Selbermach-Sonntag (6.6.10)

Sepiabild eines kleinen Mädchens beim Spielen Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kommentator_innen,
es ist wieder soweit. Was habt Ihr gelesen, gebloggt, schön oder furchtbar gefunden? Worüber muss noch mal geredet werden? Ab damit in den Selbermach-Sonntag!

21 Kommentare zu „Selbermach-Sonntag (6.6.10)

  1. @Marlene, schon mal was von Wehrpflicht gehört, oder vom Frauengesundheitsbericht – den für Männer gibts nämlich nicht…

  2. @starke Frau
    Interessanter Artikel, aber ehrlich gesagt hat mich der Schlusssatz am meisten schockiert:
    > Wenn sie aus ihren Kurven Kapital schlägt, dann könnte sie nicht nur ihren Anwalt von ihrer unrechtmässigen Entlassung überzeugen.

    @Marlene
    Da fällt mir schon eine Menge ein. Männer in sozialen (Krankenpfleger oder Kindergärtner) oder künstlerischen (Ballettänzer oder Innenarchitekt) haben doch schon mit einigen Vorurteilen zu kämpfen. Allgemein ist auch das Männerbild in vielen Medien sicher diskussionswert. Keine Ahnung, ob dieser Verband sich dafür einsetzt, aber so einfach wie Du es darstellst, dass man erst einmal zu dem Geschlecht gehören muss dem es in den Vorständen „schlechter geht“ um Lobbyarbeit betreiben zu dürfen ist es doch nicht.

    Und generell ist es doch immer von Vorteil, wenn es einen Verband gibt der die Erfahrungen betroffener sammelt. Wie relevant die Interessen dieses Interessensverbandes dann im gesammtgesellschaftlichen Kontext sind bleibt natürlich, wie bei anderen Verbänden auch, zu diskutieren. Aber das weiß man ja im Voraus nicht.

    Was ich einmal gerne diskutieren würde ist, ein Eindruck den ich öfters habe Frauen (oder eben nichtvorhandene Frauen) in gehobenen Positionen sehr viel Aufmerksamkeit (im feministischen Diskurs) zukommt. Ich denke nicht, dass das nur mein Eindruck ist. Im Beitrag vorher wurde über die mögliche Präsidentin diskutiert, hier sind Frauen in der Vorstandsetage und eine Bankerin Thema.

    Ich finde es müsste doch eigentlich genauso relevant sein, „wer in der Kantine das Essen kocht“, „wer die Verbrecher fängt und den Verkehr regelt“, „wer den Müll weg bringt“, „wer im Kita die Kinder betreut“ oder „wer dein Autor repariert“?

    Also die Frage an alle: Wieso ist das so? Kann man etwas dagegen tun? Muss man etwas dagegen tun?

  3. @Marlene : Ich kenne das Problem. Es ist manchmal extrem schwierig, die Situationen mit den Augen der Betroffenen sehen zu können..
    Bis vor Kurzem war ich noch überzeugt, dass Benachteiligung von Frauen im Job vorsintflutlich sind und alle korrekt gleich behandelt
    werden so nach dem Motto „Wieso, Frauen können doch jetzt alles?“.

    Hier wurde ich eines besseren belehrt :

    http://www.ftd.de/unternehmen/handel-dienstleister/:strafe-wegen-benachteiligung-novartis-muss-millionen-an-mitarbeiterinnen-zahlen/50116284.html

    Das zeigt, das „Patriarchat“ sagt den Männern auch nicht alles…

    Und ich versuche, Männeraktivisten klar zu machen, wie sehr die gegebenen Selbstverständlichkeiten und eindimensionalen
    Verhältnisse Männern schaden, indem sie dann z.B. früher sterben. Karriere, Konkurrenz, Kollabs.

    „Das Patriarchat schadet ihrer Gesundheit“ formuliert Ute Scheub in „Heldendämmerung“. Oder insbesondere das zentrale
    Thema zwischenmännliche Gewalt. Es dauert noch etwas, jeder ist zu sehr in seinen Weltanschauungen, die Stabilität
    und Sicherheit verleihen, gefangen.

  4. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine Analyse der beiden Konjunkturprogramme der Bundesregierung hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit herausgegeben. Finde ich sehr lesenswert:
    Wem werden Konjunkturprogramme gerecht? : Eine budgetorientierte Gender-Analyse der Konjukturpakete I und II / Mara Kuhl
    http://library.fes.de/pdf-files/wiso/07230.pdf

    Das Ergebnis ist leider nicht sehr positiv. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass mehr Männer als Frauen in den Genuss der unterschiedlichen Förderungen gekommen sind.

  5. Kommentar im Tagesspiegel: Der deutsche Mann kämpft nicht mehr

    „Unfassbar. Der deutsche Mann kämpft nicht mehr, er setzt sich nicht mehr durch, er will nicht mehr nach oben. Möglicherweise hat das damit zu tun, dass es jetzt eine Menge Frauen gibt, die das alles auch wollen, können – und auch noch bleiben. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich der Mann aus sich heraus ins Sofa kuschelt und lieber ein bisschen Pause macht.“

    http://www.tagesspiegel.de/meinung/der-deutsche-mann-kaempft-nicht-mehr/1852528.html;jsessionid=C3C5BF486457E6DE68AD0E1C979E1F7F

  6. @M.S. Könntest du deinen Ton bitte mäßigen? Respekt sollte doch möglich sein bei aller Polarität von Themen.

    Helfen würde auch den Link von Marlene zu lesen, statt drauf los zu poltern.

    Vielen Dank!

  7. „Unfassbar. Der deutsche Mann kämpft nicht mehr, er setzt sich nicht mehr durch, er will nicht mehr nach oben.”

    Fände ich jetzt gar nicht schlimm…dann wäre da „oben“ mehr Platz für Frauen. ;)

  8. In der Schweiz nimmt es die Presse wieder mal nicht mehr so genau mit der Wahrheit, wenn es darum geht, die sinnvolle Arbeit einer Gleichstellungsfachstelle zu disqualifizieren. Hauptsache die Bevölkerung schreit auf, obwohl oder gerade weil sie keine Ahnung hat warum’s geht:

    http://www.derbund.ch/bern/Der-sexistische-Fussgaengerstreifen/story/20782017

    http://www.blick.ch/news/schweiz/weder-vater-noch-mutter-beamte-sollen-kuenftig-das-elter-sagen-148276

  9. @Mondfee, Julien : „dann wäre da “oben” mehr Platz für Frauen. “

    Da gebe ich Dir 100% recht. Auch ich fände es gut und ich habe es auch schon oft vorgeschlagen.

    „Möglicherweise hat das damit zu tun, dass es jetzt eine Menge Frauen gibt, die das alles auch wollen, können – und auch noch bleiben. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich der Mann aus sich heraus….“

    Es sind nicht nur Frauen, die desillusioniert von der „Macht“ sind und auf den Goldfischteich „da oben“ keinen Wert mehr legen, auch Männer essen mehr und mehr vom Baum der Erkenntnis und wollen ihr Rentenalter noch erleben, insbesondere wenn sich die Gesundheit meldet.

    „Viele mussten erleben, dass sie und ihre Arbeit nicht immer respektiert werden. Die meisten haben es irgendwann auch einmal sattgehabt.“

    Das weitere Problem ist, dass dies nicht einmal immer so akzeptiert wird und stattdessen gemeint wird, die Druckkulisse oder Existenzängste erhöhen zu müssen, wenn Mann nicht mehr so kann/will – wie auch immer.

    Wie gesagt, ich finde es gut, jetzt die Frauen ranzulassen – und sei es, gewissen Leuten, die die Krise verursacht haben und wieder anfangen zu verursachen, von mir auch aus per Quote eins auszuwischen.

  10. Ich fand diese Woche die Mail vom deutschen Werberat sehr enttäuschend, in dem konstatiert wurde, daß die AXE-Werbung nicht sexistisch ist, weil sie ironisch und überzeichnet ist… Naja.

  11. @Regula: Vielleicht möchtest du mal erklären, worum es wirklich geht? Was ist denn deiner Meinung nach die Wahrheit?

    Nachdem ich nämlich die von dir verlinkten Artikel gelesen habe, kann ich diesen nur zustimmen. Das Zwangweise verändern der Sprache (sogar noch indem teilweise deutsche durch englische Wörter ersetzt werden, weil die angeblich weniger diskriminierend sind) finde ich ziemlich überflüssig.
    Unabhängig, was diese Stelle sonst macht, handelt es sich hierbei nicht um eine sinnvolle Maßnahme.

  12. @Regula:
    ohwei, die Artikel und die Kommentare sind ja unterirdisch…Ich hoffe nur, die Gleichstellungsfachstelle läßt sich davon nicht abschrecken! Ich sage nur: Sprache schafft Bewusstsein.

  13. ich hatte mich schon gewundert, aber jetzt ist es endlich soweit: möglicherweise dramatische Wendung im Kachelmann-Fall, ein neues Gutachten stellt die Glaubwürdigkeit der Frau in Frage, möglicherweise hat sie aus Eifersucht und gekränktem Stolz die Vergewaltigung nur erfunden.

  14. @Regula: Ich hab mich auch furchtbar genervt über die einseitige Berichterstattung zu den neuen Sprachregeln. Auch der Tagi hat populistisch-negativ berichtet, ohne auch nur zwei Mal zu überlegen.
    Der Punkt ist ja, @M.S., dass wir durch unsere Sprache unsere Denkweise schaffen. Sprechen wir immer von Ärzten und meinen dabei selbstverständlich auch Ärztinnen, haben wir trotzdem vor unserem geistigen Auge bloss Männer, keine Frauen.
    Das Phänomen, dass wir unser Sprachraster über die Realität legen und sie so unserer Prägung entsprechend wahrnehmen, wurde bereits in verschiedenen Kontexten untersucht (nicht nur feministischen). Nennt sich Sapir-Whorf-Hypothese.

  15. @ Laura: Merci fürs Übernehmen der Antwort! Bin nicht mehr ins Internet gekommen.
    @ M.S.: Das Problem ist, dass die Berichterstattung völlig einseitig und massivst verzerrend ist. Der Sprachleitfaden der Stadt Bern ist so etwas von harmlos, dass er selbst wohl auch den letzten rechtspopulistischen Antifeminist zum Aufschreien gebracht hätte. Aber die Medien brauchten ihre Klicks, also wird die Realität mal etwas zurechtkorrigiert: es finden sich in der Berichterstattung Beispiele, die sich im Leitfaden nicht finden (z.B. „das Elter“ im Blick), Daniel Foppa im Tagi bringt, um sein Publikum anzustacheln, Beispiele, die mit dem Leitfaden nichts zu tun haben können: Bärinnengraben und Kindlifresserin-Brunnen. Die der geschlechtergerechten Sprache zu Grunde liegende Regel besagt, dass bei Personenbezeichnungen, zu denen es eine männliche und eine weibliche Form gibt, grammatikalisches und biologisches Geschlecht übereinstimmen müssen. Nun ist „Bär“ keine Personenbezeichnung, und die Namen gebende Figur auf dem Brunnen ist effektiv ein Mann – also alles korrekt. Was Foppa betreibt, ist m.E. eine bewusste Irreführung der Leserinnen und Leser, um die Fachstelle zu diffamieren.
    Die oft gehörte Entgegnung, das generische Maskulinum (als gemischtgeschlechtliche Gruppen oder Personen, von denen das Geschlecht nicht bekannt ist, mit einer männlichen Personenbezeichnung zu versehen) sei ja geschlechtsneutral, stimmt nicht: es ist hinreichend durch Studien belegt worden, dass mensch sich bei einer männlichen Personenbezeichnung auch eine männliche Person vorstellt. Oder hast du dir schon mal einen geschlechtsneutralen Manager, Studenten, Krankenpfleger, etc. vorgestellt? Funtkioniert nicht! Eine Sprache, in der das Masulinum je nach Kontext die Frauen mitmeint oder auch nicht, widerspiegelt eine Realität, in der nach wie vor noch der Mann der Default, die Frau die Abweichung ist. Es ist also Zeit, dass wir Frauen durch ihre konsequente Nennung sichtbar machen. Massnahmen wie der Berner Leitfaden sind ein Anfang.

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