Noah Sow erlebt „Festival du Racisme“

Auch dieses Jahr fand und findet in diversen deutschen Hochschulen das Festival Contre le Racisme statt, so auch in Fulda. Über den AStA der dortigen Uni war die Autorin, Aktivistin und Musikerin Noah Sow eingeladen worden, im Rahmen der Aktionstage eine Lesung aus ihrem Buch Deutschland Schwarz Weiß abzuhalten. Als Noah Sow jedoch dann vorgestern von der Organisatorin empfangen und zum geplanten Ort der Veranstaltung gebracht wurde, spielte sich folgende unfassbare Begebenheit ab, die Noah Sow auf ihrem Blog schildert:

27.10. Ich werde von der Organisatorin des Festival Contre le Racisme’ (!) zur Location gebracht. Sie ist eine weiße Studierende, anfangmitte Zwanzig, schwarz gekleideter antifaesker Look, Mitglied bei der Grünen Jugend, duzt mich, entschuldigt sich dafür, duzt mich weiter. Sie sagt mir wie wichtig es ihr gewesen sei, diese Lesung gegen Rassismus zu organisieren.

S: leider ist heute auch noch ne andere Veranstaltung, zu Abschiebung, genau gegenüber. Das ist schade, hab ich erst letzte Woche mitgekriegt.

<ein Wüstengrasbüschel rollt vorbei>

Ich: Wieviele PoC sind denn an der Uni hier?

S: PoC? was ist das? Kenn ich nicht.

<noch ein Wüstengrasbüschel rollt vorbei>

S: vielleicht erklärst du’s mir ja?

Ich: <fröstel>

Wir kommen ins Café Chaos der Uni Fulda.
Dort steht auf dem Lesepodest diese Lampe [Achtung; Bild nicht gewaltfrei]

Ich:  <- – – >

Hier lese ich nicht.

S: wieso?

Ich: Bitte? Die Lampe da!

S: und?

Ich: blöd stellen hilft hier auch nicht weiter.

S: was? warum?

Ich: wollt ihr mich verarschen?

S: sollen wir die wegstellen?

Ich: ich geh jetzt. aber vorher mache ich noch ein Foto.

S: das können wir doch lösen. Ich kannte ja das Café vorher gar nicht.

Ich: <mache noch ein Foto>

S: und jetzt?

Ich: Ihr holt eine Frau aus Hamburg um gegen Rassismus was vorzulesen und präsentiert diese Scheiße hier, ihr habt ja sperrangelweit den – -<führe den Satz nicht zuende>Wie gewaltvoll das für die PoC Studierenden hier ist, ach so, du weißt ja nicht, was das ist, ihr seid ja nicht mehr ganz dicht.

S: also, inhaltlich hast du völlig recht

Ich: das kannst du gar nicht beurteilen und auch nicht kontextualisieren.

S: das ist jetzt aber ignorant von dir! Du kennst mich doch gar nicht!

Ich: <gehe raus und fahre nach Hamburg zurück.

Sie schließt mit folgendem Aufruf:

Liebe weiße Antiras und Organisator_innen des Festival Contre Le Racisme in anderen Städten!

Bitte erklärt diesen Menschen, was ihr Problem ist, denn ich bin zu müde dazu und muss mich damit beschäftigen, den Terror zu verdauen.
Bitte erklärt doch auch präventiv dazu, warum die AStA meine Fahrt und Übernachtung trotzdem bezahlen muss.

Inzwischen ist zumindest letzteres zugesagt und stand angeblich auch nie zur Debatte (wäre ja auch noch schöner gewesen), es gab anscheinend auch eine Entschuldigung der Organisatorin und andere Blogs haben den Vorfall bereits aufgegriffen und entsprechend kommentiert. Unglaublich – zusätzlich zu den o.g. Zumutungen als solchen –  erscheint hingegen die hohe Anzahl der Kommentare, die Noah Sow für ihre Weigerung, die Lesung unter den gegebenen Umständen abzuhalten, angreifen und Schuldumkehr wie aus dem Lehrbuch der Dominanzreproduktion betreiben. Da all diese Kommentare  dokumentiert werden sollen, ohne den eigentlichen Kommentarthread zu zerschießen, hat Noah Sow sie à la hatr.org in ein separates Dokument ausgelagert – dort können wir einiges darüber lernen, wie es mit unseren weißdeutschen Abwehrreflexen und der Bereitschaft zur einer Antirassimusarbeit, die diesen Namen wirklich verdient, bestellt ist.

Update: Hier eine weiterer deutlicher Kommentar zum Vorfall und die Reaktionen darauf.

78 Kommentare zu „Noah Sow erlebt „Festival du Racisme“

  1. Hmhm… wundert mich nicht. Ich kann garnicht zählen, wie viele weiße Deutsche aus allen politischen Milieus inklusive dem linken, mir (einer ebenfalls Weißen, der das alles ja nun auch nicht immer ins Gesicht springt), erklärt haben, das PoC eigentlich garkein Problem mit dem Begriff „N.“ haben, solche Sachen nie vorkommen, man als „braunhäutige Frau in Thüringen keinen Diskriminierungen ausgesetzt ist, ich weiß das – ich habe hier mein ganzes Leben verbracht“ (O-Ton eines weißen Mannes (Pastors) allerdings… hmmmmmm…..), und überhaupt. Für alle Nichtbetroffenen ist erstens die Definitionsmacht völlig selbstverständlich, zweitens die Einstellung, wenn ICH etwas nicht mitbekomme, existiert es nicht, und drittens, der böse böse Rassismus fängt für viele Leute erst an, wenn Blut fließt – wegen dem Rest soll man sich bitte nicht so aufregen.

  2. Wow, das ist schon echt ein starkes Stück. Ich möchte gerne glauben, dass die VeranstalterInnen, einfach *nur* ignorant waren bzw. sich noch nie mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Da würde ich die Uni gleich mitkritisieren, die relevante Texte und Themen anscheinend nicht in ihrem Seminarangebot hat. Ultrafail!
    Die Lampe ist echt unterirdisch. Und was das PoC angeht, naja. In Frankreich erlebe ich täglich, dass Studierende keine Ahnung von englischen Begriffen haben, die besonders AkademikerInnen eigentlich kennen sollten. Mit Abkürzungen braucht man da gar nicht erst kommen. Oft bezieht sich das auf eine Ablehnung gegenüber amerikanischer Wissenschaft; sicherlich auch eine Form von Ignoranz.
    Schade, die Studierenden hätten so eine Veranstaltung offensichtlich gebraucht. Aber ich kann die Aktivistin verstehen. Würde ich einen Vortrag über Sexismus halten, und beim Ankommen erstmal begrapscht werden, hätte ich auch keine Lust mehr, zu erklären, warum so etwas einfach inakzeptabel ist. Man sollte meinen, zumindest in einem Uni-Kontext wären wir schon etwas weiter…

  3. Hallo Kantorka,

    danke für deinen Kommentar. Wie du sehen wirst, habe ich in deinem Beitrag einen Begriff editiert, von dessen Verwendung auch aus vermeintlich rein „dokumentarischem“ Grund ich bitten möchte abzusehen – aufgrund des Inhalts deines Kommentars gehe ich davon aus, dass dir das einsichtig sein wird, ansonsten siehe auch die Diskussion hier.

    Gruß, Anna-Sarah

  4. Dass die Lampe ein totaler Fehlgriff ist, darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber die Abkürzung PoC musste ich auch erst nachschauen. Und da sie mir unbekannt war, kam mir das Verhalten von Noah Sow doch etwas arrogant vor. Bei jemandem, der eine Veranstaltung gegen Rassismus organisiert kann man da sicherlich von mehr Vorwissen ausgehen, man hätte aber auch anders reagieren können.

    Abgesehen davon: Nachdem ich jetzt erstmal nur geschaut habe, wofür PoC steht, kommt mir diese Bezeichnung nicht weniger rassistisch vor als das hier nicht ausgeschriebene Wort und ähnliche Bezeichnungen.

  5. *face palm* nein, es ist nicht die aufgabe von people of colour (PoC… und das ist nun wirklich ein begriff, der seit mehr als 20 jahren verwendet wird und ich glaube auch kaum, dass noah die abkürzung „PoC“ im gespräch verwendet hat, sondern, dass sie wohl „people of colour“ sagte!) leute über rassismus aufzuklären, und schon gar nicht diejenigen, die meinen, ein antirassistisches festival zu organisieren. for fuck’s sake – educate your damn selves. lesen hilft.

  6. Die nicht nur hier mitschwingende Implikation, dass aus Sensibilisierung bzw. Bildung moralisch konsequentes Verhalten erwachsen möget, möchte ich gerne in Frage stellen. Stimmt es denn nicht, dass wer mehr Ahnung hat, sogar gezielt unsensibler sein kann‽ Und was ist falsch an „Du machst da etwas falsch, aus Gründen.“ ?

  7. wenn man so saudumm ist, dass man nicht erkennt, warum diese lampe ein problem ist, oder warum es ein problem ist, den begriff „people of colour“ nicht zu kennen, wenn man meint, antirassist_in zu sein – ja, dann ist das falsch. und wenn man schon nicht in der lage ist, das selbst zu erkennen, könnte man sich zumindest selbst informieren, warum noah sow und ich und andere leute, die ständig so eine scheiße wieder und wieder erklären müssen, dann so reagieren. du nennst das „sensibilisierung“ und „bildung“, ich nenne das basic human decency. und ich bin nicht dafür zuständig, leuten grundsätze zu vermitteln – people of colour sind kein mobiler sensibilierungsservice – und ich finde es so bitter, das immer noch sagen zu müssen.

  8. …und dann zu lesen, dass noahs reaktion auf die tolle lampe oder den umstand, dass leute, die meinen, antirassistische arbeit zu machen, noch nicht einmal die gottverdammten basics kennen, „arroganz“ sei, zeugt ja nur davon, dass noahs reaktion genau die richtige war. wenn das so viel unverständnis hervorruft und rufe, dass man doch bitte mal erklären solle, was genau rassistisch ist, weil man weiße selbst nicht auf die idee kommen, sich vielleicht mal zu informieren, dann zeigt das doch nur wieder wie leute in rage und rassistische höchstform geraten, wenn ihr (un)subtiler rassismus aufgezeigt wird; wenn man nicht so reagiert, wie nette, verständnisvolle schwarze reagieren sollten (god fobid man wird sauer, das ist dann aber ganz schön uppity von dem braunen pack), und wie toll es ist, einer dominanten gruppe anzugehören, die sich solche ignoranz leisten kann, und dann „arroganz!“ brüllt, wenn jemand ihnen nicht erklärt, warum sie schon wieder dominant sind. *head desk* einfach mal die klappe halten!

  9. Aber es ist doch nichts damit gewonnen, einfach zu gehen. Rein gar nichts. Es ist doch folgende Situation: es gibt Rassismus und einige Menschen, in diesem Fall Noah Sow, bekämpfen diesen mit friedlichen Mitteln. Welchen Vorteil zieht Frau Sow in diesem Fall aus ihrem Verhalten? Überhaupt gar keinen. Es wäre doch absolut in ihrem Interesse die Situation konstruktiv aufzulösen.

  10. @Das Trio, mettskillz und andere, die sich über das Voraussetzen relevanter Grundbegriffe bei selbsternannten Antirassist_innen und/oder das „Verhalten“ von Noah Sow beklagen:
    Wie accalmie freundlicherweise schon angesprochen hat, ist People of Colour (PoC) eine als politisch korrekt geltende, weitgehend akzeptierte Selbstbezeichnung und somit etwas völlig anderes als (kolonial)rassistisch besetzte Fremdbezeichnungen durch Weiße. Auch wenn es dir anders „vorkommen“ mag, liegt die Definitionsmacht hier eindeutig nicht bei uns Weißen (ich unterstelle jetzt einfach mal, dass du genauso wie ich zu dieser Gruppe dazu gehörst).

    Warum es eher unverschämt ist, von Frau Sow hier ein „anderes Handeln“ zu erwarten, ist für mich ziemlich einsichtig und wird darüber hinaus in den im Post verlinkten Blogbeiträgen und netterweise hier im Thread von accalmie erklärt, die sich damit sowieso besser auskennt, deshalb verweise ich nochmals ausdrücklich auf diese Quellen, anstatt es jetzt noch einmal selbst auszuführen.

    Ich möchte hier nicht die Konsequenzen diskutieren, die Frau Sow an Ort und Stelle gezogen hat und werde deshalb weitere Kommentare, die entsprechende Forderungen und Vorwürfe zum Inhalt haben, nicht freischalten – davon finden sich genug in dem o.g. Dokument von Noah Sow selbst.

  11. @mettskillz: genau, noah sows (und meine, weil ich so lustig braun bin) aufgabe ist es, andere leuten was über rassismus beizubringen, egal, wie sie dabei behandelt wird – im namen der bildung und der linken solidarität muss man sowas schon aushalten können… der lebenssinn schwarzer leute ist es, märtyrer für weiße leute zu sein, die entweder zu blöd oder zu ignorant sind, ihren rassismus selbst in frage zu stellen. magic negro, anyone?

  12. @Das Trio, erlehmann

    bitte in die Kommentare auf dem Blog von Noah Sow schauen und weiterbilden.

    Der ständige „Arroganz“-Vorwurf, weil eine Schwarze Buchautorin auf dem Weg zu einer Lesung nicht jederzeit unverschämten Weißen gegenüber freundlich und behilflich ist, und generell nicht bereit ist, sich von Weißen aufdiktieren lässt, wie sie sich zu verhalten hat (zum Beispiel: weißen Menschen gratis-Fortbildungen zu bieten in Basic Human Decency ihr gegenüber), zeigt ganz gut die Einstellung der Mehrheitsgesellschaft POC gegenüber.
    Das ist mit „Arroganz“ schon nicht mehr auszudrücken, hmmm … ach ja, nennen wir es doch white supremacy.

  13. Auch, dass von den ganzen brillianten „Sie hätte das doch prima als Aufhänger nutzten können“-Leuten niemand auf die umgekehrte Idee kommt?
    Alle beteiligten Weißen können das ganz prima mal als Gelegenheit nutzen, sich in Respekt, Selbstkritik und generell irgendwie weniger rassistischem Verhalten zu üben.

  14. Was erlehmann sagt. Also: Infragestellung des Schulterschlusses von „Sensibilisierung“ (also eigentlich: sich eine bestimmte Bildung zu dem Bereich x angelesen haben; um die „korrekten“ (also: erwünschten) Begriffe wissen; eine Ahnung zu haben, was im Diskurs als gut und was als schlecht gilt) und dem Betreiben aktiver, solidarischer Politik in dieselbe Richtung. IMHO sind das zwei nur gelegentlich sich überschneidende Pfade. Sicher schadet es nicht, informiert zu sein über das Thema x, wenn man sich in dessen Richtung engagieren will.

    Aber dass Bildung und Wissen über ein Problem zugleich dieses beherrschbar mache und seine Lösung in eine bestimmte Richtung notwendigerweise vorantreibe, scheint mir eine naive Zeitalter-der-Aufklärung-Position zu sein. Weder macht es mich solidarisch mit der Personengruppe x, wenn ich über mein Privileg dieser gegenüber mehr weiß; noch setzt ein Handeln, das einer Personengruppe x gegenüber solidarisch ist, notwendigerweise voraus, genau zu wissen, wie das politische Verhältnis zu dieser gestrickt ist.

    tl;dr: Man kann auch dumm und ignorant Gutes tun, und umgekehrt intelligent und wohl-informiert Böses.

  15. Über die Lampe muss ich gar nicht viel sagen außer: Geht absolut gar nicht! Zu Recht Noah Sow den Vortrag nicht gehalten.

    Bezüglich der Abkürzung PoC und der Begrifflichkeit als solche, ist definitiv so, dass jeder seine Hausaufgaben machen muss, gerade in der Antirassismus-Arbeit und das dazu gehörige Feingefühl mit an den Tag bringen, diese Thematik als weißer Mensch angemessen zu behandeln.

    Es zeigt aber noch einmal ganz deutlich, dass weiße Menschen nie nicht diskriminieren können. Das mit der Hautfarbe einhergehende Privileg, ob reflektiert und dekonstruiert oder nicht, bleibt weiterhin bestehen.

  16. Anna-Sarah: Die hier IMHO an der Diskussion über den Begriff „PoC“ (auch hier bin ich bei erlehmann: Ich kannte die Abkürzung bisher nur für „phone operation center“) verbeispielte, auch sonst hier oft vorkommende Debatte:

    Ignoranz (Vorwurf: ihr seid nicht hinreichend sensibilisierten/informierten/gebildeten bzw. könnt schon qua privilegierter Position euch nicht einfühlen)
    vs
    Arroganz (Vorwurf: ihr bemüht euch nicht genug, uns eure Position und euer Anliegen nahezubringen; wir sind für euren Diskurs wohl nicht gut genug, na dann schmort doch in eurem eigenen Saft).

    Beide Positionen kränkeln IMHO an einem Fetisch ums richtige, aufgeklärte Bewusstsein. Nämlich dass das die Achse sei, an der die Macht/Privilegien/Solidaritäts-Kämpfe entschieden werden. Dass wir in erster Linie besser informiert sein oder besser informieren müssten, um dem Ziel näher zu kommen.

  17. kiturak: Na hier scheint ja offenbar Respekt Bildung vorauszusetzen (also etwa zu wissen, was „PoC“ heißt). Heißt das im Umkehrschluss, dass man von Leuten ohne GenderDiversity-Studium keinen Respekt erwarten kann/darf/muss?

  18. plomplom: ich denke, du redest am thema vorbei. es geht hier nicht darum, dass alle gebildeten menschen anti-rasstInnen seien – von der behauptung bin ich meilenweit entfernt und es ist empirisch nachweisbar, dass das nicht (immer) der fall ist. es geht hier darum, dass man sich sehr wohl besser informieren muss, um dem ziel einer antirassistischen welt näher zu kommen, wenn man meint, ein antirassistisches festival organisieren zu können, und dann solche leckerbissen nicht als problematisch erkennt, oder sich selbst als „irgendwie links“ oder sonstwie progressiv versteht. es geht darum, dass people of colour nicht in der verantwortung dafür sind, weißen leuten tagtäglich beibringen zu sollen, warum das problematisch ist, und sich immer wieder auf’s neue dafür bereit zu stellen, sich gleichzeitig scheiße behandeln lassen zu müssen, und den leuten, die das tun, viel geduld und verständnis und freundlichkeit gegenüber aufbringen zu sollen, um „die sache“ des antirassismus kollektiv weiterzubringen (wie das gehen soll durch die methode ist mir auch noch unklar, aber viele befürworten das ja offenbar). das ist dann wohl der fetisch, dass ich als nicht-weiße person gerne auch als volle person, als kompletter mensch anerkannt werden würde. ganz schön gewagt, ich weiß…

  19. @plomlompom: Ich glaube, wir müssen das in diesem Kontext hier jetzt gar nicht so epistemologisch aufhängen. Was war denn in dem gegebenen Setting „das Ziel“? Von einer anerkannten Fachfrau eine thematische Lesung zu hören. Da wurde nichts draus, und zwar, weil die grundlegenden Bedingungen dafür, einen Raum und Kontext zu schaffen, in dem so eine Lesung hätte stattfinden können, von den Verantwortlichen nicht erfüllt wurden.

    Dass wir in erster Linie besser informiert sein oder besser informieren müssten, um dem Ziel näher zu kommen.

    Genau das wäre hier nötig gewesen. Und zwar einzig allein seitens der Organisator_innen eines ausgewiesen antirassistischen Events, wenn sie ein solches zu ihrem Ziel erklären.

  20. Was mich übrigens erstaunt, ist, dass die Argumente so interessant strukturiert sind – in etwa, „Ja, das mit der Lampe war scheiße, aber POC kennen echt nicht alle, da hätte sie … [Arroganz!/Gelegenheit nutzen!/educate me!/Diva!/Wegen sowas absagen!/Nur weil man mal ein Wort nicht kennt!]“
    Dabei war es nicht nur zeitlich umgekehrt (also, erst kam das mit dem Selbstbezeichnung-die-Noah-Sows-gesamtes-Werk-durchzieht-nicht-kennen, dann kam das mit der Lampe).
    Sondern auch die Reaktion stellt sich dadurch „praktischerweise“ völlig anders dar. „Noah Sow hat die Lesung geschmissen, weil Leute ‚PoC‘ nicht kannten“, oder so.

    Dabei hat sie zu dieser Unkenntnis lediglich geschwiegen, genauso wie zu der Aufforderung, selbstverständlich als Erklärperson zur Verfügung stehen zu sollen, genauso wie zu der alltagsrassistischen Unverschämtheit, als PoC einfach „selbstverständlich“ geduzt zu werden (ja, ich habe selber Uni-Veranstaltungen organisiert, NEIN, es werden NICHT alle einfach geduzt, ja, es IST rassistisch)
    Diese ganzen Ereignisse bilden zusammen einen rassistischen Kontext, was völlig übergangen wird, und der in der beschissenen Lampe erst gipfelt.

    Das heißt, Leute suchen sich die von ihnen empfundene „Schwachstelle“ raus, übergehen komplett den Rest, verdrehen die Reaktion und machen sich dann ans Werk, Noah Sows Reaktion zu beurteilen (an sich schon respektlos) anhand dieser Fehldarstellung Marke Eigenbau.

  21. Ich finds eigentlich sogar gut das die mal nen Schuss vor den Bug bekommen haben. Sind ja oft selbst die beschriebenen „antifaesken“ (schöne Beschreibung Frau Sow) Kreise die sich selbst als Instanz für absolut korrektes Handeln betrachten und eigene Fehler gar nicht mehr sehen.

  22. @Nandoo:
    In dem Zusammenhang fand ich eine Bemerkung aus den Kommentaren nebenan bei Noah Sow sehr bezeichnend, und zwar von „Ansche S.“ (Nr. 21): „Die Hochschule Fulda sowie auch das Café Chaos sind leider keine politischen gewaltfreien sicheren Räume. Sie sind nicht “klassisch links”.“ Ich lese daraus die Überzeugung, ein Umfeld sei automatisch gewaltfrei, sobald es nur auf die richtige Art links ist, und das ist natürlich Mumpitz. Sich selbst links zu verorten ersetzt keinen Lernprozess.

  23. @accalmie

    Danke für die vielen Vorwürfe die völlig an der Sache vorbeigehen. Ich habe Noah Sow nicht vorgeworfen, dass sie nicht über Rassismus ausklärt. Im Gegensatz zu dir ging ich nämlich davon aus, dass sie die Abkürzung PoC verwendet hat. Warum sonst sollte „S“ nachfragen (da würde es dann ja schon an Englischgrundlagen absolut mangeln)? „S“ fragt ja sogar, ob Sow das nicht vielleicht aufklären möge. Also will sie genau das tun, was du forderst: Sich weiterbilden, einfach in dem eine Abkürzung aufgelöst wird. Und hierauf einfach nichts zu antworten, das finde ich arrogant. Und zwar völlig losgelöst vom Kontext des Rassismus. Was ist denn das für eine Einstellung?

    Vertauscht doch im Dialog einfach mal „S“ und Soah. Ist es dann immer noch rassistisch oder ist es plötzlich doch einfach nur arrogant (und nein, es geht hier nicht um die Lampe und es geht nur unter der Bedingung, dass sie nur die Abkürzung gesagt hat).

    @kiturak: Sorry, aber Duzen als rassistisch zu bezeichnen ist schon sehr abgehoben. Und die restlichen Unterstellungen sind auch nicht grad die feine Art.

  24. @Das Trio

    [Rumgehacke auf der völlig irrelevanten Aussprache von „PoC“]
    [Vorwürfe von Arroganz wegen nicht als freundliche unbezahlte Erklärperson zur Verfügung stehens]
    [Ignorieren des Gesamtkontexts]
    [Bestreiten von Rassismus]

    q.e.d.

    Gratulation! Sie haben soeben den Friesennerz-Award gewonnen: An Ihnen perlt jede Bedrohung durch etwaige Erkenntnis und Selbstkritik spurlos ab.

  25. Oh, was in dem Kontext auch immer komplett untergeht ist das subtile kleine „Es gibt irgendwie jetzt blöderweise eine andere Veranstaltung am gleichen Tag.“
    Ja, „Verpeiltheit“, aber vor welchem Hintergrund?: Das übliche „Leistung von PoC/Frauen/Themen von PoC/Frauen SIND NICHTS WERT UND NICHT BESONDERS WICHTIG“.

    Auch, dass es völlig egal ist, was für eine Veranstaltung (Buchlesung) auf dem Programm steht – die Leute haben „Antirassismus-Person“ gekauft, und auf „Antirassismus-Person“ haben sie ein Recht, jederzeit, vor, während, hinter und neben der Lesung.
    Als würde ich einen Astrophysiker zu einem Vortrag einladen, und auf dem Weg vom Bahnhof verlangen, dass er mir JETZT UND HIER das eine mit der Fliehkraft erklärt, was ich immer in der Neunten nicht verstanden hab‘, wo ich grad noch eine Vier hatte.

  26. „Als würde ich einen Astrophysiker zu einem Vortrag einladen, und auf dem Weg vom Bahnhof verlangen, dass er mir JETZT UND HIER das eine mit der Fliehkraft erklärt, was ich immer in der Neunten nicht verstanden hab’, wo ich grad noch eine Vier hatte.“

    :) – vorher aber bitte noch kurz einwerfen, dass man nicht weiß, ob sich die sonne jetzt um die erde oder umgekehrt dreht (und auch fragen, ob er einem endlich mal in einfachen worten erklären könnte, was „heliozentrisch“ eigentlich auf deutsch heißt), und dass der astrophysiker den vortrag vor einem poster halten soll, auf dem „astrophysiker sind dumm, häßlich und stinken“ steht, und dann richtig sauer werden, wenn der astrophysiker das in frage stellt. weil: is ja klar, der soll auch mal nicht zu arrogant werden.

  27. @kiturak:
    1: Nein, ich empfinde das eben nicht als irrelevant. Wie ich schon sagte, wurde PoC vollständig ausgesprochen, kann ich die Vorwürfe völlig nachvollziehen. Wurde es das aber nicht, kann ich hier keinen Rassimus erkennen. Man muss nicht in einem „Live“-Gespräch sofort mit einer Abkürzung etwas anfangen können.
    2: Richtig.
    3: Jain, teilweise schuldig, abhängig von 1.
    4: Nein, siehe 1.

    Jemandem Vorwürfe zu machen, wie du es in den letzten beiden Sätzen schon wieder tust, ist immer leicht und es ist billig. Aber hast du nicht einfach mal das bisschen Empathie, dich in „S“ hineinzuversetzen und dir vorzustellen, dass du einfach nur mit der Abkürzung PoC in diesem Augenblick nichts anfangen kannst?

    @accalmie: Danke, ich hatte sie schon beim ersten Mal gelesen und finde sie auch gut. Ich war mir auch bewusst, dass ich in meinem Post gegen Regel 3 verstoße, finde es aber valide, weil es eben meiner Meinung nach hier nicht um ein Rassismus-Problem geht, sondern schlicht um ein Kommunikationsproblem.

  28. hahaha – und das alles bitte noch in dem kontext historischer unterdrückung von astrophysikerInnen, andauernder diskriminierung und gewaltandrohungen, und schließlich die ganze geschichte im rahmen einer „fight anti-astro-physikerInnen-diskriminierung!“-veranstaltungsreihe. wird es jetzt vielleicht deutlicher, trio, erlehmann und co. …

  29. Bevor ich nun wohl doch bald mal zu Bett gehe: Im Prinzip können wir die Diskussion hier beenden. Meine Argumente stehen alle weiter oben und ich könnte sie nur wiederholen. Warum wir hier meiner Meinung nach nicht zusammen kommen werden: Ich betrachte nur die PoC-Sache, ihr das ganze Ereignis.

    kiturak hatte ja oben schon mal die Verdrehung der zeitlichen Folge angesprochen. Man kann das auch genau andersherum sehen: Weil es später rassistisch wird (die Lampe,…) interpretiert ihr in den Vorfall vorher (PoC) auch Rassismus hinein. Ja, er kann dort vorhanden gewesen sein, es kann aber auch einfach nur ein Kommunikationsproblem gewesen sein. Hätte so Sow gefragt „Wo gibts hier einen ATM“-„Watt?“-„…“ oder wäre nach ihrer Frage nach den PoCs alles gut abgelaufen, würde diese Stelle doch ganz anders wirken.

    Ich denke das ist einfach der Punkt, an dem wir nicht zusammen kommen. Sonst sind unsere Standpunkte gar nicht soweit voneinander entfernt. Abgesehen vielleicht von den so leichtfertig geäußerten Unterstellungen ;)

  30. „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Alltagsrassismus ein Mythos ist.“
    „Außerdem seid ihr überempfindlich und bildet Euch was ein.“
    „Aber ansonsten glaube ich, denken wir eigentlich so ziemlich das Gleiche.“

  31. ::eye roll:: meine güte, wikipedia… damit schustert man sich immer die beste verteidigung zusammen – wahrlich ein kunstgriff… nochmal: 3, 6, 10, 11, 13, 14, „oversensitive“ und „can’t you take a joke“ / „don’t take yourself so seriously, we’re all people“ / „wink wink wink“ – danke für die illustration. genug stoff für alpträume, gute nacht.

  32. „Diesmal geh ich aber wirklich schlafen und warte nicht noch eine halbe Stunde, bis ich glaube, dass schon alle schlafen, um hier schnell noch was hinzukacken.“
    Wirklich, Trio, das ist zu auffällig.

  33. An alle, die Frau Sows Reaktion als arrogant oder übertrieben empfinden:

    Stellt euch die Situation doch mal aus ihrer Sicht vor, aber bzgl eines Themas, was euch vielleicht eher betrifft, zB dem (Anti)sexismus. Stellt euch mal vor, ihr seid Expterte/-in auf diesem Gebiet und werdet nun zum „festival contre le sexisme“ eingeladen. Schon beim Empfangsgespräch geben die Organisatoren/-innen zu verstehen, dass sie mit grundlegendem themenspezifischen Vokabular nicht vertraut sind. In unserem Bsp könnte es das Wort „Frau“ als Sammelbegriff der diskriminierten Personengruppe gehen . Der/die Organisator/in fordert euch dann noch auf, ihm/ihr das Wort Frau zu erklären. Würdet ihr euch dann nicht auch fragen, wie es sein kann, dass ein/e angebliche/r Antisexist/in dieses Wort nicht kennt? Jemand, der mich als Autorin einlädt und anscheinend mein Buch nicht mal durchgeblättert hat, in dem dieses Wort mehrmals vorkommt. Dann geht ihr ins Café, dort hängt ein riesengroßes Poster à la sexistische Kackscheiße (naksche Frau mit großen Brüsten in billiger, williger Pose etc. pp.). Würdet ihr euch nicht spätestens in diesem Moment fragen, wo ihr da gelandet seid, ob das nicht alles eine Riesenverarsche ist, mit welchen Leuten ihr es da zu tun habt?
    Einige von euch behaupten, solch eine Situation hätte man zum Anlass nehmen müssen, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich denke, diese Entscheidung liegt dann aber allein bei dem der betroffenen Person (Frau Sow oder ihr als Antisexismusexpertin) und nicht bei der Gruppe von Leuten, die ja quasi schuld an der Situation sind. Und wenn die betroffene Person es nicht für zumutbar hält zu bleiben, dann sollte diese Entscheidung akzeptiert und nicht kritisiert werden und vor allen Dingen sollten sich die Organisatoren/innen dann ganz ehrlich selber fragen, was da schief gelaufen ist. Denn grundlos haut die eingeladene Person ja nicht einfach ab. Und würdet ihr es dann nicht auch sehr dreist von Seiten der Organisation finden, das diese euch Arroganz aufgrund eurer Reaktion/Heimfahrt vorwirft? Wo bleibt denn das Recht auf die Definition der eigenen Grenzen, wenn man als betroffene Person nicht sagen darf „bis hierher und nicht weiter“ (heißt: ich hab die Faxen dicke, ich fahr jetzt wieder heim)? Wieso darf eine Gruppe von Leuten bestimmen, was ein Individuum zu tolerieren hat, nur unter dem Deckmantel, dass alle am selben Strang ziehen? Was ich mit diesem Bsp zeigen will: Wäre diese ganze Geschichte also wie in meinem fiktiven Bsp geschehen, wäre die betroffene Person eine Frau und der Organisator ein Mann gewesen, dann wären die Kommentare hier wahrscheinlich mehrheitlich zugunsten der Frau ausgefallen (außer den üblichen Trollen). Aber ist man quasi selber aus der Schusslinie sieht die Sache anders aus. Empathie heißt das Zauberwort (u.a.).

    Ich gebe Nando recht und bin da auch mal ganz schadenfroh, dass mal ein paar von den Leuten selbst ins Fettnäpfchen getreten sind, die sonst denken sie sind aus dem Schneider, nur weil sie sich den Stempel „Antira“ aufdrücken.

    Und zu dem Begriff POC: Ich kenne den Begriff jetzt seit vielleicht einem Jahr. Das ist wirklich nicht lange, geb ich ehrlich zu, aber ich bin auch nirgendswo politisch aktiv und organisiere auch keine Antirafestivals. Das find ich dann doch komisch, dass die Leute den Begriff auch nicht kannten.

    Ansonsten habe ich nie studiert und nie irgendwo plitisch aufklärerische Arbeit geleistet, aber selbst für mich ist es kein Geheimnis, dass ich als weiße Person, nie eine Ahnung haben werde davon, wie es ist als POC zB in Dtl oder sonst einem „weißen Land“ zu leben und Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe ausgesetzt zu sein. Und nur weil ich mich für o.g. Themen interessiere, mich innerlich mit den POC solidarisiere und auch einige POC zu meinen Freunden zählen kann (z.B mein Partner und Vater unseres Kindes), würde ich mir das auch nie anmaßen, dies zu behaupten.

  34. @Eule:
    Thx, hatte keine Lust da auch alles durchzugehn.

    Ansonsten: Das mit dem Astrophysiker find ich gut :-D „Wie kann ich einer Person in minimaler Zeit maximal auf den Geist gehen?“

  35. Wow, ihr wart ja hier noch fleißig heute Nacht – danke dafür.

    Was ich sehr bemerkenswert finde an der ganzen Diskussion: Allerhand eingegangene Kommentare (auch unter den bisher nicht freigeschalteten) haben den Tenor „Ja, von der Gesamtsache her wohl eher schlecht, was da passiert ist, aber diesen einzelnen Baustein hier, der für sich genommen wäre ja wohl nicht so das Drama.“ – sei es das ungefragte Duzen oder das Nichtkennen des Begriffs/der Abkürzung PoC. Ich verstehe nicht, woher dieser Drang kommt, auf Teufelkommraus irgendeinen kritikwürdigen Punkt an Noah Sows Handeln in der gegebenen Situation aufspüren zu wollen. Und warum Weiße sich mal wieder anmaßen, zu beurteilen, was genau denn im Einzelnen nun wirklich „schlimm“ und/oder rassistisch ist und was nicht. Um den dokumentierten Vorfall im Hinblick auf seine Problematik erkennen zu können, ist inzwischen auch wirklich mehr als genug Hilfsmaterial angeboten worden, nicht zuletzt hier im Thread.

  36. Ich verstehe noch nicht zu 100% wieso immer wieder betont wird, als weißer Heterosexueller könne und dürfe man keine Kritik (in welcher Form auch immer) an Noah Sow (und ihrem Verhalten) üben. Damit wird der Kritiker mundtot gemacht und die Argumente die er vorbringt, und seien sie noch so richtig, gar nicht erst betrachtet. Meine Hautfarbe/sexuelle Orientierung sollte doch in einer Debatte unerheblich sein. Wäre ich eine schwarze Frau und würde die gleichen Argumente vorbringen, wieso wäre es dann okay? Weil dann würde das hier vorgebrachte Argument (Ich kann das sowieso nicht verstehen, ich als „Herrscher“ würde mir etwas anmaßen) ja nicht mehr greifen und es müsste sich mit der vorgebrachten Kritik auseinandergesetzt werden.

  37. @mettskillz: Du verkennst (ja, leider: mal wieder), dass es sich ohne Beachtung des KONTEXTES, in dem etwas von jemandem gesagt wird, nicht diskutieren lässt, wenn du an einer herrschaftskritischen, antidiskriminatorischen Auseinandersetzung (und darum geht, es wenn wir von Antirassismus reden) interessiert bist! Deine Sprecherposition ist eben nicht unerheblich, weil wir alle – anscheinend muss das immer wieder gesagt werden – nicht in einem idealen Raum leben, wo für alle die gleichen Rechte, Bedingungen und Partizipationsmöglichkeiten gelten, und wir weißen Heterosexuellen (ja, auch wir Mehrheitsgesellschaftspeople bilden eine Gruppe, über die als solche geredet werden darf und muss, nicht nur „die anderen“), und ja: dort besonders die Männer, haben lange genug die Defintionsmacht über alles und jedes für uns beansprucht. Die Anwürfe, die du „Kritik“ nennst (da nennt sich etwas Festival Contre Le Racisme, und dann geht das große Geheule geht los, wenn dieser Anspruch dann von einer ausgewiesenen Fachfrau ernst genommen wird), zeugen eher von Ignoranz gegenüber gesellschaftlichen Verhältnissen und der Weigerung, mal all die auch hier immer wieder (!) angebotenen Informationen zur Kenntnis zu nehmen, wenn einer/einem das Problem nicht spontan einsichtig ist, und mal gedanklich auf sich wirken zu lassen.

    Wenn „Kritik üben dürfen“ bedeutet, dass alle immer und überall ihre Befindlichkeiten kundtun dürfen und dafür am liebsten auch Applaus ernten möchten – ok, dann darfst du das hier nunmal leider nicht. Dafür gibt es genügend andere Orte.

  38. @mettskillz:
    Die erste, flapsige, aber 100% korrekte Erwiderung, die sich mir bei sowas aufdrängt:
    Wärest Du eine Schwarze Frau, dann würdest Du niemals die gleichen Argumente vorbringen. Das sieht wirklich jede_r, die_der auch nur den Hauch einer Ahnung hat.

    Da Du damit nichts anfangen kannst:
    Es geht nicht darum, dass Noah Sow NIE IRGENDWAS falsch machen kann und/oder kritisiert werden darf. Es geht, wie es schon ca. vier Millionen Mal in diese Diskussion gehämmert wurde, ohne dass es zu Euch hegemonialen Hamstern durchdringt, darum,
    dass sie über ihre eigene Diskriminierung die Deutungshoheit hat.

    Wie ich schon drüben geschrieben habe:

    Ich frage mich nach wie vor, wie Sie und die restliche Crew aus Fulda die einfachsten logischen Schlüsse nicht hinbekommen wie “Wir laden eine Expertin für [Thema XY] für einen Vortrag ein” + “Expertin äußert Meinung zu [Thema XY]“+ “Laien sehen das anders” = “Expertin hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht”?

    […]

    Infolgedessen würde ich Ihnen einfach raten, die hier im thread freundlicherweise angebotenen Hilfestellungen anzunehmen und sich fortzubilden, anstatt sich weiter zu blamieren.

  39. Oh, weil die brickhead-Fraktion diesen Schluss bisher für gewöhnlich nicht von allein hinbekommen hat:

    dass sie über ihre eigene Diskriminierung die Deutungshoheit hat

    beinhaltet jede Reaktion darauf, solang sie nicht selbst *istisch ist, und nein, „umgekehrter Rassismus“ existiert nicht.

  40. Jede schwarze Frau ist also der Meinung, dass Frau Sow in dieser Situation die Veranstaltung verlassen musste und es zu diesem Handeln keine Alternative gibt? Interessant. Gibt es da empirische Studien zu?

  41. …und jetzt bitte alle mal gequält lächeln, mettskillz hat ’nen total deepen, sarkastischen witz gemacht! ist auch egal, dass er von 10 verschiedenen leuten wiederholt gesagt bekommt, was das problem mit seinen „argumenten“ ist und es ca. 100 unmittelbare informationsquellen gäbe, die seine intelligenten fragen beantworten würden… er weiß es besser als du, und du bist doof. so.

  42. Ich dachte der Witz käme von Kiturak. Auf die Frage ob eine andere, gleichgestellte Person nicht anders handeln würde, die Antwort zu bekommen „ALLE würden gleich reagieren“ kann doch nicht ernst gemeint sein,

  43. @mettskillz: Darüber zu mutmaßen, ob eine hypothetische andere Schwarze Antirassismusexpertin hier anders oder gleich reagiert hätte, ist müßig und Derailing. Wissen wir nicht, spielt auch nur eine maximal mittelgroße Rolle. Fakt ist: Wie DU an Frau Sows Stelle reagiert hättest oder wie du dir gewünscht hättest, dass sie doch bitte reagieren soll, ist unerheblich – warum, wurde jetzt nun schon so oft gesagt, dass ich mich langsam (und nicht zum ersten Mal) frage, was du eigentlich mit deinen Einträgen hier bezwecken möchtest.

  44. oh, ernsthaft, es gibt doch genügend Level 1-Trolle in diesem Spiel, können wir nicht auf diesen einzelnen verzichten und einen anderen drankommen lassen?

  45. du meinst kituraks „Wärest Du eine Schwarze Frau, dann würdest Du niemals die gleichen Argumente vorbringen. Das sieht wirklich jede_r, die_der auch nur den Hauch einer Ahnung hat.“ ?

    wenn ja, dann lässt mich deine interpretation an deinem leseverständnis zweifeln… einfach nochmal durchlesen! wo genau steht da „jede schwarze frau hat genau die gleiche reaktion!“? genau, nirgends.

    und nochmal: es gibt hier ellenlange erklärungen, links zu anderen blogs, links zu noahs blog, etc. – und trotzdem dringt nichts durch? woran liegt das? weil alle unrecht haben, oder weil du einfach mit dem fuß aufstampfen möchtest, dass du als weißer heterosexueller mann aber auch total recht hast, und objektiv zwischen „richtigen“ und „falschen“ argumenten unterscheiden und die reaktion einer (vorsicht, ich hab nicht „alle“ geschrieben, auch wenn du das jetzt liest) schwarzen frau auf diskriminierende erlebnisse viel besser beurteilen kannst als sie selbst (und andere people of colour, die von ähnlichem berichten)?

    da bleibt mir nur die frage, ob das tatsächlich ein solch mangelndes reflexionsvermögen ist oder einfach nur gelangweiltes rumgetrolle. in jedem fall ist das jetzt die letzte antwort essentiell die 20. wiederholung des gleichen statements: „ich kann aber besser beurteilen, was hier wirklich rassistisch ist und ab wann schwarze leute überreagieren, weil darum.“

    und das war’s jetzt wirklich, das ist einfach zu blöd…

  46. Noch ne persönliche Einzelmeinung zum Thema Trollfütterung:

    Auch wenn das mit dem Getrolle bei diesen typischen Kontroverse-Themen viele hier Lesende wahrscheinlich ein wenig nervt, wollte ich mich mal eben bei denen bedanken, die diese Diskussion (wahrscheinlich schon zum 1000. mal) hier so geduldig geführt haben. Ich habe sehr interessiert mitgelesen und mal wieder einiges mitgenommen, wie man auf diese total stereotypen Einwände, die in solchen Kontexten eben IMMER kommen, argumentativ reagieren kann und wie man sich selbst auch nochmal hinsichtlich einiger Aspekte überprüfen kann und muss. Für die Beteiligten und bereits mehr Belesenen mags energieraubend, anstrengend und nervig sein, es immer und immer wieder zu lesen und zu schreiben (und vor allen Dingen auch eigentlich nicht ihr Job), aber für mich persönlich wars jetzt hier grad total super, nochmal so ne tippitoppi aufbereitete Basic-Schulung in Sachen Einwand-Gegenargument-Abtausch in diesem Thema zu kriegen!

    Also, @kiturak, @accalmie, @Anna-Sarah und wie Ihr alle heißt: Vielen Dank an Euch und nen schönen Sonntag noch!

  47. Ich frage mich die ganze Zeit, inwieweit das Ganze gegenderter Rassismus ist – oder: eine rassistische Situation mit genderspezifischen Aspekten? Der Punkt ist, ich habe als Weiße in dem Dings weitgehend keine Ahnung, und ich will das nicht deuten, vor allem nicht zu Sexismus umdeuten (wie er „uns allen“ passieren könnte) oder so.
    Nur, gerade flatterte dies hier vorbei, und seitdem (nein, eigentlich spätestens seit einigen der Troll Droppings unter ihrem Katzentisch) drängt es sich mir unglaublich auf, dass Noah Sow hier in mehr als einer Hinsicht gerockt hat ( jaaa, wie immer!), und jetzt auch dafür die Empörung kommt.
    Wisst Ihr? „Warum war sie nicht nett und fürsorglich?!“ accalmie hatte ja schon mit „mammy” sowas angedeutet, und einer von diesen grotesken Typen – also, in meiner Erinnerung der, der gleich mal eingangs erklärt hat, er werde sie jetzt duzen, um das „kalte Internet“ zu überwinden oder so (eughhhh)? Der kam auch ganz schleimig daher, „mütterlich“ in Bezug auf die Lampe war da noch das Harmloseste, wenn ich mich recht erinnere.
    Ist das jetzt Blödsinn?

  48. @betti
    du hast ja total recht. aber bei manchen hilft es einfach nichts, die wollen nur aufmerksamkeit und ergötzen sich dran, dass sie andere provozieren können, da ist doch überhaupt kein „verstehen wollen“ zu erkennen, sondern nur
    -ich weiß es besser
    -ich sage euch, was euch verletzten soll und was nicht
    -ich sage euch, wie ihr auf verletzungen zu reagieren habt
    ich ich ich

    dass da jemand verletzt wurde interessiert die doch gar nicht.

  49. als frau mit behinderung werde auch ich ständig mit vorurteilen, zuschreibungen und ausgrenzung konfrontiert. aber ich hasse nichts mehr als den weit verbreiteten, politisch korrekten eiertanz, den ich als kontraproduktiv empfinde. wie sollen vorurteile und berührungsängste überwunden werden, wenn sich keiner mehr traut zu fragen, wenn andere angst haben, bei jeder naiven aussage herabgewürdigt zu werden. ich erlebe es oft, dass leute sich bei mir für harmloseste fragen oder aussagen entschuldigen, sich immer irgendwie schuldig fühlen und sehr unsicher sind. ich versuche dann immer zu signalisieren, dass ich nicht erst seit gestern mit einer behinderung lebe und nicht erwarte, dass andere menschen perfekt sein müssen.
    natürlich muss man auf unverschämtheiten oder unangebrachte distanzlosigkeit nicht „nett und geduldig“ reagieren, sondern sollte zurückbeissen oder die kommunikation abbrechen. meine erfahrung ist aber, das bei übertriebener political correctness gar keine kommunikation über heikle themen mehr stattfindet und vorurteile betoniert werden.
    ich denke das hat auch nichts mit einem „opferverhalten“ zu tun, sondern, dass man den respekt, den man für sich einfordert auch anderen gewährt. denn auch das ist gewaltfreie kommunikation.

    bei noah sow frage ich mich, warum es für jemanden, der politische und aufklärende antirassismusarbeit leistet, so ein affront ist, kurz auf den poc begriff einzugehen. sie war ja nicht privat dort, sondern als referentin und während man privat, leuten, die einem unsympatisch sind, gar nichts erklären muss könnte man doch professionell etwas mehr bereitschaft zeigen.

    die lampe geht natürlich gar nicht und ja, natürlich bin ich trotzdem weiß.

  50. @theresa

    „meine erfahrung ist aber, das bei übertriebener political correctness gar keine kommunikation über heikle themen mehr stattfindet und vorurteile betoniert werden.“

    in diesem Fall hats geklappt:
    http://asta.hs-fulda.org/news/veranstaltungen/685-ausgefallen-lesung-mit-noah-sow

    Kernsatz:
    „Wir bedanken uns dafür, dass Frau Noah Sow uns durch ihre konsequente Reaktion die Augen geöffnet hat.“

    Und ich ignoriere jetzt einfach mal (fast) die political correctness-Aussage von dir.

  51. @cassandra
    der asta bezieht sich allerdings nur auf die lampe (bei der mir schleierhaft ist, dass erst noah sow kommen und gehen musste um den rassismus deutlich zu machen)

    ich bezog mich auf die kommunikation des poc begriffs

  52. @theresa: Wie du selbst sagst, finde ich es auch etwas schwierig, verschiedene Formen der Ausgrenzung miteinander zu vergleichen, wenn es darum geht, die „Angemessenheit“ von Reaktionen von Betroffenen zu beurteilen. Ich finde es außerdem sehr großzügig von dir, wie du beschreibst, an bestimmte Situationen heran zu gehen und hoffe, dass die Leute, die ihre Fragen von dir beantwortet bekommen und dadurch eine Chance haben, dazu zu lernen, das auch zu schätzen wissen, weil es eben deine Freundlichkeit ist und nicht ihr gutes Recht.
    Zum Stichwort professioneller Kontext vielleicht noch mal als Hinweis: Es war ja hier nicht so, dass Frau Sow für eine Lesung vor Leuten, die sich das erste Mal mit (Anti-)Rassismusfragen beschäftigen, gebucht war. Es ging um eine ausgewiesen antirassistische Veranstaltung, die in ein entsprechendes Gesamtkonzept eingebettet ist. Diesen Anspruch hatte Frau Sow als Referentin ernst genommen – die Organisatorin anscheinend zunächst leider weniger.

  53. also, ich habe den artikel hier, die kommentare und andere posts im webz dazu i.l.d. tages gelesen – wenn ich nicht auf nem stuhle sässe, hätte es mich sonstwohin weggekippt und ich hab mich immer noch nicht „abgeregt“.

    wie @ H.D. kam mir als weisse/frau erstmal ne sexismus-analogie bzw. lauter eigene negative (sexistische anti-feministische) erlebnisse dazu hoch.

    und wie @Kiturak/15:37 „rassismus“ plus „gegenderter/sexismus“ (facepalm/headcrash)

    ehrlich gesagt, ich werde Noah Sow’s Mut für mich als inspiration nutzen, mich auch in alltäglichen „-ismus 101-situationen“ endlich konsequent zu verhalten.

  54. Anlässlich der Frage drüben beim jüngsten Selbermach-Sonntag nach dem besten Umgang mit uninhaltlichen Sympathie-, Solidaritäts- und Begeisterungs-Bekundungen in den ja eigentlich für inhaltliche Diskussionen reservierten Kommentarspalten,

    da dieser ganze Nachhall zu der oben geposteten Angelegenheit so unerträglich ist, insbesondere auf dem Blog von Malte Welding,

    angesichts der Tatsache, dass es lovr.org noch nicht gibt und

    da die inhaltliche Diskussion hier anscheinend eh schon ein wenig verebbt ist,

    hier jetzt mal ganz ausdrücklich ganz persönliches und in meinen Augen höchst verdientes Autorinnen-Gepämpere: Ich find Dich super, Nadine! Ich find auch Noah Sows Reaktion super und ich finds super, dass Du, liebe Mädchenmannschaft und Du, Nadine, dazu die richtigen Sachen geschrieben habt!! Die anderen nerven und sollen alle nach hause gehen.

    <3

  55. Die Einsicht kommt spät, aber sie kommt: Ich habe einen Fehler gemacht. Nachdem ich am Sonnabend dann doch ziemlich angefressen war und nicht mehr diskutiert habe, ging mir das Thema trotzdem nicht aus dem Kopf, was auch ganz gut war. Ich habe weiter mitgelesen und mich noch ein wenig durch die anderen Diskussionsplätze geklickt und kann mich schließlich in schoschies Kommentar bei malte welding gut wiederfinden.

    Es steht mir überhaupt nicht zu, einzuschätzen, ob Noah Sow sich in der PoC-Frage Rassismus ausgesetzt sah. Das kann und darf nur sie allein. Es tut mir leid, dass ich ihr dieses Recht nicht gelassen habe.

    Auch wenn mir der Stil nicht immer zugesagt hat: Die Diskusion hat doch noch gefruchtet. Danke!

  56. @ Das Trio

    Das was Du beschreibst, kommt mir aus anderen Kontexten selbst bekannt vor, deswegen maße ich mir jetzt einfach mal an, Dir die ein oder andere Leseempfehlung zu geben, die für mich seinerzeit ziemliche „Eye-Opener“ waren – vielleicht kennst Du das alles aber ja auch schon, in dem Fall einfach ignorieren:

    Wenn Deine Einsichts- und Erkenntnis-Schleusen da grad offenstehen, empfehle ich Dir die zeitnahe Lektüre der Grundlagen-Texte beim Braunen Mob (insb. die FAQ und „Bin ich ein Rassist?“), der Seite http://www.derailingfordummies.com/ und vielleicht noch eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „Weißsein/Weißseinsforschung“ (Einstieg geht z.B. über Wikipedia) und dem Privilegienkonzept (z.B. http://tjlp.org/privilege101.pdf).

    Vielleicht hast Du Dir das ja auch schon alles zu Gemüte geführt und das soll jetzt auch gar nicht so bevormundend rüberkommen, wie es sich vielleicht liest, aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass wenn so ein Perspektivenwechsel, wie Du ihn beschreibst, mit gut aufbereiteten Informationen angereichert wird, man da RICHTIG viel von haben kann. Grade, wenn man für sich in Anspruch nehmen will, kein_e Rassist_in (oder Sexist_in o.ä.) zu sein, kann es ganz toll sein, wenn man die üblichen Abwehrreflexe überwindet und wirklich anfängt, zu lernen. So ging es mir auf jeden Fall, als ich – und das ist auch noch nicht so wahnsinnig lange her – angefangen habe, diesen Perspektivenwechsel zu vollziehen und angefangen habe, die zahlreichen Bildungsangebote endlich mal anzunehmen, die dazu an allen Ecken bereitstehen, wenn man bereit ist, hinzugucken…

  57. @trio und andere: einerseits finde ich es super, dass du dich noch mal damit beschäftigt hast und es auch nicht scheutest, nochmal ein statement zu verfassen, in dem du deine veränderte denkrichtung erklärst. und andererseits, kotzt mich das an, und zwar aus folgenden gründen:

    1. zehn verschiedene leute hier versuchen dir die argumentation näherzubringen, warum es white privilege in reinform ist, so zu reagieren, wie der asta und du und andere kritiker_innen es auf noah sows konsequenz taten.
    2. es werden viele links gepostet zu anderen blogs und informationsquellen.
    3. es wird sogar die goldene regel ignoriert, unpassende parallelen zu ziehen, und kiturak versucht, das problem anhand eines ziemlich einsehbaren beispiels zu illustrieren.
    4. du und mettskillz und erlehmann, allesamt weiße, männliche, heterosexuelle (das ist jetzt für dich eine unterstellung, mettskillz ging darauf auf explizit ein) irgendwie-IT-related-menschen (und ich dachte die ganze zeit: piratenpartei?), kommen mit jedem klischee aus der white-privilege-kiste, das man sich vorstellen kann, immer und immer wieder an, verdrehen worte, ignorieren hinweise, bestehen darauf, dass man aber jetzt genau das diskutieren soll, was sie möchten (z.b., ob jetzt noah sow people of colour or nur „POC“ gesagt hat und genau diesen isolierten vorfall zu diskutieren und nichts anderes), und stampfen zwei tage lang nur mit dem fuß auf oder werden polemisch.
    5. und was passiert dann? die „einsicht“, die ich lobenswert finde, kommt nicht von dieser diskussion oder noahs blog oder anderen quellen von POC, sondern von einem ANDEREN, weißen, männlichen, heterosexuellen, weil seine denkweise offenbar objektiv und nachvollziehbar ist – nicht die der zehn frauen und/oder people of colour, die vorher zeit und energie verschwendet haben, auf die „kritikpunkte“ einzugehen. erkennst du daran das problem, die ironie, das, was einen so ankotzen kann? die erfahrungswerte und kritikpunkte und argumentationen von menschen, die situationen wie die in der noah sow sich befinden musste, fast tagtäglich selbst erleben bzw. leute, die sich jahr(zehnt)elang mit rassismus auseinandergesetzt haben, sind noch nicht einmal halb so einsichtig oder beschäftigungswert wie das EINE statement eines anderen weißen mannes, der auf einmal einen denkdurchbruch bei sich bemerkt. es kommt doch nicht von ungefähr, dass du genau IHN nachvollziehen kannst und alle anderen unfreundlich/blöd/unüberzeugend findest!

    und ja, sowas kotzt mich an. das zeigt wirklich, welch sinnlose energieverschwendung es ist, leuten sowas erklären zu wollen. sinn machen kann nur offenbar immer nur jemand, der genauso aussieht und sich in der gleichen macht position befindet, alle anderen werden zu schnell emotional oder irgendwie unhöflich.

    schön, dass du’s einsiehst. und gleichzeitig: einen belohnungssticker bekommst du von mir dafür ganz bestimmt nicht.

  58. @ das trio

    was accalmie sagt.

    ich frage mich, ob ein anderer stil als der von noah sow und nadine lantzsch diesen aufreger bei „euch“ hätte auslösen können. ich denke, der „ruhige erklärstil“, der ja an vielen orten im netz zu finden ist für die, die wollen, hätte nur bewirkt, dass es „euch“ nicht geärgert hätte, ihr es leichter hättet wegschieben können in die ecke „die beschäftigen sich mal wieder mit haarspaltereien“ oder wie auf weldings seite jetzt gemacht wurde, das ganze auf die persönliche ebene verfrachten und sich mit der kritik in keinster weise sachlich auseinander setzen, dafür aber menschen auf der persönlichen ebene in den dreck ziehen und sich gegenseitig im postpubertären trotzverhalten zu bestätigen.

    ich kann es nicht beweisen, aber ich werde das gefühl nicht los, wäre die kritik von einem herrn sow und einem herrn lantzsch verfasst worden, wäre die reaktion komplett anders ausgefallen.

    ansonsten, was betti sagt, danke an alle, die unter ihrem klarnamen so deutlich stellung bezogen haben.

  59. @betti: Danke für die Links!

    @accalmie: Da hast du mich missverstanden, ich bin nicht durch den Beitrag von schoschie zum Umdenken gekommen, er beschreibt nur recht gut wie ich durch das nochmalige Lesen hier und unter den anderen Artikeln einsichtig wurde. Bis du es geschrieben hast war ich mir auch nicht bewusst, dass schoschie ein Mann ist, aber am Bild hätte ich es natürlich sehen können.

    Mein Umdenken kam doch gerade durch die „zehn verschiedenen Leute“ und deren gepostete Links und Quellen.

    Dass dich, die solche Diskussionen öfter führt, diese anfängliche Uneinsichtigkeit ziemlich ankotzt, kann ich nachvollziehen. Gleichzeitig stößt mir, der diese Diskussion zum ersten mal führt, der Stil mit dem hier teils diskutiert wurde dann eben auf.

    @alex: Hätte Sow anders reagiert, hätte ich hier vielleicht gar nicht erst einen Artikel darüber gelesen. Von daher stimmt das schon. Das mit den „Herren“ möchte ich aber zurückweisen, zumindest was mich angeht.

  60. @all

    ich hab in den vergangenen Tagen hier nicht reingeschaut, weil die Diskussionen anderswo ja schon so unterirdisch verlaufen. Und nun lese ich doch mal quer und wollte mich für die Solidarität und die tolle Diskussion bedanken. Also: Danke.

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