Bügeln Gehen mit Deniz Yücel

Ach, Deniz, Du trollst so unkreativ. Du bist ein halbes Jahr zu spät dran und originell ist Deine letzte Kolumne auch nicht (und Deiner Verlinkung zur Mädchenmannschaft, die offenbar verdeutlichen soll, wie lächerlich Triggerwarnungen seien, fehlt auch die Pointe – das tut bei Dir aber natürlich nichts zur Sache).

Erst gestern hat Sula einen Text zu den Vorfällen beim „tazlab“ des vergangenen Wochenendes und den darauffolgenden Reaktionen veröffentlicht – und schon holst Du zum verbalen Gegenschlag aus. Von einer kleinen Pause zur Selbstreflektion könnte man ja gar profitieren, also musste es schnell gehen mit der eigenen Eklat-Eskalation. Du findest nämlich, dass sich mit dem N-Wort weiterhin wunderbar provozieren lässt. Das gibt traffic (gerngeschehen!) und man bleibt im Gespräch. Das Gespräch, lieber Deniz, wird an dieser Stelle leider redundant, daher nur schnell noch was zum Abschluss:

Du schreibst, dass „alle auf dem Podium […] um den Zusammenhang von Sprache und Herrschaft,“ wüssten und dass „niemand“ das „Fortleben von Rassismus“ bestreite. Angesichts der Berichte dessen, wie die Podiumsdiskussion am Samstag unter Deiner Leitung ablief (denen Du nicht widersprichst), und angesichts dieses jetzigen Zusammenwurfs (Kolumne ist ja ein Euphemismus, wa…) ignoranter Phrasendrescherei, scheinst zumindest Du nicht gewusst noch gelernt zu haben, dass auch Du Herrschaft mithilfe von Sprache putzmunter reproduziert hast und es weiterhin tust, und dass durch sowohl Deine Verhaltensweise bei und nach der Diskussion das Fortleben von Rassismus illustriert wird. Antirassist_in zu sein ist kein Zustand – es ist ein Prozess. Zu verkünden, dass „wir“ (wer?) ja alle auf einer Seite stünden, ist nicht mehr als ein belustigendes bis erschreckendes – in Deinem Fall heuchlerisches – Lippenbekenntnis, wenn Du im gleichen Atemzug es nicht lassen kannst, trotz der Hinweise von durch Rassismus Betroffene, rassistische Sprache zu reproduzieren. Deine Handlungen zeichnen Deinen Antirassismus aus. Und gerade angesichts der Tatsache, dass Du PoC schlecht verhohlenen Essentialismus vorwirfst (der dazu führe, dass alle armen deutschen, weißen, christlichen Männer* gar nichts mehr sagen dürften in solchen Debatten – all evidence to the contrary…), mutet es geradezu absurd an, dass Du „Antirassist_in“ für einen (essentialistischen…) Zustand hälst, der solche rassistischen Reproduktionen nicht nur dürfen muss, sondern auch einfach „ausgehalten“ werden sollte.

Wer zuerst gebrüllt hat am Samstag, weiß ich nicht. Sula hat geschildert, dass bei Dir nicht nur die Tonstärke, sondern vor allem die lyrics die Musik machten. Dass Du Dir widersprechenden Frauen im Publikum sagtest, sie sollten doch „bügeln gehen“, spricht in jedem Fall für sich (merkste selber, ne?). „Antisexist_in“ ist leider auch kein Zustand.

Was Du nun versuchst in Deiner Kolumne grenzt bereits an widerlich: Martin Luther King, Jr., der beim Montgomery Bus Boycott 1955-1956 zum ersten Mal die nationale US-Bildfläche betrat (als der Graswurzelaktivismus der Schwarzen Frauen des Women’s Political Council und anderer Gemeindemitglieder den Boykott bereits initiiert und vorangetrieben hatte), ist der freundliche Lieblingsschwarze aller Halbinformierten, die irgendwie mit dem afroamerikanischen Civil Rights Movement sympathisieren (müssen). Dass Martin Luther King z.B. in „I Have A Dream“, der berühmten Rede des March on Washington 1963, von „Negro“ spricht, muss dann dafür herhalten, dass das Wort N* im Deutschen dann ja nicht so schlimm sein könne. Auch Du entblödest Dich nicht, dafür die Übersetzung der US-Botschaft heranzuziehen als „Beweis“ (weil eine von der Botschaft abgesegnete Übersetzung ins Deutsche nicht rassistisch sein kann?). Die unterschiedliche Sprachgeschichte von „Negro“ und N* darf hierbei geflissentlich unter den Tisch fallen – dass N* niemals eine selbstgewählte Bezeichnung Schwarzer Menschen in Deutschland war, das muss man dabei außen vor lassen, versteh‘ ich ja… Auch der Fakt, dass sowohl Martin Luther King, Jr., als auch die anderen Hunderttausende Bürgerrechtsaktivist_innen sich in den folgenden Jahren andere Termini aneigneten im Zuge des Black Power Movements und später gar der Einführung des Terminus „African American“ durch Jesse Jackson u.a., bleibt wieder unerwähnt. Dass „Negro“ seit über 40 Jahren in den USA nicht mehr (unwidersprochen) benutzt wird, kann natürlich auch außen vor bleiben. Im übrigen würdest Du Dir angesichts der zunehmenden Schwarzen Radikalität eines King und anderer Aktivist_innen der Southern Christian Leadership Conference (SCLC), die meist als der Inbegriff des Civil Rights Movements präsentiert wird, die Augen reiben, verfügtest Du nicht nur über Dein Wikipedia-Wissen über die Bewegung und ihre Protagonist_innen.

Was Du dann „zwangsneurotisches“ Verhalten nennst – dass Leute sich dagegen wehren, ununterbrochen und ohne erkennbaren Mehrwert immer wieder und nicht selten sehr genüsslich N* genannt zu werden (denn dieses Wort bezeichnet eine Gruppe von Menschen, ob Du es nun „original literarisch“ vorliest oder es in einem rassistischen Nebensatz fallen gelassen wird) -, nennen andere Menschen Widerspruch gegen Alltagsrassismus. Dass Du diesen zu pathologisieren versuchst, entbehrt nicht gewisser Ironie angesichts Deiner Verhaltensweise, die auch heimliche Autoritäts-Feuchtträume vermuten lässt (das Publikum dürfe schließlich nur zuhören, sonst witterst Du eine baldige „Sprengung“). „Inquisitorischer Furor“, ganz ähnlich dem Gauckschen Tugendfuror natürlich, nennst Du antirassistischen Aktivismus, der sich u.a. auf die Kritik täglich verwendeter rassistischer Begriffe bezieht. Dass Du das als Furor und nicht als notwendige (Über)lebensstrategie erkennst, dass Du das als übertriebene Political Correctness abtun kannst, dass Du Leute belächeln kannst, die nicht mehr N* genannt werden wollen – das ist vor allem ein Privileg. Manchmal nenne ich es schlicht white privilege. Bei Dir nenne ich es heute wie Sula schrieb: aggressive Inhaltsleere und das Fehlen grundlegender Moral (whoa, ich habe das M-Wort gesagt).

Du beschwerst Dich über mangelnden Respekt vor der „Authentizität“ von Texten (gar Literatur! Auch Kinderlitertur ist Literatur!). Gleichzeitig empörst Du Dich, dass diese Schwarzen „Tippexintellektuellen“ der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD), deren Vorstand Podiumsmitglied Sharon Otoo angehört, zu viel Wert auf Authentizität (wie Du es nennst: „Identität ihrer Person“) legten, wenn sie darauf hinweisen, dass über Rassismus „Bescheid wissen“ auch etwas damit zu tun hat, ob man Rassismus am eigenen Leib erfährt oder nicht.

Hier bist Du dann selbst großzügig am Tippexverteilen: plötzlich spricht die ISD für „alle“ People of Color (PoC) deutschlandweit (mal schnell die statements der Initiative überpinseln, bevor noch jemand rauskriegt, dass Du Dir das ausgedacht hast); plötzlich geht es diesen pööösen Antirassist_innen doch eigentlich nur um konservativen Kinderschutz und sie erkennen dabei noch nicht einmal den inhärenten Kolonialismus von Lindgrens Werken (zu solchen Schlüssen kommt man, wenn man sich nicht informiert – ich verstehe das…); plötzlich ist die Kritik an rassistischen Begriffen und rassistischen Verhaltensweisen und Argumenten die schlimme Konsequenz der „Ideologie“ [sic] der Critical Whiteness Studies (zu viele Tippex-Witze); plötzlich wird antirassistische Kritik zur Denunziation, wenn Leute es wagen, den essentiellen Zustand (gar die Identität ihrer Person…) des Antirassisten/der Antirassistin (TM) in Frage zu stellen – z.B. angesichts Deiner Verhaltensweisen und Deiner nun (erneut) vorgebrachten Argumentationsweise. Zum „Decolorize It!“-Artikel, den auch Du wieder aufwärmst, wurde bereits mehrfach geschrieben.

Und wenn wir gerade bei Denunziation sind: Natürlich siehst Du kein Problem darin, Dein Dir widersprechendes Publikum als „käsebleiche Student_innen“ aus „Heppenheim oder Hildesheim“ zu bezeichnen (ein bißchen Provinzbashing macht sich immer gut, und wie wir wissen, fordert die ISD auch, dass Antirassist_innen schon allein aus Antiras-With-Attitude-Street-Credibility- und Authentizitätsgründen regelmäßig Solarien besuchen müssen), von „Spinnern“ zu reden, von „K-Gruppen“ und „geschlossenem Weltbild.“ Hier holst Du die große Keule raus, die andere vor Dir schon ebensowenig erfolgreich geschwungen haben (vgl. Decolorize It), da es doch schlicht und ergreifend um ganz einfache Basics geht, lieber Deniz:

1. Antirassist_in zu sein ist kein Zustand unabhängig von Verhaltens- und Argumentationsweise.

2. Rassistisches Vokabular zu benutzen ≠ antirassistischer Aktivismus. [***siehe Hinweis in der Kommentarspalte]

3. Große, substanzlose Vorwürfe – Ideologie, geschlossenes Weltbild, K-Gruppe, Spinner, Kulturspackos, Bügelngehende – um sich zu werfen, schindet Eindruck bei manchen Leuten (vor allem denjenigen, die antirassistischen Aktivist_innen eben jenes unentwegt vorwerfen). Das macht eine solche Reaktion leider nicht weniger absurd und weniger peinlich, wenn es doch schlicht darum geht, sich mit einer Kritik an der eigenen Verhaltensweise auseinandersetzen zu sollen. Die Kritik bleibt jedoch auch dann noch übrig, wenn der eigene Literaturtheoriekreis getöst hat und die üblichen Verdächtigen sich des Vorwurfs des Critical-Whiteness-Islamofaschismus-Maoismus-Totalitarismus-Sprachpolizei-Political-Correctness-Terror-Mädchenmannschaftismus heiser geschrien haben.

4. Ich seh da hinten noch einen ganzen Haufen ungebügelter Wäsche, Deniz. Jetzt aber flott, Hausarbeit hilft beim Gedankenstrukturieren!

5. Weder die ISD noch die imaginierte (und doch so sehr gefürchtete) „(Berliner) PoC-Szene“ behaupten, für alle PoC (inklusive Dir) zu sprechen. Über PoC-Solidarität, trotz aller Differenzen und unterschiedlicher gesellschaftlicher Standpunkte und Erfahrungen, kann man sich aber trotzdem (und auch produktiv) Gedanken machen, ohne beleidigte Gegenschläge Auch, wenn dabei kein Zeilenhonorar abspringt.

Bis dahin fasse ich nochmal Deine jetzige Reaktion mit einem Video zusammen – viel Spaß:

61 Kommentare zu „Bügeln Gehen mit Deniz Yücel

  1. Hammer-Text! Danke.

    Ich mag Deniz, aber ich bin inzwischen auch der Ansicht, dass seine Trollerei nicht zu Aufklärung beiträgt. (Antiemanzipatorische) Trollerei muss am Ende kompetent aufgelöst werden, um eine emanzipatorische Wirkung zu entfalten. Und als Moderator beim tazkongress, sorry, das geht so nicht. Und dem jetzt so eine Kolumne nachzuschicken, sorry, das geht gar nicht und zeigt, dass anscheinend doch nur aufmerksamkeitsheischend gehetzt werden soll, an einer Auflösung der Trollerei oder einer Sichtbarmachung rassistischen Gedankengutes in Deutschland, womit dann differenziert umgegangen werden könnte, kein Interesse besteht.

    Meiner Ansicht nach sollte die Chefredaktion der taz sich zu dem Vorfall äußern.

    Es ist ja nicht das erste Mal, dass die taz rumhitlert, ich denke da an die Deutschland-taz und den Termin des diesjährigen tazlabs (20.4.).

    Ich habe zum Thema bereits vor zwei Wochen was geschrieben. Damals trollte Yücel mit Ökofaschismus, und aufgelöst wurde da auch nichts.

  2. @Julia: Danke. Eine Sache: Auch wenn ich „rumhitlern“ ab sofort in meinen Wortschatz aufnehmen werde ;) – Obacht… Die taz und Yücel und Hitler und NS gehen ganz und gar nicht zusammen in einen Satz und das möchte ich auch nicht insinuieren. Was ich allerdings sage, ist: die taz und Yücel haben mit Antirassismus trotz all der Posen nichts am Hut, und +1 zu antiemanzipatorischem Getrolle.

  3. Gut, dann entschuldige den Pseudo-Godwin. Vielleicht sehe ich es zu krass, sprich, dass der innere Reichsparteitag, die erotische Beziehung zu Hitler die Deutschen zu sowas treibt.

    Dann ist das wohl doch einfach nur billiger deutscher Alltagsrassismus und -sexismus. Dann soll sich die Chefredaktion dazu äußern. Meinetwegen im Hausblog oder sonstwo. Und hoffentlich gab es heute bei der Blattkritik wenigstens ein paar ordentliche Schreiereien.

    Das Haus in der Rudi-Dutschke-Straße werde ich auf jeden Fall nicht mehr betreten!

  4. Du lieber Himmel, ist dieser Journalist immer so ein überheblicher, rumplärrender Fiesling?

  5. Danke auch von meiner Seite für diesen schönen Beitrag.

    Zu Deniz Yücels Ausfällen wurde schon ausreichend gesagt, auch mich verlangt es nach einer Stellungnahme der taz-Redaktion. Mich treibt gerade stark die Frage herum, wie Yücel überhaupt als Moderator auf dem Podium landen konnte. Hat sich die taz womöglich gedacht, dass bei diesem Thema die Tatsache, nicht/Weiß/ zu sein, als Kriterium für die Besetzung reicht? Es wäre hilfreich, etwas zur Auswahl Yücels zu erfahren.

  6. Als Mensch der Deniz schon länger liest – insbesondere gerne die Kommentare zu seinen Artikeln wird mir eins deutlich klar.
    Durch Yücels polarisierende Art und Weise zeigen alle seine Feinde gerne das, was hier „rumhitlern“ genannt wird.
    Ob das nun Oma, Opa und Hans-Peter oder (queer)feministische Studierenden sind ist dabei eher nebensächlich, denn beide Gruppen verbinden folgende Sachen.
    1. Sie lassen sich von Yücel anscheinend sehr gerne provozieren
    2. Sie haben den Hang zur Ungenauigkeit
    3. Sie sind ideologisch ^^

    Das mensch sich hier von Yücel provoziert fühlt ist wohl überhaupt der Grund für den Text, den ich gerade kommentiere.

    Der Hang zur Ungenauigkeit ist schon etwas ausführlicher:
    Als erstes möchte ich eure Netiquette heranführen.
    Yücel ist ein Mensch der in seinen Artikel wie kaum ein anderer mit Punkt 4 vertraut sein dürfte. Nur nimmt er eben nicht die Rücksicht, sondern setzt diese Vernunft voraus, bzw. die Kritik auf Grund von Unverständnis ist ihm wahrscheinlich ziemlich egal.

    Auch in der Kolumne in der sich die MM hier bezieht besitzt den Anspruch auch als sarkastisch und ironisch wahrgenommen zu werden.

    Besonders deutlich wird das in der Kritik daran, dass er diese Sprache reproduziere. Das stimmt. Aber darauf geht Yücel in seiner Kolumne ein – und es ist frappierend, dass ihr auf die Kolumne verweist und dabei nicht zu merken scheint, dass Yücel hier eine Argumentation aufbaut, welche klarstellt, dass es auch um Weltanschauung und Kritik geht welche mit solchen Reproduktionen geübt werden.
    Also – warum und in welchem Kontext sagt ein Mensch dieses oder jenes.

    Zur Ideologie:

    Ich habe das Gefühl, dass hier eben eine Ideologie verfolgt wird. Eine Ideologie die auch Yücel in seiner Kolumne anspricht.
    Auch die Aussage, dass es erschreckend, belustigend und/oder heuchlerisch sei zu sagen, dass alle auf dem Podium Antirassistisch seien ist ideologisch und erinnert mich an den Konflikt zwischen queer-feminismus und postgender.

    Abschließend möchte ich sagen:
    Schöner Text, aber leider in die typische Yücel Falle getreten – es wirkt mehr als Abwehrreflex, denn als Kritik, das ist schade.

  7. @Meine_Sache: Da mir es zu müßig ist, ständig auf diese Redundanz and Derailing-For-Dummies-Klassiker und Behauptungen, denen sowohl in diesem, als auch in Sulas, als auch in weiteren verlinkten Texten begegnet wird, einzugehen, hier zehn schnelle Vorschläge/Bitten/Whatever:

    1. Den Text nochmal lesen.
    2. Die verlinkten Texte lesen.
    3. Die Yücel-Kolumne nochmal lesen.
    4. Den Begriff „Satire“ googlen.
    5. Die Definition von „Ideologie“ googlen, und dann überlegen, warum das auf die MM/Antirassist_innen/mich/alle, auf die man was auch immer schon jemals projezieren wollte, zuträfe (und, definierte man denn Antirassismus/Antisexismus/Antifaschismus als Ideologie, man diese begrifflich mit Rassismus, Sexismus,… gleichsetzen könne).
    6. Vorsicht, Transferleistung!
    7. Derailing For Dummies: 1, 2, 3, 4.
    8. Postgender? LOL!
    9. Bleibt was übrig?
    10. Danke.

  8. Inzwischen bin ich überzeugt, dass es diesen (seit der Kinderbuchdebatte so viel „neugeborenen“) Sprachkonservativen letztendlich doch nur um die Lust an politischer Inkorrektheit geht.
    Denn gerade bei diesem Wort ist es so einfach und mühelos, es einfach zu vergessen. Da zieht nicht mal das blöde „Wortungetüm-Argument“.
    „Schwarz“ und „weiß“, so einfach ist das; das sind erstmal Farben und keine klischeebehafteten, oft zur Abwertung genutzten Worte. Ne*** ist das eben schon.
    Und an an alle Klugscheißer, die meinen, sie seien besonders intellektuell, wenn sie darauf hinweisen, dass das Wort aus dem Lateinischen kommt und auch einfach nur „schwarz“ bedeutet – so what! Ein Null-„Argument“. Denn Ne*** wird heute schlichtweg nicht mehr in der weitreichenden lateinischen Bedeutung verwendet, es bezeichnet explizit einen Personenkreis. Und wenn das Wort ja SOWIESO schon nichts anderes als „schwarz“ bedeutet, wo ist dann bitte das Problem, eben einfach nur „schwarz“ stattdessen zu benutzen? Ist auch nicht schwer auszusprechen oder so!
    Und da es ja sowieso schon „egal“ sei, ob man nun den deutschen oder lateinischen Begriff nimmt, ja weshalb wählt man dann ausgerechnet den, von dem sich die meisten verletzt fühlen? Das läßt schon tief blicken.

  9. Wie jetzt, der hat wirklich den Gebrauch von „negro“ in einer Rede aus den 1960er Jahren mit dem deutschen N-Wort verglichen???

    I’ve never seen anything like that before, and with any luck, I never will again!

  10. @k: Indeed… :)

    Yücel schreibt konkret hierzu:

    Bei dem Text, mit dem der Moderator (wieder ich) den Ärger der vornehmlich studentischen Aktivisten auf sich zieht, handelt es sich um die berühmte Rede von Martin Luther King aus dem Jahr 1963: „But one hundred years later the Negro still is not free.“ In der Übersetzung der amerikanischen Botschaft: „Aber einhundert Jahre später ist der N* [jep, von mir editiert *pearlTippexclutch*] immer noch nicht frei.“ Noch mal: Antirassistische Aktivisten wollen verhindern, dass aus einer Rede, dass aus der Rede von Martin Luther King zitiert wird. Sie kreischen den Moderator (immer mich) an: „Sag das Wort nicht! Sag das Wort nicht!“

    Yücel geht es also darum, zu skandalisieren, dass einer der Texte mitsamt des Wortes N*, den er vorlas, die Rede von Martin Luther King, Jr. war, und Leute sich offenbar lautstark dagegen wehrten, dass er erneut N* sagte/vorlas, obwohl es ja schließlich die von der US-Botschaft abgenickte Übersetzung der Rede und des Worts „Negro“ sei.

    Yücel geht im darauffolgenden Absatz seiner Kolumne dann auf den Unterschied zwischen dem „Original“ N-Wort in den USA und dem deutschen Begriff N* ein, um zur Analyse zu gelangen, dass ja das US-amerikanische N-Wort eine andere Begriffsgeschichte habe als „Negro“ (was auch niemand bestreitet, by the way). Hier aber zieht er dann die Parallele von „Negro“ zum deutschen Wort N* (mitsamt der Implikation, dass MLK es ja auch gesagt habe und man sich nicht kontextunabhängig über die deutsche Übersetzung/literarische Verwendung von N* aufregen könne – lustigerweise ist das eine völlig kontext-/geschichtslose Behauptung seinerseits).

    Daher also der längere Absatz zu King, Begriffen und dem in dieser Debatte so oft und so widerlich vereinnahmten US Civil Rights Movement (…und die vielen facepalms).

  11. Ihr schreibt:

    „Von einer kleinen Pause zur Selbstreflektion könnte man ja gar profitieren, also musste es schnell gehen mit der eigenen Eklat-Eskalation.“

    Danke dafür, ich musste herzlich lachen, denn wie es aussieht habt ihr euch genau diese kleine Pause zur Selbstreflektion nicht genommen. Schade eigentlich. Von sowas könnte man nämlich profitieren.

  12. @ich:

    Erst einmal vielen Dank, dass Du mich in royaler Mehrzahl anschreibst – das wissen wir zu schätzen!

    Dann: keine Sorge – um Rassismus Rassismus zu nennen, braucht es nicht mehr als die zwölf Stunden Pause, die zwischen Yücel und diesem Text lagen. Zum Glück erkennen von Rassismus Betroffene Rassismus meist recht schnell: wenn ständig das Wort N* fällt und Leute das dadurch verteidigen wollen, dass MLK ja auch Negro sagte, dann brauche ich ganz selten eine Pause, um festzustellen, dass ständig das Wort N* fiel, und dass MLK nicht N* gesagt hat. Reagiere ich dann auf diese mal mehr, mal weniger direkte Beschimpfung (…aber zumindest immer Raumeinnahme und Zeichensetzung diskursiver Macht – selbst Yücel schreibt ja, dass er durchaus weiß, dass Herrschaft und Sprache zusammenhängen), dann könnte man erwarten, dass die Person, die sich dem Vorwurf des Rassismus‘ ausgesetzt sieht (von einem nicht unerheblichen Teil des Publikums in Yücels Fall, zum Beispiel) – erstrecht bei einer Veranstaltung mit antirassistischem Anspruch – mal kurz innehält, bevor sie „Immer eins mehr, Du inquisitorische Sekte!“ brüllt als öffentliche Beantwortung jenes Vorwurfs. Apples and oranges, fürchte ich. Wie schade, dabei hast Du so schön versucht, das ganz clever zu widerlegen und mich – curses… – mit den eeeiiigenen Waffen zu schlagen (…aber auch ich habe herzlich gelacht, vielen Dank dafür :)!).

  13. Srs, wer den typen ernst nimmt glaubt auch ans Nimmerland, wo milch und honig fliessen.
    Da muss sich jemand eben anbiedern und ist wohl wieder der meinung nur weil er „es geschafft“ hat“(was eigentlich? Als deutscher wird er eh nicht angesehen von der Gesellschaft, geschweige denn ernstgenommen in seiner kleinen taz-blase. Und doch macht er sich gemein? Divide et impera wird hier schön vorgeführt. Der eine Poc nutzt rassismen und verteidigt das recht der privilegierten weißen Bevölkerung weiterhin rassistische Beleidigungen in ihren texten zu haben. Er macht sich also gemein, wobei mir nicht ganz klar ist, was er sich damit erhofft.
    Vielleicht auch gar nichts und er hat wie viele andere nie kapiert dass die Tatsache, dass er irgendwie durchs System gekommen ist nun bedeutet, dass alles super ist und jeder seine Chancen hätte und sich nur genug bemühen müsse.
    Aber ja, ist schon traurig, dass jemand der-vermute ich jetzt mal-selbst weiss wie sich Rassismus anfühlt, mit aller macht dafür kämpft dass große Teile der Deutschen weiterhin Rassismus ignorieren dürfen und jedes Recht haben, Menschen die niedergemacht werden, zu ignorieren, dann ist das schon erbärmlich.
    Wenn [polemik]der Weiße nich unter Rassismus leidet, wenn er nicht weiß, wie sich das anfühlt und deshalb andern Menschen aus seiner Machtposition hinaus Erfahrung, Verletzung, Emotionen und berechtigte Kritik abspricht, dann hat der Weiße recht[polemik] und der yücel kämpft für ihm-denn wir wissen ja-der weiße, das arme opfer bösartigster Zensur hat jedes recht seinem Kind zu zeigen, dass es okay ist sich wie ein Arsch zu verhalten und auf anderer Menschen Gefühle herr-rumzutrampeln. Warum? K.a -denn manche gehen zwar wegen Stinkefinger&co vors Gericht, aber wenn ein anderer Mensch sein Leben lang stinkefinger kassiert-und zwar nicht nur vom Unfallfahrer, sondern von einem großteil der Bevölkerung, Fernsehen und Literatur, dann habe sich dieser Mensch nicht anzustellen. Wo kämen wir denn hin, gälte §1 GG auch für PoC…

  14. @ Lady Lukara
    Jup.
    Arschloch ist auch nur ne Beschreibung eines Körperteils(und dazu noch so tabuisiert, ich denke, wir brauchen einen Gesellschaftswandel, reclaiming the A-hole oderso. Wir sollten anfangen, Menschen so zu nennen und darauf verweisen, dass dieser Körperteil immens wichtig ist für den Menschen-macht der zu, dann wars das. Arschlöcher sind also sehr wichtig-und niemand sollte sich anstellen, wird mensch mal so genannt.^.^

    Is die gleiche Argumentation-beschreibt nur, is -an sich-also unproblematisch. Also nich wütend sein, reclaimen..

    (das n wort, sowie die enddarmendestelle sind btw auch jur. als Beleidigung, d.h als angriff auf die Würde anerkannt)

  15. @accalmie, ich würde gern im Sinne der „inquisitorischen Sekte“ eine neue Regel einführen. Alle die versuchen MLK herbei zu zitieren, ohne dass sie „Letter from a Birmingham Jail“ gelesen haben, werden GANZ böse angeguckt. Sogar mit Kopfschütteln. Vielleicht mit einem leisen Seufzer dazu.

  16. @k: *pearlclutch* Whoa… o_O +1 zu dieser typisch-totalitaristischen Mao-Faschismus-Radikalität hier :)!

    Oder auch nur irgendeine Rede nach 1963 gesehen/gelesen/gehört. Das würde aber vielen das Bild von MLK als Pastor des ewigen Verständnis‘ für gradualism und der ewigen, idealistischen Geduld ruinieren. Yücel ist das vermutlich sogar klar (auch, wenn er sich mit der Negro = N*-Sache gewaltig verrennt und dann einfach nicht mehr rausfindet aus dem eigenen Fehlkonstrukt). Aber die Regelmäßigkeit, mit der Leute MLK gerade in diesen Debatten in Deutschland herbeizitieren, um sowohl den deutschen Begriff N* zu legitimieren als auch „Freundlichkeit“/(allein rhetorische) „Friedlichkeit“ zu fordern (nachdem sie PoC beleidigt haben, versteht sich), zeigt leider schon das Ausmaß fröhlich zelebrierter Ignoranz.

  17. @ihr-seid-selbst-Schuld-wenn-ihr-den-Yücel-ernst-nimmt:

    Ja genau. Wenn ich beleidigt werde, halte dann mal ganz deeskalierend die Fresse und warte so lange, bis ich drüber lachen kann. -> NICHT.

    denn:

    „bin ich überzeugt, dass es diesen (seit der Kinderbuchdebatte so viel “neugeborenen”) Sprachkonservativen letztendlich doch nur um die Lust an politischer Inkorrektheit geht.“

    und das stinkt.

    Word Accalmie und Lady Lukura!

  18. Liebe Leute,

    dass da ein paar Argumente beim Yücel drinstecken, dass es nämlich doch zuerst um die Kritik der rassistischen Verhältnisse gehen muss, und nicht um reine Wortklauberei, sollte man wenigstens beachten. Was mich aber wundert, ist der selbstgerechte Umgang mit dem Civil Rights Movement, der auch von historischer Unkenntnis zeugt. Ich zitiere aus dem Brief des Women’s Political Council, dass ihr hier als positiven Bezugspunkt dem „freundlichen Lieblingsschwarzen aller Halbinformierten“ (wie arrogant und selbstgerecht!) entgegenstellt. Das WPC schrieb:
    „There were several things the Council asked for:

    1. A city law that would make it possible for Negroes to sit from back toward front, and whites from front toward back until all the seats are taken.

    2. That Negroes not be asked or forced to pay fare at front and go to the rear of the bus to enter.

    3. That busses stop at every corner in residential sections occupied by Negroes as they do in communities where whites reside.

    We are happy to report that busses have begun stopping at more corners now in some sections where Negroes live than previously. However, the same practices in seating and boarding the bus continue.“

    Geschichte ist nicht so einfach. Das gilt auch für Gesellschaftskritik. Es wäre schön, wenn dieser Beitrag nicht zensiert werden würde, nur weil er Eurem Text nicht zustimmt, wie es schonmal der Fall war.

  19. @Marle:

    Geschichte ist nicht so einfach. Das gilt auch für Gesellschaftskritik.

    Indeed… m( Inwiefern der (…einer der frühesten und bekanntesten…) WPC-Protest-Brief der im Text erwähnten Tatsache, dass u.a. das WPC und andere grassroots activists (die meisten davon Frauen*) maßgeblich am Busboykott in Montgomery beteiligt waren/ihn organisierten/vordachten, widersprechen soll, wird leider nicht ersichtlich. Denkst Du, das MLK, Jr. derjenige war, der zum ersten Mal auf die Idee eins Boykotts kam (…ich werfe hier mal kurz Baton Rouge ein, wenn es um Chronologie geht, und zu Montgomery die Berichte über die Orga des Boykotts u.a. durch Robinson und Mary Fair Burks…)? Oder soll daraus hervorgehen, dass auch das WPC von „Negroes“ spricht? Wie oft soll hier eigentlich noch wiederholt werden, dass das deutsche Wort N* eine andere Begriffs- und Verwendungsgeschichte hat? Du kannst hier Quellen nennen noch und nöcher – ein Brief von Afroamerikanerinnen, der 1955 gegen die Segregierung (bzw. in dieser Zeitspanne sogar nur gegen gewisse Regelungen innerhalb jener) von Bussen Montgomerys protestierte und dabei von Negroes sprach, dafür verwenden zu wollen, dass 1. N* ja dann auch vollkommen in Ordnung sei und 2. selbst wenn man dieses falsche Äquivalent teilen würde, auch 2013 noch, ist, und ich wiederhole mich, belustigend bis erschreckend.

    Belustigend und erschreckend ist auch, dass Du mir „historische Unkenntnis“ vorwirfst sowie „Arroganz“, weil Du Sarkasmus nicht verstehst (Ergänzung: ein sehr lustiges Beispiel dafür findet sich auch hier m)). MLK, Jr. ist das exklusive Sinnbild für viele, wenn man vom US-amerikanischen Civil Rights Movement spricht. Bereits innerhalb der Bewegung und erstrecht seit ihrer historiographischen Aufarbeitung seit der 1970er wurde immer und immer wieder darauf verwiesen, dass MLK, Jr. zwar als alleinige/wichtigste Gallionsfigur medial stilisiert wurde, das CRM aber weitaus komplexer und diverser war, als weiße Rezepient_innen als auch Medien es zur Kenntnis nahmen (nehmen wollten) und Erfolge durch das Zusammenspiel verschiedener Formen von Aktivismus erreicht wurden. Das wertet nicht MLK Jr.s Rolle ab, sondern benennt die nur sehr selektive Wahrnehmungsfähigkeit (wohl besser: Wahrnehmungswillen) derjenigen, die diesem Narrativ anhängen.

    Den Hinweis, dass MLK, Jr. als junger Prediger in eine (auch Kirchen-)Gemeinde kam, in der Frauen bereits maßgeblichen Grasswurzelaktivismus leisteten (die meisten, ohne jemals dafür historiographische Anerkennung zu bekommen – reiner Zufall, natürlich…) als „selbstgerechten Umgang“ zu bewerten, zeugt einfach von mangelner Kenntnis und mangelndem Verständnis der Geschichte/Geschichtsschreibung der Bürgerrechtsbewegung (auch wenn Du schnell den WPC-Brief googlen konntest – hats off). Dass MLK, Jr. der „freundliche Lieblingsschwarze aller Halbinformierten“ ist, ist eine sarkastische Aussage über den Alltagsrassismus und bestehende Stereotypen jener Halbinformierten (zu denen ich jetzt auch Dich zählen darf), nicht über MLK, Jr (der als Person und als Aktivist eben nicht dieser stereotypen Darstellung entsprach, was man schnell erkennen könnte, würde man sich mal mit mehr seines Aktivismus‘ als der „I Have A Dream“-Rede auseinandersetzen – oder die wenigstens mal ganz lesen…). Es ist ein Ausdruck von Sarkasmus gegenüber der selektiven Wahrnehmung der Bewegung an sich als auch ihrer Protagonist_innen; das wird auch mehrfach in den Kommentaren (nicht nur meinen hier) ausgeführt.

    Selbstgerecht ist hier alleinig Dein selbstmitleidiger Hinweis auf die Angst vor „Zensur“ [sic], gepaart mit auf Belehrung drängendem Oberflächenwissen zum CRM (wobei, das ist eigentlich unterhaltsam). Auch Du schmeisst also mit großen Begriffen um Dich – es würde sich lohnen, „Zensur“ einfach mal zu googlen. „Lesekompetenz“ wäre ein weiteres Stichwort für Dich. Zum tatsächlichen Thema hast Du ja nichts zu sagen ausser einer Pro-Forma-Phrase (und einem weiteren royalen Plural!), deshalb sage ich an dieser Stelle: /derailing. Geh bü Adieu!

  20. „dass da ein paar Argumente beim Yücel drinstecken, dass es nämlich doch zuerst um die Kritik der rassistischen Verhältnisse gehen muss, und nicht um reine Wortklauberei, sollte man wenigstens beachten.“

    Zuerst? Äh nee, sorry, ich werde ZUERST mal mit rassistischen Termini konfrintiert und das greift mich und mit mir ein ganzes Kollektiv an Menschen an. Was war jetzt nochmal mit den Argumenten? Hat sich erübrigt, würde ich sagen. Wenn er welche haben sollte, kann er sie ja so formulieren, dass sie nicht mehr in rassistische Sprache eingebettet sind, dann versteht man sie auch besser.

  21. Also ich verstehe das auch nicht. Selbst WENN das deutsche Ne*** absolut synonym zu „Negroe“ wäre (was es ja noch nicht mal ist) – weshalb wird nicht erkannt, daß im Jahr 2013 dunkelhäutige Menschen nicht mehr so bezeichnet werden möchten, auch wenn eine prima Frauentruppe auf nem anderen Kontinent der Meinung war, daß das für sie okay geht!

    Vor einiger Zeit hatten meine Vorfahrinnen auch nicht das geringste Problem, mit „Weib“ angesprochen zu werden, war ja auch nur die gängige Bezeichnung für einen Menschen weiblichen Geschlechts.
    Aber heute sehen die Frauen das anders, und zwar zu recht, weil der Begriff eben NICHT MEHR die ursprüngliche Bedeutungspalette hat, da „Weib“ heute so gut wie ausschließlich abwertend benutzt wird. Und hey – inzwischen kapiert es doch eigentlich echt fast jede_r, warum eine Frau am besten nicht mit „Weib“ ansprechen sollte… und es herrscht auch allgemeines Verständnis, wenn man jemanden, der darauf besteht, Frauen als „Weib“ zu titulieren in die Hägar-Schublade steckt. Aber wenn man beim „Ne***“ genauso verständlich und einfach zu begreifen auf den impliziten Rassismus hinweist, wird relativiert, was das Zeug hält! Hat dieses Wort magische Kräfte oder was? Ich versteh’s nicht.

    Und davon mal abgesehen: ein Luther King und ein Mandela kann mich gern „negro“ oder von mir aus auch Ne*** nennen. Der Rest nicht, schon gar nicht ein Yücel. Den hab ich spätestens seit der Frauenfußball-WM gefressen.

  22. Offenbar geht es ja letztlich erneut und immer noch darum, dass manche glauben, dass zwecks Antirassismus rassistisches Vokabular ständig wiederholt werden müsse; sei es in Kinderbüchern (um mit den Kindern dann eine Debatte über Rassismus anstoßen zu können, wie z.B. im oben verlinkten MM-thread tatsächlich „argumentiert“ wurde) oder bei Podiumsdiskussionen, die meinen, den rassistischen deutschen Normalzustand mal erörtern zu wollen. Offenbar herrscht hier die kuriose Annahme vor, dass, wenn man nicht ständig das Wort N* wiederholt, Leute vergessen könnten, um welche rassistischen Ausdrücke es sich überhaupt handelt in der Debatte (und das wollen wir ja nicht riskieren, nech) und man Rassismus einfach nicht ohne das ständige (Re)Konstruieren „des anderen“ diskutieren könne. Ich wiederhole mich auch hier wieder: das ist keine akademische Übung für Schwarze Menschen, sondern Lebensrealität in einer systematisch diskriminierenden Gesellschaft. Zu „Dokumentationszwecken“ oder warum auch immer sich stets der gleichen Beschimpfung (und dem damit einhergehenden „Othering“) ausgesetzt sehen zu müssen, ist keine bloße (Literatur-)Theorie für Schwarze; aber offenbar muss man das „aushalten,“ wie Yücel schrieb, wenn man nicht „im eigenen Wohnzimmer“ sei (…what else is new?).

    Warum die ständige Wiederholung des Wortes N* nicht nur nutzlos, sondern ignorant und alltagsrassismusperpetuierend ist (allein schon deshalb, weil Yücel et al. erneut zeigen können, dass es weder ihrer Selbstdefinition als Antirassist_innen noch ihrer Beliebtheit als Satiriker_innen Abbruch tut, die Bedürfnisse und Forderungen Schwarzer Menschen entweder einfach ignorieren oder, bei Gegenwind, dann lächerlich machen zu können), wurde z.B. auf diesem Blog schon zur Genüge im eben genannten thread zu Kinderbüchern debattiert. Yücel wärmt, wie gesagt, nur alte Diskussionen auf. Das ganze Getöse illustriert ja immerhin, dass wir schon so weit sind, dass man zwar immer noch rassistisches Vokabular pflegen kann (you’re welcome!) und für diesen „Mut“ gegen „PC Terror“ gefeiert wird, aber nicht mehr so gänzlich Widerspruch nicht bemerken oder bewusst ignorieren kann vor noch nicht allzu langer Zeit.

    Diese kleine Vorwärtsbewegung bringt manche Leute zum vollständigen Ausrasten – offenbar, weil sie nicht mehr (aus rein dokumentarischen Gründen natürlich, wie sonst sollte man denn über Rassismus reden, wenn man dabei nicht mindestens zehn Mal N* sagen darf?! Neurotisch ist das hier…) unkommentierterweise N* sagen/vorlesen können, ohne, dass diese Schwarzen uppity werden, und nun auf Widerstand stoßen, wenn das eigene antirassistische Selbstverständnis hinterfragt wird.

    Mehr dazu gibt’s auch bei Metalust & Subdiskurse.

    Und nun gute Nacht – genug Stoff für Alpträume haben wir ja nun zusammen ;)!

  23. Eigentlich war „Negro“ auch niemals eine selbstgewählte Bezeichnung der Afroamerikaner, sondern ein Begriff aus der Zeit der Sklaverei, der deshalb von der Bürgerrechtsbewegung auch (erfolgreich) bekämpft wurde.

    Deniz versucht also, einen rassistischen Begriff mit einem anderen zu verteidigen.

  24. @Élise: Danke für den Hinweis. „Negro“ war insofern selbstgewählt, als dass der Begriff als Abgrenzung zum US-amerikanischen N-Wort von Schwarzen selbst verwendet wurde. Es wurde auch die Aussprache von „Negro“ durch die Intervention von afroamerikanischen Aktivist_innen verändert, da zuvor „Negro“ ähnlich dem N-Wort ausgesprochen wurde – von „Negros“ statt N-Wort zu sprechen, hatte also durchaus empowerment-Potenzial zu Beginn des 20. Jhds. Aber Du hast natürlich Recht, wenn Du anmerkst, dass auch dieser Begriff in der Bürgerrechtsbewegung auf zunehmende Ablehnung stieß und deshalb ersetzt wurde (und daher all die Bemühungen, zu skandalisieren, dass man ja nur eine Rede von MLK, Jr. vortragen wollte, und da natürlich auch der deutsche Begriff N* vorgelesen werden müsse, einfach merkbefreit sind).

  25. ***Ein Hinweis zum Text:

    Unter „2.“ stand „Antirassistisches Vokabular zu benutzen ≠ antirassistischer Aktivismus.“ Das kann zwar auch gelegentlich sein, war hier aber schlicht ein (Tipp-)Fehler, der mir bis jetzt nicht auffiel (zu oft „anti“, wa…) und nun korrigiert ist. Was ich sagen wollte (und nun auch endlich geschrieben habe…): „Rassistisches Vokabular zu benutzen ≠ antirassistischer Aktivismus.“

    Pardon!

  26. „dass MLK nicht N* gesagt hat“

    Sorry, versteh ich nicht. Kannst du das bitte noch erklären? In seinen Reden, etc benutzt er das Wort ja nun sehr häufig. Was versteh ich falsch?

  27. @Christoph: Wie bereits mehrfach sowohl im Text als auch in den Kommentaren erklärt, entspricht das englische „Negro“ nicht dem deutschen Wort N*. Darüber hinaus (wie ebenfalls mehrfach erwähnt) gab es bereits während des CRM Kritik am „Negro“-Begriff und jener wird seit über 40 Jahren nicht mehr benutzt. Der Protest gegen Yücels Leseeinlage & deren Verteidigung in seiner Kolumne bezog sich damit also nicht darauf, dass er eine Rede von MLK, Jr. vorlas oder dass jener „Negro“ sagte, sondern auf die dauernde Wiederverwendung des deutschen Worts N* und der falschen Analogie zum englischen „Negro“ als vermeintlicher Legitimation im Namen von Antirassismus.

  28. ich danke dir so sehr für diesen text.
    yücels kommentar hat mich unfassbar traurig gemacht, und noch schlimmer fand ich all die props die er dafür bekommen hab.
    ich hab mal wieder an allem gezweifelt, aber dank dir weiß ich, dass es doch noch andere sichtweisen gibt.

  29. @Élise: Danke für den Hinweis.

    „“Negro” war jedoch tatsächlich insofern selbstgewählt, als dass der Begriff als Abgrenzung zum US-amerikanischen N-Wort von Schwarzen selbst verwendet wurde.“

    Eher nicht. Zu Kings Zeiten wurde der Begriff „coloured“ als höfliche Alternative bevorzugt. „Negro“ wurde v.a. von Weißen verwendet, die weniger auf Höflichkeit achteten.

    „Es wurde auch die Aussprache von “Negro” durch die Intervention von afroamerikanischen Aktivist_innen verändert, da zuvor “Negro” ähnlich dem N-Wort ausgesprochen wurde – von “Negros” statt N-Wort zu sprechen“

    Das ist eigentlich falsch. Wahr ist, daß viele Südstaatler das Wort gern so aussprachen, daß es dem N-Wort fast zum Verwechseln ähnlich klang. Das wurde schon damals v.a. im Norden als Beispiel südlicher Ignoranz verspottet, denn die Standardaussprache reimte sich schon zu Zeiten der Sklaverei mit „we grow“.

  30. @Élise: ich würde Dich bitten, dazu die statements von CRM-Aktivist_innen zu lesen. Es ist kein Zufall, dass Du Bois, Washington, Garvey, Randolph, Baker, Bates, Hamer, Clark, King, Lewis (und zunächst sogar Malcolm X, bevor er den Begriff als diskriminierend und oktroyiert verwarf) etc. von „Negro“ statt von „colored“ sprachen, wie auch in Reden, Schriften, Beiträgen vom späten 19. Jhd. bis zu Beginn der 60er Jahre klar wird. Dass es auch an diesem Begriff zunehmende Kritik gab, habe ich ja bereits geschrieben – ihn aber als „v.a. von Weißen verwendet, die weniger auf Höflichkeit achteten,“ abzutun, ist einfach geschichtlich nicht richtig. Zur Aussprache des US-amerikanischen N-Worts und „Negro“ gibt es z.B. interessante Quellen von Daisy Bates in Little Rock während des Aaron v. Cooper-Prozesses.

    So, und jetzt zurück zum eigentlichen Thema, da dies kein Diskussionsthread über das CRM ist. Danke.

    @Sula, Nevi, Jane, paula: Danke :)!

  31. [Edit von accalmie: Obacht, ein extrem kreativer, lustiger, sinnvoller Kommentar ahead (/Sarkasmus)… bluechip dient hier aber FYI als schöne Illustration dafür, mit welchen Schnellchecker_innen und ihrer großartigen Argumentationskraft ich mich nach 34 Kommentaren hier (und trotz des als Bildungsquelle zur Verfügung stehenden Ganzen Internets (TM)) weiterhin herumschlagen darf. Aber klar – Schwarze Menschen, die sich gegen die Beschimpfung N* wehren, sind die Neurotischen! m( Für mich ist das aber wie für bluechip auch „Kino ohne Geld“ – quasi ein Kopfkino-Splattermovie :)… Titelvorschläge nehme ich ab jetzt entgegen!]

    Darf man als M*** hier auch schreiben? Ich habe mir nun sowohl den Artikel in de T** als auch die Replik hier durchgelesen. Mein Fazit als M*** ist eindeutig: Klasse! Haben sich da echt Menschen die Ohren zugehalten? Haben die wirklich Leute gerufen „Sag das Wort nicht“? Ich find das super. Schade, dass ich nicht dabei war. Kino ohne Geld…..

    [Oh, dieser enorme Erkenntnisgewinn… o_O!]

  32. @ Accalmie

    Deniz ging es imho nicht darum, die Verwendung des N-Wortes zu legitimieren.

    (einen erheblichen Restzweifel daran habe ich allerdings, besonders dann, wenn Deniz die „Werktreue“ von Literatur für geradezu sakrosankt erklärt)

    Er hatte einfach Spaß an der Provokation. Story completed.

    Insofern passt hier imho auch weniger das „Mimimi“, und mehr etwas von „Beavis and Butt-head“. Ich zitiere mal aus Wikipedia (yeah! Pop culture is here):

    Butt-Head begins almost every statement with „Uhhhhhh…“ and ends with his short trademark laugh, „Uh huh huh huh.“ (…) Butt-Head is oblivious to subtlety of any sort and is usually completely confident in everything he says and does, no matter how ridiculous or frivolous it is—unless it has to do with girls,…

    Ähnlichkeiten sind natürlich wie immer rein zufällig.

  33. vielen dank für diesen artikel. yücels ausfälle zeigen ein weiteres mal, dass rassismus kein informations- oder argumentationsproblem ist, sondern einfach eines von herrschaft, die nicht auf besondere stringenz oder kenntnis angewiesen ist, um sich geltend zu machen. ich finde großartig, wie dieser artikel damit umgeht, nämlich seine rhetorik als die blöde ideologie offenzulegen, die sie ist, und zugleich anzuzeigen, dass die inhalte ja da wären (luther king, civil rights movements,…), wenn es denn um sie ginge. „argumentationen“ wie die yücels (und ihre -> http://en.wikipedia.org/wiki/Kettle_logic) können nicht widerlegt, sondern nur entlarvt und bekämpft werden. genau das schafft der artikel in sehr schöner weise. merci und weiter so!

  34. @John Dean:

    Das N-Wort absichtlich zu reproduzieren ist keine „Provokation“, es ist ein sprachlicher Akt der Gewalt. Wer das nicht verstehen will, ist empathielos.

    Wie Yücel es gemeint hat, ist völlig egal. Ersetze N. durch andere handelsübliche verbale Erniedrigung, und die Aussprache fällt gleich viel schwerer.

  35. Liebe accalmie,
    schade, dass Du es gerade vergeigst. Durch Yücel und indirekt auch durch Jan Fleischhauers Artikel habt ihr von der Mädchenmannschaft hier Aufmerksamkeit wie selten. Und was macht ihr? Auf nicht konforme Artikel erst gar nicht eingehen, wie z.B. meine_sache / 23. April 2013 um 14:43. „Da mir es zu müßig ist, ständig auf diese Redundanz and Derailing-For-Dummies-Klassiker und Behauptungen, […], einzugehen…“ Diese bodenlose Arroganz trieft durch mehrere Antworten von Dir und Deinen Mitstreiterinnen. Und damit macht ihr euer ehrenwertes Anliegen kaputt. Yücel hat nämlich in der Tat dumm rumgeprollt und in der Tat versucht, sein Gegenüber zu beleidigen, wo er nur konnte. Die MLK-Nummer nehme ich ihm auch nicht ab. Nur sehe ich die gleichen Mechanismen hier. Und darum steige ich auch nicht inhaltlich ein (um nacher zum Googlen geschickt zu werden), sondern belasse es dabei, dass ihr hier einen weiteren Leserbrief bekommt, den ihr unter „weiss/nicht erziehbar“ abheften könnt. Schade eigentlich, euer Auftreten wird nämlich eher nicht dafür sorgen, dass sich mehr Menschen Gedanken um ihre eigenen Scheuklappen machen, sondern eher dafür, dass ihr nur noch mehr im eigenen Saft kocht. Leider habe ich den Eindruck, dass euch das auch ganz recht ist. Ist ja nicht so anstrengend.
    Viele Grüße,
    Martin

  36. @Linus: Vielen Dank!
    @MartinM: Le Sigh… Auch Dein Kommentar dient als illustres Beispiel für klassische „Derailing for Dummies“-Kommentare, die man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedes einzelne Mal bekommt, wenn man über Rassismus schreibt; auch wenn du der Meinung zu sein scheinst, dass dein Kommentar nicht nur originell, sondern zugleich entlarvend sei. Leider verfährst du dabei nach altbekanntem Muster: Auch du gibst vor, dich doch eigentlich mit Der Sache auseinandersetzen zu wollen (hier ist sie sogar „ehrenwert,“ nech, und irgendwie stimmst Du sogar halb zu…), aber durch meine Arroganz (TM) verjagt zu werden (die du mit Yücels Verhalten gleichsetzt… *ahem*) und dich deshalb jetzt doch dann gar nicht erst inhaltlich äußern zu können (pre-emptive strike!). Antirassistische Aktivist_innen deiner Couleur – pun intended – sind aber ’n büschen schreckhaft, was? :(… Es ist eben viel „zu anstrengend“ für Leute wie mich (…), ständig auf die gleichen Vorurteile/Beschimpfungen/Ablenkungsmanöver einzugehen. Oh, wait… – genau das tue ich hier ja!

    Gut zu wissen, dass du mir und anderen PoC aber sagen kannst, wie man es eigentlich machen müsste mit dieser Mobilisierung und opportunity structure! Oder, in a nutshell: Tonargument (samt Gleichsetzung mit rassistischem Verhalten und Aussagen), ein bisschen man-/whitesplaining und eine Prise gaslighting obendrauf. Alles wiederzufinden hier: 1. Du bist total gemein/arrogant, 2. Du schickst Leute zum Googlen, statt auf deren Fragen einzugehen, 3. Wärst du netter, würden dir auch mehr Leute zustimmen und du nicht „im eigenen Saft kochen“ und hiermit deine einmalige Chance mich zu überzeugen „vergeigen“!1! Du wirst es kaum glauben, aber weder mein noch das antirassistische Engagement der Mädchenmannschaft (und vieler anderer) steht und fällt mit Deniz Yücel oder temporären, effekthaschenden Aufmerksamkeitsblasen. Es hat noch nicht mal erst da angefangen!

    Also: sorry, Martin. Das heißt für dich, dass auch du nun Teil meines GIF-Internetprangers der tollsten (aus humanitären Gründen noch veröffentlichbaren) Kommentare bist, der zeigen soll, wo wir nach diesem letzten Debattenkreisel erneut stehen geblieben sind. Bei Rassismusdebatten darf’s schließlich nie um Rassismus gehen – es geht darum, Wege zu finden, sich aus dieser Debatte zu winden, und wenige Dinge sind so negativ beeindruckend wie die schiere Anzahl und Redundanz der Versuche, rassistisches Verhalten, rassistische Argumente und Ablenkungs- wie Abwehrtaktiken zu rationalisieren und/oder zu sagen, diese Diskriminierten sollten mal mehr lächeln. Du zeigst das wunderbar!

    Viele Grüße
    accalmie
    *Inquisitionssonate: Solo für Violine*

    Und nun: /Troll Games.

    Wer sich sonst noch von mir unterdrückt fühlt (z.B. netiquetteignorierende Zensur!11!opfer), mal so ganz „farbenblind-liberal“ gesagt, gehe doch bitte zurück zum taz-Kommentarforum! Da seid ihr in bester Mimimi-Gesellschaft und könnt euch gegenseitig trösten ob der Unmöglichkeit in Doitschland heutzutage noch richtig weiss sein zu dürfen, ohne dass eine Minderheit [sic] uppity wird, und dort kann man auch sehen, wie man viel netter mit diesem Thema und der üblichen Welle fundierter „Andersmeinungen“ [sic] umgehen kann (Beispiel gefällig? „Nach dem Lesen dieses Artikels hab ich beschlossen, von nun an bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit den Begriff „N*“ zu verwenden.“). Kommentare, die sich mit dem tatsächlichen post/den Vorfällen/Rassismus in Schland auseinandersetzen, sind hingegen natürlich weiterhin willkommen :)!

  37. Als weiß positionierter Priviligierter sehe ich meine Aufgabe nicht darin, einem negativ von Rassismus Betroffenen vorzuschreiben, wie er sich zu verhalten hat. Deniz Yücel macht Veranstatlungen, auf denen er Leserbriefe an ihn vorliest. Darin heißt es zum Beispiel (Triggerwarnung: Rassistische Sprache, die Retraumatisierungen auslösen kann): “Ein Ausländer bleibt immer ein Ausländer. Siehe Türken.” Oder: “Gehen Sie doch zurück nach Fickdeppenarschland, wo Sie herkommen!” Oder: “Ich bin dafür, Ausländer auch mit deutscher Staatsbürgerschaft abzuschieben.” Oder: “Sie erzeugen doch nur Vorurteile bei Leuten, die vorher keine hatten.” Oder: “Den Sprung vom Eselskarren zur E-Klasse scheinen Sie nicht verkraftet zu haben.” Politically Incorrect bezeichnet ihn ironisch als “grün-migrantische, multikulturelle, islamische “Bereicherung””.

    Als negativ von Rassismus Betroffener hat Deniz Yücel das Recht, selbst zu entscheiden, wie er das verarbeitet und wie er damit umgeht. Ich sehe meine Aufgabe darin, ihm zuzuhören, ihm Raum zu geben und meine Privilegien zu reflektieren.

  38. @Jonas: Niemand spricht Deniz Yücel ab, selbst negativ von Rassismus betroffen zu sein – im Gegenteil: ich habe im Text explizit darauf verwiesen, dass auch er (fände er diese Kategorie denn sinnvoll, was er ja offensichtlich nicht tut) eine Person of Color ist und man sich gerade aufgrund unterschiedlicher gesellschaftlicher Standpunkte und Erfahrungen innerhalb dieser Positionierung Gedanken machen sollte und muss über PoC-Solidarität trotz Differenzen (siehe Punkt 5).

    Deniz Yücel ist von Rassismus betroffen als als „nicht deutsch“ definierte Person. Deniz Yücel ist aber keine Schwarze Person und wird daher nicht N* genannt. Folgt man also Deiner Logik und Deiner Forderung (die ich unterstütze), dass von (hier anderen Ausformungen von) Rassismus Betroffene das Recht haben, „selbst zu entscheiden, wie sie das „verarbeiten“ und wie sie „damit umgehen“, hätte auch Deniz Yücel seine Aufgabe darin sehen können, ihnen „Raum zu geben“ und sein relatives Privileg, als Nicht-Schwarzer von der N*-Beschimmpfung nicht betroffen zu sein, zu reflektieren. Das hat er nicht getan – im Gegenteil. Auch die Reaktion auf Yücel ist kontextabhängig (z.B. handelte es sich um das gutbürgerliche, weisse, deutsche tazlab, nicht eine ISD-Veranstaltung oder Kolumnist_innen-Soliparty, und Yücel schien seine Rolle als „Moderator“ mehr als die des „Bestimmers“ zu verstehen) und angesichts dessen, wie er sich bei der Podiumsdiskussion verhalten hat, schienen weisse Solidaritätsbekundungen nicht fehl am Platz, sondern waren von Nöten.

    Dass ich als Schwarze Person Yücel kritisiere, verneint nicht seine eigenen Rassismuserfahrungen, sondern ist ein Ausdruck davon, dass der PoC-Begriff durchaus Differenzierungen und Multidimensionalität zulässt. Yücel war aber nicht nur unsolidarisch; er hat sich selbst rassistisch verhalten und geäußert (vor allem durch das Nachtreten aka Legitimationsversuch in seiner „Kolumne“), und er bekommt nun vor allem Beifall von denjenigen, die es hier super finden, dass er Schwarze selbst auf ihren Platz verweist, Yücel aber zu anderer Gelegenheit als „Ausländer mit deutscher Staatsbürgerschaft“ selbst dorthin verweisen, wo er als PoC für sie gehört. Die interne Hierarchisierung und das versuchte Gegeneinanderausspielen Marginalisierter ist ein alter Hut in diskriminierenden Gesellschaftsstrukturen/rassistischer Ideologie.

    Mein Text wendet sich somit gegen Yücels unsolidarisches Verhalten und seine Schwarze Menschen diskriminierende Verhaltens- und Argumentationsweise, die sich für Rassist_innen (und alle anderen, die sich nicht für solche halten, aber trotzdem N* sagen wollen come hell or high water… also, äh, Rassist_innen) nicht nur als ungemein anschlussfähig, sondern fast vorkämpferisch geriert. Das bedeutet nicht, dass ich mich mit Yücel nicht solidarisch zeigen werde, wenn er selbst wieder – wie in den von dir genannten Beispielen – rassistisch diskriminiert wird. Mehr dazu hat auch ka in seinem_ihrem Kommentar geschrieben.

    [Ergänzung: Angesichts dessen, dass Du diesen Kommentar Wort für Wort bei einer steigenden Anzahl von Blogeinträgen, die sich mit dem tazlab kritisch befassen, hinterlassen hast (von der Absurdität mal zu schweigen), darf ich annehmen, dass es sich hierbei um „Critical Whiteness Studies: Seht, was Ihr anrichtet!“-Getrolle handelt? Ich hoffe, die Antwort macht trotzdem klar, dass CWS niemals hieß, dass man PoC nicht mehr widersprechen oder auf „Rassismusvorwürfe“ nicht argumentativ antworten könnte. Die Behauptung steht seit langem im Raum, und wurde in jedem einzelnen der in diesem post verlinkten Texte dazu widerlegt. Das Problem, das sich in solchen Debatten wie dieser immer wieder und immer wieder gleich zeigt, ist aber: es ist keine so oft geforderte „rationale“ Diskussion möglich, wenn „Geh bügeln“-brüllende, selbsterklärte Antirassist_innen, die aber sehr am Wort N* hängen, ihren Kritker_innen ununterbrochen „Hysterie“-, „Ideologie“-, und „Sekten“-Vorwürfe machen, ohne jene jemals argumentativ und nicht durch freies Assoziieren und/oder rassistische Behauptungen zu belegen, und das immer haargenau dann, wenn es um die Hinterfragung der eigenen Verhaltens- und Argumentatiosnweisen gehen würde. Deniz Yücel war dafür das beste Beispiel, und dieser und andere Kommentarthreads auch.]

  39. …übrigens kann man nun in der taz Sharon Otoos tazlab-Bericht nachlesen, der u.a. Deniz Yücels Darstellung (und Argumentation) widerspricht und die Ereignisse in Kontext stellt.

    Ergänzung: in den dortigen Kommentaren wiederholt sich das übliche Trauerspiel beleidigter Doitscher, die aber nicht arrogant abgebügelt werden dürfen von meiner Diskurspolizei; daher: Obacht.

  40. Man kann glaube ich im Konsens feststellen, dass Deniz Yücel sein Ziel erreicht hat, er ist auch mal im Gespräch!

    Sein Stilmittel bei der Veranstaltung war eben weiße, maskuline Stimmungsmache, die versucht mit sexistischen und scheinbar objektiven Erwähnungen des N-Wortes beim Publikum zu punkten. Wie einige sicher wissen funktioniert das auch oft genug, aber eben nur wenn das Publikum mehrheitlich weiß und männlich ist. Wer meint, dass ich an dieser Stelle zu sehr pauschalisiere, der hat keine Ahnung! ;p

    Jedenfalls was mir bei der Rassismus-Anti-Rassismusdebatte immer wieder auffällt ist, dass diese teilweise und zunehmend mehr auf hohem bis sehr hohem intellektuellen Niveau geführt wird, teilweise so hoch, dass sie für „Normalbürger“ uninteressant wird. Die eigentliche Botschaft geht dann in Begriffen wie Neokolonialismus und pejorativer Konnotation und Panafrikanismus einfach unter.

    Für eine Podiumsdiskussion mag das ja gerade noch zulässig sein aber kann auch mächtig in die Hose gehen wenn man jemanden wie Yücel als Moderator nimmt, der meint im Anliegen der Diskutanten und im intellektuellen Anspruch der Debatte satirische Elemente finden zu müssen.

    Ich fand es deshalb auch sehr erfrischend, dass Frau Otoo versucht hat das Ganze für das Publikum und speziel für Herrn Yücel auf „Einfach mal zuhören“ herunterzubrechen. Geklappt hat es nicht, aber in einen vollen Kopf passt eben nichts mehr hinein.

    Übrigens hab ich auch gerade mein Vokabular um „herumhitlern“ erweitert.

  41. @Timson (und andere): Da ich jetzt des öfteren den Einwand hörte, dass Debatten um Rassismus/Antirassismus auf „zu hohem“ intellektuellen Niveau geführt werden würden, finde ich, dass man dazu eines klar stellen sollte. Der Ausgangspunkt war immer einfach und wurde auch so vorgebracht:

    N* ist ein rassistisches Schimpfwort.
    N* war noch nie ein selbstgewählter Begriff Schwarzer Menschen.
    N* auch 2013 verwenden zu wollen bzw. unablässlich der nächsten Generation mit der Gute-Nacht-Geschichte beibringen zu wollen, trotz jahrzehntelanger Proteste Schwarzer Menschen, ist Alltagsrassismus.
    Das Wort N* aus Kinderbüchern zu streichen, ist das Mindeste, das man tun kann – „koloniale Allmachtsphantasien“ (siehe Sulas Artikel) sind elementarer Bestandteil vieler jener diskutierten Kinderbücher.
    Von Rassismus Betroffene haben das Recht, selbst darüber zu entscheiden, wie sie mit rassistischen Erfahrungen umgehen.
    Wer sich einem Rassismusvorwurf ausgesetzt sieht, kann sich dagegen argumentativ wehren. Wer dazu weitere rassistische Behauptungen und sexistisches Gebrüll benutzt, wehrt sich nicht argumentativ.
    Wenn die weiße deutsche Mehrheitsgesellschaft in Deliberation mit sich selbst feststellt, dass Rassismus ja nur ein Randproblem sei und sich diese „Minderheiten“ [sic] mal nicht so anstellen sollten und man aber einfach weiter N* sagen will, weil man sich sonst zensiert fühlt, ist das ein Ausdruck von Alltags- und strukturellem Rassismus.

    All diese sehr einfachen Feststellungen werden aber durch unendliche Diskussionen, in denen Leute dann gar mit Martin Luther King, Jr. als Verteidiger des deutschen Worts N* auffahren, in unendliche Verzweigungen gehoben, die ganz einfache, grundlegende antirassistische Basics in Frage stellen. Nicht jene als „intellektuell abgehobene“ (oder wahlweise sektiererische) bezeichneten Antiras initiieren diesen „abgehobenen“ Diskurs, sondern jene Leute, die einfache Rassismusdefinitionen immer wieder bewiesen bekommen wollen, sich schlicht weigern, sich auch selbst einmal zu informieren oder „devil’s advocate“ spielen möchten mit einem Thema, das für sie bloß graue Theorie ist, für von Rassismus betroffene Menschen aber alltägliche Realität.

    Auch in der Yücel-Debatte geht es um sehr Einfaches: Es sollte beim tazlab der rassistische Normalzustand in diesem Land erörtert werden und warum das Wort N* ein rassistisches ist. Man siehe Otoos Bericht über die Vorgespräche mit Yücel hierzu. Was ist passiert? Yücel hat Adorno und MLK Jr. rausgekramt, um ungestraft N* sagen zu können für einen nicht näher definierten theoretischen „Punkt“, den er machen wollte. Otoo und andere wehrten sich dagegen, unabhängig von der Quelle ständig N* genannt zu werden. Yücel rastet aus und tritt mit einer Kolumne hinterher, die u.a. versucht sein rassistisches Verhalten, Schwarze Menschen, die sich explizit dagegen und auch an diesem Tag dagegen wehr(t)en, ständig N* genannt zu werden, eben einfach weiter so nennen zu wollen, wenn es doch um die „Authentizität“ von Kinderbüchern ginge, zu rationalisieren. Er versucht hier alle Register des Wikipedia-Wissens zum Civil Rights Movement zu ziehen, und stellt diese einfachen Forderungen Otoos und anderer in einen pauschalisierten „Critical Whiteness Studies“-Kontext, in den Kontext linker Ideologieauseinandersetzungen der 60er und 70er, in den Kontext der Debatte um (vermeintliche) positive Aspekte von Kolonialismus, etc.

    Nochmal: es ging und geht hier immer noch nur darum, dass er nicht ständig N* sagen sollte, gerade angesichts dessen, dass Otoo ihn mehrfach darum bat. Um es trotzdem tun zu können, holt Yücel zum pseudogeschichtlichen Gegenschlag aus. Warum dieser wiederum in die Hose ging angesichts falscher Behauptungen, wird nun in diesem Text hier thematisiert. Ich wiederum bekomme dann Antworten/Trackbacks, in denen Leute finden, dass ich rassistisch sei, weil ich die korrekte Bezeichnung von „Martin Luther King, Jr.“ benutzte (und nicht das angeblich in deutschland so übliche Martin Luther King – ohne Jr.), mich also über ihn lustig machen würde, und ja gar keine Ahnung von Geschichte hätte und erst einmal beweisen solle, dass ja MLK nicht N* sagte.
    Und schon befinden wir uns in der nächsten theoretischen Auseinandersetzung. Wenn ich Leute dann zum Googlen schicke, um mich nicht auch noch in jener Diskussion zu verlieren (man erinnere sich: es geht immer noch und immer nur darum, dass Yücel ständig das Wort N* sagte, Leute sich dagegen wehrten, und er nun findet, das seien inquisitorische Sektenmitglieder), bin ich also intellektuell abgehoben und arrogant, weil ich mich weigere, auf jedes 101-Bildungsbedürfnis persönlich einzugehen, sobald jemand findet, dass ich das jetzt machen müsse für sie_ihn, und zwar sofort, oder nicht zum 100. Mal wiederholen möchte, dass „Zensur“ und „Ideologie“ etc. durchaus Definitionen haben und nicht das heißen, was manche Leute in solchen Debatten denken (bzw. auf einmal nicht mehr wissen wollen).

    Dieser Mechanismus wurde bereits in Sexismusdebatten benannt: nicht Feminist_innen oder Antirassist_innen beginnen theoretisch hochkomplizierte und für „Nicht-Eingeweihte“ unverständliche Debatten, sondern der Fakt, dass man für recht einfache Aussagen und Forderungen immer wieder und immer wieder sofort dazu genötigt wird, deren Ursprung doch erst einmal zu „beweisen,“ zwingt einen in solchen Debatten in die letzten Theorie- und Geschichtswinkel, bis sich manche Leute zufrieden geben, dass es doch irgendwie vertretbar ist, Schwarze Menschen nicht mehr als N* zu beschimpfen oder Frauen* nicht als Sexobjekte behandeln zu sollen. Es ist ja kein Zufall, dass das immer wieder und immer exklusiv bei Debatten um systematische Diskriminierung passiert, und hier (auch gerade im Zuge der Critical Whiteness Debatte) pauschalisierend Grundlagen in Frage gestellt werden, derer man sich schon sicher wähnte. Es ist auch kein Zufall, dass man vor allem gerne Women of Color die intellektuellen Fähigkeiten abspricht – und wenn das nicht funktioniert, sie dann als „angry Black woman,“ die alle mit ihrer Bösartigkeit/Wut nieder machte (wie ich hier natürlich…), darstellt. All das ist altbekannter Ausdruck von Sexismus und Rassismus, und all das ist keine spannende, neue, individuelle Argumentationsposition – egal, wie oft Leute meinen, jetzt einen originellen Einwurf zu haben (der sich dann aber nie mit dem Thema, sondern nur mit ad-hominem-Abarbeitungs- und Pathologisierungsversuchen beschäftigt – neuerdings haben bei der Mädchenmannschaft übrigens auch alle ein sehr geschlechtsspezifisches „Borderline Syndrom“ und ich persönlich gehe bald an krankhafter „Wut“ zugrunde – wusstet Ihr das schon? Fein!). Yücels „Hysterie“-Vorwurf hat das ebenfalls illustriert (man bedenke: ER war derjenige, der rumgebrüllt hat).

    Dafür also, dass Yücel (und andere) begreifen sollen, dass Schwarze Menschen N* zu nennen nicht OK ist, dass Preusslers (Familien-)Entscheidung, N* aus seinen Kinderbüchern zu streichen, nichts mit Zensur zu tun hat, dass Martin Luther King, Jr. nicht das deutsche Wort N* verteidigte in „I Have A Dream,“ dass sowieso in den USA seit über 40 Jahren das Wort „Negro,“ das MLK, Jr. eigentlich (und später nicht mehr) benutzte, nicht (unwidersprochen) benutzt werden kann, dass als weiße Person über die Forderungen Schwarzer Menschen, doch bitte ein rassistisches Schimpfwort zu unterlassen, mit „Ich will aber!!!“ und „Zensur!!!“-Vorwürfen zu antworten Alltagsrassismus ist – für diese einfachen Feststellungen führen wir hier also seit 50 Kommentaren eine Diskussion über das CRM, Provokationstheorie, Critical Whiteness Studies, Google, Meine Arroganz/mangelnden Kenntnisse/Respektlosigkeit (TM) gegenüber Leuten, die lieber Rassismus/“Hör mal zu, braunes Mädchen“-Bingo spielen möchten, und mao-inquisitorisch-islamofaschistischen Diskurspolizei-Mädchenmannschaftismus (vom Balkon). Deshalb mache ich mich über Leute lustig, die in 5 bis 500-Wort-Kommentaren gleichermaßen zum Ergebnis kommen, dass sie einfach weiter N* sagen wollen und/oder ich ja voll gemein sei und/oder mal mehr lächeln und mich nicht so „provozieren“ lassen sollte durch Rassismus. Egal, was man schreibt: es bringt nichts. Ob ich freundlich bin oder „arrogant“: Rassismus bleibt Rassismus, und Leute wollen einfach N* sagen oder jenen N* erklären, wie Antirassismus richtig geht. Deshalb verlinke ich „Derailing for Dummies“ – weil man stets 1 zu 1 diese unfassbar redundanten Pseudo-Debatten mit beleidigten weißen Teutschen führen muss, jedes einzelne Mal von vorne und jedes einzelne Mal vollkommen deckungsgleich und merkbefreit.

    Es ist perfide, ständig vorzugeben, dass freundlicheres/allgemeiner formuliertes Betteln Leute von der Widerlichkeit rassistischer Ideologie überzeugen und in (Solidaritäts-)Fortschritt resultieren würde (und man also an der eigenen, diskriminierenden, sich nicht ändernden Situation/mangelnder antirassistischer Solidarität selbst Schuld sei, wenn die einen so wütend_frustriert_genervt_arrogant mache, dass man damit sich selbst „zerlege“ trotz vorgeblicher „Intelligenz“ und den doch eigentlich bestehenden theoretisch-zaghaften Zuspruch nun verschreckter allies).

    Es könnte aber in der Tat auch leichter sein: man könnte Schwarzen Menschen zuhören, mal das Hamsterrad der Ignoranz, wie Sula so schön schrieb, verlassen, und dann einfach nicht mehr N* sagen und schreiben (oder nicht als bloße „Provokation“, über der man doch stehen müsste, abtun). Das wäre aber zu einfach.

  42. @ accalmie

    Ich wollte mich auch einfach nochmal bedanken für das unermüdliche Aushalten, Erklären und Argumentierhilfengeben. Gerade weil Du immer mal wieder auch Kommentare stehen lässt und beantwortest, kontextualisierst und argumentativ auseinanderdröselst, die mit Fug und Recht ja auch moderiert werden könnten, lernt man beim Mitlesen wahnsinnig viel. Danke dafür!
    Es war schon beim Text oben selbst toll und setzt sich in den Kommentaren fort, dieses typische accalmie-Lese-Feeling, das man ja auch aus Deinem eigenen Blog kennt: Irgendwer schreibt/sagt Quatsch, man hat beim Lesen ein ungutes Gefühl, kann aber nur teilweise argumentativ sauber den Finger drauf legen. Dann liest man Deine kenntnisbefrachtete und präzise Antwort und denkt sich: „Bämm, SO nämlich – wie erleichternd, dass jemand es so gut auf den Punkt bringt“. Auch dafür nochmal ausdrücklich danke!

  43. Kann es sein, dass Deniz Yücel im Rahmen der Aufmerksamkeits-Ökonomie einfach nur maximalen Impact für sich selber mobilisieren will? Mein ja nur….

  44. @netbitch: …und warum Rassismus/Sexismus nicht so tolle Methoden dafür sind (geschweige denn eine Rechtfertigung), selbst wenn erhöhte Aufmerksamkeit denn tatsächlich sein eigentliches Ziel gewesen wäre (was ich verneinen würde, angesichts der Kolumne), habe ich hier mehrfach ausgeführt.

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