Männer und die Gleichberechtigung

Es ist immer schön zu wissen, dass man nicht alleine ist. Zwar fühle ich mich nicht wirklich einsam, dennoch freue ich mich heute von anderen Männern Erklärungen zum morgigen Weltfrauentag zu lesen. So haben einige Funktionäre von Bündnis 90/Die Grünen ein Positionspapier herausgegeben, auch Roland Pofalla (CDU), Martin Schulz (SPD) und viele andere fühlten sich berufen etwas zu erklären. Ich bin also nicht alleine als Feminist

Quotenmann

(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de

Die Einen gehen in Ihrer Erklärung etwas weiter, so fordern die Grünen eine Diskussion über Rollenbilder im Allgemeinen, die Anderen springen eher kürzer und fordern freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft gegen ungleiche Entlohnung. Das Hauptthema ist bei allen aber das Selbe: Frauen verdienen weniger und das ist unfair. Nun, dagegen gibt es nun wirklich nichts zu sagen. Es ist auch gut zu lesen, dass quer durch alle Parteien hindurch immer noch eine Benachteiligung der Frauen gesehen wird und nicht etwa ein zurückrudern à la Eva Hermann gefordert wird. Das Einzige was mich ein bisschen stört, ist, dass es im Grundduktus nur um Gehälter geht.

Ok, nun tu ich einigen der genannten Autoren auch ein bisschen Unrecht, denn schließlich lobt Pofalla ja die wichtigen Schritte der Bundesregierung in Richtung Gleichberechtigung (Elterngeld und Ausbau der Kinderbetreuung / ich kommentiere das nun mal explizit nicht inhaltlich) oder die Grünen fordern, wie schon gesagt, eine Diskussion über Rollenbilder im Ganzen. Doch all diese Themen sind Nebenschauplätze – im Grunde drehen sich alle Erklärungen um das Thema Einkommen. Natürlich, ich kann das gar nicht oft genug wiederholen, ist das eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit – aber es ist doch nicht alles was zu Gleichberechtigung und Gleichstellung zu sagen ist; mir fehlt einfach der Hinweis auf andere Themen. Ich habe leider nichts zum Thema Zwangsprostitution, zu Gewalt gegen Frauen, zu Geschlechterbildern in den Medien/in der Werbung, Sexismus, Gleichberechtigung und Religion, Sex, Frauenanteile in Führungspositionen (Wirtschaft, Wissenschaft, Politik), Karriere und Kind als Doppelbelastung oft nur für die Frau, usw gelesen. Und gar nichts hab ich gefunden, warum wir Männer für Gleichberechtigung kämpfen sollen.

Nun, ich will nicht falsch verstanden werden. Ich freue mich, dass diese Männer was gesagt haben. Einige von ihnen kenne ich persönlich und weiß, sie sind Feministen. Ich finde es toll, dass der Weltfrauentag Männer in allen Parteien dazu bringt, die Ungerechtigkeiten zu thematisieren, nur würde ich mich noch mehr freuen, wenn neben dem wichtigen Thema „gleiches Einkommen für alle“ auch andere Themen mit berücksichtigt würden und vielleicht auch mal etwas unterm Jahr dazu geschrieben würde.

27 Kommentare zu „Männer und die Gleichberechtigung

  1. „Und gar nichts hab ich gefunden, warum wir Männer für Gleichberechtigung kämpfen sollen.“

    Ja, warum sollen wir denn? Um uns ständig als Männer noch mehr beleidigen und verarschen zu lassen? Wohl kaum. Mal ernsthaft. Auch ich habe als Mann das Recht darauf mal schlicht und einfach sauer zu sein – bitterschwänzig, sozusagen ;-) – z.B. wegen der ständigen einseitigen Darstellungen zu bestimmten Geschlechterthemen.

    Du weißt doch selbst bestimmt genau, weshalb Frauen weniger verdienen. Und solange z.B. Gewalt an Männern, die einfach öfter vorkommt (ebenfalls durch Männer), als die an Frauen und solange Männerrechte derart in Deutschland beschnitten sind, sehe ich keine Relevanz mich für noch mehr Frauenbevorzugung einzusetzen.

    Ganz einfach.

  2. Hallo ryan,
    wir sind ein Blog, in dem es darum geht, über (einen modernen) Feminismus zu diskutieren. Kommentare wie deiner, die keinerlei konstruktiven Inhalt haben und in denen es letztendlich nur darum geht, den Feminismus als überflüssig darzustellen, sind hier unerwünscht.
    Da du uns nicht das erste Mal als destruktiver Kommentierer auffällst, möchte ich dich darauf hinweisen, dass weitere Kommentare dieser Art von uns kommentarlos gelöscht werden.
    Blogs, die sich mit deinen Anliegen auseinandersetzen, gibt es genug, dort bist du wohl besser aufgehoben.
    Für die Mädchenmannschaft: Anna

  3. Hallo Ryan,

    deine Aufregung kann ich aus einem Grund nicht so recht verstehen: Klar kann man auf den ersten Blick die Benachteiligung von Männern sehen und sich darüber ärgern, dass scheinbar nur auf die Bedürfnisse von Frauen eingegangen wird.
    Aber letzten Endes ist es doch viel eher so: Wenn die Frauen auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam machen, wird man sich doch auch überlegen: Wie sollen beide Geschlechter zukünftig leben, lieben und arbeiten? Was, so sehe ich das, auch dazu führt, dass immer mehr in den Fokus gerückt wird, wo Männer benachteiligt werden, beispielsweise beim Wehrdienst oder als Väter. Aber genau diese Denkstrukturen kommen doch auch aus der selben Zeit, als man jedem Geschlecht seine genau definierten Rollen zugewiesen hat, und da musste eben der Mann zum Militär, weil ja die Frau daheim auf die Kinder aufpassen musste. Wenn also die Frauen für ihre Gleichberechtigung kämpfen und sich auch Männer für diese Belange einsetzen, wird es fast zwangsläufig auch zu einer Diskussion kommen, wo Männer benachteiligt werden. Und deswegen ist es doch so wichtig, dass Männer sich auch konstruktiv zu Wort melden!

  4. Wo sind denn Männer benachteiligt? Werner hat doch klar gesagt, daß er sich zu Frauen als Gewaltopfer mehr Stimmen wünscht. Frauen werden öfter Opfer schwerer Gewalttaten, deshalb ist es nur logisch, sich auf sie zu konzentrieren. Auch Geschlechterbilder in den Medien müssen mehr thematisiert werden. Frauen kommen dabei im Gegensatz zu Männern schlecht weg. Wie mit Frauen in der Werbung umgesprungen wird, das würde man sich mit Männern nicht trauen. Darum und um noch viel mehr geht es.

  5. „Frauen werden öfter Opfer schwerer Gewalttaten, deshalb ist es nur logisch, sich auf sie zu konzentrieren“

    Das stimmt nicht, die meisten Gewalttaten werden an Männern zw. 18 und 30 verübt
    Was Du meinst, ist häusliche Gewalt, aber auf der Strasse hab ich ein ungleich höheres Risiko, als Du, ein paar mitzukriegen

  6. Der Spiegel läßt fünf Männer zu dem Thema zu Wort kommen.

    Hier steht auch, wo das restliche Problem liegt (der Paartherapeut paraphrasiert mein Grundargument).

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,611642,00.html

    „Natürlich machen Männer öfter Karriere, sie haben ja auch einen doppelten Anreiz: Sie bekommen nicht nur das Geld und die gesellschaftliche Anerkennung – sie werden dadurch auch für Frauen attraktiver. Denn Frauen suchen ihre Partner immer noch nach archaischen Gesichtspunkten aus. Er sollte nicht nur größer sein, sondern auch einen höheren Status haben, das macht ihn sexy. Das ist für Männer ein enormer Motivationsfaktor, Karriere zu machen, der auch im Arbeitsalltag immer präsent ist – und auf den Frauen leider verzichten müssen. Denn Frauen punkten bei Männern weniger mit Status, sondern eher mit Attraktivität.

    Fragt man Abiturientinnen, was ihnen bei der Berufswahl wichtig ist, sagen sie: Es soll Spaß machen, und ich will davon leben können. Bei vielen soll das Geld auch noch für ein Kind reichen, weil sie sich nicht mehr abhängig machen wollen. Aber fast keine sagt: Ich suche einen Beruf, mit dem ich einen Mann und zwei Kinder ernähren kann – einfach weil sie automatisch davon ausgehen, dass sie einen Partner haben werden, der zumindest gleich viel verdient.

    So ist die Partnerwahl der Frauen einer der Hauptgründe, warum die Emanzipation auf halber Strecke stehengeblieben ist. Eine Heirat mit einem erfolgreicheren und womöglich älteren Mann hat nämlich eine logische Folge: Wenn Kinder kommen, bleiben eher die Frauen zu Hause – weil sie schlicht das kleinere Einkommen haben. Das wiederum erhöht den Druck auf den Mann, Karriere zu machen, denn er ist plötzlich der Haupternährer der Familie.

    Ich glaube, viele Frauen haben die historische Chance, dass sie sich ihren Partner erstmals in der Geschichte ohne Blick auf seinen Geldbeutel aussuchen können, noch gar nicht erkannt. So lange sie ihr Beuteschema nicht modifizieren, werden sie gesellschaftlich nicht gleichziehen. Und in gewisser Weise ist das auch gerecht: Das Geld, das Männer in Führungspositionen verdienen, kommt ja oft auch ihren Frauen und Kindern zugute. Von Frauen, die viel verdienen, sind sehr viel seltener ganze Familien abhängig.“

  7. @jj: Ist es wirklich gerecht, wenn ich für das (angebliche) Beuteschema anderer Frauen mithaften muss? Ich glaube nicht.
    Leider sind nicht alle Probleme gelöst, wenn man sich wie ich einen Mann nicht nach dem Status aussucht. Auch wenn sich beide um einen gleichberechtigte Beziehung bemühen, greift immer noch die Gesellschaft von aussen ein. Arbeitgeber denken beispielsweise an einen Ausfall wegen eines Babys, wenn sie mich sehen, nicht wenn sie meinen Freund sehen. Ich bin es, von der die Leute erwarten, dass ich Kinder und Beruf irgendwie vereinbare, nicht mein Freund. Usw. Viele der Faktoren, die darauf einwirken, wer wie viel verdient etc., hat man einfach als Einzelperson nicht unter Kontrolle. Es wäre wunderschön, wenn man alles durch eigene Entscheidungen auf privater Ebene regeln könnte. Leider (und das ist für mich in meinen Leben ein ganz konkretes Problem) ist es nicht der Fall…

  8. Sappi,

    hat ja niemand behauptet, daß das gerecht sei, oder? Ich werde ja von weiblichem Paarungsverhalten ebenfalls zu Statussymbolismus genötigt, auch wenn ich dazu eigentlich keine besondere Motivation habe. Gerecht? Der Punkt ist halt nur, daß individuelle Entscheidungen aggregiert die gesellschaftliche Realität ausmachen, und daß die sozialen Konsequenzen der jeweils individuellen Partnerwahl von Frauen eine Variable ist, die von Frauen in dieser Diskussion (vermutlich aus guten Gründen…) nicht so besonders gerne diskutiert wird.

  9. @ jj: Ich bezog mich auf den letzten Abschnitt der Aussage des Paartherapeuten.

    Es gibt keinen Grund, weshalb ich für den Durchschnitt aller Frauen haften sollte. (Ich halte das ganze Argument mit der Partnerwahl für wenig überzeugend, aber mal angenommen, es würde stimmen). Genausowenig ist es gerecht, wenn du als Mann zum Statussymbolismus genötig wirst. Ich denke, dass der Paartherapeut bei der Aussage im letzten Abschnitt einen Denkfehler gemacht hat.

  10. Sappi,

    stimmt, der hat das mit einer Gerechtigkeitswertung verbunden, hatte ich glatt übersehen.

    Genausowenig ist es gerecht, wenn du als Mann zum Statussymbolismus genötig wirst. Ich denke, dass der Paartherapeut bei der Aussage im letzten Abschnitt einen Denkfehler gemacht hat.

    Mit der Gerechtigkeitsgeschichte sollte man vorsichtig sein, aber ich kann als einzelner Mann nichts am Paarungsverhalten von Frauen insgesamt ändern. Ich kann entweder auf die Paarung verzichten, Glück haben und ein Exemplar finden, das auf Statussymbolismus nicht reagiert, oder mich den im Regelfall gefordeten Kriterien anpassen. Die letzte Strategie ist zumindest quantitativ sicher die erfolgversprechendste. Meiner Erfahrung nach im übrigen genauso bei sich als Feministin identifizierenden Frauen wie bei anderen.

  11. Bei dem Partnerwahl-Argument ist das Problem, dass es klingt, als ob Partnerwahl in einem gesellschaftlichen Vakuum stattfände. Als gäbe es nur die eine Richtung: Dass sich individuelle Entscheide von Frauen (und Männern) aggregieren. Jedoch ist es so, dass sich die gesellschaftliche Ebene auch auf individuelle Entscheide auswirkt. In die Vorstellungen einer angemessenen Partnerwahl wird man hineinsozialisiert. Durch die Benachteiligung von Frauen im Berufsleben und durch die erwartete Doppelbelastung Kinder/Beruf ist es oft auch noch individuell für eine Frau rational, einen Mann mit Geld und hohem Status auszuwählen. Kurz gesagt, es ist ein Feedback-Prozess, in dem man zwar als Individuum durchaus einen gewissen Einfluss nehmen kann, aber der sicher nicht frei ist von gesellschaftlichen Einflüssen. Ich finde es auch nicht richtig, die Verantwortung nur an den Frauen festzumachen, denn damit Frauen Männer aufgrund des Status wählen können, müssen Männer dieses Spiel auch mitmachen.

    Das Ganze erlebe ich auch als sehr dynamischen Prozess: Es kann sein, dass Mann und Frau ursprünglich mit einer ähnlichen Ausbildung beginnen, die Frau aber ihre beruflichen Erwartungen schon an die Idee angepasst hat, dass die Vereinbarung von Kindern und Beruf schwierig sein wird, der Mann dieses Problem jedoch gar nie in Betracht gezogen hat- denn Vereinbarung von Beruf und Familie wird fast immer nur mit Bezug auf Frauen diskutiert. Plötzlich befindet er sich dann auf einem Karrieregleis, wo Teilzeit fast nicht möglich ist, während die Frau (mehr oder weniger bewusst) eine solche Karriere für sich ausgeschlossen hat. Entscheidungen über die Karriere trifft man ja auch oft schon, bevor man überhaupt weiss, wer der zukünftige Partner sein wird und zu welchem Deal er bereit ist.

    Es kann unter den heutigen Umständen vorkommen, dass es individuell irrational ist, als Frau eine Karriere anzustreben, die Vollzeitarbeit erfordert und gleichzeitig Kinder zu planen. Man kann schlicht nicht damit rechnen, dass der Mann bereit sein wird, Teilzeit zu arbeiten. Für ihn präsentiert sich die Lage genau umgekehrt. So rutscht man leicht in eine traditionelle Rollenverteilung, selbst wenn keiner von beiden das wollte.

    Man muss sich auch nicht erstaunen, wenn junge Frauen nicht davon ausgehen, dass sie später mit ihrem Einkommen die ganze Familie ernähren werden, wenn das in unserer Gesellschaft bis jetzt kaum vorkommt.

  12. Sappi,

    „Kurz gesagt, es ist ein Feedback-Prozess, in dem man zwar als Individuum durchaus einen gewissen Einfluss nehmen kann, aber der sicher nicht frei ist von gesellschaftlichen Einflüssen. Ich finde es auch nicht richtig, die Verantwortung nur an den Frauen festzumachen, denn damit Frauen Männer aufgrund des Status wählen können, müssen Männer dieses Spiel auch mitmachen.“

    Völlig korrekt, überhaupt kein Widerspruch. Nur an Frauen kann man das sicher nicht festmachen, das ist vermutlich einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Mensch und (so manchem) Tier – bei uns gibt es (in Grenzen) gegenseitige Partnerwahl. Aber „female choice“ ist dennoch deutlich bedeutender als „male choice“, denn Frauen haben nun mal die knappen reproduktiven Ressourcen, und damit müssen wir alle leben und „Gerechtigkeit“ und Gleichheit/Gleichwertigkeit innerhalb dieser fundamentalen Ungleichheit definieren.

    Hast Du meine Bemerkung zum Matriarchatsartikel im Selbermach-Thread gelesen? Passt auch hierzu.

  13. @ jj: Zu den knappen reproduktiven Ressourcen der Frauen: Müssten dann die Partnerwahlprozesse nicht z.B. bei älteren Menschen, die keine reproduktiven Ressourcen mehr haben, anders ablaufen? Was ist mit der Partnerwahl von Menschen, die sich nicht reproduzieren wollen?

    Ich denke nicht, dass uns die Tatsache, dass die Reproduktion für Frauen körperlich mehr „kostet“, alleine sehr viel sagt. Wie sich das auswirkt, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Beispiel: Wenn man (rein hypothetisch) in einem System leben würde, in denen für das Aufziehen der Kinder kollektiv bezahlt würde, dann gäbe es für Frauen weniger Gründe, einen Mann mit viel Geld für die Reproduktion auszuwählen.
    Ich verstehe auch nicht ganz, was an der Ungleichheit bezüglich der reproduktiven Ressourcen so fundamental sein soll – hängt das nicht davon ab, wie die Gesellschaft mit dieser Ungleichheit umgeht?

    Um zum Artikel zurückzukommen: Ich bin mit Werner einverstanden. Es ist schade, dass viele wichtige Themen aus der Diskussion ausgeblendet werden. Wichtig finde ich vor allem (und leider ist das zu selten ein Thema), dass Gleichberechtigung nicht immer nur als öffentliches, sondern auch als privates Thema betrachtet wird – als etwas, das wir im täglichen Leben anstreben sollten. Und dass Gleichstellung auch kulturelle Veränderungen erfordert, nicht nur institutionelle Veränderungen.

  14. Sappi,

    natürlich muß man sich vor monokausalen Erklärungen hüten, dafür ist das Leben einfach zu komplex. Natürlich ist auch die gesellschaftliche Behandlung des „kleinen“ Unterschieds bedeutsam für die Frage der Partnerwahl und ggf. der Weitergabe bestimmter Gene oder kultureller Praktiken. Die Zirkularität ist leider nicht aufzulösen. Aber wenn man sich die Frage stellt, warum es überhaupt zu unterschiedlicher Behandlung kommen konnte, bleibt kaum etwas als diese Asymmetrie.

  15. „Aber wenn man sich die Frage stellt, warum es überhaupt zu unterschiedlicher Behandlung kommen konnte, bleibt kaum etwas als diese Asymmetrie.“

    Interessanter Punkt. Allerdings kommt es unter Menschen durchaus zu „grundloser“ sehr unterschiedlicher Behandlung. Zum Beispiel Hautfarbe. Es gibt keine inhaltlichen Gründe, weshalb Hautfarbe wichtig sein sollte, und doch wurde und wird sie zu massivster Konstruktion von Kategorien unter Menschen verwendet, mit riesigen Folgen. (Und spannend sind auch die „wissenschaftlichen“ Rechtfertigungen von Rassismus, die ja lange durchaus als objektiv betrachtet wurden).

    Das spricht für mich dafür, dass letztlich irgendein Merkmal sozial relevant gemacht werden kann und dass sich rechtfertigende Diskurse entwickeln können, die sehr stark sind, selbst wenn kein guter Grund dahinter ist. Wie es beim Geschlecht ist, ist damit natürlich nicht gesagt, aber vielleicht kannst du verstehen, weshalb ich skeptisch bin.

  16. Sappi,
    guter punkt. hatte mal ein buch aus den dreißgerjahren in der hand. zum thema „rassenlehre“. gruselig, gruselig. in diesem bereich ist biologismus ja gott sei dank (im wissenschaftsbetrieb) ein bisschen „aus der mode“ gekommen, wenn auch nicht ganz ausgestorben.

  17. wenn ich sagte, Frauen werden öfter Opfer Gewaltopfer, so ist daran nichts misszuverstehen. Welches ist die schwerste Form von Gewalt? Es ist Mord. Sollte einleuchten. Wer sind nun die häufigsten Mordopfer? Es sind Frauen. Auch schwere Körperverletzung fällt darunter, von Knochenbrüchen bis hin zu Schädeltrauma mit bleibenden Hirnschäden. Auch hier Frauen die Hauptopfer. Bei sexueller Gewalt ist es ohnehin klar. Wenn man nun alles zusammenrechnet, so kann man sehen dass das Risiko, als Frau Opfer einer Gewalttat zu werden, deutlich höher ist als die eines Mannes. Warum sonst gibt es Frauentaxis? Wenn Männer öfter überfallen werden, müsste es ja Männertaxis geben.

  18. @Liandra: Männertaxis wären in der Tat eine sinnvollere Alternative, da Frauen ein geringeres Risiko haben, überfallen zu werden. Und da 98% aller Vergewaltigungen/Missbrauch von dem Opfer nahestenden Personen verübt werden, sind alle Ratschläge an Frauen (nicht allein weggehen, Kleidung „anständig“ halten, nachts nicht durch den Park nach Haus gehen…) auch totaler Quatsch.

    Wenn Frauen irgendwas passiert, dann meistens durch den Partner, Verwandte oder vermeintliche Freunde. Das gleiche gilt auch für Kinder.

  19. Und da 98% aller Vergewaltigungen/Missbrauch von dem Opfer nahestenden Personen verübt werden, sind alle Ratschläge an Frauen (nicht allein weggehen, Kleidung “anständig” halten, nachts nicht durch den Park nach Haus gehen…) auch totaler Quatsch.

    hm, das würd ich nicht so sagen….

    zum (nachts) alleine weg/durch den park gehen: das ist glaub ich geschlechtsunabhängig ein guter tipp (zumindest in bestimmten gegenden).

    zu „anständigen“ kleidung: also meiner wahrnehmung nach macht es schon einen ziemlichen unterschied, wie oft man angelabert wird (gerade auch, wenn sich die herren zu mehreren befinden), je nachdem wie explizit die getragene klamotte ist.
    und der schritt von angelabert zu bedrängt werden ist mM nach nicht SO groß. dass das dann direkt in ner vergewaltigung endet, will ich nicht behaupten (aber auch nicht grundsätzlich ausschließen). ABER ich kann mir schon vorstellen, dass ein bestimmtes äußeres (wobei nicht nur kleidung, sondern auch körpersprache, statur etc mit reinspielen werden) sexuell motivierte grenzverletzungen durch fremde begünstigen.
    (ich muss *hier* nicht dazu sagen, dass das nichts mit mitschuld und blabla zu tun hat, ne?^^)

    und zu den 98% ‚freunde’/verwandte/partner ist die zahl so tatsächlich korrekt? die hört man ja öfter, aber an anderer (ich glaube auch feministischer) stelle las ich die version, dass es sich um personen handelt, die dem opfer *bekannt* sind (ohne jetzt derart nahestehend zu sein wie o.g.). dass zb täter ersten kontakt herstellen, indem sie im vorfeld an der bushalte das spätere opfer nach der uhrzeit fragen (anstatt aus dem gebüsch gesprungen zu kommen).
    hat da jemand genaue quellen?
    wie auch bei zahlen über schlechtere löhne von frauen muss man mM nach sehr genau hinsehen, damit man von ner wasserdichten position aus argumentiert.

    disclaimer: ich hoff, das wasr alles halbwegs verständlich formuliert, ich fühl mich ob der uhrzeit nicht mehr ganz zurechnungsfähig^^°

  20. „Und da 98% aller Vergewaltigungen/Missbrauch von dem Opfer nahestenden Personen verübt werden, sind alle Ratschläge an Frauen (nicht allein weggehen, Kleidung “anständig” halten, nachts nicht durch den Park nach Haus gehen…) auch totaler Quatsch.“

    Wenn das stimmt, dann wäre es ja das Sicherste für Frauen, gar nicht mehr nach Hause zu gehen, sondern gleich im Park zu übernachten.

  21. Was ihr hier für Diskussionen aufmacht… Ist doch ziemlich wumpe, welchen ‚Geschlechts‘ die Person ist, die aufgrund dieser Zuordnung Gewalt erleiden muss. Das ist niemals zu vernachlässigen. Die Details sind bei SoziologInen besser aufgehoben – ich bin gegen Sexismus und damit gegen sexistische Gewalt, ob diese sich nun gegen ‚Frauen‘ oder ‚Männer‘ richtet. Wenn wir das Feminismus nennen, dann bin ich Feminist, wenn nicht, dann bin ich halt irgendo ein Gender-Bewegter.
    Wenn wir den Weltfrauentag so nehmen, wie er ist, dann ist es auch klar, dass wir am achten März zuerst von der Gewalt und den Diskriminierungen Frauen gegenüber sprechen. Wenn wir aber in der heutigen Zeit erkennen müssen, dass die Kategorie ‚Geschlecht‘ alle Menschen in ein Rollenmuster zwängt, somit diskriminiert und zu potenziellen Gewaltopfern macht, dann ist es durchaus sinnvoll, am Weltfrauentag auch über Sexismus gegenüber ‚Männern‘ zu sprechen. Vielleicht weniger, weil ‚Männer‘ seltener zu ‚Opfern‘ von Gewalt und Diskriminierungen werden. Ob wir das Ganze dann noch Weltfrauentag nennen… kA, aber bevor wir darüber einen Streit um (eigentlich unsinnigen) Symbolismus führen, lassen wir das lieber.

    Btw: Ich kann jjs Position nicht nachvollziehen. Wer Partnerwahl (ich finde das Wort ‚Paarungsverhalten‘ hier vollständig fehl aml Platz, weil die Analogie zum Tierreich hier schlicht falsch ist – genügend Menschen bleiben glücklich ohne Kinder und in den meisten Fällen stehen Kinderwünsche bei der Partnerwahl sicherlich nicht im Vordergrund) als die große Anpassungsmaschinerie erlebt, macht irgendwas falsch. Wer die Kompromisse schon vor der Beziehung meint, Kompromisse machen zu müssen, kann darin erst recht nicht glücklich werden. Und wer dann auch noch seine Ziele (in jjs Fall offenbar ‚Frauen‘) für den eigenen Gehorsam gegenüber etablierten Identitätskonzepten verantwortlich macht, sucht den Schuldigen an der falschen Stelle.
    Identität und Reflexion darüber stehen nicht außerhalb der Gesellschaft, sehr wohl aber in einem Wechselverhältnis. Falls sich keine passenden Identitätsentwürfe finden lassen, gibt es immer noch die Möglichkeit der schlichten Negation bestehender Entwürfe.

  22. nochmal zu dieser berufswahl bzw verdienstgeschichte:
    ich bin auch eine dieser frauen denen es bei ihrer berufswahl eher darum ging etwas zu machen was mir spaß und mich unabhängig macht. das reicht mir, ich strebe keinen hohen verdienst an und habe auch nicht vor jemanden (außer eventuelle kinder) mitzuernähren. ich möchte aber auch ebensowenig ernährt werden, habe eine schwäche für brotlose künstler und finde dieses ganze konzept vom ernähren eh überholt.
    und vielleicht ist es ja auch besonders schlau von frauen sich das nicht zum ziel gemacht zu haben? ich meine wie glücklich sind männer die sich in dieses konzept zwingen lassen?
    ich muss dazu sagen, dass ich auch das geschreie um lohnungleichheit gerade unter diesem gesichtspunkt nicht gut finde. ich möchte mich nicht darüber beschweren dass ein topmanager mehr verdient als ich. der (und auch die) arme hat wahrscheinlich selbst in seiner/ihrer freizeit das diensthandy am ohr…
    was lohnungleichheit bei gleicher qualifikation und stellung betrifft sieht es natürlich anders aus!

  23. „Was ihr hier für Diskussionen aufmacht… Ist doch ziemlich wumpe, welchen ‘Geschlechts’ die Person ist, die aufgrund dieser Zuordnung Gewalt erleiden muss.“

    Nein ist es nicht.
    Es geht um subjektive Bedrohungsgefühle und das man sie eventuell auch nehmen kann.
    Ich hatte nie eine Schwester und weiss nicht, wie ein Mädchen jetzt konkret erzogen wird (also typische Weise), ich kann mir aber vorstellen, dass es von klein auf lernt, geh da nicht hin und da nicht hin usw. Und sowas merkt man sich ja ins „Alter“ (Frauen werden ja nicht alt, nur besser).
    Als jm., der schon lange Selbstvertedigung betreibt, sage ich, dass weniger von dem Zeugs erzählt werden sollte (man muss ja nicht in der dunkelsten Ecke in der üblesten Hood parken), sondern oft ist es eher ein Problem, dass viele Mädchen und Frauen offenbar nicht verstehen, dass jm., und wenn er 5 Jahre lang der beste Freund/Kumpel/Onkel/Dad oder die beste Freundin/Kumpeline/Tante/Mum war, sofort aufhört, diese/s zu sein, wenn er/sie sich nicht mehr so verhält. So erklärt sich denke ich ein Teil der ganzen Missbrauchsfälle im Bekanntenkreis (es gibt auch viele Männer, die naiv sind und weiss Gott, ich hab manchen Fuffi an unehrliche Dealer verloren, aber Missbrauch bei einem 18-jährigen Jungen ist wohl seltener der Fall als bei einem 18-jährigen Mädchen).

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