UN Women nimmt ihre Arbeit auf

Am 2. Juli stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen (United Nations, kurz: UN) einstimmig für die Einrichtung eines neuen Ressorts, das sich um die Belange von Frauen und Mädchen weltweit kümmern soll. Die UN Women vereint die vier Institutionen, die sich im Rahmen der Vereinten Nationen bislang mit Frauenförderung und Gleichstellung beschäftigen.

Die Chefin der neuen UN-Frauenorganisation ist Michelle Bachelet, die frühere Präsidentin Chiles, die am heutigen Tage ihre Arbeit aufnimmt. UN Women wird über ein Jahresbudget von mindestens 500 Millionen Dollar verfügen, was etwa einer Verdopplung der Mittel entspricht, die die Vorgängerorganisationen insgesamt zur Verfügung hatten.

Kontrovers diskutiert wurde im Vorfeld die Zusammensetzung des Leitungsgremiums. So bewarben sich zum Beispiel elf Länder um jeweils einen der insgesamt zehn Sitze Asiens in dem 41-köpfigen Gremium. Saudi-Arabien ist dabei. Ein Land fiel raus: der Iran (dieStandard.at berichtete).

UN Women hat drei Hauptziele*:

  1. Unterstützung von zwischenstaatlichen Institutionen und deren Politikformulierung bezüglich globaler Richtlinien und Grundsätze in der Geschlechterpolitik
  2. Unterstützung von Mitgliedsstaaten zur Implentierung dieser Richtlinien, was die Bereitstellung finanzieller und konzeptioneller Hilfen für jene Länder beinhaltet, die um Hilfe bitten; Aufbau von Beziehungen mit Zivilgesellschaften
  3. Die Vereinten Nationen sollen zur Verantwortung gezogen werden hinsichtlich ihres eigenen Engagements in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit; Überprüfung interner Fortschritte

Nun gilt es herauszufinden, was die UN Women leisten kann. Die formulierten Ziele lassen eine Vielzahl an Fragen offen: Wie sehen die globalen Richtlinien und Grundsätze aus, die in den Ländern, die um Hilfe ersuchen, implementiert werden? Welche Länder beantragen überhaupt Unterstützung, welche Bedingungen müssen sie erfüllen? Wie vielfältig werden die Geschlechterpolitik(en) und die sich daraus entwickelten Strategien sein? Nach welchen Kriterien werden zivilgesellschaftliche Kooperationen aufgebaut?

All dies wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die Einrichtung der UN Women ist ein wichtiger und symbolträchtiger Schritt, welches die Notwendigkeit einer Sensibilisierung für Geschlechterverhältnisse erkennt und die Verantwortung für nachhaltige Geschlechterpolitiken übernimmt. Wir werden sehen, wieviel Aktivismus und Nachhaltigkeit in dieser Symbolhaftigkeit steckt.
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* Meine Übersetzung. Korrekturen und/oder Verbesserungsvorschläge sind sehr willkommen!

6 Kommentare zu „UN Women nimmt ihre Arbeit auf

  1. @ Mädchenmannschaft

    Und welche Organisation kümmert sich um die Belange von Männern und Jungen? Würde mich als Mann mal interessieren? Ihr könnt mir da bestimmt weiterhelfen.

    Seltsam finde ich es, das der Iran nicht dabei ist, Saudi Arabien allerdings schon. Dieses ständige Irangebashe von wegen Frauenrechten ist doch heuchlerisch, wenn man sich mal die Zustände in Saudi Arabien ansieht.

    Im Iran dürfen Frauen Auto fahren, Führerschein machen, Arbeiten, Studieren, außer Haus gehen usw, all diese ganz normalen Tätigkeiten werden jedoch Frauen in Saudi Arabien verwehrt.

  2. Vielen Dank, Helga, für die ganzen nützlichen Links! Ich treffe in Feminismus-Diskussionen leider auch öfters auf Männer die solche Argumente verwenden …

  3. Möchte zum Thema gerne einen Hinweis geben :

    http://maedchenmannschaft.net/frauen-frieden-und-sicherheit-nun-auch-eu-sache/#comments

    „…dass 2010 eine UN-Frauenorganisation mit einem Etat von einer Milliarde Dollar gegründet wird. Vier bisherige Frauenabteilungen werden zusammengelegt : UNIFEM..“

    Wenn jetzt nur noch ein tat von 500 Mill. Dollar übrigbleiben, ist das m.E. etwas schade.

    Weiterhin ist in EMMA 01/2011 eine kritische Auseinandersetzung dazu (S. 20) :

    „Die Regierung Irans, weltweit eine der schlimmsten, was Frauenrechte anbetrifft, drängte in die Geschäftsführung. Es brauchte eine Menschenrechtsikone, um die Notbremse zu ziehen : Shirin Ebadi..“

    Weiterhin gibt es wiederum finanzielle Engagements, hier Einflüsse geltend zu machen :

    „So segelte Saudi-Arabien ohne Widerstand auf einen der 6 Sitze, die für besonders spendable Donatorenstaaten reserviert sind.“

    Weiterhin sitzen im 41-köüfigen Exekutivrat auch Pakistan, Libyen und Kongo. Man argumentiert mit der „inbeziehung“ zur Veränderung, was jedoch bisher zu Blockaden durch den UN-Menschenrechtsrat z.B. Interventionen zu Steinigungen und Zwangsverheiratungen muslimischer Mädchen ab dem Alter von 9 Jahren.

    Die iranische Rechtsanwältin Shirin Ebadi kommentierte wohl die Konstellationen als ad absurdum, noch bevor sie ihre Arbeit aufgenommen hat.

    M.E. kritisch zu beobachten, wie es dort weitergeht. Es sollte kein Schutzkartell für Menschenrechtsverletzungen werden.

    Thorsten : m.E. hier off-topic, s. das separate Thread zum Bundesforum Männer.

  4. @emaryllis :

    „..auf Männer die..“

    Dazu schrieb auch EMMA :

    http://www.emma.de/ressorts/artikel/maennerbuende/maennerbuende-und-evangelikale/

    „…„Geschlechterkampf von rechts“ erforscht hat. Und in der Tat, in seiner kritischen Studie, sowie in den diversen Foren und Artikeln der Männerbündler, fanden wir es fast..“

    Es handelt sich meiner Erfahrung nach vorzugsweise um Leute aus diesem Milieu, die auch feministische Blogs durchforsten und bewachen.

    Ich kenne genug Männer, die profeministisch sind und sich solidarisch positionieren. Leider sind die nicht so sichtbar wie z.B.
    der ehemalige UN-Spitzenfunktionär aus Kanada Stephen Lewis, der drei Jahre lang für die Installation einer schlagkräftigen Dachorganisation UN-Women gearbeitet hat.

Kommentare sind geschlossen.

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