Weniger Rechte als ein Kind

In einem aktuellen Report von Human Rights Watch kommt die Autorin Farida Deif zu dem Schluss, dass saudi-arabische Frauen weniger Rechte haben als Kinder in westlichen Ländern. Denn Frauen müssen sich für jede einzelne Entscheidung in ihrem Leben die Erlaubnis eines Mannes einholen und bei jedem Schritt, den sie tun, eine männliche Begleitung dabeihaben. Farida Deif sagt: “Für saudische Frauen bringt das Erwachsenenleben keinerlei Rechte mit sich, nur Pflichten.”

So bleibt den Frauen der Zugang zum öffentlichen Leben weitestgehend verwehrt. Human Rights Watch empfiehlt deshalb dringende Reformen, unter anderem in Bezug auf die Rechte von Frauen im Gesundheitssystem, auf Bildung und auf Zugang zu öffentlichen Gebäuden.

9 Kommentare zu „Weniger Rechte als ein Kind

  1. Die Bloggerinnen von Muslimah Media Watch haben in Bezug auf den Artikel im daily telegraph geschrieben haben:

    …comparing Saudi Arabian women to infants in the West is offensive and problematic because it sends that tired message of, „Look how oppressed those Muslim women are. Saaaaaaaaad.“ This message reinforces the cultural superiority complex of Western thinking which leads to things like colonization and „bringing democracy“ to Iraq. Comparing Saudi women to western infants does not offer any constructive dialogue, and merely insults. ..

    Ich selbst bin da ziemlich hin und her gerissen. Der Report von Human Rights Watch is sicher wichtig und richtig und ich find’s auch gut, dass diese Infos nicht im Land bleiben sondern dass sich die Frauen in Saudi-Arabien der Solidarität von Frauen weltweit sicher sein können.
    Dass die Art (und die Wortwahl) der Berichterstattung im Westen bei manchen einen schalen Beigeschmack hinterlässt, kann ich dann doch auch ein Bisschen nachvollziehen. Ein Bisschen allerdings nur, weil ich die Thematisierung an sich für wichtiger halte als das Wie. Oder nicht? Ach. Ratlos.

  2. die thematisierung ist sicher wichtig, aber lösen können es nur dir frauen in saudi-arabien. da sind die welten doch zu unterschiedlich als dass wir direkten einfluss nehmen könnten oderr sollten. verständlicherweise wäre wohl auch das misstrauen dagegen zu gross. einflussnahme ist nur da möglich wo es darum geht geflüchteten frauen asyl zu gewähren, denn icht alle wollen auf den sankt nimmerleinstag der befreiung aus der unterdrückung warten. auch ratlos.

  3. “Look how oppressed those Muslim women are. Saaaaaaaaad.” This message reinforces the cultural superiority complex of Western thinking.“

    Und damit haben sie recht. Wer kann mir jetzt schon bezeugen, dass es so ist wie Human Right Watch es beschreibt? Es gibt immer wieder Berichte die solche (westlichen) Ansichten (sprich wenn man alles nur aus der Bild-Zeitung oder vom Hören-sagen weiss) widerlegen.

    Solidarisch solltet ihr die Frauen unterstützen in Saudi-Arabien ihr eigenes Ding zu machen und nicht euer Ding. Ist ja ne andere Kultur und ihr wisst schon, ist doch sowieso alles nur Norm und Erziehung… deswegen können sie auch auf westliche Maßstäbe verzichten.

  4. Na ja, Goofos, ich glaube schon, dass der Bericht von Human Rights Watch, weitgehend stimmt, zumindest die Stichpunkte, die hier im Blog erwähnt wurden.
    Es gibt einen sehr guten Roman, „Girls of Riyadh“ von Rajaa Alsanea, in dem sie typische Lebensgeschichten aus ihrer Umgebung erzählt. Das Buch spielt in der absoluten Oberschicht, bei den Zehntausend, die sich wirklich viel erlauben dürfen. Und obwohl es hauptsächlich um Romantik geht, hat es mich beim Lesen teilweise nur noch geschüttelt, von einer derartigen Einkerkerung und Bevormundung der Frauen zu lesen. Und wenn du dir klar machst, dass die normalen Saudis keine Ausweichmöglichkeiten haben (auch die Männer nicht), dann wirds einfach nur noch entsetzlich.

  5. Die Menschen in diesen Ländern mögen unter ihren Staatsformen und Gesetzen leiden, aber die Gesellschaft entwickelt sich auch dort weiter. Irgendwo steht zwar geschrieben, dass Frau hinter dem Mann herlaufen muss, nur ob sich daran gehalten wird (und sei es nur dort wo der Staat nicht hinschauen kann) ist eine andere Frage die von Human Rights Watch anscheinend nicht beantwortet wird. Bevor solche Fragen nicht beantwortet sind behaupte ich der Western sollte solange seine Klappe halten. Eben weil es eine andere Kultur ist und man es einer existierenden Bewegung eher schwerer machen würde wenn der Staat seine „Werte“ verteidigt.

  6. Deswegen sollte man bei uns denoch darüber reden. Auch in Saudi-Arabien gibt es eine Presse und Menschen die die Presse und öffentliche Meinung in anderen Ländern beobachtet. Und den Frauen in solchen Ländern kann eben Mut zugesprochen werden oder sie können entmutigt werden.
    In diesem Sinne befürworte ich Berichte über die Situation von benachteiligten Frauen überall.

    Auch wenn wir nicht direkt helfen können, könne wir eben er- oder entmutigen dagegen zu kämpfen.

  7. bernd, ich fürchte du bist ein bisschen sehr optimistisch, was die pressefreiheit in saudi-arabien angeht. der artikel im daily telegraph richtet sich ja sowieso eher an eine öffentlichkeit im westen.

  8. judith, klar braucht das lange bis es dort ist. aber das internet vergisst nichts und vielleicht ist auch ein 3 Jahre alter Pressetext oder ein blog wie hier immernoch ermutigend. Auch in Saudi-Arabien gibt es Männer die mehr (oder alle?) Freiheit für die Frauen wollen und auch dort gibt es Frauen die Zugang zu westlichen Medien haben und etwas damit anfangen können und wollen. Die Situation der Frauen in Saudi-Arabien wird sich wohl auch in 10 Jahren nicht wesentlich von der Situation heute unterschieden. Gerade deswegen sind frühe Diskussionsbeiträge in der Art steter Tropfen höhlt den Stein notwendig. Traurig, aber wohl realistisch.

  9. ob sich die Saudi-Frauen so drüber freuen, dass sie im Ausland mit Kindern verglichen werden kann man eben anzweifeln…
    Als verlässliche pro-amerikanische Geschäftspartner sind die Saudis eh immer gut genug für den Westen, darum bezweifle ich, dass die Frauen in Saudi-Arabien viel Hoffnung auf westliche Unterstützung im Kampf gegen ihre Unterdrückung haben.

Kommentare sind geschlossen.

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