Selbermach-Sonntag (4.7.2010)

Sepiabild eines kleinen Mädchens beim Spielen Liebe Leser_innen liebe Kommentator_innen, es ist wieder Sonntag und damit Zeit für eure Gedanken. Was hat Begeisterungsstürme ausgelöst? Was hat euch auf die Palme gebracht? Was sollte auf keinen Fall in Vergessenheit geraten? Wir freuen uns auf eure Beiträge und wünschen ein tolles Rest-Wochenende!

27 Kommentare zu „Selbermach-Sonntag (4.7.2010)

  1. Mich hat diese Woche folgender Spruch ziemlich geschockt (wahrscheinlich kennen ihn einige von euch):

    „Nach dem Essen sollst du rauchen
    oder eine Frau missbrauchen,
    hast du keine Frau zur Hand,
    wichse auf den Tellerrand!“

    Das erschreckende war, dass der Spruch von einer Frau kam (!), in einer Runde von Frauen. Die meisten lachten. Da hab ich mich echt gefragt, ob die überhaupt noch was merken. War schlichtweg fassungslos…

  2. Der Verbandsgemeindebürgermeister aus dem Heimatort meiner Mutter soll abgewählt werden. Nachdem er wegen sexueller Nötigung zu einer Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren verurteilt wurde weigert er sich standhaft zurückzutreten. Einstimmig hat der Verbandsgemeinderat die beschlossen, die Abwahl einzuleiten. Das freute mich insbesondere ein bisschen, da das Eifelstädchen in dem meine Mutter lebt zu einem der schwärzesten Landkreise außerhalb Bayerns zählt und ich etwas anderes erwartet hatte. Jetzt musste ich erfahren, dass meine Mutter und einige Freundinnen von weiblichen Bekannten doch immer wieder Sätze zu hören bekommen wie: „Nur weil der die bisschen angefasst hat, muss der doch nicht zurücktreten.“ Trockene kurze Antwort meiner Mutter und ihrer Freundinnen, bevor sie den Kontakt mit den komischen Frauen abbrechen: „Doch. Genau deswegen.“ Das macht mich irgendwie ein bisschen stolz.
    Infos:
    http://www.rhein-zeitung.de/regionales/mittelmosel_artikel,-Buergermeister-Mattes-Jetzt-kommt-das-Abwahlverfahren-_arid,86292.html#articletop

  3. Ach und was ich auch noch cool fand war, dass pünktlich zum CSD der Blitz in den Kölner Dom eingeschlagen hat. Nettes Symbol… (Keine Sorge, niemand verletzt)

  4. hin und wieder begünstigt mich meine krankenkasse dak mit ihrem feschen start-magazin fuer die junge kundschaft. darin enthalten sind stets wertvolle und lebenspraktische tips, die natuerlich auf meine gesundheit und mein wohlbefinden abzielen, aber nie allzu moralisch sein wollen.
    jetzt im sommer geht es um die gesunde braeune und wie ein sonnenbrand vermieden werden kann, sprich: das richtige eincremen (inkl. der aufzaehlung von exakt vier hauttypen, bei denen man nur hellhaeutig und blond sein oder dunkles, schwarzes haar und olivfarbene haut haben kann. dunkelhaarig und blass geht schonmal nicht.)
    zur verdeutlichung der gefahrzonen fuer sonnenbrand gibt es ein foto einer blassen schlanken jungen frau im bikini, die arme peter-pan-maeszig in die hueften gestemmt, die hautzone unter den achseln seltsam weichgezeichnet.
    mit frischen pfeilen sind dann „schultern“, „oberarme“ und „dekollete“ gekennzeichnet, mit jeweiligem hinweis, dass sie besonderen schutzes beduerfen.
    vom oberschenkel unter dem bikini-höschen verweist ein weiterer pfeil auf folgende botschaft: „haarentfernung im bikinibreich ist ein muss“.
    ich bloede kuh hab dann noch den ganzen artikel gelesen, um herauszubekommen, wo der gefahrenvolle zusammenhang zwischen sonnenbrand und nicht entfernter koerperbehaarung liegt, aber darauf geht der artikel gar nicht ein.
    es war wohl nur wichtig, alle frauen noch einmal darauf hinzuweisen, wie sie am strand zu erscheinen haben. das sollte schlieszlich die aufgabe eine verantwortungsvollen krankenkasse sein.

    nachzuschauen hier auf seite 25:
    http://www.dak.de/ebook/dak_start_0310_output/web/flipviewerxpress.html

    ach, und bin ich die einzige, die auf der suche nach wuerdevoller bademode schonmal in traenen ausbricht?

  5. Auf keinen Fall in Vergessenheit geraten sollte der Vortrag zum Thema ‚Männerbewegung(en) und Männerpolitik‘, den Sebastian Scheele morgen um 20 Uhr in der Mensa I der Uni Kiel halt! Kommt zahlreich!

  6. Mich hat mal wieder der Frauenlauf irritiert. Es wird Geld für’s Frauenhaus gesammelt, was ich gut und wichtig finde – aber der Titel ist scheußlich. Und dann noch das Motto „Laufen gegen Gewalt an Frauen“. Gewalt ist immer verabscheuungswürdig, egal wen sie trifft.

    Es ist nur eine andere Form von Diskriminierung zu sagen „Die Frau, das arme, zarte Wesen, kann sich ja nicht wehren, deswegen darfst du sie auch nicht schlagen.“ Man darf niemanden Gewalt zufügen, ganz egal welches Geschlecht/Hautfarbe/Religion/sexuelle Orientierung etc etc derjenige hat.

  7. @laila
    Wenn für ein Frauenhaus Geld gesammelt wird liegt es doch auf der Hand das Motto passend zum Thema zu wählen.
    Das heißt doch im Umkehrschluß nicht dass man Gewalt gegen Männer ignoriert.

    Wenn ich jedes Mal, wenn es um ein Problem ging dass Frauen viel, viel öfter betrifft als Männer, einen Cent bekommen hätte für jeden der da „aber das betrifft Männer doch auch“ meinte wäre ich längst Milliönärin.

  8. diese woche ein text von mir zum thema „femizissmus“ – der im sz-magazin vor kurzem erschienenen wortschöpfung aus narzissmus und feminismus, an dem laut autorin charlotte raven der feminismus von heute zu leiden hat.
    als vergleiche und angebliche vorbilder werden frauen wie katie price herangezogen und die normalität der missionarsstellung zum freiheitsidol erhoben. ziemlich zweifelhaft, fand ich.

  9. @puenktchen:

    hm…wirklich seltsam der Hinweis auf die Bikini-Zone. Mein Freund und ich sind der Meinung, dass man vielleicht drauf hinweisen wollte, dass wenn man sich dort unten rasiert, die Haut dort besonders empfindlich ist und man deswegen besonderes Augenmerk auf diese Partie legen sollte. Vielleicht hat der Redakteur da nen Satz vergessen.
    Was mich außerdem noch stutzig macht: die Artikel zeigt nur eine Frau beim Sonnenbaden, ist das Heft nur für Frauen gedacht? Und mal wieder das Problem des kopflosen weiblichen Körpers…äh ja.

    Bademode finde ich derzeit besser als vor 2-3 Jahren, damals konnte man absolut keine erschwinglichen Schwimmshorts für Frauen finden, dieses Jahr sind sie absolut im Trend. Leider finde ich keine Neckholder-Bikinioberteile für Frauen mit Cup-Größe C oder größer wo 1. nix raus fällt und 2. man länger als 10 Minuten damit rumlaufen kann ohne Nackenschmerzen zu bekommen. Achja… schicke Badeanzüge findet man so gut wie nie.

  10. @lacyuu
    tja, eigentlich ist das heft „unisex“. und die meisten artikel sind da auch einigermaszen ausgewogen, die beispielfotos zeigen immer brav jungs und maedchen (was andres gibts ja in diesem magazin-kosmos sowieso nicht)….
    wieso dieser artikel hier nur an frauen adressiert ist, hab ich mich auch gefragt. da ist wohl wieder das maennliche indianderherz gefragt…
    aber vielleicht haette so ein junger mann in badeshorts die haarphobie der autorin auch zu sehr herausgefordert… man weisz es nicht.

    zu bikini&co
    vielleicht nervt mich auch, dass man den halben sommer mit suchen verbringt. wegen der oberteilproblematik hatte ich inzwischen schon wieder eingesehen, vielleicht doch eher ein badeanzug-typ zu sein, aber wie du schreibst…

  11. Das mit der Bikinizone ist – echt lustig. Scheint aber ja inzwischen sowieso dermaßen vorherrschende Meinung zu sein, dass es noch nicht mal mehr peinlich ist, Leute, die sich nicht intim rasieren, darauf anzusprechen.

    Was anderes, sollten hier Leute mitlesen, die es interessiert: Ich mache die Tage einen Workshop zu Geschlechterverhältnissen (mit Schwerpunkt auf die Schule) für tendenziell interessierte und „fortschrittlich“ denkende Jugendliche. Ich bin trotzdem immer ein bisschen verunsichert, wie ich das nett angehe, ohne dass es (wie jedes Mal) ermüdende Diskussionen gibt. Deswegen suche ich nach lustigen methodischen „Spielchen“, mit denen (ohne erhobenen Zeigefinger) die eigenen Stereotype offensichtlich gemacht werden.

    Hat da jemand tolle Erfahrungen mit irgendwelchen Methoden?

    Einen schönen Sonntag wünsche ich

  12. Das Neckholderproblem ist mir jetzt schon mehrfach bei Freundinnen begegnet. Irgendwie unabhängig vom Gewicht, dass der Nacken tragen muss. Eine Freundin hat ein Sommerkleid, dass sie nicht tragen kann, obwohl es kaum mehr wiegt als ein Brustbeutel mit Kleingeld. Deswegen mal eine technische Frage dazu: Können Frauen ihre Muskulatur so trainieren, dass sie keine Kopf/Nacken/Rückenschmerzen mehr haben? Oder ist das einfach so, dass Sie mit diesen Schmerzen leben müssen?
    Wenn ich meine Rückenmuskulatur wie in der Physiotherapie angelernt trainiere, nehmen die Rückenprobleme, die ich aufgrund meines ziemlich großen Bauchs habe relativ schnell ab.
    Liegt das Problem jetzt daran, dass es Konvetion ist, dass Frauen ihre Brüste von Kleidung halten lassen und darum diese Muskulatur nicht automatisch aufbauen? Also haben Frauen die keine BHs etc. tragen dann auch diese Rückenprobleme? Oder anders gefragt ist das eher vergleichbar mit einer „Zivilisationskrankheit“?

  13. @Thomas_Düsseldorf Sorry, aber das klingt gerade echt übel nach „Frauen sind von Natur aus kaputt“. Uah. Insgesamt ist tatsächlich trainierte Muskulatur das beste, um Verspannungsschmerzen zu vermeiden – ein Problem das auch Frauen mit kleinen Brüsten und Männer ohne Bäuche betrifft. Der Einfluss von BHs ist vermutlich eher klein, sondern die Fokussierung auf Bauch, Beine, Po beim Training. Gerade wer den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, sollte stattdessen Rücken, Schultern und Bauch trainieren. Letzteres allerdings nicht mit dem Ziel „flach” sondern als Gegengewicht zum Rücken.

  14. @ Helga: Danke für deine Antwort. Ja, die Aussage, dass das eben bei großen Brüsten so sei, dass Rücken/Nackenprobleme kommen ist so allgemein gefasst also falsch. Habe ich mir auch schon gedacht. Aber ich bin eben kein Fachmann und dachte ich frage mal nach, bevor ich einfach sage, dass könne nicht immer so sein.
    „Von Natur aus kaputt“ habe ich natürlich nicht implizieren wollen. Ich glaube da interpretierst du etwas in meine Fragen, dass da nicht so steht. Was mich aber interessiert ist, ob antrainiertes „breites Kreuz“ „Stiernacken“ oder was auch immer, dass nicht dem vorherrschenden Schönheitsideal entspricht helfen würde. Damit wäre das Dilemma ein anderes. Dass Krankenkassen z.B. einer Freundin die Brustverkleinerung nicht bezahlen wollen (die sie in Kauf nehmen würde), die ein enormes Rückenproblem hat, würde in den Augen der Kassen nicht mehr als medizinisches Problem erscheinen, sondern als „kosmetisches“. Nicht weniger schlimm, aber es würde eine andere Argumentation benötigen.

  15. @Thomas_Düsseldorf Mir war schon klar, dass du das wahrscheinlich nicht so meintest, aber so klang es leider beim Lesen. Die Angst vor einem (zu) breiten Kreuz oder „Stiernacken” halte ich für überzogen. Die meisten Frauen die ich kenne, sind im Bereich Schulter/Rücken völlig untrainiert, so dass es schon sehr viel Trainings bedürfte, um einen „Stiernacken” zu bekommen (bei vielen Männern dürfte es ähnlich sein). Dieses Problem ist wohl eines der besten Beispiele, dass schön nicht gleich gesund bedeutet.

  16. @Helga, Thomas Düsseldorf:

    Da sieht mans mal wieder: Frauenklamotten schaden der weiblichen Physiognomie *g*. Ne, Spaß beiseite, Neckholdertops zwingen den Nacken sich ausgleichend gegen den Träger zu drücken, also nach hinten. Durch diese ständige Spannung kommt es eben zu den Schmerzen. Ich selbst habe auch erst einen Rückenkurs bei meiner Krankenkasse gemacht, weil ich als ständige Büro-und-vor-dem-PC-Sitzerin auch Schmerzen im Nacken bekommen habe, da wurden auch solche Dinge wie Kleidung erörtert. Aber Rückenschmerzen sind das Hauptproblem von Büroarbeitern.
    Was das Training anbelangt hat es mir sehr gut geholfen und ich habe davon keinen Stiernacken bekommen ;-) . Allerdings ist mir im Bekanntenkreis auch aufgefallen, dass meine Freundinnen Angst davor haben, nach einer Woche Training so auszusehen, wie Arnold Schwarzenegger zu seiner Mister-Universum-Zeit. Könnte ja dann unweiblich aussehen *augenroll*. So schnell geht das nun auch wieder nicht.

  17. Nachtrag zum Thema:
    Die InTouch von vor – ähm – vier Wochen oder so (die mir aus Versehen – wirklich aus Versehen – in die Hände fiel): Serie mit Frauen, die hässlich sind, weil sie zu viel trainiert haben. Seht ihr, hier, bei C-Promi XY, diese eklige Bauchmuskulatur? Und hier, B-Promi XY hat ganz eklig sehnige Hände usw.
    Das ist mir selbst in der InTouch als unangenehm sexistisch aufgefallen.

  18. Mail von der DAK: Haarentfernung hat nichts mit Sonnenschutz zu tun und bezieht sich nur auf eine „modische Meinung”. In Zukunft sollen die Formulierungen daher noch kritischer betrachtet werden.

  19. @Lisa:Da kenne ich auch einige, die Angst davor haben nach einmal Training schon zu Muskelbergen zu werden,

  20. Eben ‚durfte‘ ich die Mechanismen aus erster Hand kennenlernen, die dazu führen, dass hauptsächlich Frauen die Kinder erziehen: Der Chef hat eine Tochter (9. Klasse), die demnächst mit ihrer Ausbildung anfängt. Er bearbeitet sie jetzt in die Richtung, dass der Job teilzeitkompatibel sein sollte, denn sie will ja vielleicht mal Kinder bekommen! Logisch, nicht? Und dann heiratet sie jemanden, der einen sogenannten Männerjob hat – besser bezahlt und nicht teilzeitkompatibel, mit hoher Wahrscheinlichkeit – und auf einmal ist es ’so doch viel praktischer, das hat sich ganz von selbst so ergeben‘, dass er das Geld ranschafft und sie ‚was dazuverdient‘. KOTZ!!

  21. @maria:

    mir fällt dazu noch viel mehr ein:

    – antrainierte Bescheidenheit bei Frauen
    – weniger Einsicht über die üblichen Gehälter in der Branche
    – froh sein, dass man überhaupt einen Job hat (denn 1. in „Männerberufen“ fühlt man sich wie ein ungebetener Gast und 2. typische „Frauenjobs“ gibt es weniger aber viele Frauen wollen sie machen)
    – das ewig schlechte Gewissen (gegenüber dem Arbeitgeber – falls man doch mal Kinder bekommt – oder dem Partner – wenig Zeit für diesen und den Haushalt)
    – Frauen sehen die eigene Berufstätigkeit nur als „hinzuverdienen“, entweder bis sie den richtigen Mann gefunden haben oder um die Haushaltskasse aufzubessern

    jetzt ist mir ganz schwindelig von den ganzen Stereotypen und Rollenvorstellungen über Frauen…

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