Homophobe Prenzlberg-Papis, Bierpopos und World of Warcraft

Dass der Feminismus an allem möglichen Schuld ist, hören wir ja dauernd, so oft, dass die Mädchenmannschaft kurz nach ihrer Gründung dafür extra eine Rubrik eingerichtet hat. Antje Schrupp nimmt in einem klugen Text die Schuld für alle Folgen, auch die negativen, der Frauenbewegung dankend an:

Hinter der defensiven Haltung, die bestreitet, dass der Feminismus irgendwelche problematischen oder zumindest klärungsbedürftigen Nebeneffekte hat, steckt, so glaube ich, eine falsche Vorstellung. Und zwar die, dass sich die Frauen einfach so als Gleiche in die Welt der Männer integrieren ließen und ansonsten alles beim Alten bleiben könnte. Ziemlich oft wird so über die Emanzipation der Frauen gesprochen: Als wären wir damals bei der Erfindung von Gleichheit und Demokratie quasi „vergessen“ worden, und jetzt, wo das aufgefallen ist, werden wir eben gleichgestellt und damit hat es sich. So als wäre die Freiheit der Frauen bloß eine kleine Fußnote der Geschichte, die das Große und Ganze nicht weiter betrifft.

Sehr lesens- und bedenkenswert.

Die Denkwerkstatt verlinkt auf ein Interview mit Jackson Katz (University of Massachussets). Der US-amerikanische Politikwissenschaftler ist einer der bekanntesten männlichen Anti-Sexismus-Aktivisten in den USA (apropos: gute Frage eigentlich – wen würde man denn in Deutschland als führenden männlichen Anti-Sexismus-Aktivisten bezeichnen? Ich glaube fast da wäre ein Posten frei!) und konzentriert sich nach eigener Aussage auf die Art und Weise, wie Männer in der Öffentlichkeit gegendert werden. Im Interview spricht er zur Rolle von „Männlichkeit“ im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf.

Und noch ein guter Tip aus der Denkwerkstatt: Wie kommt es, dass kleine Jungs immer als weniger reif als ihre Altersgenossinnen bezeichnet werden? Die Erziehungswissenschaftlerin Sabine Jösting hat einen Aufsatz darüber geschrieben, dass Mädchen schon viel früher in Beziehungen zu Jungs eingeführt werden, also früher trainieren, die „Beziehungsarbeit“ zu leisten, die auch im Erwachsenenalter von ihnen erwartet wird. Kleine Jungs blieben dagegen länger in geschlechtshomogenen Gruppen, und übten nicht Beziehungen sondern Dominanzstrukturen. Ich bin nicht ganz sicher, wie das funktioniert, rein rechnerisch, aber das kann man vielleicht bei Jösting selbst nachlesen.

Der Prenzlauer-Berg-Papa-Blogger Markus auf Nusenblaten fragt sich, voll selbstironisch, ob er spießig sei, weil er seinen kleinen Söhnen gerne verbieten würde, im Rock in die Kita zu gehen. Adrian Lang beantwortet ihm die Frage mit klaren Worten. Danke dafür.

Ich mag kein Mathe und auch keine Rechenspiele mit Toten. Dieser kurze Post bei Karnele zu Morden an Homosexuellen und Frauen ist aber ein paar Gedanken wert.

Sportfreundin: Mrs. Mop schwärmt für Basketballtalent Indi.

Franzi erzählt von den vielen ersten Malen einer jungen Mutter.

Ninia la Grande hat sich bei Astra über deren als Anzeige getarnte Aufforderung zur sexuellen Belästigung unter Alkoholeinfluss beschwert. Zurück kam, wie sie berichtet, nur eine lauwarme „Aber wir meinen das doch nur satirisch und auch gar nicht herabwürdigend“-Mail. Vielleicht dann doch ein Fall für den Werberat.

Für die Identifizierung sexistischer FilmeAls Indikator für die Präsenz von Frauen in einem Film wurde der Bechdel-Test entwickelt. Wie der geht und vier andere Videos von der tollen popkulturellen Plattform „Feminist Frequency“ hat das Blog Fernseher Kaputt ausgewählt.

Wow, ich wusste gar nicht, dass es jetzt ein „Magazin für studierende Arbeiterkinder“ gibt. Ich finde das gut, und gut, weil sehr sachlich, finde ich auch das Posting von Andreas Kempter über die „Titelgeschichte“ des Parteiorgans der Piraten, der Kompass. Darin geht es um „Wie wir Jungs benachteiligen“,verfasst ist der Text wohl von der Mann AG der Partei, eine nachweislich anti-feministische und maskulistische Gruppe. Andreas Kempter fragt deswegen einfach mal die Piraten:

Also, liebe Piraten und Piratinnen, überlegt euch bitte, ob die Männer AG wirklich gut bei euch aufgehoben ist, oder ob die Gruppe sich nicht eher bei den Positionen von Kristina Schröder wiederfindet und nur ausnutzt, dass ihr eine junge kleine internetaffine Partei mit Männerüberhang seid.

Erfahrungen von Transgendern mit ihren Ehepartner_innen und Familien gibt eine Gastbeitrag auf Michaelas Blog wieder.

Auf dem Missy Blog läuft derzeit eine ganz interessante Serie unter dem Titel „Team Videospiele“. Hier geht es um Frauen in der World of Warcraft, die dort offenbar einen besonderen Stellenwert genießen.

Arme Frauen in Wien müssen zwar für Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich nicht selbst aufkommen, bezahlen aber mit ihrer Anonymität, berichtet die Standard. Denn die Krankenhäuser machen die Prozedur so kompliziert wie möglich, um weniger Patientinnen aufnehmen zu müssen.

Für eine bessere Vernetzung der (feministischen) Websphäre listen wir jede Woche auf, was unsere deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen über die Woche so melden und tun. Haben wir etwas vergessen oder übersehen? Kennen wir dein brilliantes Blog etwa noch gar nicht? Dann sag uns bitte Bescheid!

6 Kommentare zu „Homophobe Prenzlberg-Papis, Bierpopos und World of Warcraft

  1. Ich finde es etwas verfälschend zu schreiben, der Bechdel-Test würde sexistische Filme erkennen. Der Test dient dazu die (mangelnde) Präsenz von Frauen in Filmen zu thematisieren. D. h. aber nicht, dass ein Film der den Test nicht besteht sexistisch sein muss, oder dass ein Film der den Bechdel-Test besteht damit offiziell gefeilt ist vor jeder Art Sexismus.

  2. @Shadow: Korrekt. Danke für den Hinweis.
    @Ninia: Super. Sag Bescheid, falls du Shitstorm-Unterstützung brauchst und wo man die leisten kann.

  3. Ich sah mich auch gezwungen, an Astra zu schreiben:

    Liebes Astra – Marketingteam,
    Astra hab ich immer gerne getrunken. Leider sehe ich mich nun gezwungen, Ihre Marke zu boykottieren. Die Anzeige „der neue Astra – Tatsch Screen“ ist mir, und ich weiss von vielen FreundInnen, die ebenso denken, ganz übel aufgestotten. Die Werbeanzeige, die sich wohl selbst als „ironisch“ versteht, reduziert Menschen auf einzelne Körperteile, die so dargestellt werden, also erwerbe man sich mit dem Produkt nicht nur ein Recht auf den Konsum des Produkts selbst, sondern auch des dargestellten Hinterns.
    Suggeriert wird, dass sexuelle Belästigung OK ist und dass Astra Bier einem dabei helfen kann, in diese Richtung aktiv zu werden. Ich finde das absolut widerlich und die falsche Aussage, die ja durch den Hinweis, „das sei alles nur ironisch gemeint“, ja eigentlich nur noch schlimmer wird.
    Ich finds nicht lustig, ja, ich HABE WAS DAGEGEN.
    Sie als Marketingleute sollten sich außerdem fragen, warum Sie hier einen weiblichen Hintern ausgesucht haben – ein männlicher hätte die Anzeige um keinen Deut besser gemacht, aber Sie haben sich ja nicht ohne Grund für einen weiblichen entschieden – eine Hinterfragung der Motive dafür ist aufschlussreich über das eigene sexistische Denken. Ich kann nur spekulieren: Ein männlicher Hintern wird nicht so sehr wie ein weiblicher mit „Verfügbarkeit“ assoziiert, worauf Ihre Anzeige ja abzielt. Ob ironisch oder nicht: Ihre Anzeige ruft zu strafbaren Handlungen auf, und stuft sexuelle Belästigung einmal mehr zum Kavaliersdelikt herunter. Ich als Astra Trinkerin fühle mich ver-arscht. Mir tut jedes Unternehmen leid, dass auch noch Geld für MarketingexpertInnen ausgibt, denen nichts besseres als solche humorlosen, platten und sexistischen Kampagnen einfällt.

    Mit den besten Grüßen, eine enttäuschte Astra – Trinkerin.

  4. danke Meredith auch für die links zu „feminist frequency und zusammenfassung bei „fernseher kaputt !

    ich freue mich immer, wenn ich „bei euch hier“ links/websites finde, die ich noch nicht kenne :)

    und von wg. thema „Astra und sexuelle belästigung sowie „holla-back Berlin u.a. : ist das lediglich meine wahrnehmung oder nehmen diese „verbalen und tat-sächlichen (de facto unerwünschten) belästigungen sowohl im webz als auch IRL zu ?

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