Liebet und vermehret euch!

Um das Aussterben des deutschen Volkes doch noch zu verhindern, hat nun auch die Bertelsmann-Stiftung eine Untersuchung zum Thema Familiengründung vorgelegt. Dieses mal geht’s um die jungen (15 bis 42 Jahre alten) Männer! Zur Entwarnung: mehr als 90 Prozent der Befragten wünschen sich ein Kind. Gerettet sind wir jedoch noch nicht, denn knapp die Hälfte kann nach eigenen Angaben auch ohne Kinder glücklich werden. Ansonsten ist nichts Neues zu erfahren, nur dass alte Rollenklischees die Sicht junger Menschen dominieren.

Quotenmann

(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de

Die befragten Männer sehen sich immer noch als Versorger: Für 57,2 Prozent kommt die Gründung einer Familie erst in Frage, wenn er sie ernähren kann. Dass die Partnerin beruflich etabliert ist, ist nur für 18 Prozent wichtig. 95 Prozent der befragten Männer sehen ihre Pflicht darin, der Familie ein Heim zu bieten, 94 Prozent betrachten es als ihre Aufgabe, den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen.

Überraschen wird das wohl niemanden. Solange die ungerechte Bezahlung am Arbeitsmarkt und ein neoliberales Konsumdenken (mehr Geld = glücklicher) vorherrschen, wird „der Mann“ automatisch in diese Rolle hinein erzogen. Die Zeit der Erziehung wird karrieremäßig nur als Verlust betrachtet. Frauen verdienen prinzipiell weniger, erst Recht, wenn sie Erziehungsurlaub genommen haben. Dem Vater bleibt gar nichts anderes übrig als den Ernährer zu geben. Schließlich will jeder ja nur das Beste für das Kind und das – so lehrt es uns die Gesellschaft – bekommt es nur, wenn möglichst viel Geld in der Kasse ist.

Neu ist laut Bertelsmann-Stiftung, dass sich die Väter nun „auch in der Betreuung engagieren“ (rund 94 Prozent) und „sich Zeit für das Kind nehmen“ (rund 80 Prozent) wollen. Die Hälfte der Nicht-Väter will auch den Beruf in der Zeit nach der Geburt zurückstellen – laut der BZgA Untersuchung „männerleben“ (2004), tritt in der Realität genau das Gegenteil ein: Der Mann arbeitet nach der Geburt eines Kindes tendenziell mehr als vor dem ersten Kind. Beides ist logisch. Wer würde schon angeben, möglichst wenig Zeit mit dem Kind verbringen zu wollen? Wenn Mann dann aber erst mal der alleinige Ernährer ist, lastet die gesamte finanzielle Verantwortung auf seinen Schultern. Er muss im Beruf bestehen – ein Versagen wäre fatal. Würden beide Elternteile arbeiten und sich um das Kind kümmern, könnte auch der Mann das Ganze entspannter angehen.

Unterm Strich nicht viel Neues, außer dass Männer schon wollten, aber es doch nicht tun – sei es nun, eine Familie zu gründen oder sich Zeit für das Kind zu nehmen.

Fraglich bleibt für mich beim Lesen solcher Papiere immer wieder, was damit bezweckt werden soll. Dass sich der Mann immer noch als Ernährer sieht, kann doch – wie oben bereits beschrieben – nicht überraschen. Über Lösungsmöglichkeiten, oder was die Männer wirklich vom Gründen einer Familie abhält, erfährt man kaum etwas bis gar nichts. Kein Wort zu Ganztagsbetreuung im Kindergarten oder Hort, noch nicht mal eines zu Betreuungsmöglichkeiten im Allgemeinen. Ob es vielleicht gerade das Bild des hart arbeitenden und meist abwesenden Ernährers ist, das abschreckt, wird nicht weiter erfragt.

Sinnvoller und interessanter fände ich es zu erforschen,
– warum Ganztagsbetreuung in Deutschland immer noch so einen schlechten Ruf hat;
– wie moderne Arbeitszeitmodelle, die es beiden Elternteilen erlauben sich beruflich zu verwirklichen, aussehen könnten und
– wie wir diese Gesellschaft dazu bringen, endlich das Erziehen von Kindern als produktive Arbeit, und somit auch aus Sicht der Männer und der Wirtschaft als wertvoll, zu begreifen.

Gerade letzteres wäre wichtig – denn erst dann werden die Ernährer bereit sein, zu Hause zu bleiben und die Firmen Erziehungsurlaub nicht mehr mit Gehaltseinbußen bestrafen.

37 Kommentare zu „Liebet und vermehret euch!

  1. Das Problem für die Männer sind doch nicht die fehlenden Betreuungseinrichtungen, sondern eher die finanzielle Unsicherheit und schlechte berufliche Planbarkeit vor allem bei jungen Männern. Eine Familie zu gründen ist, finanziell gesehen, ein Risiko, und solange die Gesellschaft da immer weniger Sicherheiten bieten will, wird es immer wenige Menschen geben, die es sich leisten können, dieses Risiko einzugehen.

  2. Daher wäre es ja so sinnvoll – wie Werner schrieb – Erwerbs- und Erziehungsarbeit so aufzuteilen, dass beide Geschlechter gleichberechtigt an sowohl dem einen als auch dem anderen partizipieren können. Das setzt aber voraus, dass Frauen genauso gut verdienen wie Männer, damit die Entscheidung nicht vom Geld abhängt.

    Betreuungsangebote gehören natürlich dazu. Sie ermöglichen ja erst, dass beide Elternteile arbeiten gehen können.

    Erinnert mich an etwas, das ich kürzlich gelesen habe: »Die sogenannte Vereinbarkeitsproblematik wird selten tatsächlich in der männlichen Lebensorientierung berücksichtigt, sondern wird in erster Linie als Problem für junge Frauen begriffen. Für aktive Vaterschaft fehlen bislang häufig sowohl Vorbilder als auch Möglichkeiten.« (Budde, Jürgen: Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen. Bonn/Berlin, 2008.)

  3. Tja, ich bin erschüttert.

    „Für 57,2 Prozent kommt die Gründung einer Familie erst in Frage, wenn er sie ernähren kann“

    eigentlich würde ich erwarten, dass 100% der Männer erst dann eine Familie gründen würden, wenn sie sie ernähren können. Ebenso, wie ich erwarten würde, dass für 100% der Frauen eine Familie erst in Frage kommt, wenn sie sie ernähren können.

    „Dass die Partnerin beruflich etabliert ist, ist nur für 18 Prozent wichtig.“

    Soso. Ich kann nur aus dem Nähkästchen plaudern. Da meine Freundin in der Lage ist, unsere Familie zu ernähren, ist es ihr vollkommen egal, ob ich beruflich etabliert bin. Seltsam… Vielleicht ist es ihr ja egal, weil ich für sie nicht der Familienjäger bin und sie mich nicht in diese Rolle reindrängen will? Und warum könnte es den Männern egal sein… hm…

    „95 Prozent der befragten Männer sehen ihre Pflicht darin, der Familie ein Heim zu bieten“

    WAAAS?!? Nur 95 Prozent? Ich würde erwarten, dass alle Menschen dieser Welt es für ihre Aufgabe halten, der Familie ein Heim zu bieten. Auch hier sind meine Freundin und ich uns einig. Hab sie gerade gefragt: Schatz, siehst Du es als Deine Pflicht, Deiner Familie ein Heim zu bieten? Antwort bestand aus zwei knappen Buchstaben. Und es war kein „Nö!“

    94 Prozent betrachten es als ihre Aufgabe, den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen.

    s.o.

    Ganz neben der Tatsache, dass die Fragen wahrscheinlich unglaublich blöd gestellt waren, stellen wir uns folgende Auswertung vor:

    Die befragten Männer wollen niemanden mehr versorgen: Für 2,5 Prozent kommt die Gründung einer Familie erst in Frage, wenn er sie ernähren kann. Dem Rest ist die Versorgung vollkommen gleichgültig. Dass die Partnerin beruflich etabliert ist, ist für 96 Prozent Voraussetzung, sonst müssten sie ja auch noch arbeiten! Kaum ein Prozent der befragten Männer sehen ihre Pflicht darin, der Familie ein Heim zu bieten, der Rest ist der Ansicht, das sei Frauensache. Auch der Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen ist nach Meinung von 96% der Männer Aufgabe der Frau.

    Auf das Geschrei wäre ich gespannt ;-)

  4. P.S.: Natürlich nehme ich alles zurück, wenn die Fragen der Stiftung so gestellt waren, dass „NUR DIE MÄNNER“ versorgen sollen etc.

    War die Frage jedoch: Sehen sie sich in der Pflicht zu versorgen etc. muss jeder Mensch eine solche Frage mit „ja“ beantworten. Zumal es ja wohl nur die Antworten „ja“ und „nein“ gab und nicht „ja“, „nein“, „gleichberechtigt mit der Frau“, oder?

  5. Lieber Werner, ist „Erziehungsurlaub“ wirklich der richtige Ausdruck? Das klingt doch sehr nach Palmen und Strand und Ausschlafen. Frau von der Leyen spricht ja mittlerweile von Elternzeit.

  6. Werner,

    „Dass sich der Mann immer noch als Ernährer sieht, kann doch – wie oben bereits beschrieben – nicht überraschen.“

    Ist sicher so, daß da auch eine Menge Sozialisierung dabei ist. Aber lediglich wirtschaftliche Variablen zu diskutieren ist ohne die Transfermechanismen aus meiner Sicht problematisch. Warum besteht denn bei Männern das Bedürfnis, sich als Ernährer zu sehen? Und verändert sich das über die Zeit? Warum ist finanzielle Sicherheit für Frauen noch so attraktiv, wenn es um die Partnerschaft geht (und ja, da wiederhole ich mich)?

    Finden wir es denn letztlich gut, wenn Leute eine Familie gründen, die nicht mal die wirtschaftliche Verantwortung für ihren Nachwuchs übernehmen können? Will sagen, ist „Sicherheit“ nicht eine legitime Forderung von beiden potentiell beteiligten?

    Ist das irgendwie falsch? Finde ich nicht. Ich will, daß meine/unsere potentiellen Kinder den Klavierunterricht, die Fußball oder Balletschuhe bekommen können, daß sie die Möglichkeit haben, ohne finanzielle Sorgen aufzuwachsen. Ich gehe davon aus, daß meine zukünftige Frau dazu beitragen wird, aber ja, ich habe da keinen 50/50 Anspruch. Das ist ein gemeinsames Projekt – aber ich habe gleichzeitig irgendwie Angst davor, daß es eben kein gemeinsames Projekt mehr sein könnte, wenn sie 80 Prozent liefert und ich nur 20 – und das geht scheinbar den meisten anderen Jungs/Männern auch so.

  7. Schnell noch ein wenig Senf zum HotDog:

    Das ist ein gemeinsames Projekt – aber ich habe gleichzeitig irgendwie Angst davor, daß es eben kein gemeinsames Projekt mehr sein könnte, wenn sie 80 Prozent liefert und ich nur 20 – und das geht scheinbar den meisten anderen Jungs/Männern auch so

    Das sehen die Frauen ja auch so. Deswegen wollen sie doch Gleichberechtigung, damit in jeder Lebenslage gemeinsame Projekte aller Menschen entstehen können.

    Also: Bertelsmannstudie als den Blödsinn abhaken, der sie nunmal ist und weiter an gleichberechtigten Partnerschaften in jeder Lebenslage feilen!

    Senf Ende.

  8. dieses märchen von den aussterbenden deutschen wird leider auch hier nicht hinterfragt?!

    leute, die erde ist bereits verheerend übervölkert und wir reden drüber, wie man männer dazu bekommen kann, kinder zu zeugen?

    kommt mir so vor, als würde man in papua neuguinea maßnahmen diskutieren, um endlich den CO2-ausstoß der industrieländer zu erreichen.

    A.

  9. Prinzipiell stimmt ich dir voll und ganz zu, Alpenglühen. Ich glaube, worum es hier allerdings mehr geht, ist, wenn Kinderwunsch besteht bzw. bei der hypothetischen Annahme, dass später einmal Kinder da sind, wie Männer dann ihre Rolle sehen. Und die scheint laut dieser (und anderer) Studien immer noch stark traditionell ausgeprägt zu sein.

  10. @ Alpenglühen:

    Um das Aussterben des deutschen Volkes doch noch zu verhindern

    klingt für mich sehr nach Ironie. Das vielleicht nur als Lesehinweis.

  11. susanne, des lesens bin ich nicht mächtig. nur schreiben gelingt mir ab und zu.

    im ernst: dieser eine ironische satz ändert an der intention des artikels und der diskussion. das märchen von den aussterbenden deutschen wird in der sache kritiklos repetiert.

    und auch am universellen kinderwunsch darf doch mal gezweifelt werden, oder?

    A.

  12. „Sinnvoller und interessanter fände ich es zu erforschen,
    – warum Ganztagsbetreuung in Deutschland immer noch so einen schlechten Ruf hat;
    – wie moderne Arbeitszeitmodelle, die es beiden Elternteilen erlauben sich beruflich zu verwirklichen, aussehen könnten und
    – wie wir diese Gesellschaft dazu bringen, endlich das Erziehen von Kindern als produktive Arbeit, und somit auch aus Sicht der Männer und der Wirtschaft als wertvoll, zu begreifen.“

    Werner, das Problem ist nicht, dass diese Themen nicht erforscht wären. Es hapert an der Umsetzung. Und Presse kriegen nur so schön medialhäppchenaufbereitete Sachen wie die von Bertelsmann.

    HIer nur ein paar Beispiele, zwar alles eine Quelle, aber dafür profunde langjährige Forschung
    Vereinbarkeit
    http://www.boecklerboxen.de/3053.htm
    http://www.boeckler.de/projektlist_projekte_wsi_21049.html
    http://www.boeckler.de/projektlist_projekte_wsi_21098.html

  13. Oh Alpenglühen, Du nimmst mir die Worte aus dem Mund (bzw. aus den fingern)

    Klar lassen sich anhand von Grundeinstellungen gegenüber Familie, Kindererzieung etc. recht anschaulich Geschlechetrrollenvorstellungen erforschen (puh, Deutsch ist echt unschlagbar was zusammengesetzte Substantive angeht..)

    Ob aber der utopische Gegenentwurf unbedingt dahin gehen muss, alle gleichberechtigt zu mehr Fortpflanzung zu motivieren?

    Angesichts der generellen weltweiten Überbevölkerug und dem enormen Ressourcenaufwand gerade beim Aufziehen eines Kindes in einer Industrienation finde ich es eher fatal, daß Kinderkriegen überhaupt finanziell gefördert wird.
    Das mag mir jetzt böse antifeministisch ausgelegt werden, aber zum Glück ist es doch heute so, daß auch Frauen nicht mehr gezwungen sind, irgendwann Nachwuchs in die Welt zu setzen und die damit verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen.

  14. aber zum Glück ist es doch heute so, daß auch Frauen nicht mehr gezwungen sind, irgendwann Nachwuchs in die Welt zu setzen und die damit verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen.

    Das dürfte wohl eine der größten Errungenschaften des Feminismus sein: Das eine Frau sich heute aus eigenem freien Willen heraus gegen die Mutterschaft entscheiden und ein männliches Rollenmodell leben kann (all inclusive) ohne von der Gesellschaft dafür geächtet zu werden.

  15. »Das eine Frau sich heute aus eigenem freien Willen heraus gegen die Mutterschaft entscheiden und ein männliches Rollenmodell leben kann (all inclusive) ohne von der Gesellschaft dafür geächtet zu werden.«

    Naja, ganz so schön und gleich wie es hier klingt, ist es nicht. Wenn ich – in welcher Runde auch immer – sage, dass ich keine Kinder möchte und mir dessen auch 100%ig sicher bin, ernte ich mehrheitlich Unverständnis und Ablehnung. Hier wird natürlich weniger mit »Aber wir sterben doch aus!« (kommt schon manchmal in abgeschwächter Form in Richtung allgemeiner Verantwortung für die Gesellschaft vor), sondern eher mit »Aber Kinder sind doch so toll!« bzw. »Das ist doch der Sinn des Lebens (einer Frau)!« oder mir wird gleich gänzlich die Meinung abgesprochen mit der Entgegnung »Ach, das ändert sich sicher noch!« bzw. einem klugscheißerischen und herablassenden »Da unterhalten wir uns in ein paar Jahren noch mal drüber!«.

    Am nervigsten dabei ist eigentlich, dass ich mich überhaupt rechtfertigen muss (ich mache es zwar meist, um halt meinen Standpunkt darzulegen), denn eigentlich sollte es doch genauso eine selbstverständliche Option sein, wie die, ein, zwei oder meinetwegen auch mehr Kinder zu bekommen. In manchen Situationen überlege ich mir auch, ob ich jetzt lieber nicht sage, dass ich eigentlich keine Kinder will. Wobei das eigentlich doof ist, weil so ja weiter die Selbstverständlichkeit produziert wird, alle Frauen würden Kinder wollen.

    Geht das den Männern hier genauso, wenn ihr sagt, ihr möchtet keine Kinder? (Sorry, ist nicht ganz das Thema, aber das frage ich mich schon länger.)

  16. Geht das den Männern hier genauso, wenn ihr sagt, ihr möchtet keine Kinder? (Sorry, ist nicht ganz das Thema, aber das frage ich mich schon länger.)

    Das wird unter Männern selten thematisiert. Die einen haben Kinder, die anderen eben nicht oder noch nicht. Wenn einer kommt mit „wann ist es denn bei dir soweit“ dann reicht ein Achselzucken und ein „Schaun mer mal“ und das Thema ist erledigt.

    Allerdings erscheint mir auch eine so absolute Aussage (niemals nie, 100%ig) auch etwas gewagt. Woher kannst du heute wissen wie du in 5 oder 10 Jahren darüber denkst?

  17. Peter, wenn Du Kinder kriegst, fragt Dich auch keiner, ob Du das nicht in 5 oder 10 Jahren bereuen wirst… Und sechs Jahre nach der Geburt ist eindeutig zu spät für eine Abtreibung.

    Man kann halt nicht so ein bischen Kinder kriegen, man hat welche oder nicht. Und irgendwann ist so eine Entscheidung dann mal endgültig.

  18. Sorry, Peter, diese Gründe werde ich hier nicht auflisten. Sie sind zahlreich und auch qualitativ ausreichend, so dass ich mir 100%ig bin, keine Kinder zu wollen. Und die Beurteilung dessen musst du schon ganz allein mir überlassen! Es gibt nämlich keine objektiven Gründe, nach welchen Menschen Kinder bekommen sollten oder nicht!

    »Schön« übrigens, dass du genauso reagiert hast, wie ich oben beschrieben habe.

    Ich glaube auch, dass das unter Männern kein so großes Thema ist, ergo bestimmt es ihre Lebensplanung auch nicht so sehr wie die von Frauen. Selbst wenn diese keine wollen (so wie ich), setzen sie sich doch zumindest mit dem Gedanken auseinander (weil sie eben die Gebärfähigkeit besitzen) oder müssen sich dafür rechtfertigen, wenn sie den Kinderwunsch verneinen.

    Ansonsten stimme ich Michiko voll und ganz zu: Niemand muss sich dafür rechtfertigen Kinder haben zu wollen, für das Gegenteil schon!

  19. *gg* Eigentlich wollte ich dir ja nur den Tip geben, wie du den Druck, dich rechtfertigen zu müssen, vermeiden kannst: Einfach keine absolute Aussage machen sondern eine relative.

    Sorry falls meine Antwort mißverständlich war.

    Das sich Männer mit dem Thema „Nachwuchs ja oder nein und wenn ja wann am besten“ nicht auseinandersetzen kann ich übrigens nicht bestätigen.

    Es wird halt in einer Männerrunde einfach als Thema nicht totgequatscht. Jeder macht es für sich aus. Oder diskutiert es höchstens mit dem besten Freund den man hat.

  20. Steffie,

    „Ansonsten stimme ich Michiko voll und ganz zu: Niemand muss sich dafür rechtfertigen Kinder haben zu wollen, für das Gegenteil schon!“

    Ich war ja nicht dabei, als Du Dich „rechtfertigen“ mußtest, aber so wie Du das darstellst scheinen mir die Reaktionen eher auf Unverständnis Deiner Entscheidung zu beruhen, denn auf einer wie auch immer gearteten moralischen „Verurteilung“, für die eine Rechtfertigung notwendig wäre. Will sagen, wenn in Deinem Umfeld Kinder die eindeutige Norm sind, dann ist es doch klar, daß die Normabweichung zunächst mal Fragen und Unverständnis mit sich bringt. Ist doch überall so. Wenn Du als Punk in die Zentrale der Deutschen Bank marschierst, wirst Du angestarrt, und wenn der Herr Ackermann einer Bauwagensiedlung einen Besuch abstattet genauso. Dann fragt man ihn natürlich, was er da will, denn er fällt halt aus dem Rahmen. Muß er sich dann „rechtfertigen“? Oder ist das einfach nur „erklären“? Ich finde letzteres. Ich bin ja nur Amateurpsychologe ;) aber manchmal wählen wir die Begriffe, die wir (Menschen) verwenden, weil sie eine Bedeutung für uns haben.

    Meinen Eltern ist das Thema („noch ledig und keine Kinder“) übrigens mindestens eine Diskussion im Monat wert (männlich, knapp über 30).

  21. @Peter: Warum soll ich relativieren, wenn ich sicher bin? Wenn jemand 100%ig Kinder will, stelle ich das doch auch nicht in Frage.

    Ich sagte nicht, dass Männer sich mit dem Thema nicht beschäftigen, sondern dass es sowohl einen quantitativen als auch einen qualitativen Unterschied in der Auseinandersetzung gibt.

    @jj: Du kannst mir glauben, es SIND Rechtfertigungen! Vielleicht nicht in jedem Gespräch, aber schon sehr oft. Ich weiß nicht, ob Kinder so stark die Norm in meinem Umfeld sind. Das ist eigentlich auch total egal, denn ich kann doch auch die Einstellung von Menschen akzeptieren, auch wenn sie nicht meiner eigenen Meinung entspricht! Warum wird da eine so große Kluft gezogen zwischen Frauen, die keine Kinder wollen und welchen, die welche wollen/schon welche haben? Von daher finde ich deinen Vergleich unpassend.

    Zu den Diskussionen, die du führen musst: Musst du das tun, weil du keine Kinder willst oder weil du welche willst, es bisher noch nicht geklappt hast und deine Eltern deswegen nerven? Das sind für mich zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte.

  22. „(…) denn ich kann doch auch die Einstellung von Menschen akzeptieren, auch wenn sie nicht meiner eigenen Meinung entspricht!“

    DU kannst das vielleicht, Steffie, aber das heißt nicht, dass Deine Umgebung das auch kann. Du wirst Deine Umgebung nicht ändern, und je mehr Du Dich darüber aufregst, dass die anderen Dich nicht verstehen bzw. Deine Haltung nicht akzeptieren, desto weniger überzeugend wirst Du in Deiner Haltung wirken. Es ist immer sehr ratsam, ein bisschen cool zu bleiben, wenn man weitgehend isoliert dasteht mit einer Meinung oder einer Lebensweise. Ich würde an Deiner Stelle einfach mal ausprobieren, bei nächster Gelegenheit auf eine Erklärung oder Rechtfertigung für Deinen nicht vorhandenen Kinderwunsch zu verzichten. Und mal schauen, was passiert. (Ich kann auch Amateurpsychologie ;-)

  23. »Du kannst mir glauben, es SIND Rechtfertigungen!«

    steffi, guten morgen,

    wir können ja in dieser frage alle nur aus unseren individuellen erfahrungen heraus sprechen. daher sind deine erlebnise dahingehend natürlich über jeden zweifel erhaben, wenn auch nicht repräsentativ. auf meine trifft diese ebenso zu. aber: ich bin das noch nie gefragt worden! und deshalb musste ich noch nie erklärungen oder rechtfertigungen abgeben.

    woran das liegt? keine ahnung. allerdings hat jj sicher recht, in meinem umfeld sind kinder nicht »norm«.

    wenn mich jemand mit kind/ern fragen würde, warum ich keine hab, würde ich vermutlich fragen, warum er/ sie welche hat. und aus die maus. ich muss das weder erklären noch rechtfertigen. in diese rolle lasse ich mich nicht drängen.

    A.

  24. Ist es nicht immer auch ein stückweit Unsicherheit, weshalb das Gegenüber nachfragt, warum man denn nun keine Kinder möchte. Denn du stellst damit ja indirekt auch ein wenig den Lebensentwurf derer in Frage, die Kinder wollen oder haben (nicht das du das aktiv tust, aber in der Empfindung deines Gegenübers könnte es schon eine Rolle spielen). Vegetarier müssen zum Beispiel auch viel häufiger erklären, warum sie kein Fleisch essen als dass die Leute, die Fleisch essen, erklären müssen, warum sie dies tun. Ich muss erklären, warum ich Ingeneurin bin, einem Ingenieur oder einer Sozialpädagogin passiert das wahrscheinlich seltener.
    ICh kann nur von mir sprechen, aber wenn mir mein Gegenüber etwas sagt, was mir „komisch“ erscheint, dann frage ich halt nach. Und „komisch“ ist halt oft das, was eben aus der Reihe tanzt. Eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann, weil ich eine ähnliche Entscheidung getroffen habe oder treffen würde, hintefrage ich nicht so leicht wie eine Entscheidung, die ich so nicht treffen würde.

  25. Ich habe nicht das Gefühl, daß ich so sehr unsicher rüberkomme oder auf bloße Nachfragen übereagiere.
    Ich glaube auch nicht, daß leute vieles, was sie so von sich geben, irgendwie böse meinen, aber ich finde es schon bemerkenswert, was einem teilweise völlig unreflektiert an den Kopf geworfen wird.

    Ich glaub, viele Leute denken einfach nur laut. Wenn ich irgendwo sage, daß ich kein Fleisch esse, sagt meistens mindestens eine Person in der Runde „Oh, das könnet ich aber nicht! Da würde mir (…) total gehlen“ Manchmal kommen auch ragen nach Mangelerscheinungen etc., die ganz bestimmt auch nicht böse gemeint sind.

    Und bei meinem nichtvorhandenen Kinderwunsch kommt dann eben spontan sowas wie „urgendwann tut Dir das dann leid“ oder „da fühlt man sich doch gar nicht so richtig als Frau“ bis hin zu „Naja, ist Deine Sache, aber irgendwie unnatürlich ist das schon“.
    Ich springe die Leute dafür nicht an und rechtfertige mich auch nicht ungefragt. Und wie gesagt, ichglaube auch nicht, daß die Leute (meist Frauen) das böse meinen. Nett ist es aber trotzdem nicht.

  26. @ Michiko: Solche Statements sind natürlich von anderer Qualität als Nachfragen. Dass das übertragen von eigenen Wertvorstellungen, Wünschen, Bedürfnissen,… auf Mitmenschen vollkommen daneben ist, darüber brauchen wir uns sicher nicht unterhalten, da stimme ich dir vollkommen zu. Aber weiter oben las es sich eher so (nicht bei dir, Michiko, sondern bei Steffi), als würden schon nachfragen nach dem Motto „Warum willst du denn keine Kinder?“ als respektlos empfunden, eben weil dadurch das Gefühl entsteht, dass man sich rechtfertigen muss. Und da denke ich, dass „Mindermeinungen“ halt einfach mehr Erklärungen bedürfen als Mehrheitsmeinungen.

  27. »ICh kann nur von mir sprechen, aber wenn mir mein Gegenüber etwas sagt, was mir “komisch” erscheint, dann frage ich halt nach.«

    ich würde nur nachfragen, wenn es sich um etwas wirklich exotisches handelt UND wenn es nicht zu privat ist. keine kinder zu haben, ist aber inzwischen alltäglich und es ist sehr privat.

    »… als würden schon nachfragen nach dem Motto “Warum willst du denn keine Kinder?” als respektlos empfunden …«

    ich bins noch nicht gefragt worden, aber wenn, dann würde auch ich das als respektlos empfinden.

    A.

  28. Ich hab das Gefühl, wir reden aneinander vorbei… Ich binde doch nicht jedem dahergelaufenen Menschen auf die Nase, ob ich Kinder möchte, also gehe ich davon aus, dass es sich um ein privates Gespräch handelt, wenn dort mein Kinderwunsch (bzw. -unwunsch) thematisiert wird. Und welchen Sinn hätte ein Gespräch, wenn das Gegenüber nichts über meine Beweggründe versucht herauszufinden? Gerade, wenn es eben keine „mainstream“-Meinung ist, neige ich in solchen Gesprächen dazu, nachzufragen, warum jemand diese Meinung hat (natürlich nicht, wenn ich diese Person vor 5 min an der Bushaltestelle kennengelernt habe). Denn gerade Meinungen, die nicht dem „mainstream“ entsprechen, deuten darauf hin, dass sich der/diejenige, der/die sie äussert, sich darüber mehr Gedanken gemacht hat, als jemand, der/die mit dem Strom schwimmt.
    Wenn ich bei jedem Nachfragen befürchten muss, dass meinE GesprächspartnerIn dies als Grenzüberschreitung empfindet, dann sehe ich keine Möglichkeit, überhaupt mit einem Menschen in einen persönlichen Kontakt zu treten.

  29. @Schnatterinchen: Sorry, dann bin ich vielleicht zu idealistisch. Ich rege mich eigentlich nicht auf, weil ich weiß, dass das nicht viel bringt. Ich stehe auch nicht isoliert da, ich weiß von anderen, die eine ähnliche Lebensplanung haben wie ich, dass sie sich bei solchen Themen generell zurückhalten, was dann wiederum den Eindruck der Normalität des Kinderwunsches verstärkt. Deswegen äußere ich mich dazu.

    @Alpenglühen: Es ging hier auch nur um persönliche Erfahrungen. Keine Verallgemeinerungen.

    @Miriam: Mit Erklärungen habe ich kein Problem, allerdings damit, dass mir die Meinung und Entscheidungsfähigkeit abgesprochen wird. Wenn ich meinen Standpunkt darlegen soll, ist das völlig in Ordnung. Wenn allerdings jemand meine Einstellung abwertet bzw. sie nicht für voll nimmt, finde ich das nicht okay.

    Bei Unsicherheit durch Abweichungen von Normalität stimme ich dir zu. Das könnte ein Grund sein.

    Es handelt sich schon um Menschen, die ich länger als 5 Minuten kenne – Bekannte oder eben auch Freunde. Und eben gerade, wenn es sich nicht um eine Mainstreammeinung handelt, haben sich die Personen – wie du meiner Meinung nach richtig feststellst – sehr ausführlich Gedanken zu dem Thema gemacht; meist mehr als die, die der Normalität entsprechen. Das ist auch bei mir der Fall. Daher möchte ich erst recht, dass meine Einstellung akzeptiert wird, da sie eben nicht einfach so dahingesagt ist, sondern ich mich hinreichend damit beschäftigt habe.

    »Wenn ich bei jedem Nachfragen befürchten muss, dass meinE GesprächspartnerIn dies als Grenzüberschreitung empfindet, dann sehe ich keine Möglichkeit, überhaupt mit einem Menschen in einen persönlichen Kontakt zu treten.«

    Wenn Meinungen als gleichwertig akzeptiert und nicht verurteilt werden, kann es nicht zu Grenzüberschreitungen kommen.

  30. „…dann bin ich vielleicht zu idealistisch.“

    „Es handelt sich schon um Menschen, die ich länger als 5 Minuten kenne – Bekannte oder eben auch Freunde.“

    Soviel Idealismus angesichts von Leuten, die Dir die „Entscheidungsfähigkeit abgesprechen“, Deine Einstellung „abwerten“, Dich „nicht für voll nehmen“?

    Ich will Dir ja nicht zu nahetreten, aber wozu braucht man Feinde, wenn man solche Freunde hat?!

    Solche Haltungen mir gegenüber kenn ich in erster Linie von meinen Eltern, also als ich so ca. 15 war, heute auch noch teilweise, aber das wird besser.

  31. Ja, bei meinen Eltern ist das ebenfalls so.

    Das betrifft ja nicht alle! Vielleicht ein bis zwei Handvoll Menschen (vorzugsweise Frauen). Wenn es um dieses Thema geht, scheint bei einigen der Verstand auszusetzen, bei denen das bei anderen Dingen nicht der Fall ist.

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