Nachhaltig leben und über Kultur bloggen

Dieser Text ist Teil 89 von 115 der Serie WWW Girls

In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihr Weblog vor. Heute:

Aus der Sockenschublade

Wie heißt du?
Alexandra (im Internet: Mirka von Lilienthal)

Seit wann bloggst du?
Seit 2008.

Drei Bloggerinnen mit weißen Laptops auf denen der Venusspiegel prangt, darum der Slogan - Feminists of the WWW: unite

(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com

Warum hast du damit angefangen?
Ich habe begonnen Blogs zu lesen und kam irgendwann an den Punkt, wo ich dachte: „Das möchte ich auch machen!“ Meine Neugier hinsichtlich (für mich) neuer Dinge im Internet war schon immer grenzenlos.

Worüber schreibst du?
Ich schreibe primär über Kulturgut (Literatur, Film & Fernsehen, Musik…), aber auch über gesellschaftsrelevante und -kritische Themen, allen voran über nachhaltiges Leben. Für das Jahr 2011 hatte ich mir beispielsweise diverse Vorsätze gesteckt, über deren Durchführung ich regelmäßig berichte.

Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Ich muss vorausschicken, dass ich die Hälfte meines Lebens online bin – also: Seit 9 Jahren. Und: Vor 9 Jahren war ich zudem 9 Jahre alt. Ich bin mit dem Internet aufgewachsen, mit einem Internet, das ich selbst erleben konnte, uneingeschränkt. Im Vergleich zu manch anderen Kindern hatte ich Eltern, die mich einfach haben machen lassen, was vermutlich auch ein wenig daran lag, dass sie selbst zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich online waren. Ich habe so ziemlich alles mitgenommen, was man in seiner Internet-Historie nur mitnehmen kann: Kindercommunitys, den Knuddels-Chat, peinliche E-Mail-Accountnamen, Foren, in denen ich Mädchen kennen lernte, die heute Frauen sind und meine besten Freundinnen. Und schließlich fing ich mit dem Bloggen an, was mein Leben für immer verändern sollte. Mit 15 war ich Modebloggerin, das erzähle ich gerne, weil das wie eine Anekdote aus fernen Zeiten erscheint. Niemand, der mich heute kennen lernt, würde mich für eine Modebloggerin halten. Ich denke immer noch, dass man über die Kleidung, die man trägt, viel zum Ausdruck bringen kann, seine Meinungen und Einstellungen kommunizieren kann, aber das hat für mich nichts mehr mit High Heels, sondern mit „Bacon had a Mum“-T-Shirts zu tun.

Aber: Dass ich mit dem Bloggen anfing, hat eine Kette von Ereignissen ausgelöst, ohne die mein Leben heute ein anderes wäre. Ich hätte nicht begonnen zu twittern, ich wäre sehr wahrscheinlich nicht der Grünen Jugend beigetreten, ich wäre nicht demonstrieren gegangen und Veganerin geworden, ich hätte nicht gelernt, wie man eine Sitzblockade abhält und was echte Freundschaft ist. Ich hätte nicht so ein großartiges Jahr gehabt, das mir so viele Erfahrungen geschenkt und mich mit Menschen zusammengeführt hat, die ich, hätte ich nicht erkannt, dass es außerhalb der konservativen Provinz ein erstrebens- und lebenswertes Leben gibt, niemals persönlich kennen gelernt hätte.

Wovon braucht das Internet mehr:
Das Internet braucht in meinen Augen vor allem eine sachlichere Diskussionskultur. Mich ärgert es, dass besonders in Kommentaren jegliche Sachlichkeit über Bord geworfen wird und sich Diskussionen so sehr hochschaukeln, dass es eigentlich nur noch darum geht, wer am lautesten schreit. Man sieht sich heute ja schon Anfeindungen ausgesetzt, wenn man sich nur traut, ein populäres Produkt bei Amazon – mit fundierter Begründung – nur mit einem Stern zu bewerten. Das Internet funktioniert nicht Face-to-Face, was es schwieriger macht, seinen Diskussionspartner zu unterbrechen, während dieser sich selbst in Rage schreibt, um einen unsachlich darauf hinzuweisen, wie daneben es doch ist, sich herauszunehmen, eine andere Meinung als er selbst zu haben.

Frauen* im Web sind
…unerlässlich – was mir spätestens nach der Lektüre von „Vernetzt euch“ von Lina Ben Mhenni bewusst wurde. Wir müssen noch lauter werden, damit unsere Stimmen im Netz hörbarer werden, damit nicht mehr die Mehrheit der Quellen, die wir Tag für Tag im Internet teilen, von Männern verfasst werden, damit nicht mehr nur die Männer die Blogcharts der meistangeklickten Blogs anführen, damit Frauen im Netz nicht nur auf Strick- und Fashionblogs beschränkt werden. Wir haben eine Meinung, wir haben eine Stimme und wir haben das Medium, das nötig ist, um beide lautstark und aktiv mit der Welt zu teilen. Es ist vor allem wichtig, dass wir uns vernetzen und organisieren, um gemeinsam für unsere Sache einzustehen; nur gemeinsam sind wir stark!

Deine tägliche Web-Lektüre:
Ich muss zugeben, dass ich nur eine handvoll Blogs regelmäßig lese – die meiner Freunde. Einige von ihnen führen private Blogs, andere nicht: Zum Beispiel @dramalovesme (http://flugunfaehig.wordpress.com/) und @halbbluthobbit (http://hobbitmaedchen.wordpress.com/). Ansonsten habe ich einen ganzen Ordner voller toller Bloglinks, die ich alle paar Wochen anklicke, um mich durch die neusten Artikel zu lesen. Sehr gerne lese ich den Blog von @hoch21 (http://nach21.wordpress.com) und den Blog von @HappySchnitzel (http://happyschnitzel.com). Nachrichten lese ich natürlich auch tagtäglich im Internet, ich muss aber zugeben, dass ich noch zu den altmodischen Menschen gehöre, die viel lieber eine Zeitung am Frühstückstisch liegen haben und sie von vorne bis hinten lesen. Seit einer Weile habe ich auch die Zeit abonniert, die in meinen Augen beste Wochenzeitung.

Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an post(at)maedchenmannschaft.net.

Ein Kommentar zu „Nachhaltig leben und über Kultur bloggen

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