Frauen und Aggressivität

Bereits am Montag wurde eine Gymnasiastin verhaftet, die verdächtigt wurde, einen Amoklauf geplant zu haben. Dabei handelt es sich keineswegs um den ersten Amoklauf einer Frau. Der berühmte Hit der Boomtown Rats „I don’t like Mondays“ griff das Zitat einer Amokläuferin aus dem Jahre 1979 auf.

Der Spiegel berichtete, dass nach einer Studie der TU Darmstadt nur etwa vier von hundert Amokläufen an Schulen von Mädchen verübt werden, auch bei Amokläufen außerhalb von Schulen liegt der Anteil der Täterinnen bei rund fünf Prozent.

Dass der Anteil derart niedrig ist, liegt am anderen Umgang von Frauen mit Aggressivität. Sie richtet sich eher gegen sich selbst, Gewalt gegen andere ist meist subtiler. Steigende körperliche Gewalt unter Mädchen ist aber ein Hinweis darauf, dass bisher Männern vorbehaltene Verhaltensweisen in immer stärkeren Maße die allgemeine Verhaltensvorgabe werden. Eine Diskussion über männliche Identität, den allgemeinen Umgang mit Gewalt in der Gesellschaft, Auswege aus Situationen der Ohnmacht findet allerdings noch nicht statt.

Die Politik glänzte stattdessen mehr mit Debatten über Computerspiele, Gewaltvideos und biometrischen Schlössern an Waffenschränken. Doch bisher hat es nach jeder Gesetzesänderung weiter Amokläufe gegeben und fast alle der kontroversen Gegenstände und Aktivitäten sind Minderjährigen bereits heute verboten. Manchmal werden zwar mehr Psychologen und Krisenteams gefordert, die aber sind teuer. Daher sind die Krisenteams oft Mogelpackungen, wie der Entwicklungspsychologe Jens Hoffmann im Gespräch mit der Zeit erklärt.

Ich kann mich aber an eine Gesprächsrunde nach dem Amoklauf in Winnenden erinnern, in der die hessische Kultusministerin sagte, es gebe in ihrem Bundesland Krisenteams an den Schulen. Tatsächlich wurde einfach an jeder Schule ein Verantwortlicher ernannt. Den Leuten blieb es selbst überlassen, wie sie sich fortbilden.

Außerdem sieht er einen Grund in der idolisierenden Darstellung der Amokläufer in den Medien. Zumindest die öffentlich-rechtlichen Medien berichten inzwischen über Amokläufe ohne den vollen Namen zu nennen und erkennbare Fotos des Täters (oder der Täterin) zu zeigen.

28 Kommentare zu „Frauen und Aggressivität

  1. Helga,

    „Eine Diskussion über männliche Identität, den allgemeinen Umgang mit Gewalt in der Gesellschaft, Auswege aus Situationen der Ohnmacht findet allerdings noch nicht statt.“

    ich weiß jetzt nicht so genau, was Du damit meinst. Wenn Du meinst, daß Jungs/Männer heute perspektivloser und unsicherer im Hinblick auf die Anforderungen, die von der Gesellschaft, aber vor allem von ihren zukünftigen Partnerinnen, an sie gestellt werden, dann ist das sicher richtig. Ich denke auch, daß darüber zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Ich halte es auch für ein Problem, daß Männlichkeit heute vor allem negativ definiert wird, wenn es denn überhaupt eine Definition gibt, und wenn akzeptiert wird, daß Rollenprofilerwartungen eben nicht nur einengen sondern auch eine identitätsstabilisierende Funktion haben können. Ich will das nicht „dem Feminismus“ auf die „todo“-Liste schreiben, aber das ist eine Debatte, die geführt werden muß. Freiheit mit der man nicht umgehen kann ist keine Freiheit.

  2. „Anforderungen, die (von der Gesellschaft), aber vor allem von ihren zukünftigen Partnerinnen, an sie gestellt werden“
    ..und war das „füher“ besser? Haben sich früher die potentiellen Partnerinnen mit weniger zufrieden gegeben? Oder meinst du, dass die Anforderungen einfach klarer umrissen waren? Das ist mir jetzt nämlich nicht ganz klar.

  3. Ich halte es auch für ein Problem, daß Männlichkeit heute vor allem negativ definiert wird,

    Hm, empfinde ich ehrlich gesagt nicht so, in meinem sehr männlich geprägten beruflichen Umfeld ist es durchaus angesagt, männlich zu sein und auch von Frauen wird erwartet, dass sie sich gewisse, eher männlich konnotierte Verhaltensweisen aneignen, wenn sie erfolgreich sein wollen.

  4. „Besser“ ist nicht so der Punkt, meines Erachtens – solange wir davon ausgehen, daß neue Rollenerwartungen der menschlich-weiblichen und menschlich-männlichen „Natur“ zumindest genauso entsprechen (oder wir – als Gesellschaft – zumindest nicht mehr Ahnung haben, ob neue Entwürfe der weiblichen und männlichen „Natur“ besser oder schlechter entsprechen, solange also kein Vorsatz des „Leben schwerer machen“ vorhanden ist) wie die alten. Ist also aus meiner Sicht definitiv eine Frage der zunehmenden Unsicherheit vieler bei der Antwort auf die Frage „was bin ich“ und „wie soll ich sein“, denn die Frage „wie will ich sein und wie mache ich das“ ist aus meiner Sicht im Regelfall in einer derartig heterogenen Umwelt viel zu kompliziert zu stellen und erst Recht zu beantworten… (als Hinweis: Barry Schwartz, „the paradox of choice“)

  5. @Miriam: Ich empfinde das eher so, dass gesagt wird, dass männliche Verhaltensweisen schlecht sind und die weiblichen viel besser wären, jedoch das ganze berufliche Umfeld derart von männlich-verwerflichem Verhalten durchsetzt sei, dass Frauen, die erfolgreich sein wollen, sich leider notgedrungen dieses schlechte männliche Verhalten angewöhnen müssen.

  6. Dass Männern zugeschriebene Eigenschaften per se als negativ definiert sind heute, ist nicht der Fall. Durchsetzungsfähigkeit etc werden immer noch von Managern gefordert, allen Beteuerungen zum Trotz, wie wichtig „weibliche“ Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit seien. Weder schlägt sich das tatsächlich in den Firmen nieder, noch in der Politik, dort werden weiter Machtworte gefordert. Waschlappen ist immer noch ein Schimpfwort.

    Die Anforderungen von eventuellen Partnerinnen an junge Männer will ich hier noch nicht mal diskutieren, problematisch ist vielmehr das „alte“ Männerbild, dass zu Amokläufen führt. Die Verknüpfung von Gewalt und Aggression mit „Mann-sein“. Die Vorstellung, durch eine Gewalttat seine Ohnmacht bekämpfen zu können. Die Ohnmacht, die Teenager manchmal fühlen, kommt neben der Unsicherheit über Rollenbilder auch aus schulischer Frustration, Konflikten mit Eltern, Problemen mit seinen Freunden.

    Und die Diskussion, wie man Auswege aus Frustrationssituationen schafft, ohne auf Gewaltphantasien auszuweichen und diese umzusetzen, ist bisher nicht geführt worden.

  7. Helga,

    „Dass Männern zugeschriebene Eigenschaften per se als negativ definiert sind heute, ist nicht der Fall.“

    Danke für den Hinweis, da muß ich wohl noch an meiner Wahrnehmung arbeiten, daß ich da so neben DEINER Wahrnehmung liege.

    „Durchsetzungsfähigkeit etc werden immer noch von Managern gefordert, allen Beteuerungen zum Trotz, wie wichtig “weibliche” Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit seien.“

    Ob jetzt Durchsetzungsfähigkeit männlich ist, ist eher mal eine Frage. Aber ich lasse das mal so stehen – ohne geht’s halt nicht. Der Punkt ist aber die diskursive Quasi-Diffamierung bei gleichzeitiger Forderung nach Dingen, die dann doch nicht so relevant sind (ob sie das sein könnten, ist dann noch mal eine andere Frage). Ich habe in meinem Studium nur noch zu hören bekommen, wie toll weibliche Führung ist und wie problematisch männliche…

    „Weder schlägt sich das tatsächlich in den Firmen nieder, noch in der Politik, dort werden weiter Machtworte gefordert. Waschlappen ist immer noch ein Schimpfwort.““

    Also, Du bist diejenige die Waschlappen und weibliche Führung hier in einen Zusammenhang bringt. Würde ich nicht machen. Aber trotzdem: Ja, Waschlappen wird auch erst dann zum Qualitätsmerkmal, wenn Frauen anfangen, Waschlappen wegen ihrer diesbezüglichen Eigenschaft sexuell attraktiv zu finden. Wenn es irgendwann heißt, wer NICHT wagt, gewinnt, dann werden alle Waschlappen sein wollen. Wird halt nicht passieren…

  8. mal eine kleine zwischenfrage: das positive an einer eigenschaft ist, dass sie sexuell attraktiv macht? oder hab ich da was falsch verstanden? und falls ja – was?

  9. Was sollen eigentlich Amokläufe symbolisieren- bzw. repräsentieren? Was lässt sich alles in einen Amoklauf hineininterpretieren-, wünschen- und hoffen? Lässt sich irgendein gesellschaftlicher Trend aus einem Amoklauf ableiten? Am besten gelang das seinerzeit Michael Moore mit „Bowling for Columbine“. Wenn sich irgendetwas aus dem Phänomen Amok herauslesen lässt, dann lediglich der augenfälligste Umstand: 99,99999999999999999999999 Prozent sind Männer. Gut, vieleicht sind’s ja auch nur 99,927681 Prozent, man müsste das schon mal genau ausrechnen. Alles andere hat mit den Geschlechtern nicht das Geringste zu tun. Politisch hingegen sieht das schon ganz anders aus, gesellschaftlich sowieso.

    @jj: Sehr gutes Statement, speziell die ersten zwei Sätze.

  10. @marcel
    nur so neben bei, will ja nicht kleinlich sein, aber wenn 4 von 100 amokläufern weiblich sind, sind dann nicht genau 96% davon männlich, keine ahnung wie du auf deine nachkommastellen kommst..?

  11. @Judith: Ok, dann habe ich mich um etwas mehr als drei Prozent geirrt. Wobei ich zugeben muss, dass Mathematik nie zu meinen stärksten Seiten gehört hat. Technik auch nicht. IT auch nicht (Della). Solches ist einem musischen Menschen ja auch ein Greuel ;-)

  12. Die Aussage, Waschlappen sei ein Schimpfwort, ist eine Aussage, die da ganz alleine steht. War nicht meine Absicht, da einen Zusammenhang zu erwecken. Waschlappen wird in Firmen auch eher selten gesagt.

    Ja, Waschlappen wird auch erst dann zum Qualitätsmerkmal, wenn Frauen anfangen, Waschlappen wegen ihrer diesbezüglichen Eigenschaft sexuell attraktiv zu finden.

    Frauen sind wieder mal daran Schuld, wie Männer untereinander umgehen? Auf der einen Seite ein Abgleiten des Threads, auf der anderen Seite nicht immer wahr, siehe dazu eine neue Studie:

    http://pressetext.de/news/090513004/aggressive-maenner-schrecken-indigene-frauen-ab/

    Weiterhin verweise ich Dich auf die Netiquette-Regeln Nr. 5 und 9. Danke.

  13. „Und die Diskussion, wie man Auswege aus Frustrationssituationen schafft, ohne auf Gewaltphantasien auszuweichen und diese umzusetzen, ist bisher nicht geführt worden.“

    Sehr wichtiger Punkt. Effektive, gewaltfreie Auswege aus Frustration und Verzweiflung aufgezeigt zu bekommen / zu finden, ist – meiner Meinung nach – ein ganz wichtiger Teil einer Loesung. Egal ob die Gewalt nun gegen andere oder einen selbst gerichtet ist. Ich faende es wesentlich angebrachter dahingehend nach Loesungen zu suchen, als lediglich Gewalt vom Bildschirm bannen zu wollen.

  14. hanna 2, ich gebe dir vollkommen recht.
    natürlich mag auf gewalt auf dem bildschirm eine rolle spielen aber jedesmal wenn ich über soetwas lese, kommt mir der verdacht dass verbote etc nur als fassadenlösung gefordert werden. der politik sind im gewissen sinne die hände gebunden. schnelle lösungen im bezug auf umgang mit gewalt bzw frustration lernen (statt abschirmung) sind nicht zu finden… heute aber sind schnelle lösungen „in“, gut durchdachte die langsamer anlaufen weil zeitaufwändiger werden vom wähler ja nicht wahrgenommen. das geht auf kosten von kindern (und auch erwachsenen)… traurig. vor allem müsste man endlich einsehen das solche verbote zu nichts führen, jugendliche kommen an alles illegale irgendwie. und der reiz wird durch verbote nur größer…

  15. Helga,

    „Die Anforderungen von eventuellen Partnerinnen an junge Männer will ich hier noch nicht mal diskutieren, problematisch ist vielmehr das “alte” Männerbild, dass zu Amokläufen führt.“

    Sag mal ehrlich, Du schreibst etwas, und andere Menschen nehmen dazu Stellung. Ich stimme Dir ja sogar teilweise zu, vermutlich mehr als sich aus meinen Beiträgen ergibt, aber Du verkündest Deine Meinungen als Fakt und entscheidest dann auch noch, welche Gegenargumente zulässig und diskussionswürdig sind?

    „Weiterhin verweise ich Dich auf die Netiquette-Regeln Nr. 5 und 9.“

    You’re kidding me, right? Ein Antrag zur Geschäftsordnung? Das ist Deine Antwort auf eine wenn auch leicht ironisch vorgetragene andere Perpektive? Wow. Ich bin ehrlich gesagt sprachlos. Daher nur kurz –

    Frauen sind nicht schuld daran, wie Männer miteinander umgehen, und hier ging es ja auch nicht ausschließlich um intrageschlechtliches Verhalten sondern – wie Du korrekt festgestellt hast – um Auswege aus Frustrationssituationen, die nicht gewalttätig sind. Ich finde es geradezu absurd, dabei die Beziehungen (oder nicht-Beziehungen oder potentiellen Beziehungen) von Männern und Frauen außen vor zu lassen – das ist eine sehr merkwürdige Praxis in nicht wenigen feministischen Diskursen, zwar eine Wirkung von männlichem Verhalten auf weibliches Verhalten anzunehmen aber männliches Verhalten weitgehend als von weiblichem Verhalten isoliert durch intrageschlechtliche Interaktionen bestimmt zu sehen. Das hat nichts mit Schuld zu tun und ich habe den Begriff auch nicht eingeführt, sondern mit Bedeutung füreinander. Das zu leugnen führt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Fehldiagnosen und falschen gesellschaftlichen Therapiekonzepten. Welcher Mann ist am ehesten in der Lage, sich gegen problematische und aggressive Männlichkeitsrituale zu wenden? Einer, der den anderen zeigen kann, daß er trotzdem ein Mann ist, und das funktioniert in nicht unwesentlichem Maße über den Erfolg bei Frauen.

    Insofern betstätigt Dein Link eigentlich mein Argument – weibliches Wahlverhalten beeinflußt das Aggressionspotential im männlichen Teil einer Population. Wenn die blutigsten Waorani-Krieger weit schwerer Frauen finden, werden sie sich wohl ein paar Gedanken machen. Oder zu den Yanomami übertreten…

    „Die blutigsten der Waorani-Krieger fanden weit schwerer Frauen, so das Ergebnis der Foschung. Die Ethnologen führen das darauf zurück, dass Aggressionen Gefahr der Rache für die ganze Familie bedeutete, weswegen Frauen sanftmütige Männer bevorzugten. Das Verhalten der Waorani unterscheidet sich somit deutlich von dem ähnlicher kriegerischer Völker. „Beobachtungen etwa der Yanomamo in Venezuela haben darauf hingewiesen, dass aggressive Krieger deutlich mehr Frauen und Kinder haben“, berichtet Beckermann. Der Unterschied zwischen den beiden Völkern sieht der US-Anthropologe jedoch kulturell bedingt. Die Yanomami legten zwischen ihren Rachefeldzügen Friedenspausen ein, die unter anderem die Reproduktion sicherstellen sollten. Ziel der Waorani war hingegen die völlige Vernichtung des Gegners, wofür sie selbst Fehdeanlässe verwendeten, die Generationen zurücklagen.

  16. @hanna2 und erna: Genau so sehe ich das auch. Man muss Auswege aus der Frustrations bieten. So fand ich diese LARP-Veranstaltung eigentlich super als Idee um Kinder und Jugendliche weg vom COmputer zu holen: Einfach mal wieder in Gesellschaft zu sein und „friedlich miteinander zu kämpften“ (Schaumstoffschwerter) und Bewegung zu kriegen… Des weiteren wäre bestimmt auf den Begriff „Ritterlichkeit und Ehre“ eingegangen worden.
    Leider wurde diese Veranstaltung untersagt, weil die **** vom Jugendamt kleine Spaßkämpfe mit SCHAUMSTOFFSCHWERTERN offenstlich auf dieselbe Ebene stellen, wie Prügeleien und Leute zusammentreten.

    hier nochmal der Link:
    http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/dortmund/sued/2009/4/2/news-116190928/detail.html

    Eine gewisse Aggression braucht jeder und auch in jedem steckt ein gewisses Gewaltpotential. Man muss es nur richtig kanalisieren sonst gibt es eine Katastrophe.

  17. @steve, the pirate
    dazu fällt mir die (fast) alljährlich im spätsommer/frühherbst wasserschlacht an der Oberbaumbrücke in Berlin ein ….
    erst mal dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Gem%C3%BCseschlacht_(Berlin)
    für alle, die vor ort sind, empfiehlt sich die zumindest teilnehmende beobachtung an diesem spaßkampf. besonders hübsch fand ich letztes jahr die bemerkung eines kämpfers – pudelnass und mit kompott aller art bekleckert – zu einem der polizisten: ha! ihr dürft nicht mitmachen!

    nach den schaukämpfen vom letzten 1.mai plädiere ich dafür, etwas ähnliches für alle, die’s unbedingt brauchen, in den görlitzer park zu verlegen… oder aufs rollfeld vom flughafen tempelhof…

  18. huch, da hab ich doch ein verb vergessen! wer mag, kann an der passenden stelle „zelebrierte“ einsetzen…

  19. ja, hab den link angeschaut. hat mich auch erschreckt, wobei dass dann wieder von den kommentaren überlagert wurde (vielleicht müssen eltern bzw andere menschen auch kanale für aggression finden..)
    ich habe vor ein paar tage einen interessanten beitrag über ritalin gesehen und danach eine diskussion mit ner freundin darüber gehabt.
    der beitrag hat ritalin als „ruhigstell-medikament“ dargestellt dass kindern eher schadet als hilft (verfestigung von unnatürlichen neurostrukturen etc). sehe ich auch so… ich hab selbst 2 ritalin-fälle in der familie. wundervolle kinder, hilflose eltern. schulen zwingen teilweise zum ritalin-gebrauch weil die kinder sonst nicht funktionieren würden.
    aber dabei wird auch vergessen dass es a) normal ist das kinder krach machen, scheiße bauen und grenzen ausprobieren und b) kinder heute (vermute ich) einfach viel zu wenig bewegung kriegen, sich austoben können. wenn ich mir überlege, wie bei mir früher dass verhältnis zwischen draussen spielen und fernsehen/computer war hat sich das extrem verschoben.
    kein wunder dass kinder nicht wissen wie sie angestaute energie loswerden können.
    natürlich verstehe ich auch jeden gestressten lehrer. kinder im sportunterricht ähneln heute wohl eher einer explosion als kindern die sport machen (so ist es mir jedenfalls zu ohren gekommen).
    aber nein, statt eltern zu fordern und fördern ihre kinder vom computer weg und zum spielen hin zu treiben oder ideen zu entwickeln wie man das ändern könnte, stopft man lieber die „ganz schlimmen“ fälle mit ritalin und wundert sich dann wenn kinder nicht mehr lernen energien verschiedener art auf gesunde weise umzusetzten.
    ich könnte wahnsinnig werden.

  20. @ Erna: Zum Thema Ritalin und co.: Ein Kumpel von mir ist bei den Pfadfindern und hilft oft bei diversen Jugend – und Kindercamps mit. Da nehmen auch oft Kinder teil, die Medikamente nehmen müssen, weil sie ja, laut Eltern, sooo schwierig und wild und aggressiv sind. Mein Kumpel meinte, dass schon nach einem Tag den ganzen Tag draußen mit anderen Kindern rumtollen 95 % dieser Kinder kaum wieder zu erkennen sind, weil sie endlich mal die überschüssige Energie rauslassen können und dann am Abend ganz friedlich, glücklich erschöpft sind.

  21. Ich finde, dass man schon ganz frueh mit ganz kleinen Mitteln moeglich Auswege aufzeigen kann. Zum Beispiel: Ich habe waehrend meiner Schulzeit mal ein Praktikum in einer Kita fuer unter 3jaehrige gemacht. Ab und zu gab es natuerlich den ein oder anderen Konflikt zwischen den Kindern, oft, weil ein Kind etwas machen wollte, was dem anderen nicht passte. Viele Kinder noch nicht so gut sprechen konnten, und schlugen in solchen Situationen manchmal zu (nicht brutal, aber Gewalt ist es trotzdem). Ich kannte es bis dahin meist so, dass die Erwachsenen in meinem Umfeld in solchen Situationen sagten: „Seid lieb zu einander.“ Eigentlich eine voellig bescheuerte aussage, denn sie ignoriert, dass da ein Konflikt vorliegt, den man loesen muss, und befiehlt den Kindern etwas voellig abstraktes und fuer dem Moment unpassendes zu tun. Im schlimmsten Fall glauben die Kinder vielleicht sogar, dass „lieb sein“ damit gleichzusetzen ist, dass man sich nicht wehrt und Probleme einfach ignoriert. In dieser Kita aber war die Regel: Die Erwachsenen schlagen dem Kind, dass sich eingeengt fuehlt, vor: „Sag Nein!“. Und das andere Kind bittet das „Nein“ zu respektieren. Die Kinder haben das sehr leicht auf- und angenommen. Natuerlich ist das weder das Allheilmittel, noch passend fuer jeden Konflikt – aber: Es ist eine Methode, die – wie ich finde – Kindern von klein auf zeigt, wie man mit Worten klar seine eigenen Beduerfnisse mitteilt und dass ohne sich mit Gewalt durchzusetzen. Und das auf respektvolle Weise. Denn man erkennt zum einen an, dass das Kind einen eigenen Willen hat und dass es selbst dazu in der Lage ist zu entscheiden, was es moechte und was nicht.

  22. Aaaahhhh! Ich meine natuerlich:

    Viele Kinder KONNTEN noch nicht so gut sprechen…

    Und das andere Kind bittet MAN das “Nein” zu respektieren.

    … und DAS ohne sich mit Gewalt durchzusetzen.

    Die Rechtschreibefehler (z.B. Aussage gross…) bitte ignorieren.

  23. @jj: Ich halte durchaus etwas von Diskussionen über Partnerwahl, inwieweit sich Männer und Frauen gegenseitig beeinflußen. Unter Beiträgen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Ironie ist im Internet ein schwieriges Thema, bin ich auch schon mit auf die Fresse geflogen und dass du das ironisch meintest, ist einfach nicht so rübergekommen. (Steht übrigens auch in der Netiquette.)

    @ Hanna 2: Echt ein guter Ansatz. Gerade kleine Kinder denken noch ganz anders als Erwachsene, da stellen sich Erwachsene selten drauf ein. Eigentlich verstehen sie Konzepte wie Respekt etc. schon ganz gut, z.B. wissen sie selber, dass Schläge weh tun und sie die nicht erhalten wollen. „Seid lieb zueinander“ klingt auch noch so herablassend und Kinder fühlen sich dann mit ihren Konflikten nicht ernst genommen. Meiner Meinung nach könnte man viele Probleme von Kindern und Jugendlichen mit mehr Respekt verhindern.

  24. Dass von frauen so wenig nach außen sichtbare gewalt verübt wird liegt vor allem und zuerst daran, dass diese gesellschaft über 1000 schatten springt um frauen abzufedern, ihnen zuspruch und trost zu geben, ihr los weniger hart zu machen. Zu 10% ist vielleicht auch noch die biologie im spiel dass frauen insgesamt einen etwas niedrigen aggressionslevel haben.

    Zum beweis: Mit dem moment als die frauenhäuser aufkamen gingen schlagartig die zahlen der frauen zurück, die ihren ehemann ermordet hatten. Vorher war es 50:50.

    Das beispiel soll verdeutlchen dass die geringe, nach außen sichtbare aggressivität die von frauen ausgeht, kein indiz dafür ist dass frauen die besseren menschen sind, sondern erstmal ein indiz dafür dass unsere gesellschaft viel herzloser mit männern umgeht als mit frauen.

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