Slut Walk in Bukarest

Zum ersten Mal in der Geschichte Rumäniens mobilisiert sich die kleine, aber feine Bukarester feministische Szene und ruft zum ersten SlutWalk auf. Ganz vorne unter den Organisatoren stehen zwei, drei feministische Bloggerinnen: Medusa und ein paar Freundinnen. Die bunte Demo wird am 6. Oktober unter dem ursprünglichen und gleichzeitig unter einem sehr geschickt adaptierten rumänischen Namen stattfinden.

Bei dem „Marsul Panaramelor“, zu Deutsch etwa „dem Marsch der Billignutten“, werden die TeilnehmerInnen vor allem gegen die allgegenwärtigen Schikanen und verbalen Angriffe auf den Straßen der rumänischen Städte protestieren, aber auch gegen die Verharmlosung der Aggression durch Behörden, Medien und vermeintliche Experten. „Panarama“ ist ein Begriff aus der Bukarester Umgangssprache, der ursprünglich ein billiges, lächerliches Spektakel bezeichnete; einen Skandal in der Nachbarschaft, einen „Zirkus“ oder eine triste Quatschkomödie, aber auch eine Person, über die sich alle anderen lustig machen, eine Person, die (moralisch, oder in den Augen der Gesellschaft) nichts wert ist. Grammatisch ist das Wort weiblich, und meistens ist damit eine Frau gemeint, obwohl es sehr häufig auch als Beleidigung für Schwule benutzt wird.

Alle vier Stunden wird in Rumänien eine Frau vergewaltigt. In den meisten Fällen in der Familie, fern von den Augen der Öffentlichkeit. Die Privatsphäre bleibt bei Weitem der „ideale“ Ort für die Ausübung der (sexualisierten, aber auch nicht sexualisierten) Gewalt. Doch die relativ niedrige Hemmuschwelle wird dabei stets durch die Vorstellung bestärkt, dass die Opfer (Frauen, aber häufig auch tatsächliche oder vermeintliche Roma- oder schwule Männer) selber schuld an der Gewalt sind, dass dumme Anmachen, hinterhergerufene Beleidigungen und andere Schikanen als Kavalierdelikte gelten sollen. Tatsächlich kommen solche Vorfälle in den rumänischen Städten systematisch und mit atemberaubender Spontaneität vor.

Die ersten Schritte dagegen werden nicht einfach sein. Wir sind gespannt!

Ein Kommentar zu „Slut Walk in Bukarest

  1. Ach, Rumänien… Das wird noch lange dauern, bis dort die „Salonfähigkeit“ von sexuellen Übergriffen und als solche empfundenen Kavaliersdelikten aufhört… Ich wünsche meinen Landsfrauen VIEL ERFOLG – und wünschte, ich könnte am 6. Oktober mitlaufen.

    Mult noroc, fetelor!

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