Magie für Mädchen, Kämpfe für Jungen

Wir reden oft über den Einfluss der „Medien“, doch wie sieht sowas eigentlich konkret aus? The Achilles Effect hat sich der Spielzeugwerbung einmal angenommen. Mit welchen Schlagwörtern werden „typische“ Jungen- und Mädchenspielzeuge in Fernsehwerbungen bepriesen? Nach der Durchsicht von jeweils rund 30 Spots waren bereits deutliche Unterschiede in der Ansprache sichtbar.

So gehören zu den häufigsten Wörtern die an Jungen gerichtet sind: battle (Kampf), power (Macht, Kraft) und heroes (Helden), sowie jede Menge weiterer kampf-betonter Begriffe.

Schwarzer Hintergrund mit bunten Wörtern, am größten sind: battle, power, heroes, stealth, beat
Bild über www.achilleseffect.com

Bei den Mädchenspielzeugen stehen dagegen love (Liebe), friendship (Freundschaft) und magic (magisch) im Vordergrund. Spaß (fun) und Parties scheint man Jungen nicht zu gönnen, ansonsten drehen sich die Schlagwörter überwältigend oft ums Aussehen und um Babies.

Schwarzer Hintergrund mit bunten Wörtern, am größten sind: love, magic, fun, girl
Bild über www.achilleseffect.com

Außerdem wird im Vergleich deutlich, dass „männlich“ weiter als Standard gesehen wird, „weiblich“ als das Abweichende: Bei Mädchenspielzeugen wird darauf hingewiesen, dass sie für girls (Mädchen) sind, bei den Jungenspielzeugen findet sich dagegen kein Hinweis auf Geschlechterzugehörigkeit.

46 Kommentare zu „Magie für Mädchen, Kämpfe für Jungen

  1. Total interessant! Dazu kommt noch, als ich Kind war, in den 60ern, gab es nur 3 Programme mit zwei oder drei Kindersendungen am Nachmittag ohne Werbung. Jetzt werden Kinder massiv mit Werbung zugeballert – absolutes Gehirnwäschepotential!

  2. Ich frage mich, inwieweit solche Studien auf die deutsche Gesellschaft übertragbar sind. Mir fällt zumindest in der Politik auf, dass die amerikanische Gesellschaft ganz andere Metaphern und Sprachbilder bevorzugt, die bei uns eher auf Kopfschütteln stoßen würden. Das ist jetzt ein subjektiver Eindruck.

    Interessant finde ich den Aspekt, dass „Mädchen“spielzeug speziell als solches gekennzeichnet wird. Das wirkt irgendwie doppelt perfide, denn letztendlich verwehrt es ja zunächst einmal Jungs damit zu spielen. Das ist ungefähr wie bei der Kleidung, ein Mädchen kann Hosen oder Kleider tragen, ein Junge der Kleider tragen möchte riskiert Ausgrenzung (hier war neulich ein Artikel eines Prenzelberg-Papis verlinkt, der entsetzt darüber war, dass seine zweijährigen Jungs mit Rock in die KiTa gehen möchten).

    Man könnte also vertreten, dass es Jungs sind, die von „Mädchen“spielzeug ausgegrenzt werden und damit benachteiligt sind. Andererseits reagieren Jungs ja nur deshalb so abwehrend auf „Mädchensachen“ weil es irgendwie mit einer gesellschaftlichen Abwertung verbunden ist. Und damit schließt sich der Kreis zur Abwertung von Mädchen.

    Mich würde mal interessieren, was Werbefachleute dazu sagen.

  3. Mich würde mal interessieren, was Werbefachleute dazu sagen.

    Mich würde mal interessieren, was man dagegen TUT.

  4. ich denke auch, dass das auf Deutschland übertragbar ist – schon mal versucht nicht geschlechtersteriotypes Playmobil zu kaufen?

  5. gute frage. hm. da gibt es die private dimension – meine enkelin, 5 jahre alt, spielt unter anderem auch mit zügen und kränen. das vorhaben meines sohnes war schon kurz nach ihrer geburt: sie soll mal gaming weltmeisterin werden (kleiner scherz). nicht austicken wenn der sohn mit puppen spielen will, sondern eigene reaktionsmuster hinterfragen.

    die politische: nicht aufhören darauf hinzuweisen. wie hier. es bewusst machen. wenn nötig gebetsmühlenartig. es gibt ja schon lange bücher darüber (z.b. „Let’s kill Barbie“). neue bücher und artikel schreiben. tabus brechen. …

  6. Mich würde mal interessieren, was man dagegen TUT.

    @lob:

    Die einfachste Lösung ist gleichzeitig wohl auch die Schwierigste, nämlich, das Zeug nicht zu kaufen.

    Da Kids bestenfalls Taschengeld haben, sind die Eltern gefordert.
    Und die sind m.E.der Knackpunkt, weil wohl den meisten nicht bewusst ist, dass sie es sind, die Produktion sowie Werbung beeinflussen können, indem sie das Zeug eben nicht kaufen.

  7. @black

    Geschlechterstereotype werden hierzulande genauso reproduziert wie in den USA. Ein Blick in die Werbung, deutsche Kinderzimmer und Spielzeugläden genügt. Und dass nicht nur, weil Spielsachen in Deutschland „amerikanisiert“ sind, wie Inge meint, sondern weil Bilder über Geschlecht und Sexismus ganz wesentlich für die Entwicklung und Sozialisation angesehen werden, auch weil diese Bilder und die Geschlechtertrennung Orientierung geben. Dass diese Orientierung fragwürdig ist, steht ja dann auf einem anderen Blatt.

    @lob

    Dagegen tun kann mensch in erster Linie, solche Bilder zu hinterfragen, um deren Konstruktionscharakter aufzudecken. Erst wenn ich mir bewusst bin, was Stereotype auslösen und warum sie alles andere als „natürliche“ Reaktionen auf „natürliche“ Gegebenheiten, kann ich mich bewusst für etwas entscheiden. Denn es heißt ja nicht, dass Mädchen nur mit den „Jungssachen“ spielen sollen und umgekehrt. Diese Aufklärungsarbeit an mir selbst sollte ich dann schon auch an meine Kinder (oder mein soziales Umfeld) weitergeben, gerade weil mit diesen Stereotypen Abwertungen von bestimmten Männlichkeits- und Weiblichkeitsbildern einhergehen bzw. bestimmte Geschlechternormen hegemonial werden.

  8. Ich frage mich immer, wo Ursache und Wirkung zu sehen ist.

    Man kann vertreten, dass Kinder das haben wollen, was in der Werbung zu sehen ist. Demnach wäre die Werbung die Ursache.

    Andererseits versucht Werbung immer bereits vorhandene Wünsche und vorstellungen der Zielgruppe anzusprechen um ihren Krempel loszuwerden.

    Mal ganz banal: Mögen viele Mädchen pinke Spielsachen, weil Werbung und Industrie alles in Pink entwerfen, oder wird alles in Pink entworfen, weil viele Mädchen das mögen und deswegen haben wollen?

    Ich glaube nämlich nicht das Werbung absichtlich bestimmte Weltbilder verbreitet im Sinne damit ein Weltbild durchzusetzen. Das ist beinharter Kapitalismus. Wenn Werbung morgen der Meinung wäre, mehr Sachen an Männer loswerden zu können, indem sie alles rosa anmalt, dann würde sie es ohne mit der Wimper zu zucken auch tun.

  9. Ist denn der Zweck von Werbung, ein bestimmtes Geschkechterbild in der Gesellschaft zu installieren?

    Oder will Werbung nicht eher schon bestehende Muster aufgreifen und dazu nutzen, mehr von einem bestimmten Produkt zu verkaufen?

    Werbung ist zunächst doch vöölig unideologisch und versucht unter Ausnutzung eines bestimmten Zeitgeistes einfach nur, möglichst viele potentielle Käufer eines Produktes anzusprechen.

    Meiner Meinung nach erzeut Werbung keine Geschlechterstereotypen, sondern greift einfach nur bereits vorhandene auf und nutzt diese für ihre Zwecke.
    Und nicht jedes Stereotype ist falsch, die allermeisten haben ja ihren Ursprung in den Alltagserfahrungen der Menschen.

    Und wenn den Kinder die Spielsachen gefallen, wo ist das Problem?

  10. ursache-wirkung greift hier nicht. es ist ein system, dass sich gegenseitig verstärkt. also kann man an jeder stelle auch eingreifen.

  11. @black und Stepe

    Nun ja, ich würde nicht so weit gehen, hinter Werbung eine Verschwörungsindustrie zu vermuten. Werbung bedient sich lediglich vorhandener Geschlechterstereotype und reproduziert sie. Klar, weil vermutet wird, dass sich das am besten verkauft. Reproduktion von bestimmten Stereotypen über Geschlecht verfestigt diese aber wiederum, also wird hier eine bestimmte Vorstellung/Ideologie darüber, wie Geschlechter zu sein und zu handeln haben, mitgetragen. Werbung ist kein luftleerer Raum, wie Stepe vermutet, sondern dahinter stehen Menschen, die auch vergeschlechtlichen Normierungen und Sozialisationen unterliegen.

    Und Stepe, wie ich bereits schrieb, ist es überhaupt nicht schlimm, wenn Mädchen mit „Mädchensachen“ spielen oder Jungs mit „Jungssachen“, sondern wie die Entscheidungsfindung für bestimmte Spielsachen zustande kommt.

  12. @black: Wenn Werbung morgen der Meinung wäre, mehr Sachen an Männer loswerden zu können, indem sie alles rosa anmalt, dann würde sie es ohne mit der Wimper zu zucken auch tun. – das tut sie eben nicht. und warum wohl?

    @stepe: Und wenn den Kinder die Spielsachen gefallen, wo ist das Problem? – es ist weil ich nicht will das weiterhin geschlechternormen auf menschen gestülpt werden, das beschneidet vorhandenes potential

  13. @black & Stepe

    Niemand glaubt an eine Verschwörung der Spielzeugindustrie, natürlich wollen die einfach verkaufen. Doch indem sie bestehende Geschlechterstereotype aufgreifen, zementieren sie die auch.

    Und ja, jedes Stereotype ist falsch, per Definition. Indem Kinder in eine soziale Rolle gedrängt werden, behindert man die Ausbildung einer individuellen Persönlichkeit
    Spielzeug und Werbung für Spielzeug erziehen mit und solche Werbung erzieht Mädchen zu übermäßig passiven und schönheitsfixierten und Jungen zu übermäßig agressiven Verhaltensweisen.

    @lob

    Ich glaube nicht, dass man mehr dagegen tun kann (oder sollte) als das zu thematisieren (wie hier geschieht) und bei den eigenen Kindern auf die Spielzeugauswahl zu achten.

  14. @Inge

    „Wenn Werbung morgen der Meinung wäre, mehr Sachen an Männer loswerden zu können, indem sie alles rosa anmalt, dann würde sie es ohne mit der Wimper zu zucken auch tun. – das tut sie eben nicht. und warum wohl?“

    Weil die Zielgruppe dann nicht mehr (genug) kaufen würde. Werbung ist aber abhängig vom Zuspruch der Zielgruppe. Demzufolge kann die Werbung nicht Ursache sein, denn sie läuft der Zielgruppe nur hinterher.

  15. @shadow

    „Spielzeug und Werbung für Spielzeug erziehen mit und solche Werbung erzieht Mädchen zu übermäßig passiven und schönheitsfixierten und Jungen zu übermäßig agressiven Verhaltensweisen“

    Wenn das so wäre, dann würde eine Junge, der mit „Mädchen“spielzeug spielt passiv und schönheitsfixiert und Mädchen, die mit „Jungen“spielzeug spielen übermäßig aggressiv. Auch keine tolle Vorstellung.

  16. @black
    wir versuchen dir hier zu erklären, dass das es sich nicht um ursache-wirkung handelt, sondern um ein sich gegenseitig verstärkendes prinzip. mehr mädchen lieben rosa – mehr werbung für rosa mädchensachen – noch mehr mädchen lieben rosa – noch mehr werbung für rosa mädchensachen … usw.

    shadows argumentation erklärt die einseitigkeit – wenn mädchen und jungen mit verschiedenen spielzeugen spielen werden bei beiden geschlechtern gleichermaßen schönheitssinn und aggressivität gefördert. vereinfacht ausgedrückt. die neigungen werden dann auch ehr individuell ausgelebt, situationsangemessen, nicht geschlechterspezifisch. z.b. nur weil ich ein junge bin muss ich immer held sein, sonst werde ich geächtet.

  17. @black: „Die Werbung“ verfolgt keine verschwörerischen Ziele, aber sie wird manchmal eingesetzt, um genau das zu tun. So war rosa die Jungenfarbe, bis vor dem 1. Weltkrieg dann blau quasi staatlich verordnet wurde: Jungen-Matrosenanzüge wurden billig und „hip“ damit der Kaiser seine Sektsteuer über die Förderung der Marine durchbekam. Inzwischen perpetuiert sich dieses Klischee immer weiter.

  18. @Inge

    Deine Auffassung des sich verstärkenden Systemes habe ich schon verstanden. Der Ansatz erscheint nachvollziehbar, obwohl die Schlussfolgerung, man könne daher jederzeit eingreifen für mich vorschnell ist. Ich bin der Meinung, dass es wesentlich schwieriger ist in so ein System einzugreifen.

    Achja, noch etwas. Mein letzter Beitrag bezog sich auf die Aussage von shadow, also unterstell bitte nicht, dass „ihr“ mir hier die Welt müsst.

  19. @Black & Stepe

    NAtürlich greift Werbung bestehende Muster auf – und zwar völlig kritiklos. Aber dadurch, das sie das macht, verfestigt sie diese Muster und baut einen Zwang für die potentiellen Käufer auf. Kaum jemand würde auf die Idee kommen, einem Jungen, den mensch nicht kennt, zum Geburtstag eine Puppe zu kaufen. Einem Mädchen wohl schon eher. Der Junge bekommt dafür das Ritterset mit Schild und Schwert.

    Werbung verfestigt die bestehenden Muster. Egal ob diese Muster gut sind oder nciht, egal, ob sie für Menschen zu Gefängnis werden oder nicht. Im Gegenteil: JEde Werbung zielt darauf ab, aus einem bestimmten Gegenstand ein „must-have“ zu machen. Das funktioniert aber nur über die Identifikation mit einer bestimmten Gruppe. Das funktioniert bei Kinderspielzeug genauso wie bei Erwachsenen. Apple ist da das beste Beispiel.

  20. ich antwortete auf
    @Inge

    “Wenn Werbung morgen der Meinung wäre, mehr Sachen an Männer loswerden zu können, indem sie alles rosa anmalt, dann würde sie es ohne mit der Wimper zu zucken auch tun. – das tut sie eben nicht. und warum wohl?”

    Weil die Zielgruppe dann nicht mehr (genug) kaufen würde. Werbung ist aber abhängig vom Zuspruch der Zielgruppe. Demzufolge kann die Werbung nicht Ursache sein, denn sie läuft der Zielgruppe nur hinterher.

  21. Habe mal vor ca. einem Jahr über diese Elterngruppe „Pink Stinks“ in GB gelesen und fand die toll :) Ist mir gerade wieder eingefallen, im Zusammenhang mit „was man dagegen tut“.

    Hier der Link:
    http://www.pinkstinks.co.uk/

  22. Bei meiner inzwischen 7-jährigen Nichte hab ich geschenktechnisch immer versucht, die „rosa Ecke“ zu meiden. Das lässt sich nicht immer so durchsetzen (wenn se halt Polly Pocket toll findet…) Ich denke wichtig ist es, dass man das Kind (egal welchen Geschlechts) nicht limitiert, egal in welche Richtung, sondern sie bestmöglich fördert, indem man Interessen weckt und Anregungen gibt.
    Verbieten bringt da gar nix.

    Obwohl, so Bratz oder so kommt mir nicht ins Haus. Will sie aber auch gar nicht.
    Letzter Berufswunschstand war Modedesignerin UND Paläontologin. :) Ich glaub das lüppt.

  23. Pinkstinks find ich eigentlich ne super-Aktion… Was ich daran seltsam finde, ist dass kleine Jungs schon seit Jahrzehnten „wissen“, dass Pink scheiße ist… So eine Parole kratzt zwar an der Mädchenrolle, aber nicht an der Normalität des „Männlichen“.

    Die Grafiken zeigen aber auf schockierende Art und Weise, dass die Welt, in der kleine Jungs groß werden müssen nicht „normal“ ist, sondern faschistoid und gewaltverherrlichend. Für „Deserteure“ liefert das System „Männlichkeit“ direkt die passende Opferrolle mit.

    Der große Knackpunkt, wegen dem ich auch den kritisierten Berliner Vater ein Stück weit verstehe, ist doch, dass ein Junge, der Rock trägt ein enormes Risiko eingeht, Opfer von Gewalt und Mobbing zu werden.
    Je nach Altersgruppe und Milieu gibt es da zwar Unterschiede, eine durch eigene Erfahrungen begründete Angst bleibt bei den meisten Vätern glaubich immer da…

    Die Täter sind nicht einfach nur normal, sondern bestätigen sich ihre Normalität ja erst durch das gemeinsame Opfer. Solange das System existiert, müssen wir damit leben, dass Menschen, die dem nicht entsprechen unter die Räder geraten. Und „es einfach abzuschaffen“ wird leider schon seit 40 Jahren vollkommen erfolglos versucht.

    Soviel mal aus „männlicher“ Perspektive… Soll natürlich nicht die Zwänge der „Weiblichkeit“ verharmlosen…

  24. danke Helga, mir wars auch aufgefallen

    hier – englisch
    http://thesocietypages.org/socimages/2011/04/04/gendered-language-in-tv-toy-commercials/

    was kommt dann ? richtig, „weintrauben für prinzessinnen“ a la Disney – englisch
    http://thesocietypages.org/socimages/2011/04/11/disney-princess-grapes/

    selbstverständlich ist Dld. als „mainstream“ amerikanisiert.
    mit dem unterschied, dass z.b. (weibliche) brustwarzen tabuisiert sind (vgl. nipplegate).

  25. @ekelbaron
    Die Grafiken zeigen aber auf schockierende Art und Weise, dass die Welt, in der kleine Jungs groß werden müssen nicht „normal“ ist, sondern faschistoid und gewaltverherrlichend. Für „Deserteure“ liefert das System „Männlichkeit“ direkt die passende Opferrolle mit.

    – absolut. nicht lustig.

    aber die letzten 40 jahren waren nicht vollkommen erfolglos. seh ich ja an euch.

  26. „Die Grafiken zeigen aber auf schockierende Art und Weise, dass die Welt, in der kleine Jungs groß werden müssen nicht “normal” ist, sondern faschistoid und gewaltverherrlichend.“

    Das finde ich jetzt aber stark übertrieben.

  27. Hmmm…. was Lisa beschreibt (nur drei Kanäle, etc.) kenne ich als Frühachtziger-Kind ohne Kabelanschluss auch noch. Ich glaube aber, damals war die Fixierung, womit ein „richtiges“ Mädchen zu spielen hat, nicht so krass wie heute. Es gab zum Beispiel keine Püppis, denen man Kunstnägel aufkleben könnte, oder Spieltiere (!) zum Schminken und Anziehen (dafür gabs damals jüngere Geschwister, harrharr). Ich besaß u. a. He-Man-Figuren und eine große Kiste mit Dinosauriern, und war damit in guter weiblicher Gesellschaft.

  28. Wundert mich das die neue Hasseröder-Kampagne mit dem „Männer-Camp“ noch nicht erwähnt wurde. Als würden Frauen einen schönen Grilltag mit Bier im Grünen nicht schätzen. Mutet also vor allen Dingen im Segment Bier abstrus an, da ja der Bierabsatz in Deutschland generell rückläufig ist. Würde Die Brauerei dem Trend wirtschaftlich effektiv entgegenwirken wollen würden sie auch frauenspezifische (oder geschlechtsneutrale) Werbung machen, tun sie aber nicht, sondern nutzen die alte Assoziation Mann-Bier. Würde ein „Party-Camp“ schlechter ankommen frag ich mich?

  29. @sarah

    da muss ich dir ein bisschen widersprechen, meine(*1980) Erfahrungen sind andere: meine Freundinnen hatten Schminkpuppen, Barbies, glitzerkram, Puppenküchen, Puppenhäuser, MeinkleinesPony etc. meine Freunde spielten die allerersten Videospiele und Autorennen.
    Wir Mädchen tauschten unsere glitzersticker sammlung, hatten Poesie-
    Alben, die Jungs gingen Fußball spielen, da durften die Mädchen nicht mitspielen.
    Allerdings war der Konsumterror damals nicht so irre wie heute und die Werbung nicht so aggressiv, das stimmt.

    Meine Mutter war Feministin, sie wollte nicht, dass ich mit diesen Mädchensachen spiele. Ich durfte keine Barbie haben, keine Ponys, keine Schminkpuppe.
    Damit war ich ein soziales Alien in der Welt in der ich aufgewachsen bin (kleines Dorf in Rheinland – Pfalz), und natürlich hat mich nichts mehr gereizt, als das was ich nicht haben durfte. Während bei meinen Freundinnen Barbie bereits langweilig war und im Eck lag, wollte ich immer, wenn ich zu Besuch war, wie besessen damit spielen und mein größter Tag war, als mir eine Freundin das rosa Barbie Kleid schenkte, das im Dunkeln leuchtete….(und das ich dann im Geheimen aufbewahrte.)
    Mit neun Jahren setzte ich durch, dass meine Eltern mein Zimmer rosa strichen und ich wenigstens Poster von echten Pferden aufhängen durfte (wenn ich schon keine Plastikponys haben durfte….) .

    HEUTE bin ich froh, dass ich das alles nicht mitgemacht habe. Wahrscheinlich wäre ich bei meiner Tochter etwas lockerer, aber Barbies dürfte sie auch nicht haben.
    Ansonsten bin ich in der ersten Klasse mal „oben ohne“ auf dem Schulhof rumgelaufen, wie die Jungs halt auch. Mann, war das ein Skandal.
    Mein Mathelehrer sagte zu uns dass Mathematik nicht wichtig sei für Mädchen, unser Sportlehrer ließ uns auf dem Schwebebalken üben „wie eine Prinzessin zu gehen“ und ging mit den Jungs – richtig, Fußballspielen.
    Höhepunkt meines grundschulzeittraumas: Die Feueralarmprobe, an dem einige ausgesuchte Jungs aus dem dritten Stock die feuerwehrleiter runterklettern durften. Nur Jungs natürlich. Mein Wunsch, das auch zu tun wurde abgeschmettert mit: „Nein, Mädchen nicht, die trauen sich dann im entscheiden Moment doch nicht.“. Ich wusste genau, ich hätte mich getraut.
    Seit diesem Tag Anfang der dritten Klasse bin ich Feministin.
    (Sorry wenn ich mich wiederholt haben sollte, die Anekdoten hab ich glaub ich schon mal gepostet, aber ich kanns immer noch nicht fassen wenn ich aus heutiger Sicht so drüber nachdenke.)

  30. stimmt – diese auslöser die eine zur feministin machen … meine (*1962):

    ich wollte unbedingt eine modeleisenbahn. antwort von opa: ist nichts für mädchen

    was mich total ärgerte war, dass meine cousins jedes weihnachten von meinem vater chemiebaukästen bekamen – für mich kam das nicht in frage

    barbie spielte ich allerdings auch gerne, obwohl ich heute denke dass mein körperbild davon echt einen schaden bekommen hat

    ich war halt auch immer ziemlich sportlich und gut in mathe hatte auch zwei freundinnen bei denen es genauso war – was uns dann als jugendliche dazu veranlasste trainingsanzüge statt kleidchen zu tragen, uns nicht zu schminken – wir wollten wie jungs sein. akzeptable weibliche vorbilder kannten wir nicht. ich konnte aber einfach nicht glauben dass das wirkliche weiblichkeit sein soll, dieses unsportlich niedliche ein bisschen hilflose und ja nicht schlau sein.

  31. @miri und @Inge : bitte gestattet meine frage in eure so von mir wahrgenommene „plauscherei“ : was hat das mit dem thema = diesem post/artikel von Helga zu tun ?!

  32. frage 1: dürfen wir nicht plauschen?
    und – es viel mit dem thema zu tun und zwar: wie werden geschlechtsidentitäten erschaffen – davon abgeleitet – wie ging es uns dabei in kindheit und jugend mit geschlechtsidentitäten und spielsachen.
    für mich ist das eigene erleben sehr zentral – es kann ja nicht nur um akademisch gelehrtes und gelerntes gehen

  33. werte Inge, ich empathiere, dass ich deine posts hier schon historisch und kognitiv verstanden habe :)

    thema dieses artikels ist jedoch mE/IMO nicht **// wie war das bei mir/mir/damals**// vielmehr eher, u.a. zitat vgl. „oben“/Helga :

    >Außerdem wird im Vergleich deutlich, dass „männlich“ weiter als Standard gesehen wird, „weiblich“ als das Abweichende: Bei Mädchenspielzeugen wird darauf hingewiesen, dass sie für girls (Mädchen) sind, bei den Jungenspielzeugen findet sich dagegen kein Hinweis auf Geschlechterzugehörigkeit. <

    sowohl Helga's link als auch z.b. – englisch :
    http://thesocietypages.org/socimages/2011/04/04/gendered-language-in -tv-toy-commercials/
    sry für die wiederholung – zeigen für mich sehr gut auf, wie "das jetzt = im 21. jdh." so im medien-mainstream propagiert wird.

    meine eigene, persönliche entwicklungsgeschichte ist eine andere und gehört, IMO/mE, nicht hierher.

    gerne lasse ich mich auch dazu/hier korrigieren, zum umdenken etc. anregen bzw. von den blog-gastgeberinnen inspirieren :)

    (öhm, meine lebens- und arbeitssprache ist seit mehr als 10 jahren englisch u.a./nicht-deutsch. danke für euer verständnis, wenn mein schrift-deutsch hier etwas "holprig" wirken mag !)

  34. @Angelika
    Find ich eigentlich ziemlich offensichtlich, was es mit dem Thema zu tun hat.
    Wenns Dir zu privat und zu lang ist: einfach nicht lesen :-)

  35. das private ist definitiv politisch. das argument, das privates unpolitisch sei, wurde feministinnen immer schon vorgehalten, um ihr erlebtes abzuwerten und wurde immer von ihnen widerlegt. mir ist es sehr wichtig vom privaten zu sprechen. z.b. aus diesen beiden schilderungen ist vieles abzuleiten, was vorher gesagtes unterstreicht und mit tatsächlich erlebten abgleicht.

    ich werde grundsätzlich immer so vorgehen und argumentieren.

    aber DAS hat jetzt wirklich nichts mehr mit dem tatsächlichen thema zu tun, sondern bringt mich nur in eine von mir als unangenehm empfundene rechtfertigungssituation.

  36. @miri: och, „Mein kleines Pony“ hatte ich auch, die paktierten gemeinsam mit den Monstern, He-Men und Dinosauriern gegen die nackigen, zugefikzten Barbies… XD
    irgendwas mussten die Biester ja fressen, nich wahr? ;-)
    Meine Abneigung gegen Barbie hat sich seitdem auch nicht wirklich gelegt.

  37. @Inge – da bin ich z.b. vollkommen d’accord :
    als sog. alt-emanze/-feministin ist und bleibt privates für mich immer/auch politisch – und umgekehrt.

Kommentare sind geschlossen.

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