Women, we want you!

Am 26. August 1920 trat der 19. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung in Kraft, mit dem Frauen in allen US-Bundesstaaten das Wahlrecht erlangten. Anlässlich des 90jährigen Jubiläums des US-Frauenwahlrechts in diesem Jahr erschien dieser Text im aktuellen Missy Magazine.

Als die 19-jährige Charlotte Woodward im Jahre 1848 von der geplanten Frauenrechtsversammlung im ländlichen Seneca Falls hörte, war sie sofort Feuer und Flamme: Endlich Hoffnung auf einen besseren Lohn für die junge Näherin. Auf der Versammlung im Bundesstaat New York, die später zum offiziellen Beginn der ersten US-amerikanischen Frauenrechtsbewegung erklärt wurde, wurden fast alle Vorschläge ohne Gegenstimmen angenommen: Gleichberechtigung in der Ausbildung und ein geschlechtergerechtes Eigentums-, Scheidungs- und Sorgerecht. Nur eine Forderung überzeugte nicht alle Anwesenden: Das angestrebte Frauenwahlrecht. Es erschien befremdlich, ja fast unerhört! Zu hoffnungslos erschien der Vorschlag, welcher nach langer Diskussion letztlich dann doch auf der Agenda landete.

So entstand die so genannte Declaration of Sentiments, deren Postulat der “Gleichheit aller Menschen“ nicht nur für männliche Weiße gelten sollte (wie noch die Unabhängigkeitserklärung), sondern für alle. Schwarze Männer erhielten bereits im Jahr 1870 mit dem 15. Zusatzartikel das Wahlrecht, das Stimmrecht für Frauen auf Bundesebene blieb dagegen auch Jahrzehnte nach der Erklärung von Seneca Falls bloße Theorie.

Frauenwahlrechtskämpferinnen vor dem Weißen Haus via wikimedia commons
Frauenwahlrechtskämpferinnen vor dem Weißen Haus via wikimedia commons

Bis US-Amerikanerinnen das allgemeine Frauenwahlrecht erlangten, wurden noch dutzende Volksentscheide durchgeführt, etliche Anträge um Verfassensänderung formuliert, hunderte Versammlungen und Demonstrationen organisiert und über 200 Suffragetten verhaftet. Als im August 1920 – zwei Jahre nachdem Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt hatte – Frauen endlich das erste Mal bei einer Präsidentschaftswahl ihre Stimme abgeben durften, war die einzige noch lebende Teilnehmerin von Seneca Falls die Näherin Woodward. Die nun über 90-jährige war selbst nicht mehr in der Lage, an die Wahlurne zu treten. Aber für Millionen von US-Amerikanerinnen wurde in jenem Jahr der Grundstein der politischen Mitbestimmung gelegt.

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