Ein Tag gegen Rassismus – Fünf Fragen, Fünf Antworten

Für alle, die sich einfach kurz mal einen Überblick verschaffen wollen :-)

1. Warum gibt es den Internationalen Tag gegen Rassismus?

Bei einer friedlichen Demonstration von ca. 20.000 Personen gegen die diskriminierenden Passgesetze des damaligen Apartheid-Regimes wurden am 21. März 1960 69 Personen (darunter 8 Frauen und 10 Kinder) in Sharpville (Südafrika) von der Polizei erschossen. 180 wurden verletzt. Seit 1966 wird jedes Jahr am 21. März, durch einen Beschluss der Vereinten Nationen, dem Internationalen Tag für die Beseitigung der rassistischen Diskriminierung* gedacht.

2. Gibt es überhaupt Rassismus in Deutschland?

LOL :-)

(Oder war das eine ernstgemeinte Frage?)

3. Was passiert denn am 21. März dieses Jahr in Deutschland?

Well, auch in Deutschland gibt es sogar inzwischen Internationalen WOCHEN gegen Rassismus!!! Und wir sind schon mitten drin: dieses Jahr finden sie nämlich 16.-29. März 2015 statt.

In Berlin findet u.a. diesen Samstag (21 März) einige Events statt, organisiert von der Kampagne „My Right is Your Right„. Die Demonstration fängt um 13:00 am Spreewaldplatz (Kreuzberg) an.

4. Und was kann ich tun, wenn der Tag bzw. die Wochen vorbei sind?

Rassismus geht uns alle** an. Es lohnt sich wirklich, sich mit den Erscheinungsformen und Folgen von Rassismus auseinanderzusetzen. Erst dann ist es überhaupt möglich Rassismus effektiv entgegenzutreten.

Meine ganz persönliche „top ten“ an Weiterbildungs- bzw. Empowerment-Empfehlungen (in Deutschland):

  • ADEFRA e.V. (Empowerment für Schwarze Frauen in Deutschland, Generation ADEFRA Stammtisch findet jeden dritten Freitag im Monat statt – offen für Schwarze Frauen)
  • Black Diaspora School (Ein Empowerment Projekt für Schwarzen Jugendlichen von der in Berlin basierten Bibliothek „Each One Teach One e.V.“ )
  • Der Braune Mob e.V. (Empowerment, Medienanalyse und Bildung für Schwarze Menschen und weitere People of Color in Deutschland)
  • IniRromnja (Ein Zusammenschluss von Berliner Roma-und-Sinti-Frauen)
  • Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund) e.V. (Empowerment für Schwarze Menschen in Deutschland)
  • Institute für diskriminierungsfreie Bildung (Fortbildungen für Lehrkräfte zu diskriminierungsfreier und rassismuskritischer Bildungsarbeit)
  • Korientation e.V. (Ein kulturpolitisches Netzwerk von Asiatischen Deutschen und Asiaten und Asiatinnen mit dem Lebensschwerpunkt Deutschland)
  • LesMigraS  (Beratung und Unterstützung für lesbische/bisexuelle Migrant_innen und Schwarze Lesben und Trans*Menschen)
  • Phoenix e.V. (Anti-Rassismus Trainings für Weiße, Empowerment Trainings für Rassismuserfahrenen)
  • ReachOut e.V. (Beratungsstelle in Berlin für Opfer rassistische Gewalt)

5. Ich bin wirklich kein Rassist, ab…

Oh, stop! Dieser Artikel ganze Webseite ist nicht für dich. #SeeYa

*Im Original „Rassendiskriminierung.“ Ich habe es geändert um deutlich zu machen, dass es keine biologischen Rassen gibt. Wirklich nicht.

**Wer sich nicht involviert sieht, hat vielleicht ein wenig zu viel Privilegiensaft getrunken. Oder ist heftig am Verdrängen. Oder beides.

 

5 Kommentare zu „Ein Tag gegen Rassismus – Fünf Fragen, Fünf Antworten

  1. In der Auseinandersetzung mit Rassismus wird oft ein Raster aus den USA übernommen, das Hautfarbe oder andere Aussehenskriterien verwendet, die auf Herkunft zurückgehen. In (Mittel-)Europa ist das Ganze jedoch etwas komplexer, hier kommt etwa noch Anti-Slawismus hinzu. Auch das ist Rassismus – und die Worte „slawischer Untermensch“ habe ich nicht erst einmal gehört. Besonders gegenüber Pol_innen wird häufig Verachtung gezeigt, aber auch als Sorbin bekomme ich derartiges zu hören. Ich würde da gerne in eine Theorie-Debatte einsteigen – wenn es die gibt.

  2. Ja, das mit den Privilegien ist so eine Sache. Ist für mich einfach ein übergreifendes Thema geworden.

    Auch in Innsbruck gibt es zwei Veranstaltungen –

    im AutonomenFrauenLesbenZentrum gibt es einen StreetArt Workshop
    (www.frauenlesbenzentrum.at)

    und im Botanischen Garten einen Vortrag mit Diskussion und Ausstellung.

  3. Hi Bendte,
    ich glaube eben nicht, dass es in den USA weniger komplex ist als Europa. Um nur ein Beispiel zu nehmen, siehe aktuelle Diskussion um Jay Smooth, ein Schwarzer Mann, der oft weiß gelesen wird
    Ich gebe dir also vollkommen recht, dass Rassismus nicht ausschließlich mit Hautfarbe zu tun hat.

    Was mir aber oft begegnet als Schwarze Frau, die in Deutschland immer wieder als „afrikanisch“ gelesen wird, ist die Reaktion meine gelebte Erfahrung und meine Kompetenz in diesem Thema herunterzuspielen oder auszuweitern („das ist aber kein Rassismus“ oder „das ist mir aber auch passiert…“).
    Schwierig dabei ist, dass dies oft nicht zu einer Diskussion führt, wo beide Seiten mehr von einander lernen, sondern folglich werde ich zum Schweigen gebracht „silenced.“

    Daher fände ich es super wenn wenn wir (im Allgemeinen, nicht du und ich!) ein Weg finden könnten, um über die verschiedene – auch intersektionale – Erscheinungsformen und Ausprägungen von Diskriminierung zu reden, wo marginalisierte Personen dann mit Würde über ihr Wissen und ihre Erfahrungen reden können und wirklich gehört_verstanden werden können.

  4. @Sharon: Nein, ich meinte auch nicht, dass die Situation in den USA unkomplex wäre. Worauf ich hinauswill: die häufig benutzten Kriterien scheinen nicht auszureichen. Und das wird zu selten wahrgenommen.
    Ich würde mich aber gerne noch über was anderes austauschen: zwei meiner Freundinnen sind „weiß“ und haben ein „farbiges“ Kind. Die eine wünschte sich zum 3. Geburtstag ihrer Kleinen ein Kinderbuch, in dem ein wenig Vielfalt herrscht und nicht alle westdeutsche weiße Mittelschicht verkörpern. Ich war bei Hugendubel, die haben irre Mengen an Kinderbüchern, aber meine Bitte war unerfüllbar. Höchstens ein Buch über afrikanische Kinder hätte bestellt werden können, aber das war eigentlich ja nicht das, was ich suchte. Weiß hier eine, ob ich irgendwo deutschsprachige Kinderbücher bestellen kann, in dem die Kinder etwas „gemischter“ sind? Habe nur ein DDR-Buch, das aber eher von Apartheitserfahrungen vor 50 Jahren in den USA handelt. (Joshua und der Mord in Detroit). – Danke für Tipps :-)

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