Unsichtbare Sportlerinnen und das „natürliche Rasierbedürfnis“ – kurz verlinkt

Athletinnen aus Saudi-Arabien und die Olympischen Spiele: letzte Woche berichtete die Washington Post von der Angst, der internationale Druck könnte zu Repressionen führen. Inzwischen scheint es aber, als ob doch keine Athletin mitkommt. Das Frugivoremag nahm die Kritik an den Körpern Schwarzer Athletinnen unter die Lupe.

Die Hebammen konnten nun schon mal einen Teilerfolg erzielen: Die letzte Erhöhung von 15 Prozent der Haftpflichtbeiträge wird von den Kranken­kassen getragen. Anders als auch die Sprache der tagesschau-Meldung suggeriert, werden damit aber nicht die massiven Steigerungen der letzten Jahre von 200 Prozent ausgeglichen, warnt Hebammen für Deutsch­land. Bei den Honoraren gibt es auch weiterhin keine Einigung!

„[W]ie die Jungle World ein erneutes Tief an propagandistischen Journalismus erreicht und die Kritik an Pinkwashing mit plumpen Lügen, bewussten Auslassungen und Manipulation von Fakten zum Verstummen zu bringen will“: Darüber haben Yossi und Liad für linksunten letzte Woche einen sehr guten Text geschrieben, in dem es um Pinkwashing geht.

Ein Hinweis auf eine ganz merkwürdige Werbemaßnahme von Gillette: Frauen und ihr „natürliches Bedürfnis zur Rasur“. Häää? Außerdem total beknackt: Zwei Männerparkplätze im Schwarzwald.

Chella Quint spricht im TEDx Talk über Menstruation, sexistische Werbung und die Botschaften, die diese über das Menstruieren in den letzten 100 Jahren verbreitet haben: Scham.

„Frauen erhalten mehr Medikamente für die Seele, Männer mehr für den Körper. Im Ver­ord­nungs­ver­halten von Ärztinnen und Ärzten wirkten ein­ge­fahrene Geschlechter­rollen fort.“ Die Ärztezeitung über die unter­schied­lichen Medi­kamente, die Männer und Frauen verschrieben werden.

Die ISD (Initiative Schwarzer Menschen Deutschland e.V.) hat eine neue Hompage.

Absurde Transphobie hat ein schwedischer Richter gerade gezeigt. Er sprach einen mutmaßlichen Vergewaltiger frei, weil sein Opfer eine Transfrau war, berichtet queer.de. Die Absicht, eine Frau zu vergewaltigen, hätte nur erfüllt werden können, wenn es sich um eine biologische Frau gehandelt hätte.

Ein voller Terminkalender in Braunschweig, Leipzig und Halle, Trier, Köln, Heidelberg und Burg Lutter sowie eine Stellenausschreibung und ein Call for feminist films, nach dem Klick:

LesMigraS sucht für den Trägerverein Lesbenberatung Berlin e.V. ab dem 17.09.2012 eine_n Mitarbeiter_in für 30 Wochenstunden – Infos gibt es hier.

Um Intersexualität geht es in Halle (12. Juli) und Leipzig (18. Juli).

Am 14. Juli geht in Braunschweig das XVII. Sommerlochfestival los. Mit Queer Cinema, Vorträgen, Workshops und am 28. Juli dem CSD.

In Hamburg wird dann am 15. Juli die Eröffnung der Ausstellung von Inbetween Illustrations (FB-Event) gefeiert.

Ab dem 17. Juli ist einiges los in Köln, etwa das sex-positive Feministische Café.

Das Autonome Feministische Frauen- und Lesbenreferat der Uni Trier lädt zur Vollversammlung am 18. Juli.

Vom 20. bis zum 29. Juli 2012 findet wieder das Wer lebt mit wem, warum und wie?-Camp auf Burg Lutter statt! Aus einer linksradikalen, queer­feministischen und antirassistischen Perspektive sollen Fragen nach dem richtigen (Zusammen)Leben im Falschen gestellt werden, nach alternativen Lebensentwürfen und nach den Hindernissen und Möglichkeiten, auch mit Kind Politik zu betreiben.

Und vom 19. bis 22. Juli: Queer Festival in Heidelberg.

Ende November geht in London das erste feministische Filmfestival los. Bis zum 31. August können dazu Filme eingereicht werden!

13 Kommentare zu „Unsichtbare Sportlerinnen und das „natürliche Rasierbedürfnis“ – kurz verlinkt

  1. Kleine NSFW-Warnung zu linksunten: dort gibt es neben einigen guten Artikeln auch öfters Bekennerschreiben zu illegalen linksextremen Aktionen u.ä..

  2. aus dem rasierwerbeding: „Es geht darum, ihr Selbstvertrauen aufzubauen“. Ich könnte kotzen. Wie leicht es ist aus sozialen Ängsten und Anpassungszwang profit zu schlagen und auch noch so zu tun, als würde man helfen…

  3. Und im nächsten Punkt des „Ratgebers“ heißt es dann: „Wie kann ich meiner Tochter helfen, dem Gruppendruck zu widerstehen, wenn es um die Rasur geht?“

    Ganz schön perfide double standards. Wenn die Freundinnen sich alle rasieren, ist das impliziter Gruppendruck, dem es sich mit Unterstützung/Empowerment/Aufklärung/mütterlicher Liebe entgegenzustellen gilt. Schädlicher Gruppendruck ist das aber natürlich nur in Bezug auf den Anfangszeitpunkt, denn irgendwann ist das Immer-Perfekt-Enthaart-Sein ganz selbstverständliche Norm, und das ist was gaaaaanz anderes: „Zweimal die Woche kann schon reichen, oder vielleicht muss Sie sich öfter rasieren, je nachdem wie die Haare nachwachsen. Es geht darum, ihr Selbstvertrauen aufzubauen.“

    Aber gut, was will mensch erwarten, Gillette will halt seine überteuerten Rasierklingen verkaufen. Beim (hypothetischen) Grillratgeber von Wiesenhof wird sich auch kein „Vegan grillen ist übrigens super und Sie werden nichts vermissen!“-Tip finden …

  4. @ Johannes

    Dass Werbung Werbung ist und wie die funktioniert, wird hier denk ich jeder_m klar sein. Dennoch kann man von Werbung schon was erwarten, nämlich dass sie keine Kackscheiße reproduziert (ungeachtet dessen, dass man wohl oder übel damit leben muss, dass sie das andauernd tut – aber anderes *erwarten* kann man schon). Außerdem ist es doch schon nochmal ein qualitativer Unterschied, ob etwas behandelt wird als „los, kauft/macht das und das – ist nämlich super“ oder ob damit so komisch behauptet/ affirmiert wird, es gäbe sowas wie ein „natürliches“ Rasurbedürfnis bei pubertierenden Mädchen. Die oben verlinkte Kampagne erinnert mich in sprachlicher und ästhetischer Hinsicht total an so Erst-Menstruations- und Sexualaufklärungs-Kampagnen und tut m.E. so, als wäre das mit dem Rasieren etwas ähnlich „zwingendes“/“natürliches“ wie andere Dinge, die mit der Pubertät einhergehen und wirkt damit nochmal subtiler und ekliger auf anderen Ebenen, als eine reine Anpreisungskampagne. Also weißt Du, was ich meine? Ich finde so komische „Männer brauchen Fleisch“-Kampagnen ja z.B. auch aus qualitativen Gründen noch mal ekliger als reine „Grillt und fresst mehr Fleisch“-Kampagnen. Wegen all dem finde ich Deine letzten, etwas lakonisch formulierten Satz zwar im Sinne einer rein empirischen Tatsachenaussage durchaus zutreffend, in normativen Zusammenhängen wie hier aber eher störend (so in die Richtung: „is halt so, deswegen regt Euch doch mal nicht so auf“).

  5. vielen Dank für die Links!

    Zur Hebammen-Problematik gibt es heute ein Interview in der taz mit einem Herren*, der Hebammen als „Luxus“ für „abenteuerlustige“ werdende Mütter ansieht. Gruselig.

  6. @Betti: Da hast Du mich falsch verstanden, ich verstehe die Aufregung voll und ganz und teile sie. Ich finde nur nicht, dass mensch sich Beratung ausgerechnet bei Firmen holen sollte, die ein Verkaufsinteresse am Beratungsgegenstand haben. Da rechne ich doch mit bias und bin nicht überrascht, schwer tendenziöse „Beratungs“-Texte, die bestehende sexistische Normvorstellungen reproduzieren, auf der Seite einer Firma zu finden, die von genau diesen sexistischen Normvorstellungen finanziell stark profitiert.
    Dahinter steckt aber keineswegs ein Appell meinerseits, nicht wütend über den Missbrauch dieser von dir angesprochenen Beratungs- / Aufklärungs- / Mütter-Tochter-bonding / Ihr Kind wird erwachsen, wir beantworten Ihre Fragen-Ästhetik zu werden.

    Eine andere stilistische Assoziation, die bei mir aufkommt, sind die „Patientenberatungsseiten“ der Pharmakonzerne (ein relativ moderates Beispiel ist z.B. asthma.de), die sich den Anschein neutraler Beratung, Hilfe oder gleich einer Selbsthilfegruppe geben und ebenso perfide und unhinterfragt die Botschaft, man müsse ihr Produkt X kaufen (bzw sich verschreiben lassen), zwischen den Zeilen transportieren.

  7. Johannes, das ist doch genau das Problem: Ich glaube die meisten von uns hier sind nicht überrascht, wenn Rasierklingenhersteller und Pharmakonzerne den Kunden erzählen, aus welchen komischen Gründen sie ihr Produkt unbedingt und alternativlos zur allgemeinen Lebensbewältigung benötigen.
    Das Problem ist, dass es eben nicht _allen_ klar ist und Menschen von diesem Quatsch beeinflusst werden!
    Deswegen ist es wichtig immer und immer wieder darauf aufmerksam zu machen und sich darüber aufzuregen, bis wirklich _alle_ es wissen und niuemkand mehr der angeblichen ‚Beratung‘ von Firmen zuhört.

  8. Dann sind wir uns ja alle einig. Ich möchte höchstens noch darauf hinweisen, dass die besagten Konzerne gar keine Gründe zum „ob“ für die Nutzung ihrer Produkte liefern, sondern nur zum „wann“, „wie“, „wie oft“, „zu welchem Zweck“, also so tun, als müsse dieser „Bedarf“ gar nicht begründet werden. Würden sie anfangen, auf der grundsätzlichen Ebene zu argumentieren, so gäben sie zu, dass es grundsätzlich verschiedene Meinungen statt des postulierten „Haarloskonsens“ gäbe. Sehr ekelhaft in „Ratgeber“-Stil, impliziten Botschaften, Anbiederung und vor allem dem „Vertrauen Sie uns, wir beruhigen Ihr Gewissen“-Dings, das aus jeder Zeile tropft.

    btw: Bitte nicht allzusehr aus dem letzten Satz in meinem ersten Beitrag aufhängen, der ist nicht mit einer intendierten „Beschwichtigung“ verbunden, sondern eher spontanes Symptom meiner eigenen Resignation nach einer Überdosis Gegen-Wände-Anreden bei verwandten Themen abseits des PCs heute.

  9. „Ich finde nur nicht, dass mensch sich Beratung ausgerechnet bei Firmen holen sollte, die ein Verkaufsinteresse am Beratungsgegenstand haben. Da rechne ich doch mit bias und bin nicht überrascht, schwer tendenziöse “Beratungs”-Texte, die bestehende sexistische Normvorstellungen reproduzieren, auf der Seite einer Firma zu finden, die von genau diesen sexistischen Normvorstellungen finanziell stark profitiert.“

    Ich finde halt eben den rhetorischen Schwerpunkt bei sowas (Medien-/Werbungs-Kritik) immer relevant und finde Deinen hier wieder unpräzise bzw. nicht hilfreich: Statt Formulierungen wie „mensch sollte sich da keine Beratung holen“, „was will man erwarten“ oder „da rechne ich doch mit und bin nicht überrascht“ (hierzu außerdem: was Ruby sagt) – die den Verantwortlichkeits-Schwerpunkt eben beim Individuum haben und diesem implizit die (Mit-)Schuld für Verwarschtwordensein/Manipuliertwordensein zuschreiben – find ich Formulierungen hilfreicher, die die Verantwortlichkeit ganz klar dahinpackt, wo sie m.E. hingehört, nämlich zum Verursacher/Maipulierer/Bediener sexistischer Klischees/strukturellen Ermöglicher/etc. Den in diesen Zusammenhängen IMMER kommenden impliziten oder expliziten Hinweis darauf, dass jemand, der drauf reinfällt oder sich davon beeinflussen lässt, dann aber irgendwie „selbst Schuld“ sei (weil das ist die Konsequenz aus dem was Du schreibst), empfinde ich als – großes Wort, ich weiß – potenziell victim-blaming-verwandt und zumindest erstmal überflüssig.

  10. Kurzer Nachtrag: Damit’s nicht einseitig wird, kriegen die Männer (bzw die Besucher_innen der für Männer designten Gillette-Seite) auch ihre ekelerregende „Rasiert euch den ganzen Körper, dann werden heiße, leichtbekleidete Frauen viel mehr Interesse an euch haben!“-Werbung ab. (Die „Warum“-Videos)

    Es ist wirklich erstaunlich, wie stark ich nach den paar Sekunden meinen Kopf auf die Tischplatte hauen will. „Rasiert euch doch auch alle den ganzen Körper, Männer! Die schlanken, zweifelsohne rundum glattrasierten Frauen, auf die ihr Männer ja ausnahmslos steht, werden dadurch verrückt nach euch werden! Ja, die da hinten, genau, neben der anderen Deko!“

    Der „Rasurdruck“ auf Männer ist natürlich viel schwächer als der auf Frauen, aber Gillette arbeitet ja auch noch dran. Also, an der Förderung. Beider. 8[

  11. @Betti: Point taken. Da hab‘ ich ne Implikation mitkommuniziert, die nicht beabsichtigt war und die ich auch nicht vertrete. Danke fürs Aufdröseln und Zeigen.

    Revidierte Formulierung des Gedanken: Weil Kund_innentäuschung, Astroturfing, das Fördern von gewinnbegünstigenden und menschenschädigenden Normen Teil dieser (Wirtschafts-)Kultur sind, ist es eine gute Idee, Hersteller-‚Beratung‘ zunächst grundsätzlich als Werbung zu behandeln bzw zu ignorieren. Die Verantwortung, sich nicht wie ein manipulatives Schimpfwort zu verhalten, das auf Kosten der Leser_innen (Vertrauen/Verunsicherung/Druck/…) zu Geld macht, liegt dessen ungeachtet natürlich 100%ig beim Unternehmen.

    Ich hoffe, es jetzt besser getroffen zu haben.

    (Aside: Es ist erstaunlich, wieviele implizite Ansichten, deren ich mir gar nicht bewusst bin und die ich explizit/intellektuell, aber aufgrund ihrer kulturspezifischen/unhinterfragten/unbemerkten/subliminalen Alltäglichkeit noch nicht „instinktiv“, ablehne, bis ich (ggf mit Hilfe) soweit bin, sie zu dekonstruieren, zuverlässig zu erkennen, zu bearbeiten und auch nicht im Subtext weiterzutragen. Auch der IAT lässt grüßen. Da wartet noch erstaunlich viel Arbeit…)

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑