11 Freundinnen sollt ihr sein

Titelbild der ersten Ausgabe der Zeitschrift 11 Freundinnen - Kim Kulig lehnt in Jeans und T-Shirt an einer giftgrünen Wand
Ausgabe 1 - Bild über 11freunde.de/innen
„54, 74, 90, 2006” erschallte es bei der letzten Männer­fuß­ball­welt­meister­schaft aus jeder deutschen Kneipe. „03, 07, 2011” hat bisher noch keine Band gedichtet, doch die Fuß­ball­welt­meister­schaft in Deutsch­land im nächsten Jahr soll dem Sport noch­mal einen weiteren Auf­merk­sam­keits­schub verpassen. So hat auch das Magazin für Fußballkultur 11 Freun­de sein Angebot mit dem Heft 11 Freund­innen erweitert. In etwas kleinerem Format erscheint es alle drei Monate als Beileger, sowie in einer kleinen eigen­ständigen Ausgabe. Nach über­wiegend positiven Re­ak­tionen wurde das Maga­zin für Frauen­fußball mit der Ausgabe 2 auch gleich auf 50 Seiten erweitert.

Der Inhalt und die Aufmachung erinnern sehr an den großen Bruder. Keine seitenlangen Ta­bellen oder Spieler­innen­zeugnisse, sondern Aktuelles aus Deutschland und der Welt, Bilder und Geschichten aus der Fußballgeschichte und ein Interview mit Simone Laudehr. Sie wird kurioserweise gefragt, ob sie schon mal einen Heiratsantrag von einem Fan bekommen habe. Glücklicherweise ist das mit den (immerhin für Fußballer auch immer häufiger) obligatorischen Fragen zum Sexsymbolstatus nur der kleinste Teil des ansonsten lesenswerten Interviews. Der Look ist ein wenig bunter, ohne den Eindruck von rosa Lala-Wohlfühlland zu vermitteln. Wer auf Bilderstrecken der “heißesten Spielerinnen” oder ähnliches gehofft hat, liegt ebenfalls falsch. Die Bilder sind einfach schön, interessant und passend.

Kleine Dinge fallen dennoch auf: In beiden Zeitschriften gibt es „das besondere Bild” – diese Rubrik wird einmal „Magnum” genannt und einmal „Laufsteg”. In der 11 Freundinnen gibt es jeweils einen Bericht zum Thema „Gleichberechtigung – Männer im Frauenfußball”. Der vorgestellte Herr ist jedoch nicht der einzige im Heft, die einzige Frauenseite dagegen in 11 Freunde (von 130 Seiten insgesamt) ist die ganzseitige Werbung für die TV-Serie „Sex and the City”. Kritisch bleibt dabei wieder einmal die Auslagerung von Frauenthemen in einen eigenen Bereich. Die Botschaft: So schön der Frauenfußball ist, ein Teil der allgemeinen Fußball­kultur ist er nicht.

15 Kommentare zu „11 Freundinnen sollt ihr sein

  1. „Die Botschaft: So schön der Frauenfußball ist, ein Teil der allgemeinen Fußballkultur ist er nicht.“

    Ist es Aufgabe einer Zeitschrift die richtigen „Botschaften“ zu senden, oder wollen die vor allem Auflage und Umsatz machen?

  2. Dass eine Seite Gleichberechtigung in der 11 Freunde die Verkäufe in den Keller gehen ließe, bezweifle ich stark. Deren vermeintliche Botschaft ist ja, dass sie den Frauenfußball stärker ins Licht setzen wollen. Da muss frau darauf hinweisen, dass es gleichzeitig die Abschiebung in eine bestimmte Ecke bedeutet. In die dann immer noch Männer gequetscht werden!

  3. Außerdem, was ist denn das für ein Argument? Ich muss ja
    nicht damit einverstanden sein, dass eine Zeitschrift nur
    Umsatz machen will und deshalb die Frauen ignoriert. Und wenn
    ich nicht einverstanden bin, dann ist es doch nur logisch, den
    Mund aufzumachen. Wenn wir Frauen nicht für unsere Interessen
    einstehen, wer denn bitte sonst? Von männlicher Seite kommt
    eher rüber, dass auch unser kleinstes Anliegen eigentlich
    schon zu viel verlangt ist. Auf deren Unterstützung (Ausnahmen
    gibt es natürlich immer) würde ich mich also nicht verlassen.

  4. So schlimm ist es nun auch wieder nicht: Wäre tatsächlich das kleinste Anliegen schon zu viel verlangt, gäbe es die Beilage wohl nicht. Eine Sache ist allerdings absolut richtig beobachtet: Frauenfußball ist nicht Bestandteil der allgemeinen Fußballkultur und das wird sich auch nicht ändern. Ist doch auch nicht so schlimm, oder? Es gibt übrigens ein Heft, dass sich ausschließlich mit Frauenfußball befasst. Es heisst FF.

  5. @Barry: Ich hätte das noch schärfer formulieren sollen. Frauen sind anscheinend kein Teil der Fußballkultur, wenn im ganzen 11 Freunde-Heft keine einzige Frau außer SATC-Werbung vorkommt. Dabei sind Frauen im Stadio heute wirklich keine Seltenheit mehr.

  6. Also, ich habe bisher schon oft die 11 Freunde gelesen und bin auch eigentlich sehr begeistert von 11 Freundinnen. Und es mag in dem aktuellen Heft sein, dass keine einzige Frau vorkommt (beim Jahresrückblick hat mich auch gestört, dass nicht die gewonnene EM erwähnt wurde), aber das war nicht bei allen Ausgaben so. Es wurde auch schon von den Frauen berichtet… zwar nicht so viel, wie ich es gerne hätte, aber man muss sich da ja an die kleinsten Strohhalme klammern, in anderen Medien ist es auch nicht besser. Dafür finde ich das extra rausgebrachte Heft jetzt sehr gelungen. Und es ist doch im Grunde nicht so wichtig, ob das jetzt extra im anderen Heft drin liegt oder ob es integriert ist. Ist auf jeden Fall ein Anfang!

  7. Pingback: Pottblog
  8. @ Helga: Müsste es oben nicht „03, 07, 2011“ heißen? 09 war doch die EM, oder liege ich da etwa falsch?

  9. „Frauen sind anscheinend kein Teil der Fußballkultur, wenn im ganzen 11 Freunde-Heft keine einzige Frau außer SATC-Werbung vorkommt. Dabei sind Frauen im Stadio heute wirklich keine Seltenheit mehr.“

    Wo ist das Problem? Sie sind kein bedeutender Teil der Fußballkultur weil sie leistungsmässig und spieltechnisch nicht mit den männlichen Mannschaften mithalten können, was wiederum zur Folge hat das sich das Publikumsinteresse am Frauenfussball stark in Grenzen hält. Zusätzlich ist die Mehrheit der Fussballfans männlich. Daher wird viel seltener über Frauenfussball berichtet, ein vollkommen normaler Vorgang.

  10. @Cookie: Sich an Strohhalme klammern, nett sein und hoffen hat leider noch niemanden vorarngebracht. Nur die Klappe aufreißen hilft.

    @Udo: Die Seite „Gleichberechtigung“ porträtiert in den 11 Freundinnen einen männlichen Fußballfan, die anderen Männer sind Funktionäre etc. Auch wenn sie noch nicht die Hälfte der Fußballfans stellen und noch seltener Funktionäre etc sind – 0 von 130 Seiten sind wirklich keinerlei angemessene Repräsentation von Frauen im Fußball allgemein.

  11. Also ich mag die „11Freunde“ eigentlich auch relativ gerne (vor allem verglichen mit anderen Fußballmagazinen). Aber das auch dort keine einzige Frau (nichtmal als Fan!!!) vorkommt, enttäuscht mich schon auch ziemlich.

    Ich als Fußball-„Fanin“ gehöre bei uns im Weserstadion nicht gerade zu einer absoluten Minderheit. Irgendwo hatte ich mal gehört, dass zeitweise bis zu 40% im Stadion weiblich sind.
    Da kann man doch erwarten, dass man genauso ernst genommen wird, und auch in Texten über Fans u.ä. vorkommt. Und zwar nicht nur mit den „Standardthemen“: Wie kann’s sein dass frau sich für Fußball interessiert, und sind es nicht doch eher die vermeintlich „hübschen“ Fußballer die in Wahrheit interessieren etc. pp… *gähn*

    Vom Frauenfußball bin ich bisher zwar kein richtiger Fan, aber interessiert verfolgen tue ich das ganze schon. Und die „11Freundinnen“ werde ich mir auch besorgen, vielen Dank auch für den Tipp!

  12. @ udo: ich frage mich 1. wie du die leistung und technik im fußball von frauen und männern misst? wo is da die norm/maßstab und wer hat diese gesetzt? und 2. stellt sich doch die frage warum sind frauen angleblich schlechter? wegen irgentwelcher biologie. oder weil sie villt ganz geziehlt lange zeit vom profispielen abgehalten wurden?

    ein text von der vorrundenaus 2006 kampagne dazu:

    „Abenteuer Frauenfußball
    Fußball spielende Frauen wurden bis 1970 auf Anweisung des Deutschen Fußballbundes (DFB) aus den Verbänden ausgegrenzt. Ihnen dürfte kein Zugang zu den Sportplätzen gewährt werden. Doch auch seitdem der DFB zähneknirschend das Verbot aufhob, müssen Fußball spielende Frauen für ihre Anerkennung kämpfen. Zunächst wurde Frauen-Fußball durch spezielle Regeln (u.a. erlaubtes Handspiel, um den angeblich gefährdeten Busen zu schützen) vom Männerbund DFB bevormundet. Der Schutz des Fußballs vor den Frauen wird seit Ende des 19. Jahrhunderts nach denselben Mustern begründet: Fußball schadet der Weiblichkeit. Biologisch: Gefährdung der Gebärfähigkeit. Oder: Minderung weiblicher Sanftheit und Schönheit. Kontrolle, Lächerlichkeit, Abwertung und Sexualisierung waren lange Zeit Strategien der Männerwelt Fußball, Frauen den Zugang systematisch zu erschweren. Noch heute werden Fußball spielende Frauen als „Mannsweiber“ bezeichnet. Das Etikett „Lesbe“ ist dann nur noch die logische Fortsetzung.“

    unter: http://brb.jungdemokratinnen.de/vorrundenaus/index2.php?site=gender

  13. @Helga
    So meinte ich das nicht. Ich bin definitiv für Klappe aufreißen. Trotzdem finde ich, dass in der 11 Freunde, im Gegensatz zu anderen Zeitschriften oder Internetseiten, öfters was zum Thema Frauenfußball geschrieben wird und dass das auf jeden Fall ein Anfang ist.
    Sonst hast du aber Recht ;)

  14. Ich hab mir jetzt gerade einen Ordner mit Ausgaben von den 11 Freunden geschnappt und in 7 von 16 Heften wurden in der Rubrik „Stammplatz“, in der Fans zu ihrem jeweiligen Lieblingsklub befragt werden, Frauen interviewt. Eine beeindruckende Quote, wie ich finde.

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