Die Pille danach

Geplatztes Kondom, die Pille mit einer Magen-Darm-Erkrankung, die Gründe für die Pille danach sind vielfältig. In Deutschland braucht man dafür eine Verschreibung vom Arzt, in Österreich gibt es sie künftig auch ohne Rezept.

Im Interview mit der Sueddeutschen sieht Manfred Stumpfe, der Vizechef des Berufsverbandes der Frauenärzte in Bayern, verschiedene Probleme: So sei die Pille danach nicht so häufig nötig, wie Frauen sie sich verschreiben lassen wollen, und zu wenige Frauen kämen zur Nachuntersuchung. Auch sei die ärztliche Versorgung in Deutschland so gut, dass jede Betroffene rechtzeitig die Pille danach bekommen könne. Das Zeitfenster zur Einnahme beträgt 72 Stunden, dabei ist Schnelligkeit Trumpf. Dass viele junge Frauen (aber auch ältere) über ihren Zyklus zu wenig Bescheid wissen, ist in der Tat ein großes Problem.

Ich hatte schon junge Frauen als Patientin, die in der Pillenpause, also in den sieben Tagen zwischen den normalen Einnahmezyklen der Pille, kommen, und eine „Pille danach“ verlangen. Diese Mädchen wussten nicht nicht, dass sie in dieser Zeit sowieso nicht schwanger werden können und verhüten während dieser Zeit immer mit Kondom.

Diese Frauen waren augenscheinlich schon bei einem Frauenarzt, der sie bei der Verschreibung aber nicht ordentlich informiert hat. Ob nun nur eine weitere Verschreibung diesen Fehler korrigieren kann sei dahingestellt. Genauso wie die Frage, ob nur Ärzte und nicht auch Apotheker die Betroffenen zu einer Nachfolgeuntersuchung motivieren können. Die medizinische Verfügbarkeit ist laut pro familia nicht ganz so rosig, denn einige Krankenhäuser stellen keine Rezepte für die Pille danach aus. Frauen in ländlichen Gegenden müssen zunächst zum Arzt und danach noch zu einer Apotheke kommen. Das belastet zeitlich und monetär vor allem die sozial Schwachen, die häufig auf den öffentlichlich Nahverkehr angewiesen sind; die Medikament- oder Rezeptkosten, sowie die Praxisgebühr kommen ebenfalls noch in den meisten Fällen dazu.

Schließlich wird im Interview dargelegt, dass das Notfallkontrazeptivum Pille danach und die Abtreibungspille zwei verschiedene Dinge sind – um im letzten Absatz doch noch „Abortivum“ zu verwenden. Dabei wird nur das Einnisten einer befruchteten Eizelle verhindert. Dies gilt allgemein und im § 218 nicht als Schwangerschaftsabbruch, nur bei der katholischen Kirche.

Außerdem gibt es bei der Sueddeutschen noch einen Kommentar, der das Unbehagen mit der Entscheidung so begründet:

Die Freigabe der „Pille danach“ lässt ahnen, wie sehr die Trennung von Sexualität und Liebe zugenommen hat. Sex ist – gerade bei Jugendlichen – verfügbar geworden und hat verfügbar zu sein, sofort, ohne das Lebensspiel von Zuneigung und Zärtlichkeit, ohne Achtung des Anderen als Subjekt der Lust, als Persönlichkeit.

Von dem Wunsch, nicht schwanger zu werden, auf weniger Achtung vor dem Sexualpartner zu schließen ist schon ein weiter Wurf. Rochus Wolff kommentierte:

Liebe ist doch gleich Kinderwunsch, oder etwa nicht?

15 Kommentare zu „Die Pille danach

  1. Habe den Artikel auch schon auf süddeutsche.de gelesen und mich ziemlich geärgert. Sex ohne Liebe gab es schon immer, früher vielleicht noch mehr als die Frau noch sexuell unterdrückt wurde. Dass man jetzt die Pille danach in Österreich ohne Rezept bekommen kann, ist nun nicht der Untergang des Abendlandes. Ich denke, dass meine Generation da auch meistens unterschätzt wird (subjektive Einschätzung aus persönlicher Erfahrung): Wir vögeln nicht alle in der Gegend rum, sondern Sex wird sehr wohl noch mit Liebe und Zärtlichkeit verbunden.
    Ich kann die Bedenken verstehen, die diese neue Rezeptlosigkeit der Pille danach begleiten, aus medizinischen Gründen, da die Pille danach nun wirklich kein Spielzeug ist. Die Angst jedoch, dass dies einige diese als alternatives Verhütungsmittel nutzen könnten, halte ich für unbegründet, ich denke, wer einmal den Schock erlebt hat, zu denken, dass man möglicherweise schwanger ist, wird eventuell das nächste Mal auch etwas vorsichtiger sein.
    Die Einschätzung von Matthias Drobinski halte ich für falsch, wenn nicht sogar schon fast für beleidigend.

  2. Ich habs nie ausprobiert, aber in der Schweiz gibt es die Pille danach in der Apotheke ohne Rezept. Eine Freundin von mir hat das zwei mal ausprobieren müssen und sie ist jedes Mal sehr ausführlich beraten worden, sagt sie, inklusive Abklärung, wo sie sich in ihrem Zyklus gerade befindet. Man muss auch einen Zettel unterschreiben, auf dem steht, dass man über die Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt wurde. Ich glaube aber nicht, dass die SchweizerInnen promisker sind als ihre nördlichen Nachbarn…
    Wenn es ein wirkliches Interesse in D gäbe, die Pille danach ohne Rezept auszugeben, wäre es ein Leichtes, auf die jahrelange Erfahrung in der CH zurückzugreifen.
    Dass ein Arzt natürlich was dagegen hat, wundert mich nicht so richtig, ehrlich gesagt, schließlich verdient der was an dem Rezept ausstellen und dem Beratungsgespräch.

  3. Ich kann Lori nur zustimmen: Das Zitat aus der Süddeutschen empfinde ich ebenfalls als Beleidigung. An sich bin ich dafür, dass die Pille danach rezeptfrei wird – wenn tatsächlich die Beratung und Aufklärung dann auch so intensiv ist, wie Miriam schreibt.

  4. Endlich ist sie in Österreich rezeptfrei! Der Artikel in der Süddeutschen ist doch furchtbar- ich verstehe weder Unbehagen, noch Bedenken. Jede Frau sollte das doch selbst entscheiden können und sich nicht (wie schon von verschiedenen Leuten gehört) von einem Arzt belehren lassen müssen. Denn gerade am Land gibt es da oft nur eine Ansprechperson, die ihre Macht spielen lassen kann…

  5. Und dass „Sex und Zärtlichkeit Zuwendung zu einem anderen Menschen bedeutet“ – das sollte doch auch noch immer jede und jeder für sich selbst entscheiden. So ein neo-konservativer Kommentar kann auch nur von einem Mann kommen. Während ein 16-jähriges Mädchen Panik hat, schwanger zu werden, weil das Kondom geplatzt ist, philosophiert er über den Verfall der romantischen Beziehungen…

  6. Manchmal frage ich mich in welcher Realität ich lebe, und in welcher Realität
    meine Mitmenschen. Die Pille danach ist für durchaus eine sinnvolle Alternative, wenn mal etwas daneben ging.

    Nun bin ich erst 30, aber denoch der Zielgruppe 15 Jahre vorraus… selbst in der Zeit war „sex“ frei verfügbar… Da gabs Beziehungen in denen es rein ums sexuelle ausprobieren ging, Liebe war da eher noch undefiniert – schon quasi ein Nebenprodukt des sexuellen Triebes. Die Liebe in aller Konsequenz, kam zumindest bei mir erst später. Vorher war ich allenfalls verschossen, verliebt … verknallt.

    Interessanterweise mussten wir damals in Bio auch als Jungs lernen was der Zyklus ist, wie er funktioniert etc. pp. Es hat mich zwar damals nicht sonderlich interessiert, und ich fand bestimmte Zweige der sexuellen Aufklärung extrem einseitig weiblich gestrickt, aber gut… woran es mangelte war beispielsweise, die Vernünftige Aufklärung über den Pearlindex, dass Kondome auch zu gross oder zu klein sein können. Das der männliche Orgasmus nicht immer mit dem allgemein bekannten „kommen – spritzen – whatever“ übereinstimmt… Im nachhinein sollte ich mal meine damalige Lehrerin aufklären^^

    Vielleicht lebe ich in einer Paralleldimension.
    Mein Kind entstand im übrigen aus einem geplatzten Kondom, nicht wirkender (vergessener? Pille) und postjugendlichem Leichtsinn… nun ist es bald 5.

  7. @Lori: Dass gerade die Jugendlichen sehr konservativ in Beziehungsdingen sind und wenig „in der Gegend rumvögeln“ ist auch etwas, dass gerne übersehen wird. Aber einige Stereotype sind schwer auszurotten…

  8. @miepmiep:

    „Während ein 16-jähriges Mädchen Panik hat, schwanger zu werden, weil das Kondom geplatzt ist, philosophiert er über den Verfall der romantischen Beziehungen…“

    Ja, mich hat das auch etwas verwundert, dass aus der freien Verfügbarkeit eines Not-Verhütungsmittels geschlossen wird, dass Sexualität und Liebe heut zu Tage eine immer stärkere Trennung erfahren. Du bringst es ja recht deutlich auf den Punkt, worum es hierbei eigentlich gehen sollte.

  9. Nur um meinem Zitat von Twitter da den richtigen Drall zu geben: Das kam natürlich mit einem Pfund Ironie versehen daher. Mein eigener Kinderwunsch war jedenfalls der damit verbundenen Liebesgeschichte um einige Jährchen posterior.

  10. Hmm, wie ich ein anderes Mal ja schrieb hat meine Cousine nach einem Kondomunfall mal die Pille danach genommen und war erst mal die nächsten 2, 3 Tage richtig fertig.
    (übelkeit, Bauchweh, Zittrig, kurz vor dem umkippen… etc) und deswegen ärgert es mich sehr, dass der interviewte Herr die Nebenwirkungen der „Pille danach“ so verharmlost. Der Freund meine Cousine hat sich in der Zeit natürlich um sie gekümmert, aber da scheint er echt die Ausnahme zu sein.

    Ich finde es echt erschreckend wie wenig sich viele Frauen über ihren eigenen Köper informieren und Bescheid wissen, obwohl alle Informationen im Internet frei verfügbar sind.
    Ein gerissenes Kondom oder eine vergessene Pille kann jedem mal passieren, aber man sollte sich doch echt auch unabhängig vom Arzt über sein Verhütungsmittel informieren. .. Aber wenn das fünfte Mal das Kondom reißt, dann sollte man vielleicht auch mal selber überlegen, was man falsch macht.

    Kann eigentlich auch ein Mann in Österreich jetzt zur Apotheke gehen und die Pille danach für seine Freundin holen?

    Die „Pille danch“ sollte auf jeden Fall nur für den Notfall sein, auch wenn die Phramalobby das Medikament gerne als „rosa Bonbon“ darstellt.

  11. steve, darf ich fragen, wann deine Cousine dieses Erlebnis hatte? Ich hab mal gehört, dass die Pille danach seit ein paar Jahren deutlich weniger von diesen krassen Nebenwirkungen hat als noch vor 10 Jahren. Eine entfernte Bekannte von mir hat nach einem one night stand (ohne Verhütung, tststs…) die Pille danach genommen und hat Ähnliches erzählt wie deine Cousine, bei ihr war es allerdings die Schwester, die sich um sie gekümmert hat. Aber das ist schon 14 Jahre oder so her. Ich glaube, danach hat sie so einen Quatsch nie wieder gemacht.

    Was mir gerade noch aufgefallen ist: In dem Beitrag oben steht, dass die Pille danach die Einnistung der Eizelle verhindert. Dies ist aber, laut Wikipedia, gar nicht nachgewiesen. In erster Linie verhindert Levonorgestrel die Ovulation.

  12. Ja Steve ich hab da auch mal ne frage: Hast du noch Mehr Cusinen? Ich hab 4 Cusinen. Und eine Cusine dass heist es war die Schwester von meiner Mutter sein Bruder, aber Addoptiert. also der bruder war Addoptiert aber wir haben trotzdem immer Cusiene gesagt. Aber in Echt war sie wohl Mehr so eine Cusine 3. Gerades. Is egal. Also die hatt nämlich auch Mal die Pille Danach gegeben bekommen von Arzt. da hatte sie sich das Bein gebrochen und hatte einem Gips aber der Arzt war ein Hellseher aber das wusste nur keiner damals der sagte zu Ihr, hier nehmen sie diese Pille Danach, die ist gegen Tom Bohse. Da haben alle Ganzschön dum gekuckt weil meine Cusine war nähmlich zusamm mit Tom Bohse *hihi* was dem arzt aber nicht Bekannt gewesen war. Aber es war voll komisch *hihi

    Und was ich noch sagen wollte ist ein toller Block hier wo man über Alles reden kann. Supa weiter so!

  13. Jetz habe ich in der Aufregung meine frage vergessen……..woher konnte der Arzt nun wissen das meine Mutter ihrer Schwester sein Burder also Cusine zusammen war mit Tom Bohse????

    die Antwort is ganz leicht: Der war hell Seher!

  14. @steve, the pirate: Der interviewte Arzt betont sogar, dass es Nebenwirkungen geben könnte. Die kriegen Frauen leider, egal von wem sie die Pille danach bekommt. Aber solche Nebenwirkungen sind selten! Ich z.B. kenne keine, die so etwas wie von Dir beschrieben erlebt hat. Das ist einerseits für jede Frau selbst eine Abwägungssache, andererseits wird „sei vorsichtig, es gibt auch Nebenwirkungen“ schnell wieder zu „die Pille danach ist soooo gefährlich, besser Du hast keinen Sex“.

    @helga_brunsig: Nein, hier kann man nicht über „alles“ reden. Dazu lieber vorher in die Netiquette schauen.

Kommentare sind geschlossen.

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