Terminhinweis: Shortcut to justice – Frauen richten in Indien

Nihisha Desai

Am Dienstag, den 2. September, findet im Kino Central, Rosenthaler Straße 39 (Hackesche Höfe) ein Abend zum Thema Frauen in Indien statt. Veranstaltet wird dieser von der Heinrich-Böll-Stiftung. Den Beginn macht ein Film von Daniel Burkholz und Sybille Fezer: „Shortcut to justice – Frauen in Indien schaffen einen neuen Weg zur Gerechtigkeit“.

Das Indische Rechtssystem ist hoffnungslos überlastet: Über 13 Millionen Fälle sind unbearbeitet, manche Verfahren dauern dort bis zu zehn Jahre. Besonders betroffen sind Frauen, denn Gewalt in der Ehe (mit immer noch über 7.000 Morden an Ehefrauen jährlich) und Zwangsverheiratung sind nach wie vor alltäglich für indische Frauen quer durch alle gesellschaftlichen Schichten.

„Eigeninitiative ist die einzige Chance: In Gujarat, im Nordwesten Indiens, haben Frauen deshalb selbst Gerichte ins Leben gerufen. Sie sprechen Recht – unter einem Baum auf einem staubigen Platz am Rande eines Armenviertels. Sie greifen ein, um Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen.“

Weiter geht es danach in einer Podiumsdiskussion um die Fragen „Welche Anerkennung findet diese Form der alternativen Gerechtigkeit bei Justiz und in der Gesellschaft?“ und  „Worin liegen die Erfolge und Perspektiven der Frauengerichte?“

Die beiden Dokumentarfilmer_innen diskutierten diese Fragen mit der indischen Frauenrechtlerin Nimisha Desai. Moderiert wird die Runde von Dr. Gülay Çaglar von der Humboldt-Universität Berlin, deren Fachgebiet Gender und Globalisierung ist.

Der Abend beginnt um 20.00 Uhr und kostet insgesamt gut investierte 5,50 €.

Und für alle KölnerInnen: Am 5. September gibt es Film und Diskussionsrunde auch in der Alten Feuerwache, Beginn ist ebenfalls 20.00 Uhr.

(das Foto zeigt eine Szene aus dem Film; © Sybille Fezer)

11 Kommentare zu „Terminhinweis: Shortcut to justice – Frauen richten in Indien

  1. Hallo Ihr Lieben!

    Danke für den Hinweis! Das klingt wirklich interessant und da ich ja aus Köln komme freut es mich zu lesen, dass die Veranstaltung auch hier stattfinden wird! :-) Werde es mir auf jeden Fall merken und versuchen hinzugehen.

  2. Sorry, aber das geht gar nicht. Was soll das denn? Lynchjustiz oder was? Und das soll gut sein, nur weil es von Frauen für Frauen ist? Nein, das kann ich nicht gut finden. Tut mir leid.

  3. der film klingt echt interessant. und jede initiative, von indischen frauen für indische frauen hat erstmal zumindest eine ganze menge sympathie und respekt von mir.
    für mich klingt „alternative“ gerechtigkeit allerdings auch erst mal ein bisschen suspekt. braucht man in der largests democracy in the world eine paralell-justiz?
    wäre es nicht naheleigender sich erstmal für die umsetzung der bestehenden gesetze einzusetzen?
    macht nicht gerade die privat-justiz viele der schwierigkeiten in indien aus?

    @felix: ich versteh dein anliegen schon. mit kulturrelativistischen urteilen sollte man allerdings auch vorsichtig sein.

    wie auch immer, für mich stellen sich erstmal eine ganze menge fragen zu dem thema, die der film sicher beantworten kann. hoffe, ich krieg den in münchen auch mal zu sehen. ist sicher spannend.

  4. Lynchjustiz bitte nicht mit Selbstjustiz verwechseln. Außerdem ist solch pauschale Kritik, ohne den Film oder die tatsächlichen Umstände dort zu kennen, echt unangebracht.

    Zumindest nach dem Trailer denke ich, dass es sich dabei auch nicht um Gerichte im traditionellen Sinne handelt. Eher um Streitschlichter oer Ombudsfrauen, die sich um Sachen kümmern, die eh nicht vor Gericht kommen würden. Im Trailer ging es um ein Ehepaar bei dem sich die Ehefrau beschwerte, dass ihr Mann sie schlägt. Er verteidigte sich damit, dass er wolle, dass sie ihm gehorche. Er war also anwesend und sah auch nicht so aus, als ob er hingezwungen worden sei. Wahrscheinlich geht es sonst vor allem auch um Dinge wie Nachbarschaftsstreitereien, die man bei uns auch immer häufiger zu außergerichtlichen Schlichtern schickt.

  5. Ohne den Film gesehen zu haben kann man wirklich wenig dazu sagen. Im Trailer sieht es tatsächlich eher nach Streit schlichten / sozialer Kontrolle aus.

    Bei dem Begriff „alternative Rechtssprechung“ wird mir allerdings speiübel, klingt ziemlich nach einem Euphemismus für Lynch- bzw. Selbstjustiz. Es gibt keine Alternative zum staatlichen Gewaltmonopol und zum Menschenrecht auf Unschuldsvermutung etc.

    „Frauen richten für Frauen“ ist eigentlich schon von vornherein eine Absage an Unparteilichkeit.

  6. Ah ja:

    Another innovative approach is the Nari Adalat (Female Court). Women groups have organized themselves into these informal judicial forums in order to redress the grievances and cases of women through consultation and negotiation. So far, 19 Nari Adalats have been set up and are functioning in a very professional manner.

    (hervorhebung von mir)

    Quelle

    Wie und warum man das „Rechtsprechung“ nennt, bleibt mir ein Rätsel.

  7. Euch ist schon klar, dass man bei Lynchjustiz Todesurteile verhängt und vollstrecken lässt? Mit dem Begriff wäre ich da echt vorsichtig!

  8. „Wie und warum man das “Rechtsprechung” nennt, bleibt mir ein Rätsel.“ Weil der Begriff im Englischen nicht so begrenzt verwendet wird? Und weil es in vielen Ländern auf der Welt eben nicht nur „das“ staatliche Rechtssystem gibt, sondern häufig auch lokale oder religiöse „Gerichte“, die Konflikte lösen, die man nicht vor Gericht austragen will/kann. Das meinte wahrscheinlich felix mit westlich kulturzentrierten Urteilen.

    Wobei es z.B. jüdische Gerichte auch in England gibt und ein Rabbinatsgericht in Koblenz.

  9. Euch ist schon klar, dass man bei Lynchjustiz Todesurteile verhängt und vollstrecken lässt? Mit dem Begriff wäre ich da echt vorsichtig!

    Ich weiß nicht, warum man Selbstjustiz verharmlosen sollte. Wenn man anfängt Selbstjustiz zu tolerieren, dann endet das meistens irgendwann beim lynchen. (Der Begriff „Lynchjustiz“ hat sich eigentlich als Begriff für Selbstjustiz durchgesetzt – Und das ist auch gut so)

    Wenn bei uns z.B. irgendwelche selbsternannten „antisexistischen Gruppen“ herumlaufen und dem „Recht“ Geltung verschaffen wollen, dann ist das als Bandenkriminalität unnachgiebig zu verfolgen.

    Es gibt auch bei uns Parteigerichte, Schiedsgerichte etc. Recht sprechen tun sie nicht.

    Weiterhin ist der Begriff „Recht sprechen“ in dem Fall schon allein deshalb fragwürdig, weil nur Frauen als „Richterinnen“ zugelassen sind.

    Die Urteile der Nari Adalats haben nach meiner Erkenntnis nur empfehlenden Charakter, wenn eine Partei nicht einverstanden ist wird ein reguläres Gericht angerufen. Sie genießen aber wohl ein hohes Ansehen, weshalb die Urteile meistens anerkannt werden.

    Es soll bestrebungen geben, die Urteile als rechtsgültig anzuerkennen – Was ich als sehr fragwürdig erachte. Da wäre es angebrachter, das bestehende Justizsystem zu verbessern – Alles Andere widerspricht internationalen Standards von Rechtssprechung.

  10. P.s.: Bitte nicht falsch verstehen: Nach dem was ich von den Nari Adalats weiß halte ich sie für eine gute Sache.

Kommentare sind geschlossen.

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