From the Ministry of the Bloody Obvious

Manchmal fragt man sich, warum manche Studien überhaupt in Auftrag gegeben werden. So zum Beispiel die neue Studie der University of Minnesota. Hier untersuchte man, ob casual sex (also zwanglos, nichts festes) junge Erwachsene beinträchtigen würde. „Überraschenderweise“ zeigte sich, dass die Probandinnen und Probanden mit der losen Moral im Alter von 18 bis 21 Jahren nicht alle der Depression anheim fielen, sondern ganz normale, glückliche Menschen waren.

Aufgeschlüsselt nach ganz zwanglos, fest aber nicht-exklusiv, fest und verlobt/verheiratet zeigte sich, dass Männer in festen, nicht-exklusiven Partnerschaften etwas mehr Selbstmordgedanken haben. Hier handelt es sich aber um eine Korrelation, nicht Kausalität, die anderen untersuchten Werte waren außerdem nicht abweichend.

Eine weitere „Eigenheit“, die die Forscher fanden: 29 Prozent der Teilnehmer aber nur 14 Prozent der Teilnehmerinnen bezeichneten ihren letzten Geschlechtsverkehr als casual sex. Ob die Teilnehmerinnen Angst hatten, als vermeintliche Schlampen dazustehen, oder öfter mal Unklarheit besteht, wo man jetzt in seiner Beziehung steht, wurde nicht erforscht. Vielleicht gibt es auch immer noch Menschen, die den Anschein erwecken, die Beziehung wäre ernst, obwohl sie das für sich anders bewerten.

Interessant ist die Studie vor allem für die Zukunft der abstinence-only Sexualerziehung. Die kümmert sich zwar heute schon kein bißchen um wissenschaftliche Erkenntnisse und behauptet häufig, Kondome hälfen nicht gegen Geschlechtskrankheiten, aber nun könnte es schwieriger werden, die Finanzierung zu sichern.

9 Kommentare zu „From the Ministry of the Bloody Obvious

  1. Haha, toller Titel. Kein Wunder, dass diese Studie ausgerechnet in den USA durchgeführt wurde..der Link funktioniert bei mir nicht, haben die wirklich den Ausdruck „lose Moral“ verwendet?

  2. @Sina: Der Link sollte gehen, die Seite ist nur etwas langsam… Lose Moral stand da nicht, aber ich denke, es passt ganz gut in diese Idee hinter der Studie ;) Überraschend hat zumindest die amerikanische Zeitung geschrieben.

  3. Ok, die Studie ansich war wirklich unnötig, wenn man ein bißchen gesunden Menschenverstandhat (gerade die Jugendzeit ist doch dazu, dass man sich ausprobiert). Aber trotzdem gibt mir das Ergebnis der Studie eine gewisses Gefühl der Genugtuung hihi :)
    Interessant wäre aber zu wissen, wie es die Menschen mit der (angeblich) „losen Moral“ es mit der Verhütung halten, also sind die vielleicht unvorsichtiger oder vorsichtiger als ihre „moralischen“ Altersgenossen?

  4. es ist ein gängiges mißverständnis, dass studien, die zu keinem scheinbar griffigen ergebnis kommen oder keine kausalitäten nachweisen können, als „sinnlos“ angesehen werden. tatsächlich ist es in der wissenschaft aber so, dass man erstmal von einem „nichts“ ausgehen muss, und hypothesen aufstellt, die man dann zu beweisen versucht (oder besser, deren unrichtigkeit man dann zu beweisen versucht, denn das etwas stimmt, das kann nie vollends bewiesen werden) . Wenn sich die hypothese dann nicht bestätigt, bzw. entdeckt wird, dass zwischen zwei faktoren kein zusammenhang besteht, dann ist auch das ein valides ergebnis im wissenschaftlichen sinn.

    ich kann also die folgende hypothese aufstellen:
    zwangloser sex bringt jugendliche auf selbstmordgedanken,
    also: es gibt einen positiven zusammenhang zwischen anzahl der geschlechtspartner und häufigkeit der selbstmordgedanken,
    und führe ich befragungen unter jugendlichen durch und stelle fest:
    für meine untersuchung gibt es keinen zusammenhang zwischen diesen beiden faktoren.

    das heißt aber noch lange nicht, dass ich damit das gegenteil bestätigt habe. wenn man die grundgesamtheit ändert (also z.b. anzahl der befragten, oder deren soziales millieu) dann kann das ergebnis schon ganz anders aussehen. in diesem fall beeinflusst die intervenierende variable „soziales millieu“ das ergebnis. wer nur jugendliche befragt, die z.b. in heimen leben, kommt zu einem ganz anderen ergebnis als jemand der versucht, jugendliche aus allen sozialen schichten zu fragen. das ist es, was wissenschaftliche forschung so schwierig macht, der versuch, alle störfaktoren zu bedenken und ihren einfluss zu mindern, damit das ergebnis nicht verfälscht wird.

    natürlich stehen solche sachen meist nicht in nachrichtenmeldungen drin, stattdessen steht dann da meist sowas wie :“jetzt ists raus, eine studie hat herausgefunden, dass frauen wirklich schlechter einparken“ – ohne das hintergründe der untersuchung genannt werden. bei jedem forscher bleiben nach abschluss einer untersuchung ein haufen offener fragen, in nachrichten tauchen häufig keine davon auf. daher kann ich verstehen, dass man, wenn man öfter auf solche nachrichten stößt, sich wirklich irgendwann fragt, wozu anscheinend offensichtliche dinge untersucht werden müssen.

    ich will natürlich der artikelschreiberin und den vor mir stehenden kommentaren nichts unterstellen, aber eine studie als „sinnlos“ zu kritisieren, weil sie etwas offensichtliches ergeben hat, wirkt immer so, als sollten sich forscher nicht mit dem thema beschäftigen dürfen, wenn ihr Ergebnis nicht besonders krass oder neu oder überraschend ist.

    seht es doch mal so herum: darf die hypothese
    „zwangloser sex bringt jugendliche auf selbstmordgedanken“
    nur von forschern aufgestellt und untersucht werden, die von vornherein GLAUBEN, dass ihre hypothese stimmt?

    oder darf sie auch von forschern untersucht werden, die der gegenteiligen meinung sind, oder die sich über die antwort unsicher sind, oder von forschern, die in einem brainstorming einfach mal ideen gesammelt haben, welche faktoren denn so alles für selbstmordgedanken bei jugendlichen verantworlich sein könnten, und die sich dann für ihre untersuchung für die oben genannte hypothese entschieden haben, weil sie besondern eindeutig ist, oder besonders einfach zu messen, oder besonders viel aufmerksamkeit bei anderen forschern einbringt..
    ist nicht jeder dieser gründe besser, als die erforschung von themen, um die eigene meinung zu bestätigen?

  5. Eine weitere „Eigenheit”, die die Forscher fanden: 29 Prozent der Teilnehmer aber nur 14 Prozent der Teilnehmerinnen bezeichneten ihren letzten Geschlechtsverkehr als casual sex.

    Die lieben Eigendeklarationen. Die Forschung sollte sich mal endlich einigen, keine weiteren Studien zu veröffentlichen bis endlich der Fehlerfaktor Eigendeklaration ausgeschaltet ist. Das erinnert mich immer wie an eine Freundin, die mit 18 behauptet hat, sie hätte Sex mit mehr als 10 Männern gehabt, mit 22 waren es nur noch 5 und jetzt, 26 und verheiratet, behauptet sie, vor ihrem Mann hätte sie nur 2 „gehabt“ :-)

  6. Das erinnert mich ein bisschen an dieses gern zitierte Beispiel für Scheinkorrelationen aus der Statistik, in dem die Geburtenrate in verschiedenen Ländern genau passend zur Storchenpopulation abgenommen hat :) !

    @Ariane:

    „Das erinnert mich immer wie an eine Freundin, die mit 18 behauptet hat, sie hätte Sex mit mehr als 10 Männern gehabt, mit 22 waren es nur noch 5 und jetzt, 26 und verheiratet, behauptet sie, vor ihrem Mann hätte sie nur 2 “gehabt” :-)“

    Hehe :D !

Kommentare sind geschlossen.

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