Selbermach-Winter 2015/2016

S5001030 Heute verabschieden wir uns in einen kleinen Winterschlaf, aus welchem wir wieder am 04. Januar erwachen werden. In der Zwischenzeit steht euch dieser Selbermach-Winter offen. Hier könnt ihr wie gewohnt Hinweise zu spannenden Artikeln, Debatten und Projekten posten. Für Lesestoff ist auch gesorgt, denn dafür haben wir bereits eine kleine Liste mit wichtigen Blogtexten aus diesem Jahr zusammengestellt und für den Endjahres-Soundtrack empfiehlt sich unser letzter Samstagabendbeat mit einigen unserer diesjährigen Lieblingstracks.

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Alles Gute und bis 2016!

8 Kommentare zu „Selbermach-Winter 2015/2016

  1. Ich will mal die Gelegenheit nutzen und oberflächlicher Genderkritik etwas entgegensetzen. Auf konkrete Beispiele möchte ich nicht eingehen, weil die Allgegenwart dessen, wovon ich spreche das meiner Meinung nach überflüssig macht. Wenn ich von oberflächlicher Genderkritik spreche, meine ich damit Kritik, die sich ausschließlich auf einen winzigen Bruchteil dessen bezieht, was beispielsweise Butler unter Gender versteht. Sei es die Farbe von Klamotten, welche Musik mensch hört, wie mensch gerne seine_ihre Frei_Zeit verbringt, …

    Das alles mögen Dinge sein, die geschlechtlich konnotiert sind. Sie spielen aber selten eine Rolle dabei, wie mensch von seiner_ihrer Umwelt eingeordnet wird. Und genau da liegt das Problem. Sehr, sehr viele (und damit meine ich so ziemlich die meisten selbsternannten Genderexperten, die cis sind) verstehen einfach nicht die Tragweite von Gender. Wenn mensch trans* ist und Texte zu Gender liest, muss mensch sich dermaßen oft an den Kopf schlagen, weil dort mitunter ein derartiger Mist verbreitet wird, der so tut, als wäre trans* eine Erscheinung, die es ohne Geschlechterklischees nicht geben würde.

    Das liegt meiner Meinung nach daran, dass die Leute, die das schreiben (cis, cis, cis…) immer noch nicht verstanden haben, dass Gender und Sex (das „biologische Geschlecht“ :P ) nicht voneinander getrennt betrachtet werden können. Sex wird in ihren Analysen von Geschlecht meistens nicht einmal erwähnt. Weil sie anscheinend davon ausgehen, dass es keine Rolle spielt. Dabei ist Sex ein Teil von Gender. „Soziales Geschlecht“ ist allumfassend. Der Körper ist von gesellschaftlicher Vereinnahmung nicht ausgenommen.

    Deswegen habe ich mittlerweile auch wenig Lust im Gespräch mit Cisleuten von Gender zu sprechen, weil die meisten denken, damit seien irgendwelche Rollenbilder aus den fünfziger Jahren gemeint. Dann spreche ich doch lieber von Geschlecht. Denn es geht nicht um Klischees sondern um das, was tatsächlich als Geschlecht wahrgenommen wird. Und das Allerschlimmste daran ist, dass diese Leute mit ihrer oberflächlichen Kritik einfach so tun, als gäbe es trans* nicht. Es ist so demütigend und herablassend.

    Aber nach diesem Verständnis von Gender und ihren Lösungsansätzen („Jungen müssen nicht so und so sein und Mädchen müssen nicht so und so sein“) existieren wir einfach nicht. Oder besser, wir würden nicht existieren, wenn es diese Klischees nicht gäbe. Das führt zu der weiteren paradoxen Annahme, dass alle Trans*menschen den Klischees ihres Geschlechts entsprechen. Sonst wären sie ja nicht trans*. Ich bin aber nicht trans* weil mir irgendjemand verboten hat mit Puppen zu spielen oder weil ich lieber koche anstatt zu boxen. Sondern weil Leute meinen ich wäre ein Mann obwohl ich eine Frau bin.

    Und da kommen die nächsten reaktionären Pisser ins Spiel. Wer jetzt doch ein Paradebeispiel für das völlige Unverständnis von Geschlecht und trans* sehen will, der lese bitte folgenden Schwachsinn http://www.emma.de/artikel/ask-alice-was-soll-ich-einem-transsexuellen-maedchen-raten-317489 (Ich weise darauf hin, dass Schwarzers Text reine Gewalt gegen Trans* ist und ganz offensichtlich den Wunsch nach dem Nichtvorhandensein von Trans* ausdrückt) und direkt danach als Gegengift diesen Artikel https://derzaunfink.wordpress.com/2014/08/07/dont-ask-alice-falsche-korper-falsche-rollen-falsche-ratschlage/ vom wunderbaren Zaunfink.

    Die nächste Schlussfolgerung daraus, dass es bei Gender nur um Rollen und Klischees geht ist, dass Trans*menschen ihre Körper gefälligst so zu lassen haben wie sie sind, denn das hat ja mit Gender nun wirklich nichts zu tun. „My body, my choice“ scheint für Trans* nicht zu gelten. Selbst von angeblichen Queerfeminist_innen muss mensch sich so einen Bullshit reinziehen. Da werfen beispielsweise Cismänner Trans*frauen vor, dass sie mit der Veränderung ihres Körpers ihre Subversivität verlieren würden. Erstens, nein das tun wir nicht. Wir sind sowas von subversiv, dass wir dir gleich subversiv in deinen Arsch treten. Und zweitens, +üwekf#ü3r93fh HALLO?!! GEHTS NOCH? WAS WIR MIT UNSEREN KÖRPERN MACHEN GEHT DICH EINEN SCHEISSDRECK AN. UNSERE KÖRPER SIND NICHT DAS SCHLACHTFELD AUF DEM IHR EURE POLITISCHEN KÄMPFE AUSTRAGEN KÖNNT. Und „Kritik“ an dem, was wir mit unseren Körpern machen, hat ungefähr genauso den Namen Kritik verdient wie „Islamkritik“. Noch ein abschließendes Wort zu Erwartungen an Trans*frauen. Don’t expect anything from us. Ich habe es satt, dass ihr über meinen Körper sprecht, als wäre er ein Ausstellungsstück und mein Geschlecht, als wäre es ein mathematischer Satz, den ich euch zu beweisen habe. So, vielleicht war ich jetzt teilweise etwas sauer aber wer sich angesprochen fühlt, hat’s auch verdient.

    If you don’t know now you know!

  2. Der Pharmakonzern Bayer vermarktete jahrelang Pillen als Lifestyle-Produkte, ohne vor dem erhöhten Thromboserisiko zu warnen. Am Donnerstag begann der erste Prozess in Deutschland gegen die Bayer AG wegen der Pille „Yasminelle“, da eine Frau auf Schadensersatz klagte.
    Einen Artikel darüber mit dem Titel „Die Pille: Weibliche Selbstbestimmung oder kapitalistisches Schönheitsideal?“ findet ihr unter http://klassegegenklasse.org/die-pille-weibliche-selbstbestimmung-oder-kapitalistisches-schoenheitsideal/

  3. Vielen Dank, liebe Mädchenmannschaft, für eure tolle Arbeit auch in diesem Jahr. Ich weiß eure immer interessanten Artikel und euren Einsatz sehr zu schätzen, selbst wenn ich nicht bei allem zustimme und ich freue mich auf 2016 als Leserin :-). Frohes neues Jahr!

  4. Gerade habe ich mit halben Ohr beim Fernsehprogramm der Verwandtschaft zugehört. Vor Ärger habe ich schon wieder einen Kloß im Hals. Es lief von 23.00 bis 23.45 Uhr ‚Heinz Becker „Die Welt rückt näher“‚ (Solokabarett von und mit Gerd Dudenhöffer) auf SWR.
    Was da alles an Stereotypen und -ismen reproduziert wurde, lässt sich gar nicht alles zusammenfassen. Ich bin erschüttert und habe an den SWR geschrieben. Ich hoffe, es schließen sich mir Leute an. Vielleicht findet ihr diesen Müll ja auch dort in der Mediathek wieder.

    Hier mein Brief:

    Sehr geehrtes SWR-Team,

    Wieso strahlen sie Gerd Dudenhöffers Programm „Die Welt rückt näher“ aus? Richtet sich das SWR Fernsehen ausgewiesenerkmaßen nur an weiße, männliche Deutsche? Ist ihnen der sexistische und rassistische Inhalt dieses Programms auf wundersame Weise verborgen geblieben?

    Müssen sie wirklich beinah eine Stunde lang einem weißen Mann eine Bühne überlassen, der sich über die Hungerleidenden in manchen afrikanischen Ländern mit den Worten lustig macht: „Schwarz macht schlank, sagte meine Mutter“? Der darüberhinaus konsequent schwarze Menschen nur als N-Wort benennt und das minutenlang? Der Political Correctness abtut mit der Begründung, sie würde zu „Rassenhass“ führen, da man ja als Deutscher bald nichts mehr sagen dürfe?

    Über Frauen wurde gesagt, sie bräuchten sich über die Ungleichheit der Geschlechter nicht zu beklagen, da dies ja nur hieße, dass sie nur zu heiraten bräuchten und fortan „durchgefüttert“ würden. Außerdem wären ja alle Frauen, die sich für die Emanzipation einsetzten, nur zu hässlich, um einen Mann zu finden und würden daher andere Frauen aufwiegeln…

    Achja, Homophobie, nahm Herr Dudenhöffer auch noch in sein Programm auf, indem er erklärte, früher hätte man Fußballer _gehäutet_ (!), wenn sie sich geoutet hätten und heutzutage fänden das Menschen sogar gut.

    Mir ist bewusst, dass diese Sendung als „Solokabarett“ ausgeschrieben wurde – aber Rassismus, Sexismus und Homophobie sind keine Witze! Ich hatte mehr von ihrem Sender erwartet und ich hoffe, sie werden nie wieder so etwas ausstrahlen!

  5. Liebe Alle,

    zum Fest der „heiligen Familie“ haben wir diesen Text veröffentlicht. In diesem Sinne:
    Euch allen schöne Feiertage und einen schwungvollen feministischen Start ins neue Jahr!

    Feministinnen* kennen kein „Vater“land!

    In diesem Jahr hat der Mainstream-Feminismus das Thema Flüchtlingsfrauen entdeckt. In der Oktober-Ausgabe von Emma findet sich daher ein „geschlechtsspezifischer Forderungskatalog“, in dem Emma formuliert, was „JETZT PASSIEREN“ müsse.

    Auf den ersten Blick scheinen die Forderungen zumindest nicht zu schaden, auch wenn alle, die schon länger gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen* für eine Verbesserung ihrer Situation kämpfen, viele Forderungen vermissen – zum Beispiel die Forderung nach Abschaffung des entwürdigenden Asylbewerberleistungsgesetzes oder die Forderung nach privatem Wohnraum für alle und nach Abschaffung der Sammelunterkünfte – also die Maßnahmen, die Flüchtlingsfrauen* selbst seit langem zu ihrem Schutz einfordern. Vor allem in Bezug auf Asylverfahren bleiben die Forderungen reichlich inhaltslos, so dass sich die Frage aufdrängt, ob es Emma tatsächlich darum geht, die Situation asylsuchender Frauen zu verbessern.
    Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, was die eigentliche Absicht hinter diesen alarmistischen Forderungen ist: Tatsächlich geht es darum, asylsuchende Männer als Täter in den Fokus zu nehmen. Denn so erfahren wir an anderer Stelle in derselben Ausgabe der Emma: „Denn eines ist doch klar: Viele der überwiegend jungen Männer, die da jetzt zu uns kommen, sind bisher noch nicht einmal von einem Hauch Gleichberechtigung der Geschlechter gestreift worden. Sie kommen aus Kulturen wie dem Islam, in denen Frauen als minderwertig gelten (..). Sie sind überwiegend Araber, bei denen es, unabhängig vom Glauben, traditionell schlecht bestellt ist um die Frauenrechte. Und sie kommen aus (Bürger)Kriegsgebieten, in denen sie Opfer oder Täter waren, und so manches Mal auch beides zugleich.“
    Gegen die soll nun in aller Härte vorgegangen werden. „Täter müssen konsequent verfolgt werden, auch wenn sie selber gleichzeitig Opfer sind.“ Und wie – darüber denkt Emma dann auch gleich nach: „Es stellt sich die Frage, ob solche Verstöße (Übergriffe auf Frauen bzw. Kinder und Verstöße gegen unsere Gesetze) auch ein Grund für die Ablehnung des Asylgesuchs sein können.“
    Das wäre dann also die Asylrechtsverschärfung alla Emma – wohl platziert im aktuellen Diskurs, der das individuelle Asylrecht mit der willkürlichen Bestimmung von immer mehr angeblich „sicheren Herkunftsländern“ aushöhlt und Asylsuchenden auf der Basis von Prognosen über den Ausgang des Asylverfahrens elementare Grundrechte entzieht.

    Weiterlesen: http://fia.blogsport.de/2015/12/23/feministinnen-kennen-kein-vaterland/

  6. Hi liebe LeserInnen der Mädchenmannschaft

    ich möchte euch gern auf diesen Workshop hinweisen: clojurebridge-berlin.github.io
    Es ist ein kostenloser Programmier-Workshop für Frauen* in Berlin Ende Januar. Absolute Anfängerinnen sind willkommen!
    Einen Tag lang werden wir einen Einführungskurs ins Programmieren mit Clojure geben. Verpflegung ist auch dabei. Bitte meldet Euch an oder lest mehr unter —>
    clojurebridge-berlin.github.io

    LG
    Franka

  7. Auf http://www.lizzynet.de/47475262.php gibt es ein super Interview mit den Mädels vom Interkulturellen Mädchentreff Azade zu ihrem selbst geschriebenen Rap „Ohne Angst“. Lohnt sich!

    Allen Mädchenmannschaft-Macher_innen und – Leser_innen einen wunderbaren Start in ein hoffentlich kraftvolles und – mensch wird noch träumen dürfen – manchmal vielleicht auch Hoffnung gebendes 2016!

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