Wenn es doch nur ein Aprilscherz wäre… Snickers und Street Harassment.

Wenn es doch nur ein Aprilscherz wäre, habe ich gedacht, als ich das aktuelle australische Werbevideo für den Schokoriegel Snickers sah. Doch veröffentlicht wurde es bereits in der letzten Woche. Zu Beginn des Spots wird gefragt, was denn wäre, wenn Bauarbeiter (es scheinen nur männliche gemeint) nicht „sie selbst“ wären. Dann die folgenden Szenen: Ein Baugerüst, bzw. eine größere Baustelle, wo eine Reihe von Bauarbeitern stehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite laufen Frauen vorbei. Die Bauarbeiter rufen diesen Dinge zu. Aber „überraschende“ Aussagen wie zum Beispiel “I’d like to show you the respect you deserve” („Ich möchte dir gern den Respekt zollen, den du verdienst.“). Am Ende gibt es denn Snickers-Slogan als Auflösung: „Du bist nicht du, wenn du hungrig bist.“

Davon abgesehen, dass ich auch das Zurufen vermeintlich positiver Statements als grenzverletztend wahrnehme, ist dieser Spot auf so vielen Ebenen problematisch, ich weiß gar nicht, wo ich am liebsten beginnen möchte. Die Werbung spielt zum einen mit stereotypen Annahmen dazu, wer denn besonders für Street Harassment verantwortlich ist – sonst würde der „Überraschungsmoment“ gar nicht funktionieren. Aber zum anderen: Was soll das Ende sagen? Wenn diese Männer endlich was zu Essen (Snickers!) bekommen haben, dann können sie wieder in ihren sexistischen, misogynen Normalzustand zurück?

Passenderweise ist derzeitig Anti Street Harassment Woche.

Eine Analyse des Spots gibt es auch auf Englisch bei Sociological Images.

5 Kommentare zu „Wenn es doch nur ein Aprilscherz wäre… Snickers und Street Harassment.

  1. entschuldigt, aber den hier verstehe ich nicht ganz:

    „Die Werbung spielt zum einen mit stereotypen Annahmen dazu, wer denn besonders für Street Harassment verantwortlich ist – sonst würde der “Überraschungsmoment” gar nicht funktionieren.“

    kann mir wer dazu noch ein, zwei sätze sagen? danke schonmal.

  2. Die „Du bist nicht Du“-Kampagne ist sowieso unterirdisch. Ich sage damit nicht, dass dieser Artikel deswegen sinnlos ist.

  3. @m

    Ich verstehe den Satz so, dass hier Bauarbeiter so dargestellt werden, als wären sie hauptsächlich für Street Harassament verantwortlich. Das ist jedoch nur ein Stereotyp, da viele Frauen von Männern jeglichen Alters und unabhängig vom Berufsstand Belästigung erfahren. Dadurch wird das Problem Street Harassment verharmlost, sei es doch angeblich nur ein Klischee, was vor allem Bauarbeiter erfüllen.

  4. Hallo,
    folgende Beschwerdemail habe ich an Mars geschickt:

    „Hello,
    Fully disgusted by your commercial with alleged construction workers yelling empowering comments at women, I will change my consumption habits and choose a competitor’s product in the future. And I’ll use any opportunity to convince others to do the same. Sexism and classism are just not appetizing. Dela“

    die von Mars-Deutschland verfasste Antwort darauf ist unterirdisch, da Gefallen/Missfallen der Werbung rein als Geschmacksfrage abgetan wird:

    „Guten Tag, * Dela,

    jeder hat seinen eigenen Geschmack, ob in der Mode, in der Musik, beim Essen, bei Farben oder Verpackungen. Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Der einzige Geschmack, der einen Menschen wirklich zufriedenstellen kann, ist sein eigener.“ So ist es auch mit Werbespots.

    „Einer der besten Spots, den MARS je hatte“ sagen einige, „der Spot gefällt mir nicht“, sagen andere. Deshalb ist die Gestaltung eines Werbespots eine besondere Kunst. Auch wir probieren verschiedene Variationen aus und lassen sie von vielen Menschen beurteilen, bevor sie gesendet werden. So ist auch dieser Spot entstanden.

    Schade, wenn er Ihnen nicht gefällt. Gerne haben wir Ihren Hinweis daher an unsere Markenverantwortlichen weitergeleitet.
    Freundlichen Gruß aus Viersen“

Kommentare sind geschlossen.

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