Schatz, findest Du meine Schamlippen echt ok?

DieStandard.at hat wieder eine Zitrone vergeben – diesmal an ein Schönheitsinstitut, das für „selbstbestimmte“ Genitalchirurgie bei Frauen wirbt. Mit einem echten Schmankerl an Pathologisierung:

Ob beim Tragen figurbetonter Kleidung, beim Sport oder gar in den romantischsten Stunden eines glücklichen Paares, die Beschaffenheit der weiblichen Intimzone bietet nicht selten Anlass für enttäuschte Erwartungen.

Liebe Leute bei „Woman & Health“ (ja, die nennen sich echt so), wie glücklich kann ein Paar sein, das derart große Erwartungen an den Intimbereich stellt?

23 Kommentare zu „Schatz, findest Du meine Schamlippen echt ok?

  1. Dass mit Pathologisierung keine Selbstbestimmung möglich ist, hat das Institut wohl nicht begriffen. Warum dieStandard.at Genitalchirurgie in einen Kontext mit Genitalverstümmelung (natürlich in „afrikanischen Ländern“) setzen muss, erschließt sich mir allerdings überhaupt nicht.

  2. Alte Hüte sind im Mainstream angekommen.
    Ich muss mich wundern. Der Artikel ist ok, Kommentar auch, aber warum wurde ich im Februar auch von diesem Blog „angepisst“ als ich es in einem Manuskriptauszug angeprangert habe ?
    Nur mal so eine Frage. Eine Redakteurin der „EMMA“ hat wohl damals die Antwort gegeben: „.. Sie sind ja keine richtige Frau.“. Gut das ich zumindest die Quotenfrau gebe und der Dame das statistische Risiko nehme. Gebärmutterkrebs die 4’te Chemo.
    Wer hier wohl fleißig mit am pathologisieren ist ? Das dürfen „richtige“ Frauen auch. Die ohne „Trans“ und „Inter“ in der Biografie.

    http://dreckschleuder.info/blog/?p=167

    Marie

  3. Ich glaube, würde mir jemand sagen, er sei mit meinen Schamlippen unzufrieden, würde ich zunächst lauthals lachen. Und denjenigen dann aus meinem Bett, meiner Wohnung und meinem Leben befördern :-)

  4. Zitat Morjanne: „Ich glaube, würde mir jemand sagen, er sei mit meinen Schamlippen unzufrieden, würde ich zunächst lauthals lachen. Und denjenigen dann aus meinem Bett, meiner Wohnung und meinem Leben befördern :-)“

    Das eh, aber fragt Euch doch einmal warum immer noch Frauen auf so eine Nummer einsteigen ? Immerhin sind die Umsätze der plastischen Chirurgen im Bereich unnötiger Schamlippenreduktionen im hohen 2 stelligen Millionenbereich. Was mich persönlich die Frage stellen lässt warum geben sich Frauen dafür her ?

    Marie

  5. Lieblingssatz:

    Schamlippen sind individuell so beschaffen, dass sie zu maßgeblichen Beeinträchtigungen in der Lebensqualität von Frauen führen können.

  6. Ich zitier mich mal selbst.

    „Herz was willst Du mehr ? Ist doch diese weltfremde und vor allem für die Mehrzahl der Männer scheinbar notwendige Scheinwelt eigener Wahrnehmung, in Verbindung mit dem Frauenbild a la Dolly Buster, der Weg in die Unendlichkeit unerfüllter Wünsche. Dabei ist oder war, Frau Buster keine Dumme. Hat Sie doch mit der humanen Kopie der käuflichen Latexgeliebten, den alle Frauen verachtenden und ausschließlich auf der perversen Fehlentwicklung religiös geprägter Gesellschaften, männlichen Minderwertigkeitskomplex genutzt, um sich dumm und dämlich zu verdienen.“

    Marie

  7. Scham, ja, das ist wohl das Gefühl, das diese Frauen beschleichen soll, wenn sie die Labien ihrem Mann vorstellen. Das ist wohl ein ähnliches Theater wie mit einer angeblich zu großen Klitoris, zu weitem Scheideneingang, fehlendem Hymen.
    Das ist eine der seltsamen Phobien, die bei Frauen erst erzeugt werden.

    Welche Frau lässt eigentlich freiwillig und ernsthaft, ohne gesundheitliche Probleme, irgendeinen Mann an ihrer Vagina herumbasteln? Nur damit es einem anderen gefällt?

  8. Zitat:
    „christine sagt:
    OMG, …figurbetonte Kleidung?????????? wtf! WIE figurbetont soll die denn sein? Meint er nackt?“

    NEIN ! Latexbeschichtet …….

  9. @nadine: der kontextgenitalverstümmelung bietet sich an, weil diesem auch ein „Ideal“zugrunde liegt, das sozio-kulturell konstruiert wird, um ein Machtgefälle herzustellen und zu erhalten. Gerade weil diese Praxis in Ländern stattfindet, die gerne als „rückständig“ konstruiert werden, muss eine femisitische Reflektion an der Stelle stattfinden, wo der Feminismus ja angeblich beheimatet ist, also in Mitteleuropa. Daher die Frage, wie das denn eigentlich sein kann, wo man hier als Frau im Vergleich angeblich ach so frei leben kann…

  10. @Franca

    danke für deine Ausführungen, jetzt erscheint es mir schon plausibler. Natürlich finde ich Genital-OPs sehr befremdlich, um sich einer Norm anzupassen, denn darum geht es ja. Nicht um „Muschi-Pimping“. Dennoch möchte ich eher den Weg gehen, die Norm aufzulösen/aufzuweichen, weil es nicht immer einfach ist, einzuschätzen, wann eine Frau etwas selbstbestimmt tut oder nicht bzw. ihr vorzuschreiben, wie sie sich am besten den (patriarchalen) Normen verwehrt.
    In diesem Zusammenhang finde ich es merkwürdig, Frauen aus der Peripherie wieder einmal zu vereinnahmen und zu homogenisieren, um feministische Kritik an einem weiß-westlichen Phänomen wie Genital-OPs zu üben. Ich bin der Meinung, dass das zwei für sich zu behandelnde (sic!) Problematiken sind. Oder meinen wir vielleicht gar dasselbe?

    Ansonsten hier noch eine Buchempfehlung zum Thema: Mithu M. Sanyal – Vulva

  11. Eine Operation aus „individueller Notwendigkeit“ ist eben nicht so anstrengend wie Beckenbodentraining zur Vaginastraffung. Oder was darunter verstanden wird.

    Nein, mal ehrlich. Ich möchte jetzt nichts über die Beziehungsqualität eines Paares aussagen, weil es eine Schönheitsoperation (die vorrangig ohne medizinische Notwendigkeit vorgenommen wird) in Betracht zieht.
    Und der Artikel spricht ja auch an, dass es einfach an einem Gefühl für Variabilität des Körpers fehlt bzw. diese nicht ausreichend wertgeschätzt wird. Da liegt mE das Problem.
    Solange es Männer gibt, die denken, sie brauchen einen langen Penis um eine Frau glücklich zu machen oder einen Waschbrettbauch oder breite Schultern, solange wird es auch Frauen geben, die immer etwas „zu tun“ finden an ihrem Körper, seien es Gesichts“korrekturen“, Brustaufpumpen, Fettabsaugen oder Schamlippen“anpassung“.

    Die Bezugsnahme zur Genitalverstümmelung klingt auf den ersten Weg weit hergeholt, lässt sich aber doch damit in Verbindung bringen, wenn die Betrachtungsweise darin besteht, dass beides eine Norm ist, die an Frauenkörper angelegt wird. (und von diesen auch gern mitgetragen, die meisten weiblichen Genitalbeschneidungen finden innerhalb von Frauengruppen statt und werden von ihnen durchgeführt – und je öfter ich Frauen im TV sehe, die mit ihren „neuen Brüsten“ zufrieden sind, wirkt das auch auf mich)

  12. @ nadine: ich denke auch, man sollte kulturelle Praktiken kontextabhängig sehen, in den beiden fällen sind sie aber (vom Normierungshintergrund her) ähnlich – das es die eine oder andere frau gibt, die sich freiwillig für genitalverstümmelung entscheidet (oder doch, weil der soziale druck so groß ist das eine frau sonst keine frau ist oder sich ihr mann für sie schänmen muss?) will ich gar nicht in abrede stellen, ich denke auch nicht, dass es einn universalistischen feministischen Standpunkt gibt, der das eine als fortschrittlich, das andere als rückständig markieren kann. ich hab das jetzt alles mal von meinem standpunkt aus als vorraussetzung für das aufrufen des topos im standart-artikel vorrausgesetzt, gebe dir aber dahingehend recht, dass der leicht ironische ton da auch anders gedeutet werden kann…

  13. Erinnert mich an diese Aufstellung von Playboy-Bildern, die schon vor Photoshop retuschiert wurden. Fazit:

    even after a genetic bounty, all-but-certain plastic surgery and dieting, good lighting, a pro-photographer, and dozens of shots, even the fantasy woman is not fantastic enough.

    Allerdings warte ich auf den Moment, wo wir wirklich kreativ werden können, und dann Schamlippen in Form von Punk-Irokesenschnitten geformt werden, Penisse im erigierten Zustand das Unendlichkeitszeichen knoten und Brustwarzen geschlechtsübergreifend blinkende Botschaften morsen.

  14. In Anbetracht der Flut von Erektions- und Penisgrößenmails, die ich täglich in meinem Spamaccount vorfinde würde ich sagen dass Genitalpanik eines der wenigen Gebiete ist, auf dem annähernd 100%ige Gleichberechtigung herrscht.

  15. diese unsicherheit, wie „schamlippen auszusehen haben“, liegt unter anderem auch daran, daß man bei abbildung gleich „PORNO!!!“ schreit. mit dem zweifelhaften erfolg, daß eben wirklich nur „pornopussys“ zu sehen sind und als vergleichmöglichkeit dienen können.
    wann sieht frau schon (ausgenommen pornobilder oder medizinbilder) die normale, schöne vielfalt von weiblichen genitalien? nirgends!!!
    die emma(leserInnen) hatte sogar ein problem, eine uralte statuette einer frau, die ihre schamlippen herzeigt, groß aufs titelblatt zu drucken. nur ganz klein. und auch da kamen proteste. hah, man stelle sich nur vor, diese reaktion käme auch, wenn eine zeitschrift michelangelos adam aufs cover holt – immerhin wird da ganz offen ein PENIS gezeigt, ui! ;-)

    wie also soll frau da selbstsicherheit und akzeptanz finden, wenn es nur die wahl zwischen porno like geglätteten und „perfektionierten“ vulven und dem absoluten pfui-pfui-tabu gibt?

  16. in australien zb. gilt etwas nicht mehr als softporn, wenn die schamlippen zu sichtbar sind. ergo werden sie rausgeschnitten, viele junge mädchen kennen dann nur dieses bild von schamlippen… blablabla.

  17. wow, danke für das video.
    extrem spannend!
    ich bin baff wie ahnungslos ich als durchschnittsmädchen
    über die wahnsinnge variation von weiblichen genitalien bin!
    mehr offenheit, mehr weiblichkeit!

  18. Danke auch nochmal für das Video. Ich habs gleich mal auf Facebook verlinkt und auch schon erste Resonanz erhalten. Ich finde es sehr erschütternd, was so gemacht wird, was propagiert wird und dass man sich ehrlich darüber Gedanken machen kann, unten rum hässlich zu sein, weil man nicht perfekt „geschlossene“ äßere Schamlippen hat, die Inneren rausschauen, was auch immer. Und es stimmt was oben schon geschrieben wurde: was man normaler Weise so zu sehen bekommt, wenn man nicht als Frau auch körperlichen Austausch mit anderen Frauen hat, das sind nunmal die normierten Porno-Muschis.

    Ich frage mich auch, ob das nicht auch eine Intimrasur-Begleiterscheinung ist? Wenn die Scham enthaart ist, sieht man wesentlich mehr von den Schamlippen, als wenn da ein Busch ist. Vielleicht führt das dann wiederum in einigen Fällen zu Verunsicherungen?

  19. Aus einem anderem Forum, in dem ich auf die Videos hingewiesen habe kam der Hinweis, dass es auf bravo.de eine Vulva-Show gibt.

    Ich muss sagen, für diesen kurzen Augenblick habe ich die BRAVO geliebt, weil es mir wie lilian ging.

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