Sowas! Sexualisierte Bilder verstärken Sexismus

Schluss mit der Ausrede, die allgegenwärtigen Bilder von nackten Frauen, bzw. ihren sexualisierten Körpern wären „harmlos“. Tatsächlich verstärken sie Sexismus, wie Forscherinnen aus Princeton herausgefunden haben. Im Journal of Cognitive Neuroscience stellen sie eine Studie (PDF) vor, die Reaktionen auf sexualisierte und „vollständig bekleidete“ Körper vergleicht. Verwendet wurden implizite Asso­zia­tions­tests und funktionelle Magnetresonanztomographie. Leider sind keine der verwendeten Bilder zu sehen, so dass man einfach davon ausgehen muss, dass der Unterschied wirklich in der Sexualisierung liegt – die Menge an Kleidung hat damit ja nicht unbedingt etwas zu tun.

Getestet wurden zunächst heterosexuelle Männer und Frauen auf implizite Asso­ziationen. Genauer untersucht wurde auch, ob sie besonders sexistische Ansichten hatten. Wenig überraschend assoziierten sexistische Männer sexualisierte Frauenbilder eher mit Objekten, denn mit Subjekten. Die anschließende Unter­suchung mittels Magnetresonanztomographie bestätigte die Ergebnisse.

Eine Erkenntnis mit Folgen. Denn wer Frauen nicht mehr als selbstständig handelnde Menschen wahrnimmt, sondern als Objekte, spricht ihnen auch ihre Wünsche und Gedanken ab und ignoriert diese schneller. Im schlimmsten Fall kann dies zu sexuellen Übergriffen führen, wie Sociological Images warnt. Schließlich bedeutet es vor allem eins: Die Darstellungen sexualisierter Frauenkörper, ob in Werbung, Fernsehen oder sonstwo, sind nicht „einfach nur da“, sie verstärken Sexismus und das ist ein Problem.

13 Kommentare zu „Sowas! Sexualisierte Bilder verstärken Sexismus

  1. zigarettenpackungen sollen ja auch schon bald in grau und ohne ansprechende verpackung verkauft werden.

    dann kommt ja vielleicht auch bald die graue einheitskluft damit jeder gleich ansprechend oder auch nichtansprechend ist.

  2. Liebe Leute,
    mir gefällt das Ergebnis ja auch. Aber an dieser Stelle wurde schon soo oft argumentiert, dass MRTs nicht taugen, um die Inhalte von Gedanken abzubilden. Speziell wenn es darum ging, Unterschiede von Frauen und Männern mittels MRT nachzuweisen.
    Die Methode wird hier nur dann ganz grundsätzlich kritisiert wenn die Ergebnisse nicht in den Kram passen? Wenn die Ergebnisse uns bestätigen, dann ist die Methode über jeden Zweifel erhaben?
    Hier noch mal ein Link zur FRage, wie valide und reliabel die Ergebnisse von MRTs in Bezug auf „nachgewiesene Gedanken“ sind.
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/neuronenforschung-ein-fisch-schaut-in-die-roehre-1.36460

  3. vielen dank für den hinweis auf die studie!
    @ peter: wenn du dir zwischen grauer einheitskluft und sexismus rein gar nichts mehr vorstellen kannst, ist das wirklich überaus traurig. bei der bekämpfung sexistischer bilder geht es gerade um mehr vielfalt – mehr vielfalt für alle menschen, außerhalb ihrer rollen und insbesondere für „die frau“ außerhalb ihrer rolle „sexobjekt“. gerade menschen, die sexistische bilder immernoch völlig unreflektiert hin- und in sich und ihre wahrnehmungs- und denkweise aufnehmen, ist das studium solcher untersuchungen wärmstens zu empfehlen. aber anscheinend hast du sie gerade nicht gelesen, sondern dich durch das wort „sexismus“ in deiner männlich-sorglosen existenz bedroht gesehen. schade eigentlich. auch männer sollten einmal darüber nachdenken, ob sie auf den „schwanzgesteuerten konsumenten“ reduziert werden möchten.

  4. Wie ist das mit „verstärkt“ gemeint? Das klingt so als ob Menschen nach dem Betrachten sexistische Bilder sexistischer getestet wurden als vorher. Oder bezieht sich das nur auf die direkte Reaktion beim Betrachten, nicht aber auf „Langzeitfolgen“?

    PS: Euer Blog hat in letzter Zeit irgendwie Probleme die „Neuste Kommentare“ rechts anzuzeigen. Das dauert ab und zu ein paar Stunden. Keine Ahnung ob das bekannt ist, oder nur bei mir so…

  5. „Die Darstellungen sexualisierter Frauenkörper, ob in Werbung, Fernsehen oder sonstwo, sind nicht „einfach nur da“, sie verstärken Sexismus und das ist ein Problem.“

    Interessant wäre, ob das nur für Abbildungen gilt.

  6. @let

    Ich glaube, es geht weniger darum aufzuzeigen, dass sexistische Menschen „sexistischer werden“ bzw. unsexistische Menschen sexistisch. Ich meine, wer legt denn fest, ab wann jemand sexistisch „ist“? Wir leben ja in einer Welt, die von Sexismen durchzogen ist, insofern internalisieren wir ja auch Verhaltensweisen, die das reproduzieren. Im Grunde sind wir alle von Sexismus betroffen, die Frage ist halt, ob wir das hinterfragen und kritisieren und entsprechend an unserem Verhalten etwas ändern.

    Eine Verstärkung wäre hier also nach meiner Interpretation sowas wie eine Normalisierung und damit ein sukzessives Verschwinden einer kritischen Einstellung dazu oder das Schwierigerwerden der Skandalisierung dessen. Wenn du tagtäglich von sexistischen Bildern umgeben bist, in denen Frauen als Objekte dargestellt werden, findest du es irgendwann normal, dass Frauen als Objekte dargestellt werden (wenn du das vorher schon kaum in Frage gestellt hast). Und sobald etwas als normal abgesichert ist, ist es auch einfacher sexistische Sprüche zu reißen, weil dich eine sexistische Kultur dahinter stützt. Sexistisches Verhalten würde dann als sozial anerkannt gelten.

  7. @let: Um Langzeitfolgen geht es noch gar nicht. Die Studie ist oben verlinkt, wenn ich die Autorinnen richtig verstehe, ist das jetzt eine erste Studie, der hoffentlich noch mehr Forschung folgen wird.

    Und dass die Kommentare später angezeigt werden liegt zum einen am Caching. Ohne hätten wir weiter Server- und Datenbankprobleme. Zum anderen kann es dauern, bis wir Kommentare freischalten, manchmal landen Kommentare leider auch im Spam, das dauert dann noch einmal.

  8. @Manfred Köhnen Weil da nur ein Satz zur Methode steht, ist sie auf einmal „über jeden Zweifel erhaben“? An fMRT kann man vieles kritisieren, aber hier geht es einfach um was anderes: Sexualisierte Bilder und ihre Wirkung.

  9. @Helga:
    Ja, ich gebe zu, es war ein Pawlowscher Reflex gegen die Methode dabei. Obwohl ich tatsächlich finde, das die Studie unkritisch präsentiert wurde. Mir ist schon klar, dass es um die Wirkung sexistischer Darstellungen geht. Aber Medienwirkungsforschung ist ein vertracktes Feld. Und ich finde Methodenkritik wichtig. Egal, ob mir der Inhalt gefällt oder nicht.
    Ich habe mir mittlerweile die Studie ein bisschen genauer angesehen und festgestellt, dass zwei verschiedene Methoden angewendet wurden. Die Assoziationstests scheinen mir wesentlich besser erprobt und die Ergebnisse plausibel. Die Teilstudie 2 bestätigt die Ergebnisse aus Teilstudie 1. Aber wenn ich mir den Link aus der Süddeutschen, den ich oben gepostet habe anschaue, dann wird mit den MRT-Scannern meist das herausgefunden, was gesucht wird. Weil wir eben noch nicht sicher wissen, was es inhaltlich bedeutet, wenn bestimmte Hirnregionen aktiv sind.
    Und dann hätte ich noch einen Aspekt, der zu diskutieren wäre: Die Argumentation der Studie scheint mir tautologisch zu sein.
    Wir kritisieren die sexualisierte Darstellung von Frauen mit dem Argument, dass sexualisierte Darstellungen diese Personen zu Objekten degradieren.
    Die an dem Test Teilnehmenden Männer und Frauen haben sexualisierte Darstellungen leichter mit erster Person Begriffen assoziiert als bekleidete Personendarstellungen. D.h., die Tespersonen haben den Zusammenhang reproduziert, den wir kritisieren.
    Was mir unklar ist, ist das folgende: Wenn bekleidete und nicht sexualisierte Personen als AkteurInnen assoziiert werden, wie kommt die Studie dann zu dem Ergebnis, dass bekleidete und nicht sexualisierte Personen Opfer von Übergriffen werden wenn/weil es sexualisierte Darstellungen gibt?

  10. Auch mein erster Gedanke bezog sich, genau wie @Manfred Köhnen es bemerkt hat, auf das Heranziehen von MRT-Bildern. Diesmal nicht, um Unterschiede in den Gehirnen von Männern und Frauen zu belegen sondern quasi aus entgegensetzter Stoßrichtung. Das macht Hirnscans als ‚Belege‘ für irgendetwas aber nicht besser.

    Denn: Auch wenn ich was gegen Sexismus habe (und das habe ich!) und der Meinung bin, das sexualisierte, stereotype Darstellung von Frauen problematisch ist, kann ich das nicht mit einer Methode belegen, die ich an anderer Stelle ob ihrer mangelnden Aussagekraft trotz vermeintlicher ‚Objektivität‘ ablehne. Nur weil das Ergebnis diesmal ‚uns‘ Feministinnen in den Kram passt, kann man die mehr als berechtigte Wissenschaftskritik nicht unter den Tisch fallen lassen.
    (Das bezieht sich jetzt alles nicht auf den Assoziationstest)

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