Wahl im Iran

Im Iran wird am Freitag ein neuer Präsident gewählt. Obwohl seine Macht begrenzt ist, schaut der Westen wieder gespannt auf die Entwicklungen. Nachdem der vorige Präsident Mohammad Khatami seine Kandidatur zurückzog, scheinen die Hoffnungen auf seinem Freund Mir Hossein Mussavi, oder besser: dessen Frau zu ruhen. Zahra Rahnaward, ihres Zeichens Kunstprofessorin, Autorin, frühere Universitätskanzlerin und Beraterin in der Regierung Khatamis. Sie plädiert für eine Verbesserung der Situation der iranischen Frauen.

Die Benachteiligungen, die die Frauen auf allen Ebenen, in der Familie, beim Erbrecht, Sorgerecht, Scheidungsrecht, kurz durch das gesamte Rechtssystem hinnehmen müssen, seien mit den Grundsätzen des Islam unvereinbar, sagt sie. Daher müssten die Gesetze neu geschrieben und einer modernen Rechtssprechung, die auf Gleichberechtigung basiert, angepasst werden. Es sei nicht hinnehmbar, dass eine Frau für eine Reise ins Ausland oder eine Operation die Erlaubnis ihres Ehepartners einholen müsse. Es sei auch eine Anmaßung, wenn der Staat vorschreiben wolle, wie Frauen sich zu kleiden und welche Farben sie zu tragen hätten.

Der Artikel auf taz.de verweist ferner auf Fatemeh Karrubi, die Frau Mehdi Karrubis, eines weiteren Präsidentschaftskandidatens. Auch sie war bereits in der Regierung Khatamis aktiv, als Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit und Soziales. Durch die öffentlichkeitswirksamen Auftritte der beiden wird die Rolle der Frau ein Wahlkampfthema wie schon lange nicht mehr.

Wie sehr allein das Auftretens Rahnawards die Wähler inspiriert, macht ein Profil auf tehranbureau.com deutlich:

Mr. Mousavi, held her hand and stepped outside into the gaze of the public and the photos began to snap. This small gesture symbolizes a departure from the standing protocols of the Islamic Republic of Iran, where officials walk the public stage without their spouses. On the rare occasion an official is accompanied by his wife, there is certainly no holding hands. Though simple and innocent, this gesture for many sparks wild hopes about the progress of women’s issues in Iran. For them, this is a good omen. Symbols and symbolism have always played prominent roles in Iranian politics.

Auf der einen Seite ist begrüßenswert, dass die beiden Politikerinnen Benachteiligungen aufzeigen und für Verbesserungen kämpfen. Auf der anderen Seite bleibt die Frage, ob sie als Ehefrau eines Präsidenten tatsächlich mehr Einfluss haben können, als als aktive Politikerin.

Denn zumindest bei Mussavi bleibt fraglich, was eigentlich sein Programm ist. Als letzter Ministerpräsident des Iran genießt er sowohl Respekt für seine Wirtschaftspolitik als auch seine Unbestehlichkeit. Er ist aber auch als Fan Ayatollah Chomeinis bekannt und wird der Verfolgung politischer Gegner bezichtigt, so der iran-report der Heinrich-Böll-Stiftung.

30 Kommentare zu „Wahl im Iran

  1. Der Frieden und Segen Gottes seien mit Ihnen

    Frau Rahnaward sollte sich vielleicht einmal die Zahl der Studentinnen in der Islamischen Republik Iran anschauen. Sicherlich gibt es auch im Iran Benachteiligungen, aber wo auf dieser Welt gibt es das nicht? Frau Rahnaward übertreibt maßlos, wenn sie von Benachteiligungen „auf allen Ebenen“ spricht. Das ist reine Stimmungsmache, um auf Wählerfang zu gehen. Dem Westen scheint es zu gefallen. Wieder eine Gelegenheit, um den Iran schlecht darzustellen.

  2. Als ehemalige Kanzlerin einer Frauenuni wird Frau Rahnaward die Studentinnenzahlen sehr genau kennen. Es steht auch außer Zweifel, dass viele Iranerinnen nach dem Studium erfolgreiche Unternehmerinnen oder eben sogar Professorinnen geworden. Rahnawards Kritik richtet sich daher auch gegen das Rechtssystem, dass in der Tat sehr viele Ungerechtigkeiten aufweist, wie die One Million Signatures Kampagne aufzeigt:
    http://www.change4equality.org/english/spip.php?article41

    Oder die Koalition Iranischer Frauen:
    http://www.payvand.com/news/09/may/1236.html

  3. @Helga
    danke auch für die links!
    – ich erinnere mich an eine veranstaltung (es ging um die ‚karikaturen‘). dort erklärte eine iranerin dem versammelten westen, dass die gewissermaßen neue frauenbewegung im Iran sich genau aus dieser quelle speist: sie besucht die schule und manch eine studiert, sie studiert auch den qor’an und andere schriften und leitet ihre ansprüche auf partizipation und selbstbestimmung aus genau diesen quellen ab. und konfrontiert die alten ayatollahs damit, dass das aktuelle rechtssystem nicht zu eben diesen quellen und der heiligen schrift auch nicht paßt. mit diesen unvereinbar ist. menschengemacht und menschlichen interessen geschuldet – und nicht gott-gewollt.
    das zu verstehen fiel schon damals dem versammelten westen schwer… und den ayatollahs auch.

  4. Der Frieden und Segen Gottes seien mit Ihnen

    @Helga
    Menschliche Fehler auf das Rechtsystem zu schieben ist einfach. Im einem Ehevertrag kann die Frau alle Wünsche und Anliegen festhalten. Wer es versäumt, sollte sein Versäumnis nicht dem System anlasten. Überall auf dieser Welt wird man verantwortlich gemacht für einen gültigen Vertrag, auch in Deutschland. Wer aus Nachlässigkeit Verträge abschließt, muss mit den Konsequenzen leben. Das hat gar nichts mit dem dortigen Rechtsystem zu tun, sondern ist international üblich.

    @Kanaan
    Die Ansprüche der Frauen auf Partizipation und Selbstbestimmung werden gerade von den iranischen Gelehrten gelehrt. Als Außenstehender sieht man vielleicht diese Dinge nicht und lässt sich beeindrucken von irgendwelchen Frauenbewegungen, die gegen die „Männervorherrschaft“ Widerstand leisten. Die „alten Ayatullahs“ sind nicht die „Bösen“ und die schreienden Frauen sind nicht die „Helden“. Diese Schwarzweiß-Malerei spiegelt nicht die iranische Realität wieder.

  5. werter Mahdiyar: genau dies versuchte ich darzustellen, jenseits von schwarz-weiß. dabei geht es allerdings ja um widerstand. den alltäglichen, der die verhältnisse von privat und politisch, privat und öffentlich durcheinanderwirbelt. und natürlich auch macht und herrschaft in frage stellt, angreift und ad absurdum und in hoffentlich gewaltfreiere lebensverhältnisse überführen hilft. wobei dann auch die „jungen ayatollahs“ noch das eine oder andere dazuzulernen haben.
    kacha se ba’arez! u’b’kol ha’olam!

    mein nom de plume lautet übrigens bei verständiger lesung des komma zwischen Rahab und Kanaan -> Rahab aus Kanaan (näheres dazu ist nachzulesen unter anderem im tanach/in der bibel im buch Josua)

    abschließend erlaube ich mir den gewissermaßen fachlichen hinweis: gegenstand der auseinandersetzung ist immer, welche partei was in einem (ehe- aber auch anderen)vertrag vereinbart verlangen darf. weshalb wir nicht umhin kommen, uns mit den legitimationen für zustimmung wie ablehnung zu dem einen oder anderen gegenstand des vertrags zu befassen. und mit der frage, wie es hinzukriegen ist (immer wieder neu), dass auch dritte bis hin zu einem ganzen staatswesen (z.b. in gestalt einer paß- und ausreisegenehmigungskontrolle am flughafen Mehrabad) das respektieren, was zwei miteinander vereinbart haben.

  6. Es ist schon ungerecht, dass Frauen einen Ehevertrag aufsetzen müssen, um gleich behandelt zu werden. Die iranischen Frauen wollen nicht mehr automatisch schlechter behandelt werden, was ist daran so schlimm? Und wenn es z.B. auch in Deutschland Ungerechtigkeiten gibt, wird dagegen auch gekämpft, es ist hier aber nicht das Thema!

    Die Iranerinnen sehen sich übrigens noch in anderen Bereichen benachteiligt: Sie stört die Ungleichheit bei Strafmündigkeit, Staatsangehörigkeit und Diyeh und dass Mütter ihre Versicherungen nicht auf ihre Kinder übetragen können. Da hilft selbst der beste Ehevertrag nichts.

  7. Der Frieden und Segen Gottes seien mit Ihnen

    @Helga
    Die Frauen werden nicht automatisch schlechter behandelt. Sie haben da etwas falsch verstanden. Der Ehevertrag ist die Vorraussetzung für die Gültigkeit der Heirat. Es ist also keinesfalls so, dass die Frauen dafür extra kämpfen müssten.

    Idealerweise haben beide Seiten auch Zeugen dabei. Es ist eine sehr sichere Angelegenheit, womit sich spätere Konflikte vermeiden lassen. Ein sicherer Rahmen für eine fruchtbare Zukunft. Wer jedoch aus Ignoranz Verträge unterschreibt sollte den Finger nicht auf andere zeigen. Die eigene Nachlässigkeit dem System anzulasten ist nicht überzeugend.

  8. @Mahdiyar: Sie haben mich falsch verstanden. Frauen müssen nicht für den Ehevertrag kämpfen, sondern im Vertrag dafür kämpfen, dass ihnen die gleichen Rechte wie dem Mann eingräumt werden, weil es vom Gesetz her nicht gegeben ist. Z.B. bei einer Scheidung: Kein Mensch möchte vor seiner Hochzeit schon an seine Scheidung denken, iranische Frauen müssen es aber, weil das iranische Gesetz nicht mal den islamischen Vorschriften entspricht. Dass die Gerichte anscheinend äußerst träge reagieren, verschärft ihre Position noch einmal zusätzlich.

    Natürlich muss jede und jeder aufpassen, was man für Verträge unterschreibt. Es ist aber auch verständlich, wenn man seinem Partner nicht schon im Vornherein unterstellt, er werde einen schlecht behandeln und daher auf entsprechenden Klauseln besteht und lieber auf seinen Charakter vertraut. Und noch verständlicher ist es, wenn die Iranerinnen es unerträglich finden, dass ihnen ihre Menschenrechte vom Gesetz nicht garantiert werden.

  9. Die Frage, die sich mir hier stellt: Warum werden Frauen in islamischen Kulturen eigentlich so unterdrückt? Und wie weit taugt die westliche Perspektive mit all ihren Wertvorstellungen, Konventionen, Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen überhaupt dazu, diese Kultur aus der schreibenden Ferne in ihrer Ganzheit zu erfassen- und daraus auch noch ein allgemein gültiges Urteil abzuleiten?

    So aus westlicher Perspektive und aus der Ferne beurteilt- ohne den Fachfrauen- und Männern drein reden zu wollen: Was da in diesem Land abgeht, ist unter jeder Sau und für mich jenseits allen Verständnisses.

    Die Frage ist nur, ob ich auch in de Lage bin, alles zu sehen.

  10. @Mahdiyar:
    die frage, übrigens im Iran wie hier auch (hier nur unter etwas anderen allgemeinrechtlichen voraussetzungen), ist die, was frauen – und männer! – in einem vertrag wie regeln können. also wie und für welches rechtsgebiet im einzelnen sie als rechtssubjekte akzeptiert sind – oder auch nicht. wobei rechtssubjekt nicht bedeutet: dem recht (welchem auch immer) unterworfen, sondern subjekte, die recht selbst gestalten können.
    um es etwas zuzuspitzen: kann eine frau, nicht nur theoretisch sondern im wirklichen realen iranischen leben, einem mann einen ehevertrag unterbreiten, der eine zeitehe zum gegenstand hat und aus von ihr im voraus bestimmten und während dieser zeitehe zu bestimmenden gründen gelöst oder verlängert werden kann?

  11. Marcel,

    „Warum werden Frauen in islamischen Kulturen eigentlich so unterdrückt?“

    Freie weibliche Sexualität wird von konservativen Kräften als gefährlich weil sozial destabilisierend angesehen, weil Polygyny offenabr als menschliche Basispaarungstendenz angenommen wird, aber als kooperationsschädigend gesehen wird, und die Kontrolle weiblicher Sexualität als einzige Kraft angesehen wird, die von Konservativen (und radikalen Feministen) tendenziell als soziopathisch betrachtete männliche Sexualität und daraus resultierende Aggression sozial sinnvoll zu kanalisieren. Nicht nur im Islam, das war lange auch – und vor gar nicht so langer Zeit – auch im Westen so. Für die Pop-Kultur-Version der Geschichte, kannst Du Dan Brown lesen…

  12. @rahab: das war zwar wundervolles juristendeutsch, der verständlichkeit hat das eher geschadet. textexegese ist nicht jedermenschs sache.

  13. rahab,

    ich dachte, so wird Prostitution rechtlich geregelt…

    „der eine zeitehe zum gegenstand hat und aus von ihr im voraus bestimmten und während dieser zeitehe zu bestimmenden gründen gelöst oder verlängert werden kann?“

  14. tja jj:
    so könnten wir das auch sagen. müssen aber nicht. weder hier noch im Iran.
    zeit-ehe ist im Iran durchaus üblich, mit – wenn ich mich richtig entsinne -steigender tendenz.
    wogegen auch nichts zu sagen wäre. wenn beide vertragsparteien das gleiche recht zum vertragsangebot und zur bestimmung des vertragsinhaltes haben. wenn nicht – dann halte ich genauere nachfrage für geboten.

    es ist doch ganz einfach: eine ehe ist ein vertragsverhältnis (eigentlich immer schon). auch nach deutschem recht. nur dass hier der vertrag im einzelnen etwas anders formalisiert ist als im Iran.

  15. rahab,

    naja, die Zeitehe für die Prostitution soll ja nicht so besonders lange halten und weder sie noch ihn am Ende binden. Das ist doch genau der Regelungszweck… Gewöhnlich, laut einer Doku, scheinen so zwei Wochen zu sein (oder auch: Urlaub).

  16. moment jj!
    zeitehe ist eine ehe! dir kommt da im recht zuviel moralisches dazwischen… na ja, vielleicht auch nicht, denn wenn ich mich weiter richtig entsinne, dann besteht nach Kant der zweck der ehe im gegenseitigen gebrauch der geschlechtsorgane. demnach wäre dann jede ehe prostitution. mal kürzer, mal länger.

    ich habe übrigens mal an der scheidung einer zeit-ehe mitgewirkt … war garnicht so einfach, dass fürs familiengericht berlin hinzukriegen… und zwar nicht wegen prostitution, sondern wegen ehe!

  17. außerdem jj: die entscheidende frage ist, wer darf die ehe anbahnen! als zeitehe oder als doppel-zeit-ehe oder als noch längere zeit-ehe. die vorstellung von „bis dass der tod uns scheidet“ gehört ins christliche abendland! abgesehen davon, dass die scheidung durch den tod bis zur verbesserung der medizinischen, hygienische etc. bis hin zu den friedensverhältnissen bis vor knapp 150 jahren (wenn nicht kürzer) noch der normalfall war!

    das andere ist: in einen ordentlichen (muslimischen) ehevertrag gehören auch immer die modalitäten für die scheidung. zumindest so die groben. da versteckt sich ein anderer interessanter punkt…

  18. @jj: „Freie weibliche Sexualität wird von konservativen Kräften als gefährlich weil sozial destabilisierend angesehen (…)“

    Unlängst- bei irgendeiner Diskussion um dem Second-Wave-Feminismus und dessen Bezug zur Sexualität- hast Du einmal etwas von einer feministischen Theorie geschrieben, die genau diesen Umstand- nämlich die Macht der weiblichen Sexualität als Ursprung der Diskriminierung betrachtet.

    Seither läuft mir dieser Gedanke nach- schon seit Wochen. Nicht ganz unzufällig habe ich nämlich genau das (vor Deinem erwähnten Posting) mit einer sehr guten Kollegin ebenfalls angerissen: Die Macht der weiblichen Sexualität als Ursache der Unterdrückung- sogar im Zusammenhang mit islamischen Ländern, wenn es mir recht ist! Ich wusste nicht, dass es da eine feministische These gibt, die genau das zum Gegenstand ihrer Betrachtungen hat.

    Wärest Du so freundlich, mir noch zu sagen, welche Feministin(nen) diese These damals vertreten haben- und, natürlich, welche Literatur Du mir dazu empfehlen würdest? Ich wäre Dir wirklich dankbar daür!

  19. @Marcel:
    das nennt sich fitna (aufruhr und dergleichen – hab es jetzt nicht im wörterbuch nachgeguckt). ist bestandteil monotheistischer religionen/konfessionen (bei christen heißt es meist ‚erbsünde, in jüdischen schriften unreinheit, liederlichkeit). um das herauszufinden, bedarf es keiner besonderen feministischen theorie (aber es gibt welche, die sich mit diesem phänomen beschäftigt haben und weiter beschäftigen). die einfache lektüre der texte reicht aus. im islam findestest du da die verkürzende polemik gegen die vor-islamische zeit, die djahiliya=finsternis, im tanach die verkürzende polemik gegen Baal und seine Asherot/Astarten und gegen die höhen (bamot) und gegen die massebot (kultbäume ginge vielleicht als übersetzung) und natürlich auch gegen diese zum teil vor-schöpfungs-existenten meerungeheuer (Tiamat bis Leviathan), Lilith in der rabbinischen literatur nicht zu vergessen – im babylonischen talmud gibt es auch noch andere ungeuerliche nacht-frauen-königinnen…. na ja, christliche bibel kannste selber gucken…
    zu beachten ist dabei allerdings, das die vorstellungen über die weibliche sexualität in den religionen sich dennoch unterscheiden. am schlimmsten ‚trieben‘ es eigentlich die christen – falls du mich fragst.

    als motiv findest du es übrigens auch in märchen, rund um den globus.

  20. Rahab,

    „demnach wäre dann jede ehe prostitution. mal kürzer, mal länger.“

    Jede Beziehung beinhaltet den Austausch von Wert in verschiedenen Währungen, als Prostitution bezeichnet man im Regelfall aber nur diejenige, bei der Sex gegen Geld getauscht wird. Gegen eine spezifische Bezeichnung wäre ja nichts einzuwenden, wenn damit nicht gleich auch eine moralische Abwertung des Tauschverhältnisses einherginge. Wobei ich mich Frage, wo meine Moralität mit mir durchgeht, wenn ich sage, daß im Iran die Zeitehe genutzt wird, um menschliche Handlungen zu legalisieren, die ansonsten als Prostitution strafbar wären…

    Marcel,

    es ist mehr die Annahme, daß weibliche Sexualität das einzige ist, was männliche Sexualität Kontrollieren kann, und daß männliche Sexualität kontrolliert werden muß, damit die Gesellschaft nicht zusammenbricht.

  21. Rahab,

    nein, ich würde sagen, daß nur „marktliche“ Tauschverhältnisse für den Begriff in Frage kommen, also klar spezifizierte Tausche. Beziehungen sind unspezifischer und damit tendenziell „nicht-marktlich“, wenn auch ökonomisch analysierbar. Eine Beziehung besteht aus geben und nehmen, wie man so schön sagt. Langfristig muß das ausgeglichen sein, nur sind die Dimensionen des Tauschs unklarer als bei der Prostitution. Wobei ich nicht ausschließen will, daß es auch Ehen gibt, die als Quasi-Prostitution angesehen werden müßten.

    Vielleicht bekommst Du ja noch eine Antwort von Mahdiyar…

  22. und was genau, jj, unterscheidet ‚marktliche‘ beziehungen von ’nichtmarktlichen‘? schließlich ist ‚heiratsmarkt‘ und ‚zu haben‘, ‚wieder im rennen‘ und ähnliches sehr üblicher sprachgebrauch. und für den alten orient gibt es immer noch wissenschaftler, die sich über der frage, ob es die kauf-ehe gab oder nicht, gegenseitig fast die köpfe einschlagen. und dann wollen wir mal den ganzen zinnober von mitgift und aussteuer usw. nicht vergessen!

    ne ne mein lieber: islam und judentum sind an dem punkt sehr ehrlich. eine ehe ist ein vertrag – und verträge sind eben aushandelbar. nur die christen, die mußten den vertrag zum sakrament überhöhen. (um es mal auf die abrahamtischen konfessionen zu beschränken)

  23. Rahab,

    klar ist die Ehe ein Vertrag, und auch wenn ein Vertrag ein Tauschgeschäft begründet, muß dieses deswegen nicht marktlich sein – für ein Marktgeschäft müssen klare zeitlich abgegrenzte und von einer ausreichenden Anzahl an Anbietern erfüllbare Kriterien an ihren jeweiligen Tauschgegenstand bestehen. Genau das sollte ja – nach unserem Verständnis von Ehe – bei einer Ehe gerade nicht der Fall sein.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Ian_Roderick_Macneil

    Und wo es geht, versucht ich Religionen als Teil eines gesellschaftlichen Ordnungssystems zu sehen. Deswegen ist die Sache mit der weiblichen Sexualität und ihrer Kontrolle zur Kontrolle der männlichen ja auch so relevant: Wie Du sagst, zieht sie sich durch alle Gründungsmythen und bis auf wenige Ausnahmen auch durch die indigenen Gesellschaften.

  24. guten morgen jj:
    mir scheint, dein markt-begriff ist zu (unrealistisch) eng. oder verklemmt/prüde. denke doch mal an den matchmaker/schaddchen/heiratsvermittler … da haben wir uns unserem regionalen raum sogar ganze institute/firmen, die auch noch davon leben, mit AGB und eintragung im handelsregister, umsatzsteuervorauszahlung und alljährlicher bilanz. außerdem empfehle ich einen blick in die kontaktanzeigen der zeitungen und auch im www.

  25. @jj:
    guten morgen!
    ich fürchte, dein markt-begriff ist zu eng! oder zu prüde.
    denk doch mal an matchmaker/tschaddchen/heiratsvermittler_in. eheanbahnungsinstitute nebst AGB, eintragung ins handelsregister, umsatzsteuervorauszahlung und jährlicher bilanz. guck in die kontaktanzeigen! manchmal steht da so was wie: es könnte auch mehr draus werden… kinder-wunsch nicht ausgeschlossen…und ähnliches

  26. „Wieder eine Gelegenheit, um den Iran schlecht darzustellen.“

    Was gibt es am Iran gut darzustellen?
    Solange man dort von der Tugendpolizei Prügel kriegt, wenn aus Versehen ein Knöchel zu sehen ist, solange dort der Sittenterror für Mord und Totschlag sorgt, solange Frau für eine Vergewaltigungsklage vier männliche Zeugen braucht, solange Frauen dort in Kleidung baden müssen, solange der Präsident Israel mit der Vernichtung bedroht und Atombomben baut, solange gibt es nichts positives am Iran!

  27. @access denied: Man kann Ahmadinedschad viel vorwerfen, aber das Zitat, er wolle Israel von der Karte radieren ist falsch übersetzt worden.

  28. Als hätte er das nur einmal gesagt. Als hätte es die ganzen Holocaust-Leugner-Konferenzen nicht gegeben. Als würde die iranische Politik der ständigen Propagierung der Atombombe nicht nur zum Zweck der Terrorisierung der israelischen Bevölkerung passieren, mal ganz abgesehen von der Finanzierung der Hamas. DIe ganze Ahmadinejad-Politik ist darauf ausgerichtet, Israel zu vernichten und das wurde mehr als einmal gesagt. Schon Khomeini hat darüber siniert, ob man ein paar millionen der Iraner im Gegenschlag opfern könne, um Israel mit der A-Bombe auszulöschen.

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