Radikales Handwerk

Ein Terminhinweis für alle Münchnerinnen und Münchner: Am morgigen Freitag eröffnen Ausstellung und Projekt „Aufstand der Textilen Zeichen“. Die Initiatorin Stephanie Müller macht einfache Handarbeiten zum radical crafting und will damit Grenzen sprengen – Motto: „Du und ich und alle, die wir infizieren …“ In der Ankündigung heißt es:

Traditionellen Hand- und Näharbeiten haftet bis heute das Stigma harmloser Ausbesserungs- und lieblicher Zierarbeiten an. Denn lange Zeit wurde die Kunstfertigkeit des Nähens, Strickens und Häkelns zur Erziehung der Frau nach den Vorgaben konservativ geprägter Machtstrukturen instrumentalisiert. Frauen sollten sich demnach auf den häuslichen Bereich konzentrieren und neben der täglichen Hausarbeit für die Herstellung und Pflege von Kleidung und Gebrauchsgegenständen sorgen. Dabei stand nicht der kreativ künstlerische Einsatz von Nadel und Faden im Vordergrund, sondern das routinierte Erledigen patriarchal verordneter Pflichten.

Vom 20. bis 29. November wird nun also in München selbstgemacht und jegliche Handarbeit radikalisiert, es gibt Theaterperformances, einen Vortrag zur Neubewertung von Handarbeit durch die Erste Frauenbewegung, der Film „Handmade Nation“ wird gezeigt und einen Nähworkshop mit Stephanie Müller gibt es ebenfalls. Eröffnung ist am Freitag um 19 Uhr in der Färberei in der Claude-Lorraine-Straße 25.

4 Kommentare zu „Radikales Handwerk

  1. Ja, das mit den patriarchal verordneten Pflichten klingt ein bisschen albern…
    obwohl ich die Idee an sich nicht schlecht finde.

  2. Ich war heute auf der Ausstellung und sie hat mir gut gefallen, weil sie auch witzig ist. Handarbeit hat heute in westlichen Ländern schon an sich etwas Subversives, weil sie sich nicht so leicht kapitalistisch verwerten lässt. Am besten hat mir ein Besen gefallen, der aus einem obendrauf montierten Lautsprecher verzweifelte Staubsaugergeräusche machte! Ich mußte gleich an diese ekelhaften Laubsauger denken, die jetzt überall herumkreischen – und hinterher müssen die Leute ins Fitnessstudio, weil sie den ganzen Tag keine Bewegung hatten… Aber es gab auch jede Menge „bedeutsame“ Kleidungsstücke – Z.B. ein Kleid aus einem kaputten Surfsegel genäht, das aussah wie eine bergende Höhle. Oder eine Burka mit aufgenähtem Bikinioberteil. Natürlich ging es auch um die Absage an Körperformung durch Kleidung usw. Die ganze Ausstellung mit den verschiedenen Performances wurde von einem Kollektiv gemacht, auch ein interessanter Gesichtspunkt. Und die Möglichkeit, mit den Herstellerinnen persönlich Kontakt aufzunehmen und die Dinge dadurch ganz anders wertzuschätzen. Das kam auch gut in dem Film raus (s.Link „Handmade Nation“)

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