Öffentlich-rechtliche Fernsehsender: Macht endlich euren Job.

Seit Beginn der #aufschrei-Debatte wird an vielen Orten verstärkt über Sexismus diskutiert. Auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern (ARD, ZDF und den dritten Programmen). Zumeist allerdings in einer Art und Weise, die einer die Nackenhaare aufstellt (RW=Redewendung). Auf change.org ist deshalb einen Petition gestartet worden. Sie fordert von den öffentlich-rechtlichen Sendern: „Klärt endlich angemessen über den Sexismus in dieser Gesellschaft auf!“.

Eigentlich kann es gar nicht oft genug betont werden: Sexismus ist Alltag. Jeden Tag. Auf der Straße. In sämtlichen gesellschaftlichen Einrichtungen. Von der Familie über die Schule bishin zu Behörden jeglicher Art. Und – ganz vorne mit dabei – auch in den Medien. Umso wichtiger eigentlich, dass über das Thema mal wieder gesprochen wird. Aber leider hat die Vergangenheit gezeigt: wenn in den Medien über Sexismus gesprochen wird, dann wird meist auch zugleich Sexismus reproduziert. Und es ist ein gefährlicher Irrglaube, anzunehmen, dass sich dieser Umstand auf private Fernsehformate im Stil von RLT2 beschränkt. Im Gegenteil; die öffentlich-rechtlichen Sender haben hier in den vergangenen Monaten eine traurige Vorreiter*innenrolle eingenommen.

Die Liste mit Beispielen ist lang. Zu lang. Angefangen bei Kachelmann, der auf Jauch’s Studiosofa von einem vermeintlichen „Opferabo“ sprechen durfte, das Frauen in Deutschland angeblich inne hätten. Über eine ZDF-Sendung, bei der ein sexualisierter Übergriff als ‚boys fun‘ („Herrenwitz“) abgetan und verharmlost worden ist. Bishin zu der traurigen Diskussionsrunde, die letzte Woche im ARD ausgestrahlt worden ist. Dort sollte es um die Frage gehen, ob Deutschland denn nun eigentlich wirklich dieses besagte Sexismus-Problem habe. Uff.

Für mich als Betroffene ist es immer wieder schmerzhaft, mir diese Sendungen anzutunsehen. Wer dort redet, was dort geredet wird, wie dort geredet wird und welche Schlüsse daraus gezogen werden, entsetzt mich von Mal zu Mal aufs Neue. Hier scheint es den Macher*innen der Petition ähnlich zu gehen. Sie wenden sich an den ARD, das ZDF und die dritten Programme mit den folgenden Worten:

DASS über Sexismus diskutiert und berichtet wird ist gut und richtig und war schon lange überfällig, wie der „Aufschrei“ im Netz und die Reaktionen darauf zeigen.

Aber, WIE das Thema, vorallem auch im Fernsehen, diskutiert und dargestellt wird ist furchtbar und unangemessen. Es zeugt von einer dermaßen großen Uninformiertheit, dass es nicht hinnehmbar ist.
Da wird gespottet, gewitzelt, verharmlost, für unwichtig erklärt. Es werden Fakten verdreht oder kommen erst gar nicht auf den Tisch. Es wird reißerisch die allgemeine Sensationslust bedient.
Aber eine gute, aufklärende Berichterstattung, die der Schwere des Themas gerecht wird, die fehlt.

Ja, die fehlt, und dabei wäre genau das die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. In der Realität sieht es dann aber so aus, dass wir seit Beginn dieses Jahres monatlich pauschale 17,98 € GEZ-Gebühren zahlen müssen, um einen Rundfunk zu finanzieren, der seinen Auftrag nicht erfüllt. Irgendwas stinkt hier doch gewaltig.

Also, liebe öffentlich-rechtliche Fernsehsender: Fangt doch bitte endlich mal an, vernünftig euren Job zu machen.

(Die Petition benötigt zum derzeitigen Standpunkt übrigens noch mindestens 620 weitere Unterstützer*innen. ProChange hat inzwischen eine weitere Petition gestartet, die ebenfalls noch Unterzeichner*innen braucht und konkrete Forderungen enthält. Edit: Mittlerweile sind beide Petitionen zusammengeschlossen.)

4 Kommentare zu „Öffentlich-rechtliche Fernsehsender: Macht endlich euren Job.

  1. Super, dass ihr über die Petition berichtet! Mittlerweile sind es schon über 430 Unterzeichner*innen! Danke! <3 Auch an alle, die schon unterschrieben haben, die drüber getwittert oder es sonstwie weitergeleitet haben. Ihr seid toll!

  2. Es gibt ein kleines Update zu meiner Petition.

    Wir haben 500 Unterzeichner*innen! Vielen Dank für eure bisherige Unterstützung!

    Mehr als 500 Unterzeichner*innnen, die einen angemessenen Umgang und eine aufklärende Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender über Sexismus fordern.

    Zeit konkret zu werden: Sobald diese Pettion erfolgreich 1000 Mitstreiter*innen gewonnen hat, wird sie an die Intendanten und Rundfunkräte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten übergeben werden, mit der Aufforderung zu einer offiziellen Stellungnahme.

    Wir fordern die Intendanten sowie die Rundfunkräte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf, eine Stellungnahme zu sexistischen Inhalten in ihrem Programm abzugeben! Wir fordern ein klares Bekennen zum gesetzlichen Auftrag auch über Sexismus zu informieren, aufzuklären und politisch zu bilden! Wir fordern dem Grundsatz der Gleichstellung von Mann* und Frau* in allen Sendungen Rechnung zu tragen und dem Verbreiten von sexistischem Gedankengut entgegenzuwirken!

    Wenn ihr diese Forderung unterstützt, dann verbreitet diese Petition weiter. Jede neue Person, die sie unterzeichnet, erhöht unseren Erfolg!

Kommentare sind geschlossen.

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