Neues von Haseloff und der Männer-CDU

Rainer Haseloff (wir erinnern uns an „die ostdeutsche Frau an sich“) ist im Landtag von Sachsen-Anhalt erneut mit fragwürdigen Aussagen aufgefallen. Und diesmal nicht der einzige. So berichtete der MDR, Haseloff habe nach internen Querelen bei den Koaliationsverhandlungen von „hormongesteuerten Frauen“ gesprochen, die man „beruhigen“ müsse. Der derzeitige Innenminister sagte ferner „das Eierstockgehabe geht mir auf den Geist.“

Hintergrund sind Proteste der Frauenunion und ihrer Vorsitzenden, Eva Wybarnds, dass beim Postengeschacher nach der Wahl die Frauen übergangen wurden. Von 35 Postionen sind nur 2 an Frauen gegangen, ein Antrag auf eine Frauenquote von 30 Prozent weiblicher Beteiligung wurde abgelehnt. Mal abgesehen davon, dass drei weitere Bewerberinnen keinen Posten abbekamen, spricht die Erklärung Bände: „Bei sechs Frauen in der Fraktion kann man schlecht eine 30-Prozent-Quote durchsetzen.“

Nach allem was ich in der Schule gelernt habe, sind Parteien dazu da, die Wählerschaft und ihren Willen abzubilden – was in Deutschland als generisches Maskulinum auch die Wählerinnen miteinschließt. Um dies zu erreichen, sind sie ausdrücklich aufgefordert, aktiv Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen und aufzustellen. Und das ist keine neue Idee, das ist ihre Aufgabe seit über 60 Jahren. Wenn die CDU in Sachsen-Anhalt es also bis heute versäumt, die Hälfte der Bevölkerung ordentlich zu repräsentieren, dann sollte sie vielleicht darüber nachdenken, sich in Männer-CDU umzubenennen.

13 Kommentare zu „Neues von Haseloff und der Männer-CDU

  1. So, erster Kommentar eines schon längere Zeit stillen Lesers.

    … Mal abgesehen davon, dass drei weitere Bewerberinnen keinen Posten abbekamen,…

    Mir stellt sich da die Frage, wieviele männliche Bewerber noch vorhanden waren. Das ist bei dieser Aussage doch von Relevanz.
    Ansonsten sind diese Sprüche natürlich unter aller Sau.

  2. Hat den die CDU auch mind. 30% weilbliche mitglieder? Sonst wäre eine quotenforderung von 30% gegen die chancengleichheit.

  3. *lol* die mehrheit der deutschen ist gegen eine frauenquote, also handelt die cdu nach dem willen des volkes… ;)

  4. @Julian: Wenn man Quoten ablehnt, weil es zuwenig Frauen gibt (und damit schon mal verkennt, dass die Quote ein Instrument gegen diese Schieflage ist), dann aber auch Bewerberinnen übergeht, zeugt es leider nicht von Willen, mehr Frauen in die Politik zu holen.

    @mr kanister: Die Zahlen lassen sich leicht ergooglen. Im Osten hatte die CDU tatsächlich mal fast 40% weibliche Mitglieder, seit Jahren sinkt ihr Anteil aber dramatisch und gondelt derzeit um 30%. Selbst wenn es weniger wären: Parteien haben den Auftrag die Bevölkerung abzubilden. Jede Partei strebt an, möglichst flächendeckend Ortsverbände aufzubauen. Warum ist es dann so utopisch zu verlangen, dass Deutschland nicht nur geografisch, sondern auch geschlechtsbezogen in der Politik vertreten ist? Bei irgendwelchen Wahllisten, Ausschüssen etc. wird immer darauf geachtet, dass aus allen Regionen, Berufsgruppen und Parteiflügeln Leute sich abwechseln, damit niemand beleidigt ist. Aber wenn Frauen ihre Repräsentanz einfordern, dann kommt Chancengleichheit als Argument. WTF?!

  5. Gibt es tatsächlich religions-, berufsgruppen etc quoten? Also festgeschrieben? Eine quote ist ein unterschied zu einem ungeschriebenen konsens.

    Gerade gelesen dass die FDP auf ihrem parteitag für sich selbst mit 80% eine frauenquote abgelehnt hat.

  6. @mr kanister Ungeschriebener Konsens ist besser weil … dann versteckt gemauschelt wird, statt klare, nachvollziehbare Regeln zu haben?

  7. @Helga
    Aber da fängt das Problem an. Was ist die Konsequent? Ungeachtet aller Vor und Nachteile alle weiblichen Bewerber nehmen bis die Quote erreicht ist? Das erzeugt a) nur noch mehr Ablehnung á la Quotenfrau und b) sorgt es dafür das potenziel nicht die besten Kandidaten gewählt werden. (Wobei es hier natürlich immer die Frage ist, ob die Kandidaten immer nur nach Qualität ausgewählt werden, was aber natürlich aus dem Geschriebenen nicht hervor gehen kann.)

  8. Gerade anderswo gelesen dass es für landeslisten von parteien tatsächlich regionalquoten gibt *grusel*.

  9. Mit anderen worten – wäre ich z.B. der einzige oberfranke der sich auf einen CSU auschuss bewirbt muss ich ungeprüft automatisch genommen werden – das ist ja der wahnsinn.

  10. @Julian: Ich weiß ja nicht, ob Du Dich schon mal ausführlich mit solchen partei-internetn Wahlen beschäftigt hast. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass *Qualität* oder gar *Qualifikation* da nicht wirklich eine Rolle spielen. Sondern einerseits das Bedienen bestimmter Klientel, eben Regionen und Berufsgruppen etc. Wobei jede einzelne Gruppe Rabatz machen würde, wäre sie nicht vertreten. Die Frauenunion war da dämlicherweise lange stumm und hat das mit sich machen lassen. Zum anderen herrscht fast immer und überall Mangel an Kandidat_innen (ich meine damit explizit auch Kandidaten [m]).

    Für Aufsichtsräte, für die ja ebenfalls eine Quote diskutiert wird, gibt es auch keine Vorgaben, was die Qualifikation angeht. Es sei denn, man betrachtet Vitamin B als Qualifikation.

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