Frauen an den Herd! Es gibt auch eine Prämie

Dieser Text ist Teil 16 von 60 der Serie Meine Meinung

Die „Herdprämie“ ist heute zum Unwort des Jahres gekürt worden – mit der Begründung, es sei würde „Eltern und vor allem Frauen diffamieren, die sich für eine Kindererziehung zu Hause aussprechen“.

Ich bin da völlig anderer Meinung: Die Herdprämie ist eine finanzielle Belohnung dafür, dass Frauen sich aus dem Berufsleben zurückziehen, um ihren Nachwuchs großzuziehen, „der sonst in Kitas verwahrlosen würde“, wie Spiegel Online die christdemokratische Idee ironisch übersetzt. Klar, das Betreuungsgeld würde auch Vätern gezahlt werden, aber wer bitte glaubt denn daran, dass die Väter plötzlich massenweise ihren Beruf aufgeben, nur weil es ein paar Piepen vom Staat gibt? Also.

Immer mal wieder fordern ja Frauen, dass ihre Arbeit zu Hause auch bezahlt werden sollte. Einerseits dachte ich mir dann: Klar, das ist ja auch echt ätzend, dass sie ihrem Mann den Rücken freihalten, ohne dafür ausreichend Anerkennung zu bekommen. Und der Mann kann ihnen immer schön vorhalten, dass er das Geld nach Hause bringt. Das ist scheiße. Aber die Bezahlung der Hausfrauen- und Mütterarbeit ändert nichts an diesen Zuständen und wird auch nicht dafür sorgen, dass Hausfrau und Mutter plötzlich ein hoch angesehener Beruf wird. Weil es kein Beruf ist! Es ist eine Aufgabe, die sich Frau und Mann gefälligst teilen sollen. Ein Hausfrauengehalt dagegen würde alte Geschlechterrollen festklopfen. Weil sich doch jede berufstätige Frau fragen lassen müsste, wieso sie ihr Geld woanders als in den eigenen vier Wänden verdienen will. In so einer Gesellschaft will ich aber nicht leben.

Und ein weiteres großes Problem hat die Herdprämie: Vor allem ärmere Familien würden ein Betreuungsgeld in Anspruch nehmen, weil sie auf das Geld angewiesen sind. Das heißt, dass ihre Kinder nicht von Anfang an die größtmögliche Förderung durch Betreuungsangebote und geschulte Pädagogen bekommen würden. Gerade aber Kinder aus den unteren Gesellschaftsschichten und aus Migrantenfamilien müssten so gut wie möglich integriert und gefördert werden, damit sie alle Chancen im Leben haben. Stattdessen werden sie von Anfang an ausgeschlossen – und wenn es richtig blöd läuft, werden sie kriminell. Und genau das, nämlich das Thema Jugendkriminalität, hat die hessische CDU gerade zum großen Wahlkampfthema erhoben. Anstatt aber mal mitzudenken und zu versuchen, Kinder aus allen Milieus zu integrieren, soll nur abgeschoben oder eingesperrt werden.

Die gleiche CDU und die CSU freuen sich nun öffentlich, dass eine unabhängige Jury von Wissenschaftlern bestätigt habe, was sie schon lange propagieren – Familie ist das Wichtigste auf der ganzen großen Welt, vor allem für Frauen. Und Kinder können nur zu gesunden Menschen heranwachsen, wenn Mutti ihnen bis zur Einschulung den Hintern abgewischt hat. Usw. usf. – wir kennen das alles. Entschuldigt mich, ich gehe jetzt brechen.

(Foto über welt.de)

Ein Kommentar zu „Frauen an den Herd! Es gibt auch eine Prämie

  1. Ich kann dir nur zustimmen, dass 1. das Wort „Herdprämie“ treffender nicht sein könnte und 2. nur wenige Männer überhaupt davon wissen werden/für „die paar Piepen“ zu Hause bleiben, in einer Männerrunde, habe ich letztens gesagt, ich würde lieber zu Hause bei meinen Kindern bleiben als jeden Tag auf Arbeit zu gehen, ich erntete erst Schweigen, dann Spott und letztendlich überwiegendes Missverständnis, ums Geld ging es allerdings nicht, sondern um vermeintlich selbstverständliche Geschlechterrollenverteilung der Familien.

    MfG

    Marcus

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