Selbermach-Sonntag (5.8.2012)

Sepiabild eines kleinen Mädchens beim Spielen Es ist mal wieder soweit: Hier nehmen wir wieder alles zum Spielen, mit Spannung, auch mit Schokolade. Alle Linktipps, alles, was Euch in der letzten Woche bewegt, gestört, gefreut hat. Und: Euch allen ein schönes Wochenende!

16 Kommentare zu „Selbermach-Sonntag (5.8.2012)

  1. Angeregt durch die Lektüre des gerade auf Deutsch erschienenen Bandes „Macht und Politik sind nicht dasselbe“, der neuere Texte der Veroneser Philosophinnen-Gruppe DIOTIMA enthält, habe ich mich noch einmal intensiv mit meinem eigenen „Weg zum Feminismus“ (?) beschäftigt, der stark durch die „Begegnung“ mit DIOTIMA geprägt war.

    Einerseits bedeutet mir dieser Ansatz („Der Mensch ist zwei“) noch immer viel, weil – für mich – nur es nur so möglich wurde, mich als Frau zu denken und als solche in die Diskurse, an denen ich teilnehmen wollte einzubringen (Ich bin Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin). Gleichzeitig nehme ich die Kritik an dieser Position (die Fixierung auf die Zweigeschlechtlichkeit) wahr und ernst.

    Ich arbeite in meinem Blog „Gleisbauarbeiten“ zur Zeit an einer Serie zu den in deutscher Sprache erschienenen Texten von DIOTIMA. Zwei Texte sind bereits erschienen, zu
    „DER MENSCH IST ZWEI. Das Denken der Geschlechterdifferenz“:

    DIOTIMA(1): Keine Weisheit ohne Liebe

    und zu
    „JENSEITS DER GLEICHHEIT. Über Macht und die weiblichen Wurzeln der Autorität“

    DIOTIMA (2): Autorität ohne Macht

    Ich versuche dabei weniger, die Texte zu referieren, als meinen eigenen Standpunkt (schon das Wort, das Fixierung bedeutet, passt nicht recht) (wieder-) zu finden im Dialog, in der Re-Lektüre der Texte. Dazu würde mich mich über Kritik, Anregungen, Gegen-Positionen von anderen Frauen freuen.

  2. Seit Wochen ärgert mich einer der Spots der Radio-Kampagne „Radio. Geht ins Ohr, bleibt im Kopf“. Es handelt sich um den Spot, in dem ein Vater das Handy seines Sohns findet. Aus Rache über dessen Aussage, sein Vater sei ein alter Sack, der facebook nie raffen würde, manipuliert er das Profil seines Sohnes. Dieser väterliche Rachefeldzug hört sich so an:

    „Du bist jetzt Gründer der Gruppe ‚Sei ein Mann und weine laut‘, dir gefallen Katzenbabys und du spielst ‚Mein kleiner Ponyhof‘.“

    Ich kann nicht fassen, mit was für einem altmodischen Bild von Männlichkeit und was und was nicht dazugehöre hier eine Drohkulisse aufgebaut wird! Und das in einem Spot, der doch offensichtlich mit seinem Thema social media sowas von up-to-date sein will!
    Warum wäre es denn bitte ein Problem, wenn ein Sohn seinen Gefühlen Ausdruck verleiht und kleine Tiere mag? Wieso wird hier die Annahme verfestigt, dass seien Dinge, die nicht zu Jungs passen, und die sich deshalb anscheinend dazu eignen, einen Jungen zu diskreditieren?

    Hier der Link zu diesem akustischen Schandfleck:
    http://www.radiozentrale.de/site/uploads/tx_rzdownloadfiles/RZ_Vaterfreuden_Funk_35.mp3

  3. Kennt Ihr noch dieses eine Bild, wo „dürre“, populäre Frauen „kurvigen“ gegenüber gestellt wurden und der Slogan lautete „when did this become hotter than this?“? Darüber habe ich letzte Woche gebloggt, weil es mich tatsächlich sehr stört, wie einseitig „Weiblichkeit“ gehuldigt wird, und wie sehr diese Huldigungen sich auf den Körper und seine Beschaffenheit beziehen. http://les-petits-plaisirs.blogspot.com.es/2012/08/schlankheit-schonheit-weiblichkeit.html

  4. Ich hatte hier am vergangenen Sonntag auf den – im Rahmen einer gerade stattfindenden Programm- und Organisierungsdebatte unter RevolutionärInnen in der BRD gemachten – Vorschlag,

    „den Ausdruck ‚Klassenorientierung‘ [1.] präziser zu fassen und [2.] um die Einsicht, ‚daß auch die Überwindung von männlicher Dominanz bzw. Rassismus nur möglich sein wird, wenn sie von der Mehrheit der FrauenLesben bzw. Schwarzen gewollt und zumindest von großen Teilen von ihnen aktiv vollzogen wird‘, zu ergänzen“,

    hingewiesen.

    Dieser Vorschlag aus der vorherigen Woche wurde nun in dieser Woche mit dem Vorwurf der ‚Abschiednahme vom Proletriat‘ (was das auch immer genau besagen mag), beantwortet:

    Bärendienste und was daraus folgt
    http://www.trend.infopartisan.net/trd0812/160812.html

    Mittlerweile hat sich daraus eine Diskussion über die – von einigen Diskussionsbeteiligten bestrittene – Wahrheit bzw. Richtigkeit des Satzes,

    „Das Subjekt der eventuellen Überwindung des Patriarchats ist nicht die ArbeiterInnenklasse, sondern [sind] die Frauen.“

    entwickelt:

    http://www.nao-prozess.de/blog/e-4-parteilichkeit-antagonistische-orientierung-vormals-klassenorientierung/#comment-2526 ff.

    Nachdem in der eingangs erwähnten Debatte in letzter Zeit vermehrt, post-autonome Stellungnahme jenseits des ‚Traditions-Marxismus‘ eine Rolle spielen, ist nun vielleicht der Punkt erreicht, wo jene Debatte auch für Feministinnen interessant werden könnte. –

    Bereits im vergangenen Jahr war aus jenem Diskussionsprozeß eine Broschüre mit dem Titel

    Feminismus und antikapitalistische Organisierung
    http://www.nao-prozess.de/blog/broschuere-feminismus-und-antikapitalistische-organisierung-2/

    hervorgegangen.

  5. Kübra Gümüsay hat einen Beitrag zu Rassismus an der Hochschule geschrieben, der mich beeindurckt hat:
    http://ein-fremdwoerterbuch.blogspot.de/2012/07/weit-du-kubra-fur-mich-bist-du-keine.html
    Außerdem möchte ich auf einen Artikel von Hilal Sezgin zum Thema Beschneidung hinweisen. Der fehlte mir letzte Woche in der Sammlung zum Thema, die hier verlinkt wurde, da er andere Aspekte beleuchtet (dominanzgesellschaftskritisch):
    http://www.taz.de/Schlagloch-Beschneidung/!96591/

  6. @Magda: Ach, danke nochmal für den Link zu Deinem Text zur Kollage. Stimmt, den hab ich Anfang des Jahres auch gelesen. Ich hab ihn in dem Artikel grade auch nochmal verlinkt. =)

  7. Nachtrag
    zu meinem Hinweis v. 5.8.12., 16:03 h:

    Ich habe dort noch mal etwas nachgelegt:

    “Vielmehr wird das [die Verflechtung unterschiedlicher Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse] von Feministinnen seit mindestens vier Jahrzehnten unter wechselnden Begriffen:
    – netzförmige Struktur von Herrschaft (wobei die Knoten des Netzes als Überlagerungen unterschiedlicher Herrschaftsverhältnisse gedacht werden)
    triple oppression
    und neuerdings
    – Intersektionalität
    breit diskutiert. […] das Problem an 97 % der Marxisten (jedenfalls in der BRD) ist, daß sie alldiese Debatten nie zur Kenntnis genommen haben und deshalb nicht in der Lage sind, sich konkret dazu ins Verhältnis zu setzen,”

    und

    zu den drei genannten Ansätzen in einem weiteren Kommentar einige einschlägige Texte verlinkt. – Weitere links und Debattenbeiträge sind gerne gesehen.

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