Die Kosten von „umsonst“

Charlott, Autorin von Afrika Wissen Schaft, ist zur Zeit auf einem Blogger­_innen-Trip in Kenia, der vom Inter­national Reporting Project organisiert wird.

Oft habe ich in den letzten sieben Tagen gehört, dass ein bestimmter Service „free“, also umsonst, wäre. Grund­schule ist natürlich „free“. Und selbst Verhütungs­mittel gäbe es so. Doch immer wenn ich mich mit Menschen unterhalten habe, die von diesem Service und vor allem dessen Kosten­freiheit abhängig sind, stellte sich das Bild anders da.

„Ich kann meine Kinder nicht zur Schule schicken. Dafür ist kein Geld da“, sagt Rose Kagwa. Sie lebt in Kibera, einem der größten Slums Afrikas (auch wenn die Zahlen je nachdem wer gefragt wird, stark variieren). Grund dafür ist, dass es für die Grund­schul­bildung in den staatlichen Schulen zwar kein Schul­geld bezahlt werden muss, statt­dessen aber eine Reihe Kosten entstehen. Für viele Menschen ist so zum Beispiel eine Schul­uniform, welche Vor­raussetzung für den Schul­besuch ist, schlicht­weg nicht erschwinglich.

Oftmals werden diese Kinder aber einfach übersehen, da sie auf dem Papier nichts für die Schule bezahlen müssten. Dieses Problem zieht sich weiter durch. Ol Pejeta, ein Tier­schutz­gebiet, welches verschiedene Projekte hat, um mit den umliegenden Gemein­schaften zusammen­zu­arbeiten, bietet derzeitig 60 volle Stipendien für die weiter­führenden Schulen an. Davon abgesehen, dass 60 Stipendien angesichts der vielen Kinder nicht besonders viel ist, werden auch hier wieder nur Schul­gebühren über­nommen. Für alles andere müssen die Familien auf­kommen. Und dahinter steckt sogar System. So höre ich von Nancy Ingutia, Mitarbeiterin bei Ol Pejeta, die oft gehörten neo­liberalen Sätze „Die Eltern müssen beteiligt werden, sonst werden sie faul.“ Es kommen also meist nur jene Kinder bis zur Stipendien­bewerbung, deren Familien die anfallenden Kosten für die Grundschule aufbrachten, die den Antrag ausfüllen konnten und deren Familien genug Geld für wenigstens einen Teil der weiteren Bildung haben.

Auch Verhütungsmittel sind nicht kostenfrei, auch wenn es diese offiziell umsonst geben soll. Alle Ärzt­_innen und andere Mit­arbeiter­_innen in Kliniken erzählten, dass sie Gebühren für die Mittel nehmen, um die Kliniken an sich am Laufen zu halten. Eines der Probleme ist nämlich, dass selbst bei staat­lichen Kliniken die Regierung nur die Honorare der Mit­arbeiter­_innen übernimmt und einen Teil der Medi­kamente, nicht aber die weiteren Kosten, die für den Betrieb notwendig sind. So kommt es dann, dass Frauen, die im Kranken­haus entbinden, selbst für die Gummi­hand­schuhe, die verwendet werden, bezahlen müssen.

Ein Kommentar zu „Die Kosten von „umsonst“

  1. Auch in Deutschland muss man all diese Kosten selbst übernehmen! Das Problem sind nicht die Bildundskosten oder die Kosten für Verhütungsmittel (wäre schon toll, wenn ich dad nicht selber zahlen müsste…), sondern die Situation der Familien an sich, dass sie wenig Geld haben. Teilweise viele Stunden am Tag arbeiten, aber dennoch kaum Geld haben, um das Nötigste zu bezahlen. Daran muss gearbeitet werden und nicht das alles kostenlos ist.
    Es gibt nunmal kein Schlaraffenland…

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