Wer war… Ida B. Wells-Barnett?

Dieser Text ist Teil 41 von 53 der Serie Wer war eigentlich …

Ida Bell Wells-Barnett war ei­ne US-ameri­kani­sche Jour­na­li­stin, Lehr­er­in und Ak­ti­­vi­­stin, de­­ren En­­ga­­ge­ment für Schwar­­ze Bür­­ger_in­n­en­­rech­­te und Frau­­en­­rech­te im neun­zehn­­ten Jahr­­hun­­dert be­gann. Wells-Barnett wur­­de am 16. Ju­­li 1862 als die er­ste von sie­ben Ge­­schwi­st­ern in Hol­­ly Springs, Mi­­ssi­­ssi­­ppi, in die Skla­­ver­ei ge­­bo­­ren – we­­ni­­ge Mo­­na­­te, be­­vor der US-ameri­kani­sche Prä­­si­­dent Abra­­ham Lin­­coln in der Eman­­zi­­pa­­tions­­er­­klär­­ung zum er­­sten Ja­nu­ar 1863 das En­­de der Skla­­ver­ei in den Süd­­staa­ten er­klär­te (ein Dokument, das für den Großteil in Südstaaten-Sklaverei lebender Schwarzer bis zum Ende des US-amerikanischen Bürgerkrieges 1865 keine tatsächliche Befreiung bedeutete).

Ida B. Wells-Barnett, ca. 1893. © Mary Garrity.
Ida B. Wells-Barnett, ca. 1893. © Mary Garrity.

Wells-Barnetts jüngste Schwester und ihre Eltern (selbst politische Aktivist_innen in der Republican Party), Elizabeth und James Wells, fielen einer Gelbfieber-Epidemie zum Opfer, als sie sechzehn Jahre alt war. Wells-Barnett, nun verantwortlich für ihre fünf jüngeren Geschwister, gab vor bereits volljährig zu sein und wurde daraufhin als Lehrerin in einer Dorfschule in Mississippi angestellt. Als ihre zwei Brüder eine Ausbildung begannen, zog Wells-Barnett 1882 mit ihren drei Schwestern zu einer Tante nach Memphis, Tennessee, wo sie weiterhin Schwarze Schüler_innen unterrichtete.

Als „Direct Action,“ eine Pro­test­stra­te­gie, durch die zum Bei­spiel 1955 Ro­sa Parks im Mont­gom­ery Bus Boy­cott und spä­ter Schwar­ze Bürger_innen­rechts­grup­pen wie das Stu­dent Non-Violent Co­or­di­na­ting Com­mit­tee (SNCC) und der Con­gress for Ra­cial Equa­lity (CORE) nicht nur Auf­merk­sam­keit, son­dern vie­le Er­fol­ge er­ziel­ten, kann man Ida B. Wells-Barnetts Pro­test ge­gen die Se­gre­ga­tion ei­nes Zugs im Jahr 1884 be­zeich­nen. Ob­wohl sie im Besitz eines Erste-Klasse-Tickets für ihre Reise von Memphis nach Nashville war, wurde Wells-Barnett vom Schaffner dazu aufgefordert sich in das einzige Abteil „für Schwarze“ zu begeben, das gleichzeitig das Raucherabteil war. Als Wells-Barnett sich weigerte, wurde sie schließlich von drei Zugangestellten unter dem Applaus weißer Mitreisender gewaltsam aus dem Abteil geschleift. Wells-Barnett erstattete daraufhin Anzeige gegen die Eisenbahngesellschaft, doch das Oberste Verfassungsgericht Tennessees verwarf letztlich ihre Klage und Wells-Barnett musste die 200 Dollar Gerichtskosten tragen.

Wells-Barnett intensivierte daraufhin ihre journalistische Arbeit zum Thema Rassismus, unter anderem als Redakteurin des The Memphis Free Speech and Headlight – eine Zeitung, die Wells-Barnett als spätere Mitinhaberin auf pinkem Papier drucken liess, um sie unübersehbar zu machen. Ihre öffentliche Kritik am segregierten Schulsystem kostete Ida B. Wells-Barnett ihre Stelle als Lehrerin; ihre kritischen Kommentare machten sie aber gleichzeitig zu einer Größe in der Black Community des Staates, und 1889 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der Colored Press Association gewählt.

Aktivismus gegen Lynching war für Ida B. Wells-Barnett zentral. Mit investigativem Journalismus und der Veröffentlichung zahlreicher Pamphlete zu Lynching (zum Beispiel A Red Record: Tabulated Statistics and Alleged Causes of Lynchings in the United States 1892 – 1893 – 1894) und ihrem ersten Buch (Southern Horrors: Lynch Law in all its Phases, 1892 veröffentlicht) trug Wells-Barnett massgeblich dazu bei öffentlich zu zeigen, dass es sich bei den Lynchmorden an Schwarzen Männern, Frauen und Kindern um rassistische Terrorkampagnen handelte, die gezielt zur Einschüchterung Schwarzer Menschen eingesetzt wurden. Wells-Barnett war ausserdem eine der Wenigen, die Schwarze Menschen öffentlich zu gewaltsamer Selbstverteidigung als ultima ratio aufrief. Als Wells-Barnett daraufhin selbst Morddrohungen erhielt und das Büro der Memphis Free Speech verwüstet wurde, zog sie nach New York und später nach Chicago, wo sie ihren Aktivismus fortsetzte. Sie ging auf nationale und internationale Vortragsreisen, arbeitete unter anderem mit Frederick Douglass zusammen und setzte sich ausserdem für das Wahlrecht für Frauen ein.

Wells-Barnett war Gründungsmitglied der National Association of Colored Women (NACW) im Jahr 1896 (unter anderem mit Harriet Tubman und Mary Church Terrell) und der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) im Jahr 1909 (aus der sie später austrat, da die Strategien der Organisation ihr nicht radikal genug waren), fungierte als Vorsitzende des National Afro-American Council, gründete die Hilfsorganisation Negro Fellowship League, war Vorsitzende der Equal Rights League und ein Mitglied zweier Delegation im Weißen Haus, die dort für mehr Schwarze Bürger_innenrechte und gegen die Straflosigkeit bei Lynchmord-Fällen protestierten. 1930, ein Jahr vor ihrem Tod, kandidierte sie als eine der ersten Schwarzen Frauen für den Illinois State Senate.

Ida B. Wells-Barnett verstarb am 25. März 1931 in Chicago.

  • Einige von Ida B. Wells-Barnetts Schriften findet ihr beim Gutenberg-Projekt (Englisch).
  • „Crusade for Justice“ heißt eine Autobiographie von Ida B. Wells-Barnett, die 1970 durch ihre Tochter Alfreda Duster veröffentlicht wurde.
  • Weitere biographische Informationen gibt es bei den Universitäten Duke und Mississippi, bei PBS und NPS (Englisch).

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