Applaus für … eine Toilettenaufsicht und das erstrittene Trinkgeld

Ihr geht auf eine öffentliche Toilette, beispielsweise in einem Einkaufszentrum. Im  Vorraum steht ein Tisch, darauf ein  Teller, wo schon einige Münzen hingelegt haben, daneben sitzt eine Frau – die Toilettenaufsicht oder Putzpersonal. Wenn ihr beim Gehen ebenfalls Geld auf den Teller legt – für wen?

Ein Reinigungsunternehmen war der Meinung das Geld sei eine „freiwillige Nutzungsgebühr“ und würde somit vollständig dem Unternehmen zustehen. Eine Aufsicht hatte auf ihren Anteil geklagt und argumentiert, die Nutzer_innen geben das Geld als Trinkgeld. In einem ersten Verfahren hatte das Arbeitsgericht bereits verkündet, dass sie prinzipiell Recht auf einen Anteil hat, gestern nun hat sie sich mit der Firma außergerichtlich auf 1000€ geeinigt.

Die Gewerkschaften hoffen darauf, dass dieses Urteil den Startschuss für weitere Kämpfe und Verfahren gibt. So schrieb heute.de:

„Dieses Urteil könnte und sollte auch andere Sitzerinnen ermutigen, für ihre Rechte zu kämpfen“, sagte Gewerkschaftssekretärin Heike Stoffels [der  IG Bau] dem WDR. Stoffels betonte, die Trennung von Putzpersonal und Trinkgeld-Aufsicht sei ein raffiniertes Modell der Reinigungsfirma. Denn für einen Beruf, den es eigentlich gar nicht gebe, müsse die Firma auch nicht nach Tarif bezahlen. Statt der 9,31 Euro Tariflohn für Reinigungskräfte bekämen die „Sitzer“ – so der Fachausdruck für diesen Job – mit 5,20 Euro [brutto] nur knapp mehr als die Hälfte. Die Löhne des Putzpersonals zahle das Centro Oberhausen.

Fünf Euro Zwanzig Brutto-Lohn die Stunde und dann behält die Firma auch noch das Trinkgeld ein? Überraschend ist das leider nicht, um so mehr Applaus gebührt der Klägerin, die sich erfolgreich zur Wehr setzen konnte.

5 Kommentare zu „Applaus für … eine Toilettenaufsicht und das erstrittene Trinkgeld

  1. Hey Schneemädchen, danke für die Rückmeldung, das freut uns :) Noch ein kleiner Hinweis: In den Threads unter den Blogposts hier soll es eigentlich in erster Linie auch um diese gehen. Allgemeine Blogempfehlungen/Linkhinweise/Eigenwerbung sind deshalb bei unserem wöchentlichen Selbermachsonntag besser aufgehoben. Schönes Wochenende!

  2. Ich hab davon auf SpOn gelesen. as ich auch krass fand: wie krampfhaft in den Kommentaren alle eine allgemeingültige Aussage wollten (à la: „Wer kann mir sagen, ob das allgemeiner Standard ist oder nicht? Dann geb ich gar nichts mehr!“), nur um nicht in Zukunft mit der jeweiligen Klofrau kommunizieren zu müssen… da müßte man sie ja ansprechen und kurz fragen „Tschuldigung, ist das auf dem Teller, Ihr Trinkgeld, können Sie das behalten?“

  3. der Unwille, nach der Toilettenbenutzung zu zahlen, rührt (zumindest bei mir) auf jeden Fall von der Intransparenz in dem Business allgemein. Es ist nicht nur Gang und Gäbe sondern auch rotzfrech, in Restaurants Gäste erneut für bereits bezahlten Service zur Kasse zu bitten. Es ist auch eine deutsche Besonderheit, Toiletten im öffentlichen Raum zu privatisieren (Autobahnraststätten).
    Dass das auf Kosten der Toilettenaufsicht geht, ist übel, aber Teil des Missstandes.

  4. Ich wusste noch gar nicht, dass das ein häufiges Problem ist. Ich habe aber auch einen generellen Unwillen, in diesem Bereich noch zahlen zu müssen. Aber noch weitaus besser, als verschlossene Toilettentüren, die nur mit einigen Centmünzen zu öffnen sind.

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