Wo die Kinder der Nacht ruhen

Das hervorragende Good Magazine hat diese Woche einen sehr lesenswerten Artikel über ein Resozialisierungsprojekt für minderjährige Prostituierte.

Im Children of the Night finden Mädchen Zuflucht, die zwischen zwölf und siebzehn sind und sich prostituieren mussten. Das Heim befindet sich in Los Angeles und wird von einer tollen Lady namens Lois Lee betriebe. Sie schrieb in den siebzigern ihre Dissertation über das Phänomen Zuhälter und fing dabei an, jungen Stricherinnen und Strichern zu helfen – indem sie sie bei sich übernachten ließ, ihnen Geld lieh, mit ihnen redete oder zur Polizei ging. Vor dreissig Jahren gründete sie dann das Heim, es wird nur durch private Spenden betrieben – sogar Hugh Hefner hat einiges Geld gegeben. Lee versucht den Mädchen (und wenigen Jungs) nicht nur ein Dach über dem Kopf und eine Ausbildung zu verschaffen, sie verwöhnt die Kids auch, lässt sie ins Spa fahren oder Essen gehen und verbringt enorm viel Zeit mit ihnen. Indem sie ihre Schützlinge leben lässt, wie „normale“ Jugendliche, gibt sie ihnen ihre Würde und ihr Leben zurück. Tolle Sache, toller Text. Lesen, lesen!

Und: Wer kennt ähnliche Projekte in Deutschland?

5 Kommentare zu „Wo die Kinder der Nacht ruhen

  1. Gibt’s denn ähnliche Probleme in Deutschland? Also eine derart hohe Zahl minderjähriger Prostituierter dass es sich „lohnen“ würde ein spezielles Heim zu gründen? Ich dachte, bei uns würde das einfach vom Menschenhandelsproblem mit abgedeckt, und die Kinder wie üblich wie Verbrecher behandelt, zurück in ihre Heimat verfrachtet, bis sie in zwei Jahren wieder kommen, usw…

  2. Wikipedia sagt:
    ‚Über die Anzahl minderjähriger Prostituierter in Deutschland finden sich Erhebungen, die zwischen 3 und 11 Prozent gemessen an der gesamten Prostitution schwanken, bzw. Angaben, die von ca. 10.000 bis 20.000 prostituierten Jugendlichen und Kindern ausgehen. Eine genauere Zahlenangabe dieser illegalen Fälle erweist sich naturgegeben als problematisch.‘

    – woher diese zahlen weiß ich nicht.

    ‚Die Dortmunder Mitternachtsmission e.V. ist die einzige Institution in Dortmund, die gezielt mit Minderjährigen arbeitet, die der Prostitution nachgehen.‘ (http://www.standort-dortmund.de/mitternachtsmission/)

  3. In Dtl. gibt es wenige solche Projekte. Gibt halt die üblichen Treffs für Strassenkids, allerdings ohne Penngelegenheit und so weiter. Das Problem wird hierzulande auch gerne totgeschwiegen, es sei denn, man kann damit au Stimmungsmache gegen Osteuropäer gehen.
    Abgesehen davon ist die Prostitution Minderjähriger stets auch an die allgemeine Geldfrage verbunden, heisst, je mehr arme, desto mehr minderjährige Prostituierte.

  4. @hn: Natürlich gibt es solche Probleme auch in Deutschland! Überall, wo es arme Kinder gibt, die teilweise auch auf der Straße leben, floriert das Geschäft mit der Prostitution Minderjähriger. In Halle (Saale), der Stadt in der ich studiere (und außerdem die Stadt mit der höchsten Kinderarmut in Deutschland), gibt es auch ein solches Projekt.

    http://www.schirm-projekt.de/start.html

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