Wann ist ein Mann ein Mann?

Mother Jones hatte vor einiger Zeit ein interessantes Photo Essay: 13 Männer öffneten sich und teilweise ihre Knopfleisten und erzählten, wann sie sich männlich fühlen. Herausgekommen sind vielfältige Antworten. DRadio Wissen hat dazu noch einige wissenschaftliche Erkenntnisse zu dieser Frage parat:

Eine psychologische Studie der Universität South Florida hat ergeben, dass Männer darum kämpfen, als männlich wahrgenommen zu werden – und agressiv werden, wenn sie diese Wahrnehmung bedroht sehen. […] Aus einem anderen Test schlussfolgern sie, dass viele Menschen dazu tendieren, Männlichkeit als sozialen Status anzusehen, den man sich erarbeitet. Weiblichkeit sehen sie dagegen eher als biologischen Status an, der durch Geburt erlangt wird.

Also liebe Kommentator_innen, wann ist ein Mann ein Mann?

In der Rubrik „Grundsatzfragen“ diskutieren wir Grundsätzliches zum Feminismus. Wenn ihr Vorschläge für Grundsatzfragen habt, dann mailt sie an post(at)maedchenmannschaft.net.

49 Kommentare zu „Wann ist ein Mann ein Mann?

  1. Beim Rasieren mit dem Messer – hat auch den Vorteil, dass ich hinterher der einzige bin der blutet. Das kann man bei Männlichkeitsritualen ja nicht immer voraussetzen…

    Oh, und sehr scharfes Essen.

  2. Also, für mich ist das eine biologische Sache. Aber ich hatte auch versucht aller Rollenbilder zu entsagen, als es auf die Pubertät zu ging. Zähle da also wirklich nicht als normal ;)

  3. Ein Penis. (Darf man das hier sagen?) :D

    Also, es ist für mich überhaupt nicht wichtig, was Gesellschaften für Kategorien „festgesetzt“ haben um einen männlich oder weiblich zu nennen.
    Es ist genau so falsch wie das Denken in Ethnien, also wie in den USA: Caucasian-Afr.Amer.- Asian… blabla….Wer sagt das? Wer stellt das fest und wodurch? Ein genetischer Befund von „races,“ genau so wie vom „Geschlecht“, bringt vermehrt unterschiedlich-paradoxe Ergebnisse…so dass, ein Mensch, der eine braune Hautfarbe hat, tatsächlich „Caucasian“ ist und nicht African-American, wie früher angenommen….
    Mir ist es ergo latte, was für ein Ethnos jemand hat…genauso latte was für ein Geschlecht…vollkommen arbiträr, so wie die sexuelle Orientierung.

  4. Nachdem ich Sport gemacht habe bzw. konkreter nach dem Joggen. Keine Ahnung warum, gerade auch, weil es sich ja schon arg primitiv liest, aber mit Knopfleisten kann ich gerade so gar nichts anfangen.

  5. @Lennart: Das mit den Knopfleisten hat erstmal nichts mit Männlichkeit zu tun, sondern ist eine Anspielung darauf, dass viele der Porträtierten sich mehr oder weniger ausgezogen haben.

  6. Hurkunde, willst du damit sagen dass es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt außer den Sexualorganen? Das würde mich aber stark wundern. Man darf nicht das was wir uns wünschen, wie es sein sollte, damit verwechseln wie es tatsächlich ist verwechseln.

  7. Als alte Hete, durch und durch: Ein Mann ist dann ein Mann, wenn er mich potentiell anturnen könnte. Das hat wohl schon etwas mit Penis usw.. zu tun, also so eine biologische Komponente. Alles andere – was eben sonst so in der großen Stereotype-Blase namens „Männlichkeit“ herumschwirrt – interessiert mich nicht. Wenn er mich geil macht, ist er Mann genug. Um es mal ganz deutlich zu sagen.

  8. Wie die meisten Leser hier geb ich meiner Meinung nach gar nichts auf soziale Männlichkeit. Alles, was aus meiner Biologie folgt, sehe ich auch nicht als vergeschlechtlicht an, auch wenn vielleicht andere das so empfinden.
    Was wohl am ehesten an die Fragestellung rankommt: Ich mag meinen Bassbariton, das Spiel mit der sonoren, sanften Tiefe meiner Stimme. ;) Trotzdem empfinde ich selber das nicht als „männlich“.

  9. Oh, eine Sache ist mir gerade noch eingefallen:
    Ich fühle mich männlich, weil ich gerade sichtbar ein wenig an Gewicht zulege. Und ich finde es schrecklich. Irgendwie scheint es ein männliches Privileg zu sein, einen Bauch zu bekommen, ohne dass es jemanden kümmert. Das vermännlicht diesen Umstand irgendwie. Grauenhaft.

  10. Vielleicht das falsche Forum für die frage, aber: Von mir selber aus ist mir und war mir das immer Schnurzenpiepenegal, auch mit änderen Männern, aber aus dem Mund der meisten Frauen in meinem Leben klang das als Kompliment. Ich hab mich immer irgendwie gewundert wieso grade ich und was das jetzt denn sollte, aber dieser subtilen ‚mein Mann‘-stolz hat mich dann auch erfreut. Happy to do good.

  11. Tja, da fehlt mir tatsächlich ein Stück weit das Verständnis für Männer, die sich um ihre „Männlichkeit“ sorgen machen. Mann ist eine primär biologische Kategorie, im Prinzip macht mich meine Anatomie zum Mann, daher ist auch alles Verhalten, das ich zeige, männliches Verhalten, also Verhalten, das innerhalb des männlichen Potentials liegt. Dass man sich um seine Außenwirkung Gedanken macht und ein bestimmtes Bild von sich projezieren will, kann ich zwar verstehen und ist auch völlig normal. Aber man sollte sich deshalb nicht unnötig zum Sklave einer teilweise hanebüchenen Abstraktion von einem äußerst komplexen Verhaltensbild machen.

    „Männlichkeit“ kommt im Prinzip die Funktion einer verselbstständigten Denkabkürzung zu. Sprich um einem Mann nicht komplizierte konkrete Lebenshilfe geben zu müssen, rät man einfach dazu, sich „wie ein Mann zu verhalten“. Natürlich – siehe oben – tut er das längst. Um diesen eigentlich sinnlosen Rat doch noch mit Leben zu füllen, bleibt eigentlich nur der Rückgriff auf Klischees über Männer, denn ansonsten lässt sich aus dem hochgradig heterogenen Verhalten von Männern, das zudem viele Überschneidungen mit dem Verhalten von Frauen hat, gar nicht soviel Typisches herleiten. Leider internalisieren manche Männer dann auch ein wahrgenommenes oder reales Defizit gegenüber dem Stereotyp und so wird die Hilfskonstruktion schließlich zum Selbstzweck. Und die Nichterfüllung des Ideals ist plötzlich, tja ich weiß auch nicht, ein Verbrechen gegen die eigene Natur oder so.

    Zu der erwähnten Studie, das Paper heißt „Precarious Manhood and Its Links to Action and Aggression“ von Bosson und Vandello veröffentlicht bei „Current Directions in Psychological Science“: http://cdp.sagepub.com/content/20/2/82.abstract Ohne jetzt hineingelesen zu haben, klingt es im Abstract so, als ob _alles_ aggressive Verhalten letztlich dazu dient, sich der eigenen Männlichkeit zu versichern. Das erschiene mir dann doch zu weit interpretiert. Ansonsten ist das vielleicht eine ganz interessante Beobachtung.

  12. Für alle, die sich für das Feld Kritische Männlichkeitsforschung interessieren, hier ein Übersicht über die Diskurse und Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte als PDF.

  13. hm. ich find solche fotostrecken sagen mehr über den aus, der die fotos macht, als über die leute, die abgelichtet werden. und ich finds langweilig, aber gut, kann gut sein, dass es noch viele gibt, die solche fotos brauchen, um zu der erkenntnis zu kommen: das könnt ja genauso gut ne frau gesagt haben.

    @peng: aber gehts da nicht mehr um das „meins“ im sinne von, gehört zu mir, der/die ist so toll und will mit MIR (überraschung;) zusammen sein als um das mein „mann“?

  14. Y-Chromosomen sind sehr männlich, aber was ist ein Mann? Statistisch gesehen ein großer, schwerer und behaarter Mensch mit relativ tiefer Stimme und Hoden. Leider sagt die Statistik wie immer wenig über den Einzelfall aus. Wir können also beim Anblick eines Menschen ohne Genanalyse nur über sein (ihr?) Geschlecht spekulieren.

  15. schöne fotoserie. gefällt mir. jeder der männer findet eine andere antwort für sich, wann *er* sich als männlich *fühlt*.. und das finde ich das entscheidende. dass es weniger darum geht, normativ, was männlich *ist* oder zu sein hat, sondern wann sich jemand so *fühlt*. und bei diesen individuellen antworten ist nicht eine mehr oder weniger gültig als eine andere, weil auch keiner der photographierten beansprucht für die hälfte der weltbevölkerung zu sprechen. vielleicht sollten wir hier dann auch nicht damit anfangen, oder?

  16. Die Männer auf den Fotos sehen traurig und hässlich aus… Oft auch bedrohlich… So ähnlich nehme ich das in meiner Umgebung auch meistens wahr…

  17. Man ist ein Mann, wenn man zum Mann gemacht wird. Mann ist eine Zuschreibung, nach der sich manch ein Mensch sehnt.

  18. Meinem jetzigen Wissensstand nach ist Männlichkeit für eine nicht unerhebliche Anzahl meiner Geschlechtsgenossen ein ziemlich fragiles Gebäude, was immer wieder errichtet werden muß, was häufig einen erheblichen Kraftaufwand beinhaltet.

  19. Männlichkeit heisst Selbstbewusstsein im Denken, Sagen und in den Taten.

    Einen Mann interessiert es weniger, was alle möglichen Mitmenschen jeweils kleinteilig von dem Halten, was er gerade meint oder macht. Er ist dadurch weniger fremdbestimmt, es macht ihm weniger aus, von der Norm abzuweichen, er legt seine eigenen Normen fest. Frauen orientieren sich viel stärker an Normen und Regeln, hinterfragen deren bestehen seltener.

    Das ist ein starker und ich meine auch natürlicher Unterschied von Männern und Frauen. Frauen sind viel mehr darauf bedacht nicht oder weniger auszuscheren, gesamtgesellschaftlich, aber auch Peer-Group bezogen.

    Dieses männliche Selbstbewusstsein beschert uns natürlich auf der einen Seite auch allerlei Kuriositäten, wenn bildlich gesprochen Schwachköpfe den Larry machen. Eine Frau mit ähnlich niedrigem Intelligenzgrad fällt hingegen meist nicht auf.

    Auf der anderen Seite sorgt dieses männliche Selbstbewusstsein für Fortschritt. Etwas ganz neues zu denken, zu entwerfen und erfinden, auch, etwas gegen starke Widerstände zu vertreten. Dafür braucht es viele, die ihre Ideen mit dem zugehörigen Selbstbewusstsein verfolgen, damit es am Ende einige von ihnen für die Wohlfahrt aller durchsetzen oder verwirklichen.

    Auch die Geborgenheit, die viele Frauen bei Männern suchen und finden, rekrutiert sich aus dieser Männlichkeit.

    Obwohl Frauen viel besser vernetzt sind, was sehr förderlich ist, sind es bei Weitem mehr Männer, die der Selbständigkeit als Unternehmer nachgehen und eigene Ideen verwirklichen, ein Teil scheitert, der andere Teil erntet die Früchte seiner mit viel Ehrgeiz, Arbeit und Selbstbewusstsein vorangetriebenen Ideen. Auch Selbständigkeit ist sehr männlich.

    Dazu gehört das Risiko, welches Männer eher oder im höheren Umfang eingehen. Frauen verhalten sich hingegen meist risikoavers. Ich denke, dass das durchaus natürliche Unterschiede von (generalisiert) Mann und Frau sind, und wir in der Gesellschaft beide Seiten brauchen.

  20. @chris: ich denk auch, dass es diese unterschiedlichen menschen gibt, allerdings verläuft die linie nicht zwischen mann und frau, sondern wie geschrieben, zwischen menschen. und ich glaube auch, dass diese sicht sehr davon abhängt, in welchem umfeld man(n;) sich aufhält, in einem etwas moderneren aufgeklärteren umfeld wird es dir schwerer fallen, diese zuschreibungen an den unterschiedlichen geschlechtern fest zu machen, in traditionelleren wirst du vermutlich in deiner sicht bestätigt werden:)

  21. @Helga – danke und ich fands interessant mich da durchzuklicken.

    engl. „guise“ ist homonym mit engl. „guys“ und mE eine abkürzung und wortspiel mit engl. disguise – mehrere dt. bedeutungen u.a. verkleidung, verhüllung, deckmantel

    und die frage dort ist/war ja „what makes you feel masculine“.

    und hier gibts nen test zum thema – triggerwarning – ist mE voller klischees etc. und kann ich nicht ernst nehmen – englich „Are you a man“ :

    http://www.esquire.com/features/are-you-a-man-0611#qtop

    und jezebel hat mit-getestet und darüber geschrieben – englisch :
    http://jezebel.com/5810032/i-am-sort-of-a-man

  22. @Jan: Naja, auch die statistische Aussage muss man relativ (etwa zu den Werten der Frauen) sehen. Groß und schwer korreliert zum Beispiel mit der Ernährungssituation. Die mittlere Körpergröße von westlichen Frauen kann im Bereich des oder über dem Wert von Männern aus anderen Kulturkreisen liegen.

    @Judith: Allerdings heißt „sich männlich fühlen“ ja letztlich einer Norm von Männlichkeit zu entsprechen. Dass die Gefragten individuelle Antworten finden, bedeutet nicht, dass sie nicht im Hinblick auf eine Norm, an der sie sich messen, antworten. Insbesondere wurde nicht das Gegenteil, wann sie sich „unmännlich“ fühlen, erfragt und außer die Antwort darauf hieße stets „gar nicht“, würde ich mich fragen, ob die Kontemplation der Männlichkeit außerhalb eines diskursiven Umfelds nicht eher schadet als nützt.

    @Chris: Mir ist allgemein unklar, ob du von einem Ideal – wie ein Mann sein sollte – sprichst oder von einer Zustandsbeschreibung – wie Männer sind. Für letzteres gibt es natürlich etliche Gegenbeispiele. Ich kenne sicherlich mehr Männer, denen es auf irgendeinem Gebiet an Selbstbewusstsein mangelt, als solche die überall selbstbewusst sind. Genauso Autonomie, viele Männer fügen sich ohne Probleme in Hierarchien und andere soziale Umgebungen ein, die ihre Autonomie beschränken, es ist eher die Minderheit, die nur unter ihrem „eigenen Gesetz“ glücklich werden kann.

    Ich kann nicht mit Sicherheit ausschließen, dass Selbstbewusstsein, Autonomie und Risikobereitschaft (alles nicht das gleiche) einen genetisch begründeten Geschlechterunterschied aufweisen (ich nehme an das meinst du mit „natürlich“), aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das nur eine Tendenz sein kann. Diese Diskussion würde allerdings den Rahmen sprengen.

    Bei der Vernetzung würde ich widersprechen. Der „einsame Wolf“ ist wirklich ein Märchen. Erfolgreiche Männer sind eigentlich immer sehr gut vernetzt. Die Manipulation von sozialen Strukturen ist in der gern bemühten afrikanischen Savanne ebenso notwendig für Erfolg gewesen, wie sie es heute ist. Der Mensch ist sowieso eine hochkooperative Spezies und als jemand, der hier sitzt und von meiner Kleidung angefangen über die Einrichtung bis zu dem Gerät, mit dem ich schreibe, nichts selbstgefertigt hat, erscheint mir das auch als die einzig sinnvolle Betrachtungsweise.

    @alex: Sehe ich genauso, die genannten Eigenschaften sind in jedem Fall menschliche Eigenschaften. Ob sie tendenzielle Geschlechterunterschiede aufweisen ist letztlich eine Frage für die Wissenschaft und alles andere als einfach zu beantworten. Leider verheben sich immer wieder Laien an dem Thema und dann muss man sich mit den Folgeschäden nach dem Muster „Warum Männer Autos sammeln und Frauen immer Schnäppchen jagen“ herumschlagen.

    @Angelika: Zu Tough Guise: Nicht ganz, „guise“ heißt selbst „äußerliches Erscheinungsbild“, insofern hat es mit „disguise“ nur in dem Sinne etwas zu tun, dass letzteres eben die Falschdarstellung („dis“) des Erscheinungsbildes („guise“) ist.

  23. @Angelika: Tatsächlich ist mir der Begriff „mansplaining“ hier auf diesem Blog zum allerersten Mal begegnet. Es genügt wohl zu sagen, dass ich ihn mit Hinblick auf mein Geschlecht und die Länge und Inhalte meiner Kommentare als schwerste Beleidigung empfinde. :D

    Allerdings habe ich auch festgestellt, dass das was ich meiner Ansicht nach tue, „schwach motiviertes Verfallen in wortreiche Diskussionsbeiträge“, nicht unter die meisten Definitionen von „mansplaining“ fällt. Manche werden sicherlich sagen, ich reite mich weiter hinein…

  24. @Angelika: Ah, jetzt verstehe ich erstmal woher die Beschwerde kommt. Du wusstest schon, was „guise“ bedeutet. Daraus kannst du erkennen, dass ich die Interpretation als „disguise“ eher nicht teile, daher kam nämlich der Schluss, dass du das Wort vielleicht nicht kennst. Ein simples Missverständnis, kein Grund gleich die ERklärkeule rauszuholen.

  25. @André: Sehr elegant – das Wesen der Männlichkeit durch eine typisch männliche Verhaltensweise zu illustrieren. :)

  26. hallo!?!? wovon redet ihr? :)))))))
    was ist 101 mansplaining an andres kommentar? und was daran soll eine typisch männliche verhaltensweise sein?

  27. @Jan: Hm, ich habe viel geschrieben, du musst schon etwas ins Detail, was die Verhaltensweise genau ist. „Mansplaining“?

    @alex: Naja, der „mansplaining“-Vorwurf kommt ja meist aus einem subjektiven Eindruck heraus. Wie ich geschrieben habe, vermutlich habe ich Angelika etwas erklärt, was sie schon wusste. Ich habe das zunächst auf den Gesamtkommentar bezogen, aber so war es wohl nicht gemeint.

    Ansonsten ist mir noch eingefallen, dass Männlichkeit für manche mit der Kultivierung bestimmter Verhaltensweisen assoziiert ist, die soziale Missbilligung erfahren. Etwa mangelnde Körperhygiene oder ein rüpelhaftes Auftreten, gerechtfertigt mit dem Verweis, man sei eben ein Mann. Im Prinzip eine schwache Variante von dem Ideal, was Chris postuliert hat. Aus der Ecke kommt auch die Idee, dass heute Frauen die Gesellschaft beherrschen, und wenn man schon dominiert wird, dann zeigt man seine Selbstständigkeit eben durch trotzige Ablehnung gesellschaftlicher Konventionen, die vorgeblich den Mann „entmännlichen“.

  28. @André: Jede Leserbriefredaktion kann Dir bestätigen, dass die ausführliche und detailverliebte Ergänzung, Korrektur und Richtigstellung von Artikeln eine männliche Domäne ist (was auch den hohen Männeranteil im Wikipedia-Kollektiv erklärt). Warum Männer ihre Eitelkeit gerade auf diese Weise ausleben, weiß ich allerdings nicht – Eitelkeit selbst ist ja angenehm geschlechtsneutral.

  29. @jan – dies ist jedoch der blog der Maedchenmannschaft (und nicht irgendeine „leserbriefredaktion“).

    in der Netiquette hier steht ES – vgl. z.b. Pkt. 10 :
    http://maedchenmannschaft.net/netiquette/

    „mansplaining“ ist ein sog. wissens-basic und deshalb halte ich kommentare a la Andre auch generell für kontra-produktiv bzw. trollig.

    – bei wordpress gibt es z.b. eine erklärung für eine kommentar-etiquette, insbes. Pkt. 5 „keep it brief“ – englisch :
    http://en.blog.wordpress.com/2011/02/15/comment-etiquette/

    – Khaos.Kind hat dazu auf deutsch gebloggt :
    http://geschlechterchaos.wordpress.com/2011/02/22/nervenheilanstalt-2/

  30. @Jan: Tja, du magst recht haben. Ohne eine Leserbriefredaktion gefragt zu haben, fühlt es sich zumindestens richtig an. Es wäre mal interessant zu wissen, ob es erstens stimmt und wenn ja zweitens eine kulturelle Erklärung (Stichwort: Sprecherlaubnis oder Selbstexponierung) dahintersteckt oder es doch in Richtung biologischer Unterschiede geht. Naja, in jedem Fall ist das Verhalten aber eher kein Modell für ein Männlichkeitsideal, denn boshaft würde man es wohl als „Schwatzhaftigkeit im Verein mit Besserwisserei“ bezeichnen und das würden viele Männer nicht als besonders männlich betrachten. Und auch als Realabbild trifft es, denke ich, nicht auf Männer im ausreichender Zahl zu, um allgemeingültig zu sein.

    @Angelika: Es gibt sicherlich unterschiedliche Vorstellungen von der Gestaltung des Kommentarraums, aber ich habe meine Zweifel, dass es eine einzige gültige Antwort auf diese Frage gibt. Ich verstehe wohl immer noch nicht, was nun der genaue Vorwurf ist, aber egal. Belassen wir es dabei, dass ich mich von der Kritik nicht ausreichend angesprochen fühle. Damit müssen wir dann beide leben.

  31. „Schwatzhaftigkeit im Verein mit Besserwisserei“ erinnert mich an den Anfang meines Studiums, als ich zum ersten Mal „Wir alle spielen Theater“ von Erving Goffman gelesen habe. Mich hat das damals ziemlich geschockt, dass es Frauen gab/gibt, die sich beim Flirt absichtlich dummgestellt haben, um den Männern eben jenes Verhalten zu erlauben.
    Heutige Flirtratgeber raten glaubich zu einem ähnlichem Verhalten… zumindest den Typen…
    Was ich damit sagen will: Das ist ein typisches Verhalten von Männern gegenüber Frauen und nicht von Männern untereinander. Oder? Naja… solange es nicht um Fußball geht vielleicht…

    Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass die Zweigeschlechtlichkeit zerstört werden muss.

  32. @Der Ekelbaron > Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass die Zweigeschlechtlichkeit zerstört werden muss. <

    gibt's auch schon, zumindest vom namen her – vgl. hier – englisch :

    "A freesexual person is recognized as an individual free from prejudice and aversion regarding any consensual and loving sexual interaction."

    http://www.freesexual.org/en/

  33. Hm, bis zum letzten Bild bin ich gar nicht gekommen, ich habe mich mehr für den DRadio Wissen-Teil interessiert. Jetzt wo ich alle Statements mal gelesen habe, verstehe ich sogar, dass man bei manchen davon im Zusammenhang mit den Bildern an „disguise“ denkt.

    Von den Socken mal ab – eine weibliche Obsession, die ich nie ganz verstanden habe – ist Lukes Statement auch die stärkste Selbstinszenierung von allen. Immerhin seine Arroganz ist auch bildlich konsistent inszeniert, im Gegensatz einigen anderen Bildern, die stärkere Brüche aufweisen. Ich finde Andrews Statement (2) hat auch etwas Wahres an sich, denn es ist eine Selbstwahrnehmung von teils unbewusstem Verhalten und von allen Aussagen noch am nächsten an der biologischen Grundlage dran.

  34. Oh, Bilder gehen nicht? Mist… Ich weiß nicht, ob ich dieses Weltbild beängstigender finde, oder die Selbstverständlichkeit, mit der sowas behauptet wird.

  35. Nochmal zu dem erwähnten Paper „Precarious manhood and its links to action and aggression“, wenn man keinen Zugriff auf die Fachzeitschrift hat, kann man versuchen es über die University of South Florida zu beziehen, dort gibt es Publikationslisten sowohl für Dr. Bosson, als auch für Dr. Vandello:

    http://psychology.usf.edu/faculty/data/jbosson/
    http://psychology.usf.edu/faculty/data/jvandello.aspx

    Wenn man auf die Artikel klickt, kann man seine Email-Adresse, Namen und Zugehörigkeit angeben und bekommt (vermutlich in der Regel) das Paper zugeschickt. Beide Wissenschaftler haben auch noch weitere interessante Publikationen rund um das Thema Männlichkeitsbilder.

  36. @ André: Ich beziehe mich auf dein Zitat. Sonst hätte ich es nicht zitiert, oder? Es impliziert, dass du glaubst, die Selbstbilder von Männern dahingehend beurteilen zu können, inwieweit sie einer (scheinbar bei allen Männern gleichen) biologischen Grundlage entsprechen. Emanzipation wäre dementsprechend Entartung. Wer versucht, einschränkende emotionale/psychische Muster zu überwinden, entfremdet sich deiner Ansicht nach von seiner naturgegebenen Grundlage.
    Andrew dagegen beschreibt nur ein“unterbewusstes“ Verhalten, das er für männlich hält, und das ihn scheinbar auch stört. Connell schreibt das in „Der gemachte Mann“ auch so ähnlich. Ich kenne solche Denkmuster von mir selbst, und weiß, dass ich da seit meinen Teenagerjahren viel dran verändert habe. Aber ich bin wahrscheinlich einfach nichtmehr so nah an meiner biologischen Grundlage…

  37. @Der Ekelbaron: Klar, habe ich mir gedacht, dass ich gemeint bin. Nur konnte ich nicht so ganz glauben, dass ich schon wieder jemanden verbal vor das Schienbein getreten haben soll. Also ich würde sagen, du missverstehst mich überaus gründlich, ausgehend von einer sehr vagen Basis.

    Wenn ich Nähe zu den biologischen Grundlagen konstatiere, dann deshalb weil alle anderen Aussagen Männlichkeit eher über eine Rolle oder Außenwirkung definieren. Andrew rückt etwas ins Zentrum, was keine Inszenierung ist, sondern was ihm passiert, mithin also etwas was unmittelbar in seiner Biologie begründet ist. Nur nebenbei, das, was er beschreibt, ist verallgemeinert Umgebungsanalyse, genauer Gefahrenwahrnehmung und Taxierung von potentiellen Sexualpartnern, das machen Frauen auch.

    An meinem ersten Kommentar zu diesem Thema kannst du sehen, dass ich von einem Männlichkeitsbegriff jenseits der biologischen Natur nicht besonders viel halte. Daher fand ich Andrews Aussage, ich nehme mich in meiner Männlichkeit wahr, wenn ich ein bestimmtes, unwillkürliches Verhalten an mir beobachte, hat „etwas Wahres an sich“. Vom Selbstbild einer Person, in dem Geschlechtsbezogenes auch immer nur eine Facette ist, habe ich überhaupt nicht gesprochen.

  38. Im Zusammenhang mit der „herkömmlichen“ oder „üblichen“ Männlichkeit fällt mir immer wieder ein Beitrag von FrauTV ein, wo Björn Süfke aus seinem Buch „Männerseelen“ praktische Beispiele angeführt hat. Wenn man einen Mann fragt „Wie geht es Dir“, wäre bei den Meisten die einzig richtige Antwort: „Ich weiß es nicht“.

    Heute las ich noch zufällig einen Artikel, den mir Jemand aus einem Männertreffen zusandte, etwas über Alexithymie, Gefühlsblindheit:

    http://www.apotheken-umschau.de/Psyche/Emotionen-Eingemauerte-Gefuehle-10386.html

    „Andererseits gehen Experten davon aus, dass Traumata, hauptsächlich in früher Kindheit, die Gefühlswelt der Betroffenen einmauern. Auch bei Soldaten wurde nach Kriegseinsätzen vorübergehende Gefühlsblindheit festgestellt. „Man nimmt an“, sagt Müller, „dass es eine Art Schutzmechanismus ist. Alexithyme Menschen können diese sehr starken Emotionen nicht verarbeiten und lassen auf diese Weise erst gar keine mehr an sich heran.“

    Man(n) kennt es vielleicht von frühester Kindheit gar nicht anders, hat also subjektiv erstmal gar kein Mangelempfinden. Man muß eben ein „richtiger Junge“ sein. Nur sterben Männer merkwürdigerweise dann 5,4 Jahre früher. Und männliche Depression wird eher als „Burn-out“ (=Helden der Arbeit) deklariert.

    Wo den Hebel ansetzen? Und wer fängt damit an?

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