Was vom Frauentage übrig blieb: Symbolpolitik

Zum gestrigen Internationalen Frauen(kampf)tag hat Deutschlands­ Frauen­ministerin Kristina Schröder ihre Tradition unangemessener politischer Zeichen erfolgreich fortgesetzt: Termine nahm sie keine wahr, stattdessen zeichnete sie zwei „Spitzen­väter“ aus, die ihren Frauen Karriere ermöglichten. Klar, dass dies nur am Frauentag geht, nicht etwa am Vatertag. In der Dankesrede ging es dann nur um „Vater, Mutter, Kind“ als Familie. Soviel zu ihrer Prämisse, man wolle Menschen kein Lebens­modell vorschreiben. Passend auch, wie die taz anmerkt: Während der Väterpreis mit 5.000 Euro dotiert ist, sind es beim zeitgleich verliehenen Berliner Frauenpreis nur 2.600 Euro. Die diesjährige Preisträgerin Sharon Adler nannte in ihrer Dankesrede Schröders Verhalten „einen Schlag ins Gesicht jeder alleinerziehenden Frau“.

Vielleicht hat Schröder aber auch einfach keine Lust mehr auf Frauenpolitik. Nach ihrer jahrelangen Absage an eine Frauenquote hat die FDP, ausgerechnet, ihr Gegenprojekt der „Flexiquote“ gekippt. Hier hätte Schröder kämpfen können – die Liberalen Frauen etwa sprechen sich für die Quote aus. Auch die Frauen Union dringt darauf und freut sich angesichts Schröders Untätigkeit über Vorstöße von EU-Kommissarin Viviane Reding. Diese Chancen lässt Kristina Schröder aber ein ums andere Mal verstreichen.

Stattdessen bringt nun die SPD einen Gesetzvorschlag ein, der für Aufsichtsräte wie Vorstände eine Frauenquote von 40 Prozent fordert. Vorausschauend ist dabei sogar die Besetzung geregelt; Arbeitgeber­_innen- und Arbeit­nehmer­_innen­seite müssen die Anforderung jeweils getrennt erfüllen. Bisher stammen die weiblichen Mitglieder meist von der Arbeitnehmer_innenvertretung. Die Erfolgsaussichten sind aber mager. Von Seiten der CDU hieß es, der Vorschlag sei „aus rechtlichen Gründen problematisch“, aber (irgendwann) in dieser Wahlperiode könnte man sich noch mal auf eine Quote einigen. Von 30 Prozent und dann nur in Aufsichtsräten. Vielleicht ja nächstes Jahr, wenn wieder Frauentag ist.

9 Kommentare zu „Was vom Frauentage übrig blieb: Symbolpolitik

  1. Mir ist heute morgen beim Lesen der Presse das Brötchen im Hals stecken geblieben. Frau Schröder hat auf ganzer Linie versagt und von der Tatsache abgesehen, dass sie mit penetranter Regelmäßigkeit Frauen ins Gesicht schlägt, verhöhnt sie mit ihren Handlungen das Bild ihres politischen Amtes. Die Dame sollte sich einen anderen Job suchen oder Hagebutten sammeln gehen.

  2. Ich persönlich darf mich damit schmücken, Schröder schon verachtet zu haben, bevor sie Ministerin wurde. Als „Expertin“ für sogenannten „Extremismus“ war sie auch da schon eine stramme Emanzipationsbremse, und als Ministerin ist sie das geblieben, sie hat einfach nur das Gebiet gewechselt. Schröder ist eine knallharte reaktionäre Ideologin.

  3. Christina Schröder könnte, wenn man sich „ihre“ Politik anschaut, genausogut ein Christian Schröder sein. Diese Frau macht einfach mal keine Politik für Frauen. Das soll sie auch gar nicht. Sie soll schön aussehen (na ja), als Beweis für die Fortschrittlichkeit des christlich-konservativen Flügels dienen (ha ha ha) und ansonsten bitteschön die Klappe halten und der Kanzlerin und dem Rest der „männlichen“ Akteure nicht in die Arbeit pfuschen.

    Eine Frau mit Grips, Mut und Herz, also eine, die den Titel „Frauenministerin“ verdient hätte, käme doch niemals auch nur in die Nähe des Postens. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dann der einen oder anderen patriarchalen „Tradition“ endlich der Garaus gemacht würde.

  4. Wie ein nicht-freigeschaltete Kommentarin (Unterstellungen und Beleidigungen gehen nicht) hinweist, hat Schröder den Preis nicht selbst überreicht, sondern Ulrike Detmers, die Initiatorin des Preises. Als Schirmherrin hat sie aber Grußeworte geschickt.

    Und: Tatsächlich gibt es neben den zwei Väter-Hauptpreisen mit 5000 Euro auch noch einen Sonderpreis, der mit 2500 Euro dotiert ist.

    http://www.mestemacher.de/medien-center/presseinformationen/soziales-engagement/2012/spitzenvater-des-jahres

  5. Die Debatte um eine Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen ist meiner Meinung nach ohnehin vor allem eine SCHEINdebatte, die die Probleme der allermeisten Frauen nicht mal berührt. Ja, wir brauchen Mittel und Wege, die dafür sorgen, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen (und da will ich nicht mal von Aufsichtsräten anfangen). Aber für wie viele von uns, wäre es denn schon eine wesentliche Verbesserung, wenn wir mit unserem Gehalt eine Familie, ob nun mit oder ohne zwei Elternteile, ernähren könnten? Wie viele Frauen in einer Partnerschaft verzichten auf einen Beruf, weil sie ihr ganzes Gehalt für die Kinderbetreuung ausgeben müssten?
    Die Diskussionen um Frauen in Aufsichtsräten verdecken, dass wir in Deutschland noch immer rund 20% weniger Geld verdienen, für die gleiche Arbeit, wenn sie von einem Mann verrichtet wird, dass es für uns schwieriger ist, an gute Jobs zu kommen und deshalb so überdurchschnittlich viele von uns in Minijobs und Zeitarbeit beschäftigt sind. Das sind Missstände, die viel eher in den Fokus der Öffentlichkeit gehören, denn sie sind flächendeckend und betreffen und prägen unsere Gesellschaft nun mal viel mehr.
    Das Argument, dass sich weibliche Aufsichtsräte mehr um die Arbeitsbedingungen der Frauen bemühen würden, daran wage ich außerdem erheblich zu zweifeln. Was Christina Schröder da macht, und mit ihr leider die meisten Medien ist nichts als Augenwischerei und eine Verlagerung und Verdrängung der eigentlichen Problematik.

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