Selbermach-Sonntag (03.10.10)

Sepiabild eines kleinen Mädchens beim Spielen

Heute blicken wir auf 20 Jahre deutsche Einheit zurück. Neben euren Lieblingslinks der Woche wäre auch interessant, wie ihr 20 Jahre deutsche Einheit in Hinblick auf Geschlechterverhältnisse bewertet. Wie sehr haben sich die Lebensrealitäten von Männern und Frauen aus dem Osten bzw. Westen geändert? Sprechen wir noch von den „erwerbstätigen Ostfrauen“ und den „westdeutschen Hausfrauen“ oder ist das heute alles sowieso ganz anders?

16 Kommentare zu „Selbermach-Sonntag (03.10.10)

  1. Bei den Jungle World-Artikeln frage ich mich vor allem, wie es kommt, dass hier immer wieder eine ominöse „Political Correctness“ in Frage gestellt wird.
    Ist das nicht die Wortwahl und die Argumentation von Leuten wie Eva Herman und Thilo Sarrazin? Bedeutet PC nicht ungefähr soviel wie: „Linksintellektuelle „Gutmenschen“ haben sich verschworen, um Allen ihre überzogenen und ideologischen moralischen Standarts aufzuzwingen.“?!?
    Warum bezieht sich die JW ständig positiv auf diesen Topos der neuen Rechten?
    Und warum ausgerechnet beim Thema Sex?

  2. Es ist nicht vordergründig ein Mädchenmannschaft-Thema, aber irgendwie schon auch: die Stellungnahme „Demokratie statt integration“ des Netzwerks für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung (kritnet) könnt ihr hier lesen und gerne unterzeichnen: http://www.demokratie-statt-integration.kritnet.org
    Die Stellungnahme ist kurz und knackig, geht aber auch drauf ein, wie Frauen in der Integrations- und Demographiedebatte auf die Rolle der Gebärenden reduziert werden:

    Noch vor kurzem wurden MigrantInnen der besonderen Missachtung von Frauenrechten bezichtigt. Die aktuelle Hysterie zeigt aber einmal mehr, dass es den KritikerInnen der Migration nicht um Gleichberechtigung geht: Hier wird über Frauen nur noch als Gebärende gesprochen, die entweder zu viel oder zu wenig Nachwuchs produzieren. Es muss darum gehen, rechtliche und politische Strukturen zu schaffen, die es MigrantInnen ermöglichen, selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten – und das beinhaltet auch, das Ausländerrecht zu verändern.

  3. Ich denke, die Frage läßt sich von Generation zu Generation unterschiedlich beantworten.
    Ich bin eine Westberliner Frau und habe es immer so empfunden, dass meine Berufstätigkeit (ich bin freischaffende Künstlerin – Zeichnerin) im Osten sehr, sehr viel mehr anerkannt wurde als im westlichen Teil. Das empfinde ich zum Teil noch so aber nicht so krass. Ich hatte ein viel, viel besseres Verhältnis zu berufstätigen ostdeutschen Frauen und habe immer sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet. Heute weiss ich nicht mehr, ob jemand aus dem Osten oder Westen kommt – ich frage nicht und es interessiert mich auch nicht – ich sehe die Teilung nicht mehr und wenn mir jemand „typisch Ossi oder Wessi“ sagt, weise ich immer darauf hin, dass diese Formulierung schon überholt ist. Ich bin 45 Jahre alt.
    Mein Sohn ist 16 Jahre alt. Er kann sich eine Mauer und eine Teilung nicht vorstellen. Er hat mich schon gefragt, wie das denn gehen soll, um ein ganzes Land eine Mauer bauen. Ich hoffe, mit dieser neuen Generation wird das Thema vom Tisch sein.
    Traurig bin ich, dass vieles von der Emanzipation mit den schlechten Bedingungen der Kinderbetreuung und Bildung verloren gegangen ist.
    Ich verstehe die Regierung nicht, dass so wenig Geld in die Kinder gesteckt wird, denn ein Volk ohne Vergangenheit (die Altenpflege bekommt auch kein Geld) und Zukunft ist zum Untergang verurteilt!
    Schön, dass ich euch über die Charts der deutschen Blogs gefunden habe,
    Gruß Susanne

  4. Ich fände es ganz schön – falls noch nicht geschehen – wenn das Thema Diversity einmal angeschnitten werden könnte.

    http://maedchenmannschaft.net/frauen-als-taterinnen-und-die-kategorie-gender-als-gewaltakt/#comment-32122

    Der Hinweis der Kritik interessiert mich.

    Und außerdem finde ich es immer ganz gut, Tiefergehendes oder Neues zu erfahren, da ich nicht denke hierzu alles zu wissen.
    Ich justiere vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse auch immer wieder gerne nach.

  5. Achtung, wilde Verallgemeinerungen:

    Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber der Kulturschock des Umzugs von Mecklenburg Vorpommern nach Bayern hat mich überhaupt dazu gebracht mich näher mit Feminismus zu befassen. Wobei es mich eher gewundert hat, wie sehr sich die Frauen selbst beschränken. Und westdeutsche Männer neigen viel mehr zu wirtschaftlichem Imponiergehabe, vor allem beim Flirten.

    Was die „berufstätige Ostmutter“ und die „westdeutsche Hausfrau“ angeht: Da gibt es noch immer sehr krasse Unterschiede. Im Münchener Speckgürtel sind an einem normalen Vormittag mitten in der Woche die Straßen sehr viel bevölkerter als in einer ostdeutschen Stadt. Und hauptsächlich snd das eben die Hausfrauen bzw. die Teilzeitfrauen.

  6. @Neeva : Genau diese Unterschiede zwischen Ost und West wurde im Stern „Das Geheimnis starker Frauen“ am 05.11.2009
    thematisiert und m.E. hervorragend aufbereitet.

    http://www.stern.de/magazin/heft/stern-nr-46-05112009-das-geheimnis-starker-frauen-1519802.html

    Im Bericht wurde auch sehr kontrovers unterschiedliche Phänomene diskutiert. Z.B. äußerte eine Schauspielerin etwas pauschal,
    ostdeutsche Frauen suchen einen Partner, westdeutsche einen Versorger. Auch wurde die Feststellung einer Frau beschrieben,
    die ebenfalls in die alten Bundesländer zog und sich vorher über das Gerede über „gläserne Decken“ wunderte, während sie
    nach ihrem Umzu „selbst daran stieß“.

    Auch wenn die Top-Positionen in den neuen Bundesländern damals auch männlich dominiert waren, habe ich den Eindruck, dass
    die Menschen dort damals viel weiter waren, während im Westen nach wie vor alte Vorstellungen verinnerlicht werden.

    Und das „Imponiergehabe“ mancher meiner Geschlechtsgenossen erweckt bei mir mittlerweile eine Art von mitleidigem
    Lächeln und ich formuliere es gerne als „Gockeleien“. Na wers braucht….

  7. @Helga : Danke für den Hinweis. Dieses Phänmen ist also scheinbar auch wieder zeitlos.
    Ich hoffe da auf neue Impulse und der o.g. Bericht lies mich eher an die Strategie „Agent_innen des Wandels“ denken, was
    m.E. wirksamer und nachhaltiger wäre. Auch wird im Stern-Bericht die biologische Fixierung der Präferenzenforschung nach Susan Pinker kritisch behandelt.

    http://maedchenmannschaft.net/es-gibt-einfach-keine-qualifizierten-bewerberinnen-bewerber-aber-auch-nicht/#comment-32323

    „Männer seien agressiver und machthungriger, Frauen beziehungsorientierter. Doch diese rein biologistische Sicht ist in der Wissenschaft umstritten…“

    Auch werden Coaching-Angebote für Frauen formuliert und Umgang mit „Foulspiele“ wie sexistische Anzüglichkeiten. Diese haben
    im berufliche Alltag nichts zu suchen.

    http://www.amazon.de/Spiele-mit-Macht-Frauen-durchsetzen/dp/34555002 77

    Ich denke, es geht doch langsam und schwerfällig, aber konsequent weiter, alte Rollenstereotype zu erweitern und einengende
    Bildgefängnisse zu verlassen.

    Den Beitrag im Spiegel hier fand ich sehr gut beschrieben :

    http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,721073,00.html

    Schön, soetwas verstärkt in den Mainstream-Medien zu lesen.

  8. Ein paar weitere Fundstücke zur Information :

    http://www.duesseldorf.igbce.de/portal/site/duesseldorf/

    „Sag was!
    …damit Frauen die gleichen Chancen haben!
    Unter diesem Motto steht eine Werbe-Aktion der IG BCE, die vom 15. September bis 15. November 2010 in den Betrieben stattfindet und sich speziell an weibliche Beschäftigte wendet.“

    http://www.duesseldorf.igbce.de/portal/binary/com.epicentric.contentmanagement.servlet.ContentDeliveryServlet/site_www.igbce.de/static_files/PDF-Dokumente/Gruppen%2520in%2520der%2520IG%2520BCE/Frauen/63c8397e8fb0d90f63b1b38035bf21ca.pdf

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