Ernsthaft? Frauen zu blöd zum Beine überkreuzen?

Eine verschlungene Metallrutsche, die an einer Stelle steil nach unten führt
Hilfe, ich bin eine Frau, holt mich hier runter!

In Zeiten moderner Technik und Sicherheitsvorschriften bleibt nicht mehr viel, was in der Zivilisation so richtig gefährlich ist. Außer Rutschen. In Österreich sind die augenscheinlich so gefährlich, dass Frauen sich von ihnen fernhalten sollten. So warnt der Freizeitpark Area 47 vor der Benutzung der Rutsche FreefallAchtung: Nicht für weibliche Badegäste geeignet!“ – immerhin geht es mit bis zu 80 km/h in die Tiefe. Eine Beschwerde dazu liegt inzwischen beim Werberat vor, mit weiteren Erklärungen:

auf meinen darauffolgenden Anruf und die Frage hin, warum Frauen diese Rutsche nicht benutzen dürfen, wurde mir von einer Angestellten erklärt, dass Frauen sich leichter erschrecken und es viel gefährlicher für sie wäre. Diesem Argumentationsgang kann ich nicht ganz folgen, da meines Erachtens nach genauso Männer sich die Hoden prellen o.ä. Verletzungen davontragen können, wenn sie mit 80 km/h ins Wasser „donnern“. Auch wurde mir gesagt, dass die BenutzerInnen dieser Rutsche die Beine überkreuzen müssten. Mir war bis dato nicht klar, dass Frauen diese Technik des Überkreuzens nicht beherrschen…

1950 lässt grüßen. Frauen erschrecken sich viel zu leicht und sind zu blöd, ihre Beine richtig zu benutzen. Der Werberat hat dazu erklärt, es handele sich nicht um „Wirtschaftswerbung“, daher sei er nicht zuständig. Was diese Werbung nun genau sei, wird leider nicht erläutert.

(via @apo_)

42 Kommentare zu „Ernsthaft? Frauen zu blöd zum Beine überkreuzen?

  1. Da hat irgendwer Bockmist gebaut, gemeint war bestimmt „nicht für weichliche Badegäste geeignet“ :-)

  2. Und vor allen Dingen hält mensch Frauen für „zu dumm“ selbst zu entscheiden, ob wir die Rutsche benutzen wollen und hilft uns mit paternalistischen Aussagen aus. Das ist doch 19.tes Jahrhundert!

  3. Leider wird sich auch bestätigen, dass sich weniger weibliche Badegäste auf die Rutsche trauen. Denn wenn sie so direkt angesprochen werden, denken sie sich, muss es wirklich so angsterregend sein und sind eingeschüchtert. Wieso hat man eigentlich nicht den typischen Werbespruch „nur für echte Kerle“ genommen, auch wenn er fast genauso ausschließend für Frauen ist? Vielleicht, damit sich die Männer, die sich doch nicht trauen, nicht als halbe Kerle fühlen müssen, aber den Frauen doch gezeigt wird, wo ihr Platz ist (überspitzt ausgedrückt, so eine große Absicht vermute ich mal nicht dahinter).

    Fraglich auch, was das für versucherungstechnische Konsequenzen hat. Kann bei eventuellen Unfällen der Schwimmhallenbetreiber weniger verantwortlich gemacht werden, wenn sich eine Frau verletzt, da ja explizit davor gewarnt wird?

  4. Ich hab ja schon öfters gehört, dass angeblick Männer anatomisch nicht dazu in der Lage seien die Beine zu überkreuzen (was natürlich Blödsinn ist), aber dass man nun anscheinend der Meinung ist, dass Frauen das nicht können sollen, erstaunt mich auch.
    Die Behauptung, Frauen würden sich generell leichter erschrecken ist wirklich eine Frechheit. Das kann wohl jede/r selbst am besten einschätzen.

    Mir fällt wirklich kein plausibler Grund ein, weswegen so eine Rutsche für Männer unbedenklich und für Frauen zu gefährlich sein sollte. Da ist wohl wirklich jemand ein Jahrhundert in der Vergangenheit steckengeblieben.

  5. Hey, das müsst ihr doch verstehen – wo sonst kann ein Mann noch beweisen, dass er ein „ganzer Kerl“ ist.
    Er darf keine Mammuts mehr jagen. Zuhause wird er unterdrückt und soll sich auch noch um die Kids kümmern, seit neuestem darf er sogar weinen.
    Nur noch im Fernsehen gibt es Superhelden … abgesehen von den Bionicles in der Spielzeugkiste des Sohnes.

    Und dort im Schwimmbad, da gibt es noch einen Ort, wo die Frauen nicht hin können. Da kann man noch der männlichen grundsätzlichen Überlegenheit frönen. Ahh. Und zischschsch -… – aua! Psst, nicht weinen.

  6. „Nur für echte Kerle“ find‘ ich nicht schlimm – ist wie „tough guy“, was ja auch unisex ist ;-)

  7. @Helga Kerl kann man unisex verstehen. Per se ist es das nicht.

    Man kann Kerl auch durch „Typen“ ersetzen.

  8. @philipp

    Wenn man 100 Leute zufällig fragt, ob sie bei Kerl oder Typ an einen Mann oder eine Frau denken, glaube ich dass 100 oder vielleicht 99 definitiv Mann antworten werden, zumindest war so mein aktuelles Verständnis von Sprache.

    Sprachlich neutral wäre vielleicht Leute oder Menschen, was den Spruch „nur für echte …. “ aber dann ins Lächerliche zieht und den Sexismus dahinter entlarvt.

  9. Im American English ist es so, dass „guy“ (= Kerl) im Plural in der Umgangssprache geschlechtsneutral verwendet wird, also selbst eine komplett aus Frauen* bestehende Gruppe mit „Hey you guys!“ angesprochen werden kann.

    http://www.ldoceonline.com/dictionary/guy

    Im Deutschen habe ich das allerdings noch nie gehört.

  10. Die ganze Geschichte ist wirklich absurd – immer wieder verwunderlich, was für beknackte (sexistische) Gebote anscheinend von irgendeiner Kommission, Schwimmbadleitung etc. erfunden und abgenickt werden.
    Die Erklärung mit dem Erschrecken kann ja wohl nicht ganz ernst gemeint sein?! Was ich in so einem Falle eher als Begründung vermuten würde (und was ganz genau so bescheuert wäre), ist irgendwas in Richtung Gesundheit, so im Sinne von „da kann untenrum was kaputt gehen“ (aber anscheinend nur bei Frauen?).
    Wer weiß, vielleicht klären uns die Freizeitparkbetreiber ja noch auf, ich würde zu gern wissen, was die sich dabei gedacht haben.
    Abgesehen von dem ganzen Kackscheiß klingt die Rutsche genial!!

  11. Weil hier immer wieder gefragt wird, was sich der Betreiber wohl dabei gedacht haben könnte…

    Der Betreiber hat sich gar nichts gedacht. Der hat einfach so gehandelt wie er es gelernt hat und wie es ihm von seinem Umfeld im Alltag vorgelebt wird. Dieses Schild ist nichts weiter als der Ausdruck eines noch immer allgemein anerkannten und akzeptierten Weltbildes.

    Rutschen würde ich da trotzdem nicht. Schon allein des Weltbildes wegen.

  12. Ich würde diesen Rutschenpark, oder was das sein soll, einfach boykottieren. Wenn Frauen dort ihr Selbstbestimmungsrecht abgesprochen wird, legen sie wohl auch allgemein keinen gesteigerten Wert auf weibliche zahlende Gäste. Schön blöd, es sich einfach aufgrund indoktrinierter sexistischer Vorstellungen auf diese Weise mit der Hälfte der Kundschaft zu vermiesen, aber wenn sie es so wollen… Niemand ist auf einen Rutschenpark angewiesen, aber der Rutschenpark auf Kunden. Auch auf weibliche.

  13. Mich würde dennoch mal der Hintergrund interessieren.

    In dem hier verlinkten Galileo-Beitrag sagt der eine Mann zur Reporterin: Kreuz die Beine, sonst bekommst du einen Einlauf.

    Vielleicht geht es darum, dass durch den Druck des freien Falls ganz viel Wasser in die Scheide gepumpt werden könnte?

  14. @Bettina: Dann dürften Frauen ja auch nicht Turmspringen und dabei mit den Beinen zuerst ins Wasser kommen. Wenn ich die Rutsche vom Bild (Galileobeitrag hab ich nicht gesehen) richtig gesehen hab, dürfte das Problem viel eher sein, dass man sonst anfängt an die Seiten zu poltern, statt gerade runter zu rutschen.

    Die Leap of Faith-Rutsche ist ähnlich dieser Freefall-Rutsche und dort gibt es keine Warnung an Frauen: http://www.atlantis.com/thingstodo/waterpark/waterslides.aspx

  15. Ich war letzes Jahr in der AREA 47 und ich habe es so mitbekommen, dass die Gebärmutter der Frau bei dem Aufprall so stark „durchgespült“ werden könnte, dass dies zur Unfruchtbarkeit führen kann. Ich nun kein Arzt aber ich denke dass das nicht böse gemeint ist sondern eher präventiv und zum Eigenschutz der jungen Frauen mit Kinderwunsch. Aber mit einem neopren könnte Frau durchaus runterrutschen, hab das glaube ich schonmal in einem Video gesehen. Die Neopren kann man sich ja kostenlos auf der anderen Seite des Pools beim Blobbing bzw. unter der gelben Miniaturskisprungschanze holen. Also nicht motzen, sondern Neopren an und los gehts – wenn Ihr euch traut. Apropos Hoden prellen – ja das stimmt tut weh, deswegen bin ich nur einmal gerutscht.

  16. @Paddy: Das klingt immer noch nicht wirklich überzeugend. Angst um fragile Frauen und ihre ach-so-kostbare Fruchtbarkeit sind ein alter Hut, der sich oft genug als Panikmache erwiesen hat. Und wenn es bei Männern Hodenprellungen geben kann…
    Dann ist nicht jede Frau fruchtbar oder besitzt eine Gebärmutter. Falls es Gesundheitsbedenken geben sollte, müsste der Parkbetreiber das immer noch kommunizieren. Oder Hinweisen, dass es Schutzkleidung bedarf. (Wie gesagt, auf anderen Seiten habe ich dazu bisher nichts gefunden.)

  17. Also… jetzt mal im ernst. Das mit der Gebaehrmutter kann jawohl so nicht stimmen. Ich bin kein Arzt aber das klingt mir schon echtn bisschen fadenscheinig, ist ja nicht so, als waere die Vagina einfach mal ein Rohr in die Gebaermutter und da fliesst einfach alles ungehindert rein???
    I call bullshit.

  18. @Paddy
    Dass durch Aufprall der Frau aufs Wasser dieses mit Hochdruck in deren Gebärmutter dringen kann? Geht nicht.

    Warum sollten sich Frauen beim Aufprall so entspannen, dass sich Vagina und Gebärmutterhals zugleich öffnet. Zudem wird eine Frau nicht unfruchtbar, wenn Wasser in die Gebärmutter kommen könnte.

    Das kann nur jemannd mit Unkenntnis des weiblichen Körpers ausdenken.

  19. wenns da mal nicht „nur“ um werbung und aufmerksamkeit geht.
    richtig ernst nehmen kann ich das nicht – aber im grunde auch schnuppe.
    ätzt sowas.

  20. Das „Gebärmutter“-Argument erinnert mich an das Argument des IOC, dass Frauenskispringen viel zu gefährlich sei, aus ähnlichen „Gefahr-für-die-Gebärmutter“-Gründen. Eine Studie ergab dann, dass wenn überhaupt, Skispringen für (cis)Männer gefährlich wär (weil unsere Genitalien ja, äh, externer liegen.)

  21. Ich halte das Ganze auch für totalen Quatsch. Und würde trotzdem rutschen gehen! ^^

    Was die anatomischen Hintergründe angeht: Ich bin auch keine Ärztin, aber ich meine mal gelesen zu haben, dass der Muttermund außer kurz vor und bei der Geburt ja immer „zu“ ist, d.h. da käme dann auch kein Wasser rein. (Ansonsten bestünde ja permanente Infektionsgefahr)
    Deswegen gehen ja auch Tampons nicht im Körper „verloren“.

  22. Ich habe inzwischen eine Hebamme dazu befragt und danach ist die „Wasser könnte in die Gebärmutter laufen“-Theorie nicht plausibel. Zum einen wird die Gebärmutter von Schleim geschützt, der sehr dicht ist. (Wir erinnern uns an die Wirkung der Pille: Der Schleim wird nur an fruchtbaren Tagen durchlässig.) Zum anderen ist die Gebärmutter nach vorne „gekippt“ – Scheide und Gebärmutter sind keine Ausstülpung die gerade von unten nach oben in den Körper ragt. Wahrscheinlicher als Wasser in der Gebärmutter dürfte das Öffnen des Darmschließmuskels sein. Das betrifft dann wieder alle Menschen.

  23. @anne prinsregentenheim: Danke für den Link.
    Nach Lesen des Artikels bin ich aber ein wenig ratlos: was sollen diese „erheblichen Verletzungen im Intimbereich“ konkret sein?
    Außerdem heißt es erst “ Immer wieder mussten Frauen mit Blutungen ins Krankenhaus eingeliefert werden“ Wo haben die denn nun geblutet? „Da unten“ gibt es doch so vieles). Dann heißt es „Schwere Unfälle habe es noch nicht gegeben“.

  24. Anmerkung: Kann diese Verletzung im Intimbereich vielleicht auch einfach eine Reizung der Blase gewesen sein? Eine gereizte Blase blutet ja auch ganz gerne mal, ist aber nicht schlimm.

  25. wieso konnte ich das dann mit 8 jahren herunter rutschen, diese brutale rutsche? ich glaub das einfach nicht. ich wüßte gerne den medizinischen befund einer dieser frauen.

    p.s. wenn das nächste mal wo ein selbstmörder herunter springt, möchte ich dann bitte auch, dass das für männer allgemein gesperrt wird und nur noch frauen rauf dürfen.

  26. aha, noch was, mir hat keiner geraten, die beine zusammen zu pressen, sondern alle mussten sie überkreuzen, ebenso die arme, und dazu braucht man dann eigentlich keine besondere kraftanstrengung mehr, um das bis unten halten zu können.

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