und Folter als legitim ansehen?
    Wann wird der Mensch endlich mal menschlich?
    Liebe Grüsse
    sternenschein

  2. @ Emanze vom Dienst

    Was schlägst Du als wirksame Reaktion auf diese Menschenrechtsverletzungen vor? Stille Empörung vom heimischen Sofa aus ist faktisch gleichbedeutend mit Toleranz.

  3. kampagnen, fundraising für lokale menschenrechtsorganisationen in somalia, artikel an zeitungen, druck auf europäische regierungen diese thematik auf internationaler ebene zu thematisieren

  4. @ Melissa

    Gibt es alles seit Jahrzehnten schon. Inklusive UN Konferenzen. Ergebnis? Deswegen habe ich nach wirksamen Reaktionen gefragt.

    Wieviel gibt wohl ein somalischer Warlord und seine Milizen auf Menschenrechte und UN Beschlüsse? 7,65mm?

  5. so lange gibts das noch nicht-konvention gegen torture tritt erst 1984 in kraft. klar, die menschheit kann so nicht gerettet werden und du kannst jetzt sagen dass das eh nur auf papier steht. aber ich bin überzeugt, dass sich mentalitäten ändern.

  6. @ Erna

    Sammelt Geld und bewaffnet die Frauen dort dann. So können sie sich wenigstens verteidigen.

    Niemand vergewaltigt eine Frau, die eine entsicherte AK 74 im Anschlag hält.

  7. na das problem geht aber doch an der frage frauen zu bewaffnen (…) vorbei. äh will sagen derartige dinge spielen sich geschlechterunabhängig ab und die frage wie man dagegen vorgeht hat nichts mit dem geschlecht zutun. es ist leider nicht so dass „alles schon versucht“ wurde, zumindest nicht ausreichend. einen somalischen warlord interessiert es sehr wohl, wenn seine verbrechen ans licht kommen. denn auch in afrika findet man leichter verbündete, wenn man nicht grade dafür bekannt ist, solche dinge zutun oder geschehen zu lassen.
    als erstes muss für sowas mal bewusstsein in der deutschen bevölkerung geschaffen werden (ich spreche jezt von der deutschen weil ich in deutschland lebe). darauf aufbauend kann dann druck auf die deutsche regierung ausgeübt werden. die akzeptanz solcher verbrechenv liegt graade auf staatsebene viel zu hoch. und wenn ein regime massiv dazu neigt, die körperliche unversehrtheit seiner bürger anzurühren oder gar massenmorde begeht, dann frage ich, ob eine un-mission nicht doch gerechtfertigt wäre, sofern embargos etc nicht ziehen. da gehts dann nicht um die schöne friedliche babyblümchenwelt die wir gerne hätten, sondern um echte menschenleben. und ja, das gibts heute zuhauf und es schert die leute ein dreck. wenn man genau hinschaut sieht man mal die erwähnung von darfur, irgendwo. dann 10.000 mal us-wahlkampf. dann jetzt mal kongo, weils neu ist. so wie vor 1-2 jahren somalia. jetzt interessieren da nur noch die piraten… also will sagen mit oberste ngo-arbeit muss es sein, da ein bewusstsein zu schaffen. in diesem fall aber hat das nicht mit gleichberechtigung der geschlechter zutun (bezieht sich nicht auf den steinigungsfall sondern die entstandene diskussion in den kommentaren).
    naja grüße :-)

  8. @ peter
    nur weil eine frau ich dort dann verteidigen könnte heißt es noch lange nicht dass sie es tut. und auch nicht dass nicht im selben moment mehrere männer vor ihr stehen könnten die selber bewaffnet sind (und geübter im umgang mit waffen und mit weniger angst)..
    genauso kurzsichtig wie die meinung mehr brunnen allein würden das problem von wassermangel und verseuchtem trinkwasser lösen.
    natürlich sind langfristige lösungsansätze nicht radikal und greifen nicht sofort aber strukturen ändern sich nicht durch gewalt.

  9. @ basdi

    Es gab in Somalia bereits eine UN-Mission um den Bürgerkrieg zu beenden. Die Mission war ein Desaster.

    Davon mal abgesehen an dich die ganz konkrete Frage: Würdest DU Soldatinnen und Soldaten befehlen wollen, dort zu kämpfen um dort den Frieden zu erzwingen? Würdest DU für die Folgen dieses Befehls (Kollateralschäden) ethisch moralisch geradestehen wollen?

    Also ich nicht.

    Deswegen mein Ansatz: Gebt denen dort Waffen, damit sie nicht auf die Rolle des hilflosen Opfers zwangsabonniert sind sondern sich selber verteidigen können. Ob sie es dann tatsächlich tun oder nicht ist ja dann deren eigene Entscheidung. Sie sind zumindest in der Lage es zu tun.

    (Und Erna, ja Frauen können auch mit Waffen umgehen. Und sie können auch ihre Angst kontrollieren so wie Männer es lernen ihre Angst zu kontrollieren. Und sie können auch foltern, massakrieren und töten. Da sind sie absolut gleichgestellt.)

    Wenn sich die Bürgerkriegsparteien dann müde gekämpft haben, finden sie vielleicht aus eigener Einsicht wieder zum Landfrieden zurück.

  10. Peter
    Wie stellst du dir das vor, dass eine regierung/ngo oder was auch immer geht nach Somalia und sucht sich dort die „opfer“ aus um sie zu bewaffnen? Wer bekommt was?
    Wie du sagst, würdest du diese „opfer“ befehlen wollen, dort zu kämpfen um dort den Frieden zu erzwingen? Oder dass sie die waffen an den warloard verkaufen? Oder bedroht werden damit sie die waffen abgeben?

  11. Melissa,

    der erste Teil ist sicher eine logistische Herausforderung.

    Und zum zweiten Teil: Nein, ich würde niemandem irgendetwas befehlen. Hier geht es nur darum, Menschen in die Lage zu versetzen, sich selber aus der Rolle des wehrlosen passiven Opfers (Betonung auf wehrlos) zu befreien.

    Ob sie dies dann tun, liegt ganz alleine bei den Menschen selber. Diese Entscheidung kann und will ich niemandem abnehmen.

  12. tönt sehr idealistisch
    jedoch schwer umsetzbar, vorallem in eine koflikt/post konflikt land wo schon eh ganz viele waffen im umlauf sind. soziale strukturen sind nich so einfach zu ändern.

  13. „Wenn sich die Bürgerkriegsparteien dann müde gekämpft haben, finden sie vielleicht aus eigener Einsicht wieder zum Landfrieden zurück.“

    klingt sehr nach dem motto „wir lassen die da unten mal tun, die komm schon selbst zurecht“ – und ists ja im prinzip auch. also du willst beide seiten gleich mit waffen ausrüsten und dann abwarten? und fragst mich gleichzeitig ob ich bereit wäre, die verantwortung für die kollateralschäden bei einem militärischem eingreifen von außen zu übernehmen? was ist mit den kolletarlschaden der durch deine waffen entsteht? was willst du mit den kindern, alten und kranken machen? auch waffen in die hand drücken? mit denen, die vielleicht einfach nur friede wollen? kleinkinder? behinderte? kriegen alle einfach waffen? und wenn jetzt eine partei oberhand gewinnt und die andere auslöschen will? hat dann der waffenplan einfach nicht geklappt, also einfach pech gehabt?

    um eben dieser problemtaik zu entgehen, wäre ich bereit, sorgfältig vorbereitete, gezielte militäroperationen zu verantworten, ja. ich bestreite nicht, dass es dabei zivile opfer gäbe. aber wenn man es ernsthaft angeht, sind die wesentlich geringer, als wenn mans nicht macht. wobei ich jetzt nicht speziell von somalia rede, dafür kenne ich mich nicht genug im land aus, sondern eher allgemein gedacht.

  14. basdi,

    meine Idee ist es nicht, an alle Bürgerkriegsparteien Waffen zu liefern.

    Sondern in einem bereits bestehenden Bürgerkriegsgebiet denjenigen in der wehrlosen Zivilbevölkerung, die nicht mehr wehrloses Opfer sein wollen (!), die Möglichkeit verschaffen sich zu bewaffnen.

    Der positiver Effekt dabei ist, das dieser Bevölkerungsteil dann eben nicht mehr für die Kampftruppen reines Freiwild und leichte Beute ist sondern sich wehren kann.

    Es war eigentlich auch ganz konkret auf den Vergewaltigungsfall bezogen, also auf eine eher frauenspezifische Bedrohungssituation.

    Zu deinem Vorschlag: Gegen was oder wen sollten sich die gezielten Militäroperationen richten? Liquidierung der jeweiligen Clanchefs/Warlords?

  15. Peter, wie würdest Du in so einem Konflikt bei der Waffenausgabe Kampftruppen und Zivilbevölkerung voneinander unterscheiden?

  16. peter,

    du willst also allen ernstes den schutz eines 13-jährigen mädchens gewährleisten, indem du ihr eine kalschnikow in die hand drückst?
    mal abgesehen davon natürlich, dass da immernoch die ganzen bevölkerungsteile bleiben, die ohnehin nicht (bzw eher noch weniger) in der lage sind, eine waffe zu benutzen. mehr waffen lösen das problem ohnehin nicht. die meisten würden ihre waffen doch direkt weiterverkaufen, die waffen würden gar nicht erst ankommen, die überlegenheit der angrfeifer bleibt bestehen (3 männer, ein 13-jähriges mädcen….) und das problem, dass ein vergewltigungsopfer gesteinigt wird ist damit erst recht nicht gelöst.
    abgesehen davon bräuchtest du llein schon um die waffen auf dem transport zu sichern massive truppen, dann können die auch gleich sinnvoll eingesetzt werden.

    zu deiner frage, wie man das machen könnte/solllte:
    die gezielten aktionen müssen sich einerseits gegen kriegsverbrecher richten, also warlords, offiziere, die sich da besonders hervortun, und diese zunächst mal festnehmen, sofern möglich. das ganze muss natürlich schnell geschehen und auch nur soweit sie auffindbar sind. ansonsten/des weiteren städte sichern, verkehrsknotenpunkte, einsätze gegen miltärische lager, aufbau- und öffentlichkeitsarbeit bei bevölkerung, …
    wie exakt unterscheidet sich eben von land zu land, wie gesagt, habe mich mit somalia nicht explizit auseinander gesetzt.
    ich sage deswegen auch nicht, un rein nach somalia, sondern dass ich diese methode grundsätzlich nicht ausschließen würd, grade weil/wenn es darum geht, menschen zu schützen/retten.

  17. flawed,

    Waffen gibt es in Spannungsgebieten/Bürgerkriegsgebieten haufenweise. Sie können dort vor Ort von den Leuten der Zielgruppe mit den Mitteln erworben werden. Wie die Mittel an die richtigen leute kommen ist allerdings in der Tat eine logistische Herausforderung.

    basdi,

    versetz dich einfach mal in die Situation dort und überlege, mit welchen Mitteln du dich selber vor Übergriffen marodierender Banden oder Milizen schützen könntest. Klar kann ich einer Frau dort unten eine Waffe geben damit sie sich vor diesen Übergriffen schützen kann. Und die Hemmschwelle der Marodeure wird automatisch dramatisch wachsen wenn sie ernsthaft damit rechnen müssen, bei einem Übergriff selber verletzt oder getötet zu werden.

    Das ist wahrscheinlich sogar in der Gesamtheit der wirksamste Effekt: Der Angreifer kann nicht wissen ob sie bewaffnet ist oder nicht, alleine das erhöhte Risiko für ihn, das sie es sein könnte wird ihn vorsichtig werden lassen.

    Und natürlich ist in Bürgerkriegsgebieten die Bewegungsfreiheit auch stark eingeschränkt. Eine 13 jährige (ob mit oder ohne Waffe) alleine auf der Strasse geht gar nicht. In diesem Fall müssen Schutzeinheiten auf Gegenseitigkeit gebildet werden. So das eine 1 gegen 3 Situation möglichst nicht auftritt.

    Zu deinen Ansätzen mit den gezielten Militäroperationen: das ist genau die Strategie derzeit in Afghanistan (seit 2002).

    Ich vermag nicht zu erkennen, das in den letzten 6 Jahren damit substantiell fortschritte in Hinblick auf eine dauerhafte Befriedung des Landes gemacht wurden. Teilweise haben Talibaneinheiten zwar ihre Nachschublager nach Pakistan verlegt (weswegen die gezielten Militärschläge der OEF Truppen vermehrt dort stattfinden) aber zum Frieden trägt das nicht viel bei.

  18. das problem ist ja eben, dass es von ihnen heraus keine kurfristige öglichkeit gibt, sich vor derlei übergriffen zu schützen. genau hier liegt ja das schlimme, dass mordende oder vergewaltigende milizen/söldner/(para)militärischer truppen nicht ohne weiteres gehindert werden können, eben nur durch eine entgegengesetzte kampfkraft.
    ich befrchte eher, dass eine bwaffnung potentieller opfer dazu führt, dass es ein minus an vergewaltgung und plus an totschlag und plünderung gibt. dann wird die hütte nämlich einfach direkt zerschossen.
    das 13-jährige mädchen ist auch zuhause nicht sicher.
    die waffen-idee greift einfach viel zu kurz. dadurch verhinderst du weder tödliche übergriffe noch misshandlungen/folter nach überwältigung. die hemmschwelle wird aum wachsen, eher die gewaltbereitschaft…

    ich muss gestehen mich auch nicht mit afghanistan groß auseinander gesetzt zu haben um da jetzt die exakten fehler benennen zu können :-)

  19. Terre des Femmes hat anlässlich dieser grausamen Tat eine Eilaktion gestartet!

    http://www.frauenrechte.de/tdf/index.php?option=com_content&task=view&id=917&Itemid=56

    Menschen die sich beteiligen wollen, sind aufgefordert einen (bei Bedarf unter Rückgriff auf ein vorformuliertes Schreiben von Terre des Femmes) einen Protestbrief an Nur Hassan Hussein, der zur Zeit als Übergangs-Premierminister fungiert zu schreiben:

    The Somali Prime Minister Office
    P.O. Box 623-00606
    Sarit, Somalia

    „Schreiben Sie an die Repräsentanten von Somalia, die African Union und an verschiedene UN Menschenrechts Büros und fordern Sie diese auf, ihren Einfluss und ihre Autorität geltend zu machen, um weitere Verletzungen der Menschenrechte in Somalia zu verhindern.“ (Terre des Femmes)

    Es grüßt
    Antje

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