Ungarns neue ZensorInnen

Youtube-Capture Annamária Szalai bei einer Pressekonferenz
Youtube-Capture Annamária Szalai

In den letzten Wochen haben Ungarns neue Mediengesetze in der deutschen und europäischen Öffentlichkeit für Aufregung gesorgt. Der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orbán, der das Land seit April mit einer Zweidrittelmehrheit regiert, zeigt sich von den Protesten wenig beeindruckt: „Nicht im Traum“ denke er daran, die Gesetze zu ändern. Offensichtlich nimmt Orbán die internationalen Drohungen nicht ernst – und hat wahrscheinlich Recht. Denn die europäische Reaktion ist nicht nur schwach, sie kommt auch sehr spät.

Was das Parlament in Budapest im Dezember verabschiedete war nur der letzte Teil eines beispiellosen allumfassenden Gesetzespakets, das öffentlich-rechtliche sowie private Radio- und Fernsehsender, Zeitungen und Internetportale praktisch unter die Kontrolle der Regierung stellt. Die neue Aufsichtsbehörde wurde schon im August gegründet, mit einem Vorstand, dem sogenannten „Medienrat“, der ausschließlich mit nationalkonservativen Anhängern der Regierungspartei Fidesz besetzt ist.

Die Zensurbehörde darf ab dem 1. Januar 2011 jede Medieninstitution mit hohen Geldstrafen belegen, wenn ihr die Berichterstattung nicht ausgewogen erscheint, aber auch, wenn sie das „öffentliche Interesse“ oder die „öffentlichen Sittlichkeit“ verletzt sieht. Die Direktorin der Behörde, Annamária Szalai, wurde von Orbán hochpersönlich ernannt – auf neun Jahre. Der Höhepunkt ihrer journalistischen Karriere hat Szalai in den frühen 1990er Jahren erreicht: Damals war sie Chefredakteurin bei dem Provinz-Pornoblatt „Miami Press“ in ihrer Heimatstadt Zalaegerszeg. Heute kritisiert sie die Medienschilderungen von Sex und Gewalt natürlich und tritt für öffentlichen Anstand ein.

Titel von Miami Press

9 Kommentare zu „Ungarns neue ZensorInnen

  1. der ganze artikel gehört in die virtuelle mülltonne. silviu, hast du es wirklich nötig, eine politikerin, welche ansichten sie auch vertreten mag, nach art einer boulevardzeitung um ihre glaubwürdigkeit bringen zu wollen? sie hat vor 20 jahren bei nem pornoblatt gearbeitet. so what.
    >:-(

  2. wolf, welche Glaubwürdigkeit gibt es da, um die man die Madame bringen könnte? Komisches Demokratieverständnis, wenn der Job einer Porno-Redakteurin schlimmer gefunden wird als die Führung einer Zensurbehörde.

  3. So wie ich Silviu verstehe, geht es hier hier nicht um Kritik an dem Job als Chefredakteurin eines Pornomagazins, sondern um die Fähnchen-im-Wind-Mentalität, heute einen auf moralisch und anständig zu machen + Zensur zu unterstützen bzw. zu praktizieren…

  4. Wie langweilig sich in so einem Forum Al zu nennen. Provokant wie ein achselfreies t-Shirt. Strange diese frau und ich Fonds interessant. Auch wenn der Titel nicht besonders hilfreich ist, so ist es doch durchaus interessant etwas über die Berlusconi Variante des freien Journalismus zu erfahren. Sollte Al sich irgendwann einer Frauenrechtsbewegung anschließen so werden seine Kommentare auf der mädchenmannschaft seine Entscheidung im Nachhinein sicherlich auch fragwürdig erscheinen lassen.

  5. @wolf: Ich finde es im Prinzip völlig OK, bei einem Pornoblatt zu arbeiten. Allerdings nicht, wenn das Blatt sexistische Inhalte verbreitet, wie der Fall mit vielen osteuropäischen Zeitschriften aus den 90er Jahren war. Das Titelbild zeigt genau, was für eine Zeitschrift die Miami Press war: billig, voller Stereotypen aus der untersten Schublade etc. Wenn die Chefredakteurin dieses Blattes jetzt zur Oberwächterin der Medien wird, finde ich das geschmacklos und politisch skandalös. Wenn sie dazu noch die Pokemon-Cartoons und den Rapper Ice-T verbieten will, ist das lächerlich.

  6. „Wie langweilig sich in so einem Forum Al zu nennen. Provokant wie ein achselfreies t-Shirt.“

    Es kann ja nicht jeder so ein hochspannendes Original wie du sein, Andreas.

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑