Kann Dieter Blechschmidt was dafür, dass er so saudoof ist?

Mit einem Facebook-Comment hat Dieter Blechschmidt, CDU-Ratsitzender aus Plauen, der Welt gezeigt, wo bei ihm der Hammer hängt, und zwar irgendwo im Hinterwald seines Denkapparates. Blechschmidt ist nämlich im Selbstverständnis Religionswissenschaftler oder sogar Psychologe, zumindest aber Grandmaster aller Bibel-Kenner. Und die Welt lässt er natürlich teilhaben an seinen „Erkenntnissen“. Also, nochmal in voller Länge für Euch:

“die bibel ist in ihrem kern sogar bis zu 5000 jahre alt und war immer in ihren aussagen topaktuell. die zeiten ändern sich aber grundlegende richtlinien für das menschliche zusammenleben ändern sich genausowenig wie naturgesetze. wenn die bibel seit 5000 jahren eindrücklich vor homosexualität warnt dann ist das auch heute noch gültig, selbst wenn einige politsch korrekte politiker das anders sehen. bitte nicht falsch verstehen – natürlich können schwule und leseben zunächst mal nichts für ihre krankheit und niemand darf sie dafür verurteilen, doch eine krankheit sollte nicht zur gesellschaftlichen normalität erhoben werden, sondern den betroffenen sollte hilfe angeboten werden …”

Rückmeldung aus dem Vogtland gibt es nun bereits, und zwar vom Kreisvorsitzenden Sören Voigt der dort ansässigen CDU:

„Die Meinung von Dieter Blechschmidt ist in keinster Weise Auffassung der CDU-Vogtland. Bei seinen Äußerungen handelt es sich um eine Einzelmeinung von ihm. Diese steht jedem zu, ist aber nicht Allgemeingültig. In unserer modernen und offenen Gesellschaft gehört Homosexualität genauso zum Lebensverständnis, wie andere Religionen, die wir akzeptieren und tolerieren. Niemand soll, wegen seiner Meinung oder Orientierung ausgeschlossen werden. Dies ist auch und gerade eine Freiheit, die wir uns 1990 errungen haben. Ein Bezug zur christlich-abendländischen Geschichte und der Bibel ist in diesem Zusammenhang abwegig. Gerade wir Christen und Christdemokraten wollen offen und vorbehaltlos anderen gegenübertreten. Dies ist die wahre Berufung aus der Heiligen Schrift.”

Angemessen bis dass der Kragen platzt (hust), ja, so kann´s laufen! Einzelmeinung, darf jeder haben, wir sehen das aber eigentlich so-und-so, und die wahre Berufung aus der Heiligen Schrift ist nämlich das-und-das. Gruselig. Vielleicht können ja mal ein paar Rückmeldungen verschickt werden – die Mailadresse von Herrn Blechschmidt habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, jedoch die von Herrn Voigt: info@soeren-voigt.de.

Nachtrag: Danke! DieTilde hat die E-Mailadresse von Herrn Blechschmidt gefunden: blechschmidt.dieter@kt.vogtlandkreis.de

49 Kommentare zu „Kann Dieter Blechschmidt was dafür, dass er so saudoof ist?

  1. Die sächsische CDU sollte dringend darüber nachdenken, ihren Abgeordneten auch auf kommunaler Ebene eine obligatorische Schulung zum korrekten AUftreten im öffentlichen Raum, auch diesem sagenumwobenen Internet, zu verpassen. Und Deutsch-Unterricht wäre für diesen Vertreter dumpfesten Ressentiments auch nicht schlecht.
    Ein Parteiausschlussverfahren lässt sich darauf aber vermutlich nicht aufbauen.

  2. „politsch korrekte politiker“ – Könnte lachen, wenn’s nicht so traurig wäre. (Aber wer erwartet von der CDU auch anderes?)

  3. Die Reaktion des Landesverbandes hätte aber auch deutlich schlimmer ausfallen können. Immerhin distanzieren sie sich erstens deutlich von seiner Äußerung, stellen zweitens klar, dass er bei ihnen damit isoliert dasteht (wenn das nur mal stimmt…), und betonen drittens, dass die moralischen Maßstäbe der Bronzezeit zur Beantwortung moderner Fragen nicht übermäßig informativ sind (extrem wichtige Erkenntnis und weit mehr als ich dem durchschnittlichen CDU-Lokalpolitiker zugetraut hätte). Zum Schluss sagen sie noch, dass ihrer Meinung nach Christentum nicht bedeutet, alle anderen plattmachen zu müssen, sondern tolerant zu sein. Ich bin keine Christin, aber mir scheint das nicht die schlechteste Auslegung der frohen Botschaft.

    Das soll jetzt natürlich nicht so aussehen, als hegte ich Sympathien für die CDU. Aber ich denke, das ist so ziemlich das Beste, was wir bei einer so widerlichen Vorlage erwarten können. Vielleicht habe ich aber auch nur meine Maßstäbe mittlerweile extrem runtergeschraubt.

  4. Ich war von Herrn Voigts Stellungnahme auch ganz positiv überrascht.

    Jede Wette, dass jetzt, wo sich ein Shitstorm gegen ihn zu sammeln beginnt, sich Herr Blechschmidt total missverstanden, von der schlimmen Lesben- und Schwulenobby und natürlich allen PC-Faschisten verfolgt fühlt und sich auf die Rechte beruft, die er in seiner Facebook-Äußerung Schwulen und Lesben mal so im Vorbeigehen entzieht? 3, 2, …

  5. @Alba „mir scheint das nicht die schlechteste Auslegung der frohen Botschaft.“

    die beste aber auch nicht. man muss genau lesen. Sören Voigt schreibt: „Gerade wir Christen und Christdemokraten wollen offen und vorbehaltlos anderen gegenübertreten. “

    „anderen“ – damit sind schwule und lesben schon mal aus der christenheit und den Christedmokraten rausdefiniert. Aber nett muß man trotzdem sein.

    Gar nicht mal so nett.

  6. Also im zitierten Text steht „Leseben“…

    Achja, das nette „Toleranz“. Verdammt, ich will nicht erduldet werden, sondern ich hab ne Existenzberechtigung! -.-
    Als Mensch, als Frau, als Lesbe usw.

  7. Ja ja, die Kirche und ihre Schreihälse rufen zunehmend lauter nach ihren Schafen, weil sie ihre Felle davon schwimmen sehen. Toleranz ist ja gut und schön, aber….

    Strategisch betrachtet machen es Christen wie Blechschmidt ähnlich wie die Salafisten und andere aggressiv auftretende Religionsvertreter. Sie werden in ihrer Propaganda immer fundamentaler. Sie bieten in dieser Welt zunehmender Orientierungslosigkeit klare Regeln, simple Erklärungen wie bspw. Homosexualität ist eine Krankheit und haben unschlagbare Versprechen fürs Jenseits, wenn man nur macht, was Gott und seine weltlichen Vertreter befehlen.

    Und ich frage mich immer, wie einfach die Gemüter sein müssen und wie viele es davon wohl gibt. Besteht noch Hoffnung, dass die irgendwann mal aussterben, damit Mensch in Ruhe nach seiner Facon glücklich werden kann?

  8. @ thegurkenkaiser

    „@Alba “mir scheint das nicht die schlechteste Auslegung der frohen Botschaft.”

    die beste aber auch nicht. man muss genau lesen. Sören Voigt schreibt: “Gerade wir Christen und Christdemokraten wollen offen und vorbehaltlos anderen gegenübertreten. ”

    “anderen” – damit sind schwule und lesben schon mal aus der christenheit und den Christedmokraten rausdefiniert. Aber nett muß man trotzdem sein.

    Gar nicht mal so nett.“

    Sorry, das halte ich ein bisschen für Haarspalterei. Wenn man angibt, tolerant gegenüber anderen zu sein, sind mit den „Anderen“ nicht zwingend immer geächtete Randgruppen gemeint, die man, statt sie öffentlich zu verbrennen, gnädigerweise großzügig irgendwo im Stadtrandghetto leben lässt und das dann für lobenswerte Toleranz hält. Es kann sich auch wirklich mal um echte geistesoffene Toleranz handeln. Ich denke nicht, dass alle Christen so verbohrt sind wie der Vatikan.

    Ich halte die Erklärung auch nicht für verkehrt. Vorausgesetzt, sie entspricht der Wahrheit.

  9. Wo und wann wurde der denn ausgebildet? Im Vatikan? Oder warum ist der so ein Menschenfeind?

  10. @Onyx
    Das ist aber jetzt ziemlich billige Polemik. („verbrennen“, „Stadtrandghetto“)

    Ich finde den Punkt wichtig und gar nicht haarspalterisch. „Andere“ suggeriert doch klar, dass angenommen wird dass CDU-Mitglieder / Christen nicht homosexuell sind. Sonst wäre es ja witzlos zu sagen „wir akzeptieren andere“, also Leute die so sind wie einige von uns…

    Übrigens, wieso „Boys we like“?

  11. @let

    Huch, da muss etwas verrutscht sein. Ich habe es in die Rubrik „Geschmacklosigkeiten aktuell“ eingeordnet – passt eindeutig besser!

  12. @ let

    Das war bewußt überspitzt, um deutlich zu machen, dass nicht alles Toleranz ist, was als solche bezeichnet wird.

    „“Andere” suggeriert doch klar, dass angenommen wird dass CDU-Mitglieder / Christen nicht homosexuell sind. Sonst wäre es ja witzlos zu sagen “wir akzeptieren andere”“

    Ich finde, es wird zu sehr auf Begrifflichkeiten geritten. Wenn jede Gruppe von Menschen mit der Aussage, „andere zu tolerieren“ darauf festgenagelt werden, dass dann ebendiese „Anderen“ eigentlich irgendwie nicht dazugehören wegen ihres Anderseins, verliert der Begriff der Toleranz völlig seinen Sinn. Das kann kaum der Sinn der Sache sein.

    „Übrigens, wieso “Boys we like”?“

    ?

  13. @onyx

    ich glaub, „boys we like“ hat sich eher auf herrn voigt bezogen. als atheist und starkem religionsgegner find ich voigts meldung eigentlich toll.

  14. Ich empfinde den Kritikpunkt von Luna hinsichtlich „andere“ keineswegs als Haarspalterei oder Rumreiten auf Begrifflichkeiten.

    Es ist keine Frage der Toleranz, offen und vorbehaltlos gegenüber Homosexuellen zu sein.
    Das impliziert für mich, dass ich dankbar sein muss.
    Dankbar für ein stinknormales Menschenrecht.

    Der Begriff „Toleranz“ in diesem Kontext führt sich selbst – wie so oft – ad absurdum: er grenzt aus.

  15. Ich stimme allen zu, die den Toleranzbegriff in diesem Zusammenhang ablehnen. Es handelt sich aber um eine gängige Ausdrucksweise, über die die meisten Menschen gar nicht nachdenken. Wenn es darum geht, was Herr Voigt wohl gemeint hat, wäre ich eher bei der Haarspalter-Fraktion.

    Das heißt nicht, dass die Ausdrucksweise von Herrn Voigt nicht kritisiert werden kann und muss. Die Frage ist aber, wo auf der Diskriminierungsskala Herr Voigt aufgrund dieser Ausdrucksweise eingeordnet wird und welche Form der Kritik dementsprechend angebracht ist. Im Posting und in einigen Kommentaren habe ich den Eindruck, dass Herr Voigt und Blechschmidt in eine Liga einsortiert werden. Damit tut derjenige, der Stereotypen und diskriminierende Strukturen in seiner Umwelt nicht hinreichend reflektiert, dasselbe wie der offen diskriminierende Hate-Speaker. Das finde ich nicht fair.

  16. Also wenn die politische Ausrichtung der Bibel topaktuell ist, dann ist Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie wohl die brandaktuelle Lösung zur Wirtschaftskrise?

  17. Ich gebe auch all denen Recht, die hier das Konzept „Toleranz“ als unangemessen kritisiert haben. Trotzdem muss ich — ohne jemanden beleidigen zu wollen — sagen: Wenn ich glauben würde, dass der allmächtige Schöpfer des Universums zu einem bestimmten Zeitpunkt ausdrücklich und unwiderruflich bekanntgegeben hat, dass er gewisse Lebensweisen nicht erlaubt (und es lässt sich wohl kaum abstreiten, dass das Verbot von Homosexualität durch die Bibel gedeckt ist), dann wäre wahrscheinlich auch für mich kaum mehr als Toleranz möglich. Das liegt leider so ein bisschen im Wesen von Offenbarungsreligionen.

    (Natürlich gibt es da ein breites Spektrum, und ich kenne zum Glück viele Leute, die dieses Minenfeld bestens navigieren und es schaffen, gegenüber ihren Mitmenschen aller Sorten Respekt zu zeigen — aber Herr Blechschmidt gehört offensichtlich nicht dazu.)

  18. @Alba
    „(und es lässt sich wohl kaum abstreiten, dass das Verbot von Homosexualität durch die Bibel gedeckt ist)“

    Wo?

  19. @MimoD Ich hätte vielleicht noch hinzufügen wollen „wenn man es denn damit belegen möchte“. Konservative Christen (und Juden) berufen sich häufig auf Lev. 18, 22 (deutsche Einheitsübersetzung: „Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel.“) und 20, 13 („Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft“). Aus dem neuen Testament wird manchmal z. B. Röm 1, 27 genannt („Ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung“).
    Eine Reihe von Kirchen, darunter die meisten evangelischen, lehnen es ab, diese Abschnitte als bindend anzusehen — eine Position, für die ich große Sympathie habe und die sich sicher auch gut begründen lässt. Nichtsdestotrotz finden Bibel-Literalist(inn)en, die Homosexualität ächten wollen, in der Schrift das, was sie suchen.

  20. P. S. Und natürlich lehnen das auch viele individuelle Katholiken, Orthodoxe etc. ab. Blechschmidt dagegen (ich habe keine Ahnung, welcher Kirche er angehört), scheint eher der Auffassung zu sein, dass entweder die gesamte Bibel oder aber einfach die Stellen, die ihm gerade passen, wörtlich zu nehmen und als unanfechtbare Wahrheit anzusehen sind („wenn die bibel seit 5000 jahren eindrücklich vor homosexualität warnt dann ist das auch heute noch gültig“).

  21. Ich finde solche Äußerungen einfach nur diskriminierend, beleidigend und volksverhetzend. Habe deshalb bei der Bonner Polizei eine Strafanzeige abgegeben. Und obwohl ich für die FDP und Guido Westerwelle herzlich wenig übrig habe, wünsche ich ihm privat nichts Schlechtes.
    Ich frage mich, wie Frau Merkel das Amt des Außenministers besetzen sollte, um Dietzer Blechschmidt glücklich zu machen, damit nach dessen Meinung eine auch für arabisch-islamische Länder akzeptable Person zu Besuch kommt?
    Vielleicht jemand aus Salafistenkreisen oder ein Jointventure mit den afghanischen Taliban?
    Ich hoffe, daß die CDU Plauen die Kosenquenzen zieht und diesen Menschen mitsamt seinem gesunden Volksempfinden aus Fraktion und Partei ausschließt.

  22. P. P. S. Mit der großzügigen Schätzung „bis zu 5000 Jahre alt“ kann er natürlich nur das Alte Testament meinen, denn das NT ist ja überwiegend noch keine 2000 Jahre alt, das weiß sicher auch Herr Blechschmidt. Ich halte es also für am wahrscheinlichsten, dass er sich in seinem haarsträubenden Ausbruch auf die relevanten Leviticus-Stellen berufen möchte.

    Jetzt habe ich deine Frage hoffentlich beantwortet (und bin erst mal wieder ruhig).

  23. @Alba

    „Blechschmidt dagegen (…), scheint eher der Auffassung zu sein, dass entweder die gesamte Bibel oder aber einfach die Stellen, die ihm gerade passen, wörtlich zu nehmen und als unanfechtbare Wahrheit anzusehen sind“

    Gibt es bei den Offenbarungsreligionen noch eine andere Alternative?
    Mir istin einer Diskussion noch nie eine andere Position untergekommen.

  24. Logisch betrachtet sollte man meinen, es gäbe keine Alternative — seh ich auch so. Entweder, was da drinsteht, stimmt und wir können uns drauf verlassen — oder es ist ein Text von vielen (meinetwegen ein ganz guter für seine Zeit) und wir müssen selber rausfinden, was wahr ist und was nicht. Letzteres ist sicherlich meine Position.

    Aber trotzdem gibt es ja z. B. viele Christinnen und Christen, die mit Homosexualität kein Problem haben. Es ist also offenkundig möglich, an die „wesentlichen“ Bestandteile (Schöpfung, 10 Gebote, Prophezeiung; Erlösung, Auferstehung, Wunder etc.) zu glauben, ohne jedes Gesetz aus Leviticus für „topaktuell“ zu halten. Diese Position ist mir durchaus schon häufig untergekommen — und darüber bin ich auch ganz froh, denn aus heutiger Sicht übertreffen diese Gesetze einander ja nur so an Aberwitzigkeit.

  25. „Es ist keine Frage der Toleranz, offen und vorbehaltlos gegenüber Homosexuellen zu sein.“

    To·le·rạnz die
    1. (kein Plur.) Achtung und Duldung gegenüber anderen Auffassungen, Meinungen und Einstellungen

  26. Ich bin sicher, dass niemand, auch Herr Blechschmidt nicht, die Bibel in ihren Teilen als hebräisches oder griechisch geschriebenes Original gelesen hat. Trotzdem werden heutzutage Fehlübersetzungen (Luther et. al.) und Verschönerungen (vatikan et. al.) der Bibel als Maßstab für das Leben anderer genommen. Das könnte Wahnhaftigkeit genannt werden, diese biblischen Inhalte dennoch für glaubhaft zu halten.

    Solche Dummköpfe, die aus der Bibel die Krankhaftigkeit von Lesben und Schwulen heraus lesen, sind genauso zu bekämpfen wie Nazigruppen, die Kleinunternehmer morden, weil sie nicht in achter Generation deutsch sind, oder Fanatiker, die überall die moralische Verrottung sehen, weil nicht mehr der Konservatismus der 50er Jahre herrscht.
    Bei uns darf jeder Tailban seine Meinung äußern, auch Herr Blechschmidt – selbst wenn diese gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Maßstäben widerspricht.
    Wogegen angegangen werden muss, ist die Aufhetzung von Leuten gegen Lesben und Schwule.
    Aufhetzung sehe ich hier nicht. Nur Dummheit.
    Aber vielleicht wollte Blechschmidt auch mal nur seinen Schatten im Sinne Jungs ausleben. Auch Politiker müssen ihren psychischen Sondermüll ab und an entsorgen, vozugsweise medial.

  27. @Alba

    Je nachdem wie du „wahr“ definierst gibt es noch eine dritte Option, die des nicht-glaubens, also es ist ein Text unter vielen und nichts ist wahr.
    Das wäre dann meine Position die der Bibel die gleiche Relevanz zuordnet wie der Edda oder der Ilias.

    @GwenDragon
    Das mit der Fehlübersetzung halte ich für sehr gewagt, kannst du eine andere Version angeben wo das nicht drin steht? Ich finde die Textstellen bis hin in die lateinische Fassung und die ist, meistens, ziemlich ausführlich kommentiert was Änderungen im Text über die Zeit angeht.

  28. @GwenDragon
    Es ist vielleicht nicht direkt Aufhetzung, aber vollkommen gesunde Menschen als krank zu bezeichnen und der Gesellschaft zu empfehlen, sie als Kranke zu behandeln, ist schon eine ganz schön bösartige Form von Dummheit. Vielleicht geben wir ihm schon allein durch diese Diskussion mehr Aufmerksamkeit als er verdient, aber ich finde, es lohnt sich immer, so jemandem klarzumachen, dass es seine Ansichten sind, die wir nicht „zur gesellschaftlichen Normalität erhoben“ sehen wollen. (Aber da sind wir uns sicher einig.)

    @Blaubart
    Die Definition von Wahrheit würde hier jetzt den Rahmen sprengen, aber ich glaube, unsere Positionen sind gar nicht grundlegend verschieden. Ich würde der Bibel ebenfalls die gleiche Relevanz beimessen wie jedem anderen antiken Text, und dann eben nach dem besten Wissen unserer Zeit und den Methoden der Quellenkritik überprüfen, was man diesem Text entnehmen kann. Das sind im Fall der Bibel (besonders im Neuen Testament) höchstwahrscheinlich mehr historisch haltbare Details als in der Ilias, aber vielleicht weniger als in vielen anderen Zeugnissen der gleichen Zeit — und ansonsten eine Reihe fantastischer Geschichten, die ihren Platz in der Weltliteratur haben.

    @Blaubart und GwenDragon
    Meintest du, GwenDragon, denn überhaupt, dass diese speziellen, von mir (und implizit von Blechschmidt) angeführten Stellen Fehlübersetzungen sind? Wenn ja, würde ich mich auch sehr für einen Nachweis darüber interessieren.
    Grundsätzlich hast du aber vollkommen Recht, dass die allermeisten Menschen ein sehr unvollständiges Verständnis der Bibel, ihrer Entstehungsgeschichte und Bedeutung haben und dass es deshalb höchst dubios ist, auf dieser Grundlage Vorschriften für ein Leben im 21. Jahrhundert zu proklamieren.
    (Damit möchte ich natürlich nicht behaupten, mein eigenes Verständnis sei auch nur annähernd vollständig. Aber ich benutze die Bibel auch nicht als Anleitung.)

  29. @Klaus Maresch
    Danke für den Hinweis auf Blechschmidts weitere Ausführungen — dein Kommentar bezog sich sicher auf diesen Angriff auf Westerwelle: http://www.mdr.de/nachrichten/blechschmidt_plauen100_zc-e9a9d57e_zs-6c4417e7.html. Findet Blechschmidt die Androhung einer Hinrichtung von Homosexuellen „in Arabien“ etwa unproblematisch? Selbst wenn er nicht für die Todesstrafe in diesem Fall ist — das möchte ich ihm nun wirklich nicht unterstellen! –, ist dieser vorauseilende Gehorsam gegenüber Staaten mit einer Gesetzgebung, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar wäre, absurd und gefährlich.

  30. @Alba

    Danke für die Erläuterung.
    Ich hatte es erst als die Position „die Bibel ist überall dort von Gott offenbart wo sie mir gefällt und sonst ist sie falsch übersetzt/hinzugedichtet“ aufgefasst.
    Die Position hat hier noch niemand vertreten, findet sich aber doch recht häufig bei einem solchen Thema.

    Ich würde dir gern noch ein paar andere Fragen zu deinen Aussagen stellen, aber das führt zu weit weg vom Thema, fürchte ich.

    @Klaus Maresch
    Meinen sie das Zitat oder die Bibel?

  31. Ich glaube nicht, dass Herr Blechschmidt damit in der CDU isoliert da steht.

    Schließlich spricht sich die CDU EINDEUTIG gegen eine Gleichstellung von Schwulen, Lesben aus indem sie sich zum Beispiel eindeutig gegen die Ehe ausspricht.

    Diese Partei möchte keine Gleichstellung.
    Die CDU wertet damit diese Minderheit ab und gleichzeitig die Heterosexuellen eindeutig auf. Das ist der offizielle Standpunkt der Partei, den man überall nachlesen kann.
    Und dann ist es auch nicht mehr weit von der Verweigerung der Gleichstellung hin zu einer generellen Stigmatisierung als „krank“.
    Ich meine das ist eine Einstellung unter vielen. In einer Demokratie müssen alle Meinungen vertreten sein.
    Die vernunftbegabten BürgerInnen sind ja zum Glück nicht verpflichten die CDU mit ihren hintlerwäldlerischen Vorstellung zu wählen.

  32. @Blaubart
    Allerdings. Aber mit Menschen dieser Auffassung hat man wenigstens ein wenig Verhandlungsspielraum. :)

    Mir fällt zu der ganzen Sache eine wunderbare Szene aus der Serie „The West Wing“ ein:

    http://www.youtube.com/watch?v=8_2LIQJe3dw

    Falls jemand Anregungen für einen Brief an Dieter Blechschmidt braucht.

  33. Ich meine das ist eine Einstellung unter vielen. In einer Demokratie müssen alle Meinungen vertreten sein.

    Bei allem Verständnis für Meinungsfreiheit und Diversität in der Diskussionskultur, aber mit einer solchen Aussage sind wir m. E. erschreckend nah bei Derailingmechanismen angekommen: Bagatellisierung, „andere denken doch auch so“. Und ein – von mir empfundenes – „stell dich mal nicht so an“. Und damit nicht genug: rums, das Totschlagargument Toleranz.

    Es gibt für mich schon einen signifikanten Unterschied zwischen einer (sachlichen, politischen) Meinung und hetzerischem, homofeindlichem, diskrimierendem Bullshit aus dem Munde eines Politikers. Und da zählt für mich auch nicht „Dummheit“ als rechtfertigende Beschaffenheit.

  34. @dieTilde

    Auch wenn ich deiner Position grundsätzlich zustimme muss ich in einem Punkt widersprechen. Die Aussage kam zwar von dem Politiker, war aber letztlich nur ein abgewandeltes Zitat aus der Bibel.
    So gerne ich es auch tun würde, aber (quasi-)religiöse Texte die (mindestens in Teilen) menschenverachtend sind lassen sich nur sehr schwer als nicht diskutabel oder gar als diskriminierend wie sie sind ablehnen.

  35. @Blaubart

    Ähm, der von Nadia zitierte erste Text, der ursprünglich aus den Griffeln von Blechschmidt stammt, ist de facto nicht „nur“ ein abgewandeltes Zitat aus der Bibel.

  36. @Blaubart
    Da bin ich mir auch nicht so sicher. Da ein Politiker ja nicht verpflichtet ist, moralische und politische Fragen auf der Grundlage einer wörtlichen Lesart des Alten Testaments zu beurteilen, ist das durchaus eine sehr eigene Aussage von Herrn Blechschmidt.

    Deinen letzten Absatz verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht ganz (was natürlich an mir liegen kann). Könntest du noch mal erklären, was du sehr schwer abzulehnen findest?

  37. @dieTilde

    Die Bibel, in der von Blechschmidt als Grundlage seiner Aussage verwendeten Stelle, verlangt von allen Gläubigen homosexuelle Männer aus der Gemeinschaft zu entfernen (gut, da steht es noch spezifischer drin, aber das erspare ich mir hier mal).
    Den Sprung vom endgültigen und dauerhaften entfernen hin zu einer Krankheit die geheilt werden muss ist mir persönlich zwar viel zu wenig, aber immerhin ein erster Schritt.
    Von daher auch meine Aussage. Das Wort „Zitat“ war sicherlich nicht korrekt, die Idee für die Aussage kommt aber nun mal, auch vom Sprecher so bestätigt aus dem Buch von dem er sicher irgendwann mal gelernt hat, dass es DIE WAHRHEIT ™ enthält.
    Das ändert nichts daran das der Standpunkt aus meiner Sicht falsch ist und dringend abgeändert werden sollte, hin zu Akzeptanz und Gleichstellung. Leider ist DIE WAHRHEIT ™ aber nun auch ziemlich resistent gegenüber Fakten.
    Beispiele für speziell christlich motivierte Homophobie die sich auf den gleichen Text wie Blechschmidt kann ich auf Wunsch in der Großpackung nachliefern.

    @Alba
    Natürlich muss (oder nach meinen Geschmack: darf) ein Politiker seine Aussagen nicht nach einem Text aus der Bronzezeit richten. Wer sich aber als christlicher Politiker versteht kann das aber tun (je nach lesensart des eigenen Glaubens muss er das sogar tun) ohne mit seinem Glauben in Konflikt zu geraten.
    Deswegen auch der, reichlich verunglückte, Absatz.
    Der Satz steht in der Bibel und diese wird von vielen Menschen immer noch als a) Richtschnur, b) historisch korrekt oder c) DIE WAHRHEIT ™ gesehen, ohne dass sie diese gelesen hätten. In einer Diskussion können Menschen die ihren Standpunkt mit der Bibel begründen in aller Regel mit sehr viel Verständnis und sehr wenig Gegenwehr rechnen. Letztlich gibt es mit dem §166 StGB sogar ein Gesetz das solche Aussagen wie die von Blechschmidt ausdrücklich schützt. Wobei ich sehr dankbar bin, dass dieses kaum noch angewendet wird und langsam aber sicher keine Bedeutung mehr hat.

  38. Hallo @Alba,

    mir sind die Stellen durchaus bekannt und mein kurz hineigeworfenes „wo?“ war provokant gemeint. Provokant weil häufig Aussagen bezügleich AT/NT gemacht werden ohne dass der Schreiber weiss wovon er spricht.

    In deinen Kommentaren erkenne ich jedoch ein sehr differenziertes Bild, welches durchaus zwischen Glauben und Gläubigen unterscheidet. Etwas was im Bezug auf Religionen oftmals fehlt.
    Wenn Herr Blechschmidt sich offenbar auf Lev. bezieht, so tut er was viele Ultrakonservative tun und bezieht sich nur auf das AT. Wenn er Christ ist, wäre das für ihn jedoch nur die halbe Wahrheit.

    Wie du es auch deine Position nennst, ist für mich die Bibel _nicht_ im Wortsinn zu verwenden. Auch für Theologen ist das offensichtlich so, sonst gäbe es ja keine, auch auf theologischer Seite verwendeten, Interpretationshilfen.

  39. @MimoD

    Wie gut das auch das NT da mehr als nur eine Stelle zu hergibt (mal ganz abgesehen davon, dass dort auch ausdrücklich und mehrfach erwähnt wird, dass die alten Regeln immer noch gelten sollen)

    Römer 1, 26-27
    1. Korinther 6
    1. Timotheus 1, 10

    Warum sollte die Stelle für einen Christen, so er denn die Bibel wörtlich nimmt, nur die halbe Wahrheit sein? Ich kenne keine Stelle, die die Leviticus Aussagen widerruft sie werden höchstens abgeschwächt. Im Kern ziehen sie sich aber durch den ganzen Text.

  40. Solange das Christentum samt Kirche zu Deutschland gehört, wird sich nichts ändern. Deutschland hat keinerlei verfassungsgebundene Trennung von Religion und Politik. Die Ausübung des Glaubens im politischen Alltag beinhaltet eben auch altertümliche Meinungen und schlechte Zitate. Das ist erlaubt, juristisch und moralisch, weil sozial erwünscht.

    Das Ganze bei B. eine Homophobie zu nennen, ist übertrieben. Phobien sind Persönlichkeitsstörungen, die erheblich den Alltag desjenigen beeinträchtigen. Das sieht bei B. nicht so aus. Ich würde das eher als Unbehagen (Disphorie) sexueller oder sozialer Art, als Abwehr bezeichnen. B. schlägt mit seinem Unbehagen nur politisches Kapital als Dorfpolitiker. Und das wird auch noch durch solche Diskussionen gefüttert.

    Das Problem ist nicht der B. sondern die religiösen Strukturen in Deutschland, die solche Aussagen möglich machen und legitimieren.
    Es ist befremdlich, wenn aus falscher Toleranz Religionsgemeinschaften, beleidigen und hetzen dürfen, aber dann nur gegen Salafisten vorgegangen wird, und niemand sich für die unmoralischen, inhumanen Umgangsformen und Machtmissbrauch der Christenreligion interessiert.
    Bücher sind nicht gut oder schlecht im moralischen Sinn, eher nur inhaltlich verquer oder schriftstellerisch/prophetisch/päpstlich/akademisch abstrus interpretiert.
    Das Problem ist die innere Haltung derjenigen, die diese Bücher lesen, und deren Inhalt zum Ziel einer Gesellschaft machen. Sucht eine Buchreligion aus. wo das positiv für diejenigen, die nicht nach deren Maxime leben wollten, ausging.

    Was die theologische Diskussion hier anbelangt, fühlt sich das viel zu akademisch an und ist es auch. Es geht völlig an der Realität vorbei.
    L+S als krank oder biblisch nicht erwünscht zu bezeichnen ist da wirklich harmlos. Benachteiligungen und Gewalt (egal ob strukturell oder körperlich) sehen da bei L+S ganz anders aus.
    Wer offen lebt, hat Anfeindungen, Beleidigungen und Gewalt zu ertragen. Das hat gesellschaftlichen Rückhalt, dass L+S immer noch als minderwertig angesehen werden. Das schafft Stress, Ärger, Verwundungen körperlicher und seelischer Art – und das macht dann krank.

    Somit ist nicht das L+S eine Krankheit, sondern gesellschaftlich induzierte Belastungen führen zu Erkrankungen jeglicher Art, die es ohne diese gesellschaftliche Dominanz nicht gegeben hätte.

    Soll B. weiter schimpfen, er ist und bleibt einfach auf dem Dorf und schaut nicht über den Misthaufen hinweg. Solange Leute wie B. keine Kampfgruppen und Banden gründen, ist das noch harmlos. Ansonsten haben L+S seltenst Einfluss auf die Normierungswut der standardsexuellen Menschen.

    Befremdlich, dass die meisten hier das Homowort so gern verwenden, um die Gruppe der L+S zu labeln. Dass es nur ein Begriff der medizinischen Wissenschaft (insbesondere der Psychiatrie) ist, um negatives Abweichen zu kategorisieren und zu entwerten, daran denken nur wenige.

    PS: wiedergefunden habe ich mich als Lesbe nicht in dieser Diskussion. Schade, aber das ist eben Lebensrealität.

  41. @Blaubart
    das Christentum ist im weitesten Sinne eine Fortführung des jüdischen Glaubens. Deswegen ist das NT stets als Weiterführung zum AT zu sehen. Es kann nicht als alleinige Grundlage verwendet werden. Zumal auch viele eigentich gegensätzlich erscheinende Positionen auftauchen.
    Und ja, mir sind diese Stellen sehr wohl bekannt und für gläubige S+L nicht einfach. (Aber ich denke auch vieles andere nicht) Wenn du dich interessierst wie S+L Christen dazu stehen findest du unter huk.org weitere Infos.
    Gruß

  42. @Blaubart
    zu deinen angeführten Stellen aus dem NT findest du eine kurze Zusammenfassung und Stellungnahme auch im Wikipedia-Artikel „Homosexualität und Christentum“.

  43. @MimoD

    Danke für den Link, ich werde es mir mal ansehen

    Grundsätzlich aber interessiert es mich eher aus einem akademischen Standpunkt heraus. Wir schon geschrieben kann ich mit dem Konzept „Gott“ oder „Religion“ wenig anfangen und sehe dem eher von aussen zu. Daher weiß ich natürlich, dass sich auch das NT dauernt selber widerspricht (und nicht nur das NT dem AT). Mein Interesse ist da dann eher die Interpretationsmöglichkeiten die in diesen Texten liegen.
    Natürlich gibt es viele Gläubige die mit S+L (oder LGBT) kein Problem haben, trotzdem werde ich immer ein Problem mit einem TExt haben aus dem mensch sehr sehr einfach einen Aufruf zur Gewalt bauen kann.

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