Je fetter, desto besser: In Mauretanien werden Mädchen zwangsernährt

Mauretanien ist eines dieser afrikanischen Länder, von denen man selten etwas hört und wenn, dann ist es meistens nichts Gutes.

Seit August 2008 wird Mauretanien von einer Militärjunta regiert. Die EU unterstützt diese Diktatur übrigens, um Flüchtlinge, die ihren Weg durch die Sahara machen, besser kontrollieren zu können. Mauretanien ist nämlich auch eines dieser Länder, dass Millionen-Subventionen dafür bekommt, dass seine Soldaten ihre Waffen gegen Zivilisten einsetzen, damit diese Europa in Ruhe lassen. Seit Anfang des Jahres teilen sich Spanien, Senegal und Mauretanien ein Satellitensystem, um illegale Migration besser überwachen zu können.

Mauretanien hat darüber hinaus eine Tradition der Zwangsernährung junger Mädchen. Das berichtete der Guardian vor kurzem. Dem Artikel zufolge ist seit der Diktatur eine enormer gesellschaftlicher Rückschritt zu beobachten und der drückt sich unter anderem darin aus, dass Frauen zum Fettsein gezwungen werden:

Girls from rural families are taken for leblouh at special „fattening farms“ where older women, or the children’s aunts or grandmothers, will administer pounded millet, camel’s milk and water in quantities that make them ill. A typical daily diet for a six-year-old will include two kilos of pounded millet, mixed with two cups of butter, as well as 20 litres of camel’s milk. „The fattening is done during the school holidays or in the rainy season when milk is plentiful,“ said M’baye. „The girl is sent away from home without understanding why. She suffers but is told that being fat will bring her happiness. Matrons use sticks which they roll on the girl’s thighs, to break down tissue and hasten the process.“

Other leblouh practices include a subtle form of torture – zayar – using two sticks inserted each side of a toe. When a child refuses to drink or eat, the matron squeezes the sticks together, causing great pain. A successful fattening process will see a 12-year-old weigh 80kg. „If she vomits she must drink it. By the age of 15 she will look 30,“ said M’baye.

Diese Praxis kommt wohl aus dem Glauben, dass dicke Frauen besonders attraktiv und besser zu verheiraten sind, weil sie Wohlstand und ein angenehmes Leben symbolisieren. Anscheinend stammt diese Vorstellung noch aus der Zeit, als die Mauretanier Nomaden waren. Je höher gestellt eine Frau war, desto weniger bewegte sie sich. Und noch heute werden Mädchen dazu erzogen, sich möglichst wenig zu bewegen, dick zu sein, mit leisen Stimmen zu sprechen und so passiv wie möglich zu wirken. Dehnungsstreifen gelten als Schönheitsflecken.

Naomi Wolf hat in ihrem Buch „The Beauty Myth“ damals das Schlankheitsideal als besondere Schwächung des weiblichen Körpers analysiert. In Mauretanien passiert das selbe nur umgekehrt und unter Einwirkung physischer Gewalt auf Minderjährige. Wie deprimierend, dass jede Kultur ihre eigene kranke Art findet, um die Körper von Frauen zu Gefängnissen zu machen.

3 Kommentare zu „Je fetter, desto besser: In Mauretanien werden Mädchen zwangsernährt

  1. das ist ja bezeichnend für frauenmoden (zu denen ja auch die körperform gehört) dutzender kulturen und epochen:
    giraffenhals-frauen, chinesisches füßebinden, high-heels, bleichmittel und spezielle hütten für helle haut, antifunktionelle klamotten, mega-möpse und -lippen, „wetliches“ aussehen via OP in japan, evtl genitalverstümmelung….. fallen mir da spontan ein *brainstorm*. gibts sicher noch einiges mehr.

  2. …. mir fiele da noch die künstliche Verlängerung der weiblichen Oberschenkel in China ein, damit man besser einen Job bei westlichen oder international arbeitenden Firmen findet. Ärzte haben sich darauf spezialisiert die Oberschenkel zu brechen und „künstlich “ zu verlängern.

    Andererseits, Illith, sollte man den Tatbestand, dass Kinder auf der Fattening Farm in Mauretanien gegen ihren Willen zwangsernährt werden um dem Schönheitsideal der Männer entgegen zu kommen, mit der Reihe der anderen Absurditäten, die du genannt hast, nicht schön reden wollen oder gar als Banalität an die Seite legen.

    Ich finde man sollte bei solchen Menschenverachtenden Praktiken eher dazu aufrufen dagegen etwas zu unternehmen.

    Werner

  3. Ich habe vor kurzem eine Reportage dazu gesehen. Es wurde gezeigt, dass Mädchen, die nicht freiwillig diese Mengen an Kalorien zu sich nehmen wollen, zwangsgemästet werden, dass Familien, die nicht genug Geld für diese Essensmengen haben, illegale Medikamente, die in der Tiermast eingesetzt werden und somit nur unter der Ladentheke verkauft werden, verwenden, ohne Rücksicht auf gesundheitliche Folgen für die Mädchen.
    Und das alles nur, weil Fettleibigkeit dort Wohlstand und Gebärfreudigkeit verspricht und die Mädchen damit bessere Chancen auf dem Heiratsmarkt haben.

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