Vom Ficken und Lecken

[Achtung, dieser Post enthält wirklich viele Schimpfwörter!]
PZ Myers, Professor und Pharyngula-Blogger, ist derzeit in Deutschland unterwegs und bat um Vorschläge für deutsche Schimpfwörter. Dabei fiel mir auf, dass wir zwar „fick dich“ aber „leck mich“ sagen. „Fick dich“, wie auch „Wichser“ scheint noch aus einer Zeit zu stammen, als Masturbation als unmoralisch angesehen wurde, wenn vielleicht auch nicht mehr zwingend als zu Schwachsinnigkeit führend. Bei „leck mich“ frage ich mich nun, ob es lediglich als Verkürzung von „leck mich am Arsch“ entstanden ist (was auch heute noch die wenigsten toll finden) oder vom lecken (Cunnilingus) herrührt, das auch heute noch nicht die mediale Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfährt, die dem Blow-Job seit einigen Jahren zu Teil wird.

Schimpfwörter sind allgemein ein interessantes Thema. Es gibt Hurensöhne, aber keine Zuhältertöchter, mit Nutte, Hure, Schlampe gibt es mehr Wörter für promiskuitive Frauen, als mir für ihre männlichen Gegenparts einfällt…

Zum Abschluss noch einige Schimpfwörter, die nichts mit Geschlechtsteilen zu tun haben, und die viel zu selten verwendet werden: Dreikäsehoch, Teufelsbraten, Himmelarschundzwirn!, Gartenzwerg, Rotzlöffel und Göre.

15 Kommentare zu „Vom Ficken und Lecken

  1. Das Schimpfwort „Wichser“ leitet sich ab aus „Musst es dir selber machen weil du keine Frau findest“. Nur mit einem ausschließlichen Bezug zur Masturbation hätte der Begriff keinen Abwertungspotential. „Fick dich“ ist m.W. die Verkürzung von „Fick dich ins Knie“, eine eher akrobatische Masturbationsmethode.

    BTW: Kann es sein, dass „Wichser“ zu den Top 3 der von Frauen meistgebräuchlichste Beschimpfung eines Mannes ist? Also den richtigen Beschimpfungen, nicht denen die oftmals einen gewissen anerkennenden Unterton haben (wie z.B „Schwein“ und „Arsch“)?

  2. @Peter: Ich hatte eher den Eindruck dass jugendliche Jungs das Wort „Wichser“ zur gegenseitigen Beleidigung in Beschlag genommen haben. Aber statistische Daten haben wir wohl beide nicht.

  3. Ist irgendwie schon merkwürdig, daß etwas, was eigentlich jeder so schön findet wie Sex gleichzeitig ein so identitätsverletzendes Potential bietet, daß es quasi universell als Beleidung verwendet wird…

  4. @rattenmaus: Durch Peters Erklärung wurde das Wort ja nicht weniger beleidigend.

    So oder so, ich mag es nicht. Mit „Arsch!“ komme ich hingegen gut klar. :-)

  5. Ich habe ja beim Betreff etwas gezuckt und fragte mich, was da wohl kommt – aber ein sehr schöner Beitrag :-)

    Und ich bin ganz begeistert, dass mal jemand „Himmelarschundzwirn!“ verewigt hat. Ich liebe diesen Spruch irgendwie, weil er für mich eine Kindheitserinnerung ist – meist, wenn mein Vater seit drei Stunden an irgendeinem Gebilde in der Werkstatt gearbeitet hat und irgendwann nix mehr ging.
    Ich habe mich immer gefragt, woher *das* wohl kommt – und wie man es schreibt.

  6. …man darf sich auch einmal fragen, wo das „heilige Kanonenrohr“ herkommt. Aus Kaiser Willhelms Zeiten? Um Verdun herum entstanden?

    Und die „hunderttausend heulenden und jaulenden Höllenhunde!“ von Käpm‘ Haddock aus Tim und Struppi…

    Im Schweizerdeutschen gibt’s da noch den Arschzapfen.. Drunter vorstellen kann man sich dabei ja mittlerweile vieles…

    Schöne, gepflegte Flüche, möglichst lang andauernde, schon fast epische sind einfach etwas Unersetzliches!

  7. Abgesehen von diversesten homophoben Beschimpfungen, die gängig sind, bin ich ein großer Fan von „Du Pisser!“ weils so schön banal/absurd als Beschimpfung ist.

  8. meine lieblingsbeschimpfung (obwohl ich meist nur zum spaß beschimpfe) ist „Assi“ – passt immer gut weil unsoziales bzw asoziales verhalten für mich echt das schlimmste ist. blöd ist nur das „Assi“ im allgemeinen verständnis sich eher auf unterprivilegierte schichten bezieht…
    aber beim beleidigen hält man ja nicht noch einen vortrag was man genau meint.

  9. Eine blöde Beschimpfung unter Jungs: „Du Mädchen!“ Das hat mich von kleinauf gerärgert. Über die abwertende Nutzung weiblicher Eigenschaftswörter auf Männer könnte ich mich jetzt seitenlang auslassen …

  10. @ Patricia

    Wobei auch das für sich alleine ja noch gar keine Abwertung beeinhaltet. Und bei pubertären Jungs ja theoretisch sogar das Gegenteil meinen könnte (Bei wem fangen die denn an zu sabbern?)

    Der kommt erst durch eine ebenso unterschwellige wie harte Assoziationskette zustande: Mädchen -> schwach -> ängstlich -> nicht unabhängig -> nicht alleine verteidigungsfähig -> nicht alleine überlebensfähig.

    Interessant wäre ja eine Analyse wie sich diese Assoziationskette als Mem etablieren konnte.

  11. Da möchte ich doch auch mal mein Lieblingsschimpfwort beisteuern: „Pissnelke!“
    Wo kommt das eigentlich her, kann mir da jemand helfen?

  12. @ Hanne

    Wikipedia hat dazu folgendes zu melden:

    „Pissnelke: Determinativkompositum aus dem Stamm des Verbs pissen und Nelke; eventuell abgeleitet von der optischen Ähnlichkeit der kleinen Schamlippen mit den Blättern einer Nelke“

    Ah ja.

Kommentare sind geschlossen.

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