Working Girl auf dem Catwalk

Auf den Laufstegen tut sich was, schrieb Elisabeth Raether vor kurzem in der Taz: Die Designer empfehlen ihren Kundinnen nach mehreren Kollektionen mit 50er-Jahre-Petticoat-Silhouetten und zarten Blumendrucken nun das „Powerdressing“:

Die Silhouette hat sich verändert. Sie war in den letzten Jahren mädchenhaft, (…) Jetzt aber scheint wieder eine Zeit zu kommen, in der Frauen sich an der Garderobe der Männer orientieren. Sie wollen Blazer, das Kleidungsstück, das sie sich im letzten Jahrhundert von den Männern erstritten haben, sie wollen breite Schultern und eine nach unten schmal zulaufende Silhouette.

Bei Stella McCartney gingen die sandfarbenen Blazer bis zur Hüfte und wurden zu knöchellangen Hosen kombiniert, die Ärmel waren hochgeschoben. Die Models stellten sich am Ende des Laufstegs breitbeinig vor die Fotografen und sahen sie herausfordernd an. Die Hosen, die Stefano Pilati von Yves Saint Laurent in der letzten Saison zeigte, sahen aus wie die ersten Hosen, die Frauen getragen haben, wie die Hosen von Katharine Hepburn.

Doch die Designer machen es diesmal nicht auf die harte Tour wie in den 80er Jahren. (Erinnert sich jemand noch an den Film „Working Girl“ (s. Foto), in dem Melanie Griffith mit breitgepolsterten Schultern, kriegsbemalungsgleichen Rougebalken und respekteinflößend toupierten Haaren umherlief?) Heute kombinieren sie klare Linien mit zarten Stoffen und wuchtige Kleidung mit feinen Schuhen.

Denn wir sind im Jahr 2008 und nicht im Jahr 1981, als Grace Jones „Nightclubbing“ erschien und Margret Thatcher als mächtige Frau noch das Image der „Eisernen Lady“ brauchte. Frauen gehen heute ein bisschen entspannter mit ihrer Weiblichkeit um, wahrscheinlich deshalb, weil es im Leben nicht mehr ein so großes Hindernis ist, eine Frau zu sein.

Dass viele Designer die Frau als ernstzunehmendes Wesen entdecken – was auch der Modekritiker der Süddeutschen Zeitung, Peter Bäldle, als Trend ausmacht (Text gibt’s leider nicht online) – klingt gut und lässt hoffen, dass die Zeit, in der erwachsene Frauen reihenweise wie rosaplüschige kleine Mädchen verkleidet herumlaufen, dann doch mal zuende geht.

6 Kommentare zu „Working Girl auf dem Catwalk

  1. noch besseres Beispiel: die Replikantin aus Blade Runner. Die hat so einen Dreieckigen Oberkörper, dass sie mich immer an Comic-Bodybuilder erinnert…

  2. Frauen gehen heute ein bisschen entspannter mit ihrer Weiblichkeit um, wahrscheinlich deshalb, weil es im Leben nicht mehr ein so großes Hindernis ist, eine Frau zu sein. Dass seit ein paar Saisons die Absätze der Schuhe immer höher werden und Plateausohlen bekommen, beunruhigt wahrscheinlich nur noch die Emma. Alle anderen sehen, dass diese Schuhe zum Powerdressing gehören…“

    Aha – mich beunruhigt es allerdings auch, dass die Schuhe immer höher werden (wenn das überhaupt stimmt), denn in 12 cm hohen Stilettos kann man allenfalls dekorativ herumstehen oder -sitzen, nicht aber „powerdressen“, sprich, sein eigenes Auto fahren oder dem Bus hinterherrennen, um ins Poweroffice zu gelangen. In solchem Schuhwerk empfinde ich meine Weiblichkeit keineswegs als „entspannt“, sondern eingekerkert und gequält. Ich bin sicher, dass es einen Mittelweg gibt zwischen Sado/Maso-Absätzen und Ballerinas, eckigen Schulterpolstern und Blümchenkleid. Muss man sich halt selbst was einfallen lassen, die großen Modenschauen sind wahrscheinlich nicht der geeignete Ort dafür.

  3. Es gibt seit Jahren Budapester auch mit weiblichen Leisten/Größen, diese Saison sogar wadenhohe Stiefel im Budapester Design.

    Also sind die 12cm Stilettos nur was für Frauen, die Mode als unterhaltsames Spiel mit bloßer Anwesenheitspflicht und ohne Anspruch auf ernsthafte Substanz betrachten.

    Dem Bus hinterrennen kann frau/man allerdings noch besser in Sneakern. Aber wer in einem Poweroffice arbeitet sollte doch zumindest einen Firmenwagen haben, wenn nicht gar mit Fahrer, oder?

  4. „klingt gut und lässt hoffen, dass die Zeit, in der erwachsene Frauen reihenweise wie rosaplüschige kleine Mädchen verkleidet herumlaufen, dann doch mal zuende geht.“

    Naja, fürs erste zumindest.
    Mode folgt Zyklen. Das ist auch ganz logisch, zumal ja immer was neues vermarktet werden muss, und es trotzdem alles schonmal gab.
    Powerdressing gab’s in the 80ern, und Brigitte Bardot oder Twiggy waren nach damaligen Maßstäben Kindfrauen, und alles kommt irgendwann wieder.

    Und in der Praxis setzen die Laufstege sowieso allenfalls Signale, oder kann sich hier irgendwer Yves Saint Laurent Hosenanzüge leisten? Ich zumindest nicht.

    Dafür kann ich aber auch in Röcken und flachen Schuhen entspannt mit meiner Weiblichkeit umgehen.

  5. “Catwalk” ?
    Welches unwürdige, unsinnige amerikanische “Modewort” hat sich da wieder in unseren Sprachschatz geschlichen ?
    Warum schreiben wir nicht klar und verständlich “Laufsteg” ?
    Wir brauchen doch keine amerik./engl. Begriffe – unsere Sprache ist so reich, ausdrucksvoll und vielfältig !

    Außerdem: ich finde es für die jungen Mädchen und Frauen mehr als entwürdigend, sie als “Katzen” zu titulieren. Das ist ja frauendiskreminierend !

Kommentare sind geschlossen.

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