Frauen als Computer und weibliche Nerds

Im der Blogschau berichteten wir von Piratenkeks‘ Rant über die Unsichtbarkeit weiblicher Nerds, von der Unsichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen ganz zu schweigen.

Heute gibt es daher noch mal drei spannende Geschichten. Leser Timo schickte uns den Hinweis auf das aktuelle Linuxjournal. Auf dem Cover und im Interview ist Angela Byron. Sie ist eine der Entwickler_innen von Drupal, einem Open Source Con­tent Management System. Im Interview erzählt sie über den Zustrom an Frauen im Drupal-Projekt und wie sie ihre Unsicherheit als Programmiererin (vermutlich ein Fall von Imposter/Betrüger-Syndrom) überkam.

Lange bevor Computer in jedem Haushalt standen, wurden Rechenoperationen noch von „menschlichen Computern“ durchgeführt. So berechneten rund 100 Mathe­ma­ti­ker­innen die Flugbahnen von Geschossen für die amerikanische Armee. In dem Film “Top Secret Rosies” erzählt LeAnn Erickson ihre Geschichte und wie ihre Forschung schließlich zur Ent­wicklung von ENIAC führte. Einge der “Rosies” arbeiteten später als Programmierer­innen dieses ersten elektronischen Universal­computers.

Via twitter.com/MrsB_Est1892 kam außerdem der Hinweis auf einen Spektrum-Artikel über die Strukturbiologin Ada E. Yonath. Ihr Ziel war die Kristallisierung von Ribosomen, um so deren räumliche Struktur aufzuklären. Ribsomen sind große Moleküle, an denen aus einzelnen Aminosäuren ganze Proteine zusammengesetzt werden. Aufgrund ihrer Größe galten sie jedoch als zum groß für die Kristallisierung. Gegen viel Widerstand und obwohl sie als Verrückte verlacht wurde, forschte Yonath stetig weiter und erreichte endlich im Jahr 2000 ihr Ziel. 2009 erhielt sie dafür den Nobelpreis für Chemie. Den entscheidenden Hinweis lieferten übrigens Bären, die während ihres Winterschlafs ihre Ribosomen ganz dicht zusammenrücken – genau der Mechanismus, der für die Kristallisierung ent­scheidend war.

3 Kommentare zu „Frauen als Computer und weibliche Nerds

  1. Interessant auch hier wieder die Frage nach den Ursachen des alten Huhn-Eierkreises und wo man ansetzen könnte, etwas zu verändern – sei es gedanklich oder sogar praktisch. Weibliche Geeks?

    In der Begabungsforschung stellt sich die Tatsache als besonders auffällig dar, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede im räumlichen Vorstellungsvermögen gibt und diese Untersuchungen unabhängig von „Diskriminierung“ weiblicher VPn oder unterschiedlicher Förderung/Übung zwischen den Geschlechtern sind. Im Spitzenbereich der mathematischen Begabung schneiden Mädchen bei Tests wesentlich schwächer ab als Jungen. Diese Studien wurden in zahlreichen Ländern vorgenommen und stets entstand ein ähnliches Ergebnis.

    Der Unterschied ist bei einer einzigen Gruppe wesentlich geringer, nämlich bei Asiaten. Dabei ist es egal, ob es amerikanische Schüler asiatischer Herkunft oder etwa chinesische Schüler aus Shanghai sind. Demnach scheint die Kultur eine wesentliche Rolle zu spielen. Man kann allerdings nicht ausschließen, dass weibl. asiatische VPn sich gegenüber den anderen weibl. VPn hirnorganisch, also biologisch, unterscheiden.

    Wenn man diese Ergebnisse nun auf die unterschiedliche „Streuung“ (Varianz) von Intelligenz zwischen den Geschlechtern überträgt, könnte man sich fragen, ob es nicht nur korrelierende Zusammenhänge gibt, sondern tatsächlich auch kausale. Es stellen sich bei Tests zwar dieselben Mittelwerte heraus, jedoch bleiben Frauen in ihren Domänen „mittelmäßig“ und vielleicht sogar deshalb weniger sichtbar/erfogreich (?). Vielleicht erklärt dieses auch, warum weniger Frauen gegenüber Männer von „intrinsischer Motivation“ (Flow), die ein Geek oder Nerd braucht, getrieben wird.

    Quellen:
    Benbow (1988), Benbow und Stanley (1980b, 1982, 1983a); Burnett, Lane & Dratt (1979); Casey, Nuttal, Pezaris & Benbow (1995); Storfer (1990) und Allgemeinwissen.

  2. Nein, die Unterschiede im räumlichen Vorstellungsvermögen sind nicht so einfach, es gibt kein „männliches“ und kein „weibliches“ Vorstellungsvermögen. Und deutliche Unterschiede in der Sozialisation sieht man schon bei jungen Mädchen, die weniger Möglichkeiten haben, ihr räumliches Vorstellungsvermögen zu trainieren:
    http://maedchenmannschaft.net/eine-replik-auf-warum-maenner-nicht-zuhoeren-und-frauen-schlecht-einparken/

    Inzwischen gibt es neue Studien zu Varianz und ja, vermutlich liegt die „Mittelmäßigkeit“ von Frauen an Kultur und nicht an der Biologie:
    http://maedchenmannschaft.net/maedchen-koennen-wirklich-genauso-gut-mathe-wie-jungen/

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