Privilegien erklären mit Computerspielen

Eine weibliche Coumputerspielfigur in Rüstung vor einer Burg, darunter die Schrift: Haiwen – Stufe 23 – MönchDas schöne Wetter begeistert mich derzeit nicht allzu sehr – so stehe ich immer vor der Entscheidung in der Sonne zu sitzen oder Diablo 3 zu zocken. Nachdem in Diablo 2 Charaktere noch an Geschlecht gebunden waren, also es nur männliche Barbaren und weibliche Assassinen gab, kann mensch dieses Mal auch jeweils das Geschlecht wählen. Was kurioserweise zu weib­lichen Mönchen führt (Klick auf Bild links).

Damit ist Diablo 3 schon eher eines der Spiele, die John Scalzi von Whatever im Kopf hat, um damit „Privilegien“ zu erklären. Ohne das Wort zu benutzen. Dafür mit einer schönen Metapher. Das „Reale Leben“ als Computerspiel und „weißer, heterosexueller Mann“ als einfachste Einstellung:

This means that the default behaviors for almost all the non-player characters in the game are easier on you than they would be otherwise. The default barriers for completions of quests are lower. Your leveling-up thresholds come more quickly. You automatically gain entry to some parts of the map that others have to work for. The game is easier to play, automatically, and when you need help, by default it’s easier to get. […] In The Real World, you don’t unlock any rewards or receive any benefit for playing on higher difficulty settings. The game is just harder, and potentially a lot less fun.

Das bedeutet, dass das Standardverhalten fast aller Nicht-Spieler-Charaktere einfacher ist, als es sonst wäre. Die Standardhürden zum Beenden von Aufgaben sind niedriger. Dein Schwelle zum Erlangen einer neuen Stufe wird schneller erreicht. Du bekommst automatisch Zugang zu einen Teilen der Karte, für die andere arbeiten müssen. Das Spiel ist einfacher zu spielen, ganz automatisch, und wenn Du doch Hilfe brauchst, ist es standardmäßig einfacher sie zu bekommen. […] In „Der Realen Welt“ gibt es keine Belohnung und Du kriegst keine Unterstützung für das Spielen einer höheren Schwierigkeitsstufe. Das Spiel ist einfach schwieriger und möglicherweise sehr viel weniger spaßig.

11 Kommentare zu „Privilegien erklären mit Computerspielen

  1. „Damit ist Diablo 3 schon eher eines der Spiele, die John Scalzi von Whatever im Kopf hat, um damit „Privilegien“ zu erklären.“

    eigentlich gerade gar nicht. bei diablo 3 werden doch am anfang keine stats ausgewürfelt, alle fangen mit der gleichen charakterklasse mit exakt den gleichen werten an. es gibt keinen geschlechterbonus oder -malus, soweit ich weiß. außerdem hat blizzard den anspruch, dass die sich die charakterklassen alle unterschiedlich spielen sollen, aber es insgsamt gleich schwer oder leicht im spiel haben sollen. Scalzi zielt auf „echte“ RPGs ab. oder spiele, wo der schwierigkeitsgrad überhaupt wählbar ist – das ist bei diablo 3 ja frühestens nach dem ersten erfolgreichen durchspielen möglich. also ist diablo 3 insgesamt ein eher schlechtes beispiel

  2. Tjo dann hilft nur das Warten auf den nerfbat. Aber mal im Ernst: an wen ist das eigentlich gerichtet? Wenn man den Leuten erzählt ihr Leben sei der „easy-mode“ wird man nichts anderes als Abwehrhaltungen provozieren – und das zu recht. Man muss gar nicht die Privilegien leugnen um eine solche Charakterisierung als eindimensional zu betrachten. Letztlich dient es nur der Selbsterhöhung: DU spielst nur auf easy, ICH hingegen hab es überall schwerer und mein Erfolg ist einzig und allein meinen MAD SKILLZ zu verdanken.

    In Wahrheit kann sich ein homosexueller Schwarzer so wenig in einen protestantischen, weißen Hetero hineinversetzen wie umgekehrt. Und wie schwer das Päckchen ist das jeder einzelne zu tragen hat, das hängt eben am Ende doch von mehr ab als dem gewählten Avatar.

  3. CCMe: Hast du den Text von Scalzi gelesen? Da steht nämlich eben gerade nicht drin, dass einige es total easy haben und ein ominöses „ich“ es total schwer hat. Genau das, was du in deinem Kommentar machst, ist übrigens schon ziemlich nah dran am Privilegien leugnen…

  4. @CCMe: (Protestantische) Weiße Heteromänner sind die am besten dokumentierte Gruppe von Menschen dieser Welt. Sie machen Politik (für sich), sie machen Medien, sie machen Lehrpläne… Dass alle anderen Menschen weniger repräsentiert sind, weniger mitgedacht werden, dass ist ein zentraler Punkt aller Emanzipationsbewegungen diskriminierter Gruppen.

    Mit Selbsterhöhung hat der Text, wie auch das Hinweisen auf Privilegien, nichts zu tun. Und ja, Du hast recht: Das „Nicht-Auseinandersetzen“ mit Privilegien und stattdessen einfache Abbürsten, bzw. das ganze Konzept als unterkomplex und nicht-zulässig zu erkläeren, ist Leugnung. Und Derailing. Weiteres Derailing bitte unterlassen.

  5. CCMe: Lustigerweise sagt Scalzi ja nicht, dass andere im easy-mode spielen, sondern hat durchaus die Größe anzuerkennen, dass ER SELBST auch im easy-mode spielt. Ich weiß nicht, wie du daraus ein „Ich hab’s so schwer und du so leicht“ konstruierst?

    Sicher stellt der Vergleich die Sache ziemlich vereinfacht dar, aber ist das nicht im Allgemeinen auch der Sinn so eines Vergleiches, einen Sachverhalt möglichst anschaulich und damit einfach darzustellen? Im Groben stimmt es aber nunmal, dass straight white males es im Leben durchschnittlich deutlich einfacher haben als alle anderen.
    Diablo 3:Ich denke schon, man kann „straight white male“ mit „Normal“ gleichzetzen, während andere in der Vorstellung direkt auf „Alptraum“ oder „Hölle“ geworfen werden würden.

  6. „Das „Nicht-Auseinandersetzen“ mit Privilegien und stattdessen einfache Abbürsten, bzw. das ganze Konzept als unterkomplex und nicht-zulässig zu erkläeren, ist Leugnung.“

    Hab ich zwar gar nicht gemacht, aber whatever…

  7. Ach so und nur nochmal zum Verständnis: Ich hab den hier eingestellten blogpost kommentiert. Wenn ich Scalzi kommentieren will tu ich das an den entsprechenden Stellen.

Kommentare sind geschlossen.

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