Inklusion, Alltagsrassismus und diskriminierende Witze – die Blogschau

Über Inklusion, woran es hapert und was es braucht schrieb in der letzten Woche Raul.

In Berlin gibt es eine neue Partyreihe für alle, die sich als Frauen*, Lesben*, Trans* und Inter* verstehen, die Kommunikation und Sex kombiniert.

Über diskriminierende Witze in linken Kontexten schrieb Can I say No: „Humor ist, wenn man trotzdem nachdenkt„.

Wie Ihr vielleicht schon mitbekommen hat, konnte Akif Pirinçci ungestört im ZDF sein neues Hetzbuch vorstellen. Auch Queer.de berichtete.

Dangerbananas schrieb über Alltagsrassismus, und zwar über den ZDF Neo vs. Stefan Raab-Fail und den Colbert-Report.

Für eine bessere Vernetzung der feministischen Blogosphäre listen wir jede Woche auf, was unsere Kolleg_innen über die Woche so melden und tun. Haben wir etwas vergessen oder übersehen? Kennen wir dein brilliantes Blog etwa noch gar nicht? Dann sag uns bitte Bescheid!

10 Kommentare zu „Inklusion, Alltagsrassismus und diskriminierende Witze – die Blogschau

  1. Ich musste gerade schmunzeln. Ich denke, gemeint ist Kommunikation und Geschlecht.

    „die Kommunikation und Sex kombiniert“

  2. @ Aisha: Nein, das ist nicht gemeint. Aber das siehst Du, wenn Du Dir den Link anschaust. Es geht tatsächlich um eine Sexparty, die Kommunikation und Sex kombiniert.

  3. Das von candy misandry genannte shaming „potenziell männlich gelesener Geschlechtsteile“ habt ihr aber weiterhin schön drin gelassen, das hättet ihr im Interesse eurer Zielgruppe ja mal rausnehmen können, bevor die Party stattfindet. Wenn ihr schon von selbigen darauf angesprochen werdet. Jetzt müssen alle Trans* und Interpersonen, die das vielleicht betrifft, und die ja eigentlich eure Gäste sein sollen mit so einem komischen Gefühl ihren eigenen Körper betreffend auf die Party gehen. Also mich würde das abschrecken.

  4. Erst in einer post-patriarchalen Gesellschaft werde ich eine Post-Feministin sein

    Liebe Jane,

    ich bin selbst non-op Mann-zu-Lesbe-Trans* und Mitglied des Am Anfang ist das Wort-Vorbereitungskollektivs.

    Ich fühle meinen Körper durch unsere Verhaltensregeln für die Party in keiner Weise beschämt, und ich gehe in Anbetracht der Regeln auch nicht mit einem „komischen Gefühl“ zu der Party.
    Vielmehr entsprechen unsere Regeln – neben den Gründen, die die anderen Mitglieder der Vorbereitungsgruppe für die Formulierung unserer Regeln haben und zu denen wir uns (wie angekündigt) nach der ersten Party noch genauer gemeinsam äußern werden –

    dem, was ich für einen richtigen [1] feministischen Umgang mit meinem Körper bei einer feministischen Sexparty halte.

    Und sie entsprechen auch dem, was ich auch von anderen Partyteilnehmer*innen mit als männlich lesbaren Geschlechtsteilen erwartete, damit ich mich auf einer Sexparty wohlfühle.

    Das grundlegende Problem der aktuellen Diskussion und ähnlicher früherer Diskussionen aus anderen Anlässen scheint mir Folgendes zu sein: nämlich, daß

    ‚wir alle’ seit 20, 25 Jahren (soweit ‚wir’ schon das entsprechende Greis*innenalter haben) mantraartig herunterbeten, daß Geschlecht ein Tun sei (doing gender),
    daß in der Berliner queer Szene aber unterschiedliche Auffassungen dazu, was ein richtiges politischen Tun (hier ein richtiges, feministisches Verhalten von Körpern auf einer F*L*T*I*-Sexparty und ein richtiger – revolutionärer [?], linksradikaler [?], linksliberal-menschenrechts-orientierter [?] – Umgang mit der Polizei des patriarchalen, rassistischen und bürgerlichen BRD-Staates) ist, als Identitätsverletzungen aufgefaßt werden und zu einer Litanei von szene-internen Vorwürfen, wie Trans-, Cissexismus und Rassismus, führen.

    Übersehen wird dabei regelmäßig, daß sich auch ‚die’ Trans* sowie ‚die’ PoC / Schwarzen in aller Regel nicht einig sind, was ein richtiges Verhalten oder ein richtiger Umgang mit etwas ist – während für den Feminismus seit besagten 20, 25 Jahren Gemeingut ist, daß „die Frauen“ ein höchst heterogenes und fragiles Kollektiv sind. – Vgl. zur Heterogenität von Kollektiven die interessante, kürzlich bei linksunten.indymedia.de geführte Diskussion: https://linksunten.indymedia.org/de/node/108153
    und
    https://linksunten.indymedia.org/de/system/files/data/2014/03/9476681025.pdf.

    Aber kommen wir zurück zu den Am Anfang ist das Wort-Regeln:
    Die Regel, die wir hinsichtlich als männlich lesbarer Geschlechtsteile formuliert haben, entspricht auch der Regel, die bei den F*L*T*-Parties der ffa-Reihe, die bis zum vergangenen Frühjahr – abwechselnd für F*L*T* und alle queers im Ajpnia stattfand, galt. Und ich habe bei den Sexparties, bei denen ich bisher war (ein paarmal bei be_cunt, als es die noch gab; bisher zweimal bei den F*T*I*-Parties der Sex Deluxe-Reihe (die ebenfalls in einem alternierenden Rhythmus für unterschiedliche TeilnehmerInnenkreise stattfindet) und in der Darkzone der letztjährigen Girltoxic-Party [Lesbenparty zum Berliner CSD]) keinen anderen Umgang mit als männlich lesbaren Geschlechtsteilen erlebt, als wir ihn – kleine Wortfetischist*innen, die wir sind ;-) – jetzt als Regel formulieren.
    Bei den be_cunt und Sex Deluxe-Parties wäre ein anderer Umgang aber sehr wohl zulässig (gewesen), denn diese beiden Parties hatten bzw. haben dazu meines Wissens keine Regeln.
    Schlußfolgerung: So fern von dem, wie TrägerInnen solcher Geschlechtsmerkmale aus eigener Überzeugung bei Berliner F*L*T*I*-Sexparties handeln, scheint unsere Regel also nicht zu sein…
    Demgegenüber versuchen in der aktuellen Diskussion einige wortgewaltiger Menschen (hier: die KritikerInnen der Am Anfang ist das Wort-Konzeption) eigenmächtig für ein Kollektiv als Ganzes (hier: die non- und prä-op MzFL und die post-op FLzM) zu sprechen. Nicht, daß ich nicht auch wortgewaltig wäre (Bescheidenheit ist keine feministische Zier) – aber ich beanspruche nicht mehr, als für mich, meine Vorschlägen und Positionen sowie die Kollektive, die mich im Einzelfall damit beauftragt haben, zu sprechen. – Daß ist der kleine, aber relevante Unterschied.

    Und ein Letztes:
    In einer der Stellungnahmen, die uns erreichten oder auf die wir aufmerksam wurden, ohne daß sie uns zugesandt wurden, wurde – wenn ich recht erinnere (ich finde die Stelle gerade nicht wieder) – unserem vermeintlichen oder tatsächlichem (taktischen) Biologismus Beatriz Preciados Dildo-Philosophie entgegengehalten. In ihrem Kontrasexuellem Manifest wirft sie unter anderem die Frage auf: „was ist der Dildo und was der Penis?“.
    Allerdings stützt Preciado ihre Verteidigung des Dildos auch auf die These, daß sich der Dildo gegen den Penis richte.
    Und anders als unsere KritikerInnen zu meinen scheinen, geht Preciado nicht davon aus, daß wir bereits in einer post-patriarchalen, geschlechterlosen Gesellschaft leben, in der der Unterschied zwischen Penis und Dildo keine Rolle mehr spielen würde.
    Preciado formuliert – nicht als Sichtbarkeits-Regel bei einer Sexparty, sondern sogar – als Vorschlag für einen kontrasexuellen Vertrag zwischen SexpartnerInnen:

    „In der ersten Phase der kontrasexuellen Gemeinschaft werden deshalb von allen Körpern im Rahmen des umkehrbaren und einvernehmlich geschlossenen Vertrages der Dildo und alle seine syntaktischen Entsprechungen benutzt – die Finger, die Zungen, die Vibratoren, die Gurken, die Karotten, die Arme, die Unterschenkel, der ganzen Körper, etc.“

    Penisse und Riesen-Klits (oder wie wir die fraglichen Geschlechtsteile auch immer nennen wollen) werden dort zutreffenderweise nicht als „syntaktischen Entsprechungen“ des Dildos erwähnt.
    Beatriz Preciado sieht in ihrem Manifest sehr klar, daß wir uns zur Zeit bestenfalls – in Randbereichen weiterhin patriarchaler Gesellschaften! – in der „ersten Phase der kontrasexuellen Gemeinschaft“ befinden und daß es in dieser Phase für den Kampf gegen Patriarchat und Biologismus eines taktischen, transitorischen Gegen-Biologismus bedarf.

    Der letzte Satz von Preciados Kontrasexuellen Vertrag lautet im übrigen: „Im Rahmen der kontrasexuellen Gesellschaft nennen sich die Körper lesbische Körper oder ‚wittigs’“.
    Und Monique Wittig wiederum sah sehr genau, daß es für den Kampf gegen Patriarchat, Biologismus und Geschlechterbinarismus, einer transitorischen Unterdrückung von Männern bedarf: „Our fight aims to sup­p­ress men as a class, not through a geno­ci­dal, but a poli­ti­cal struggle. Once the class ‚men’ disap­pears, ‚women’ as a class will disap­pear as well, for there are no sla­ves wit­hout mas­ters.“

    Zu dieser Einsicht mochte sich die Berliner queer-Szene, seit sie in den 1990er Jahren zu existieren begonnen hat, noch nie durchringen.
    Meiner Überzeugung nach ist dieser Satz von Monique Wittig allerdings zentral für eine feministische Bestimmung von Trans*-Praxen (und in der Tat geht es mir um Trans* als politische Praxis und nicht als Ausdruck vermeintlicher Innerlichkeiten oder von Identitätsschlamm).
    Und in diesem Sinne halte ich es für richtig und keinesfalls für transphob, wenn bei einer feministischen F*L*T*I*-Sexparty die Regel gilt: „Menschen mit Geschlechtsteilen, die als männlich gelesen werden können,“ mögen „diese [bitte] nicht vor anderen als der*dem jeweiligen Sexpartner*in zur Schau zu stellen“.
    Denn für trans* gilt – wie auch ansonsten für gender: it’s not primary an identity, rather a practice, a doing. Das doing gender, das m.E. einer feministischen Sexparty in patriarchalen Gesellschaften angemessen ist, ist, daß „Menschen mit Geschlechtsteilen, die als männlich gelesen werden können, diese nicht vor anderen als der*dem jeweiligen Sexpartner*in zur Schau zu stellen“.
    In der Tat sind Geschlechtsmerkmale nicht (immer) klar unterscheidbar sowie in männlich und weibliche abzugrenzen. Und in der Tat teile auch ich die Ansicht, daß es in emanzipatorischer Perspektive auch gar nicht wünschenswert ist, daß sie eindeutig abgrenzbar wären.
    Allerdings: Es existieren körperliche Unterschiede, und sie sind in der Gesellschaft, in der wir alle Leben, politisch besetzt und – mit der Folge von trigger-Effekten – mit persönlichen Erfahrungen verbunden. Auch eine feministische Sexparty ist keine isolierte Insel außerhalb der Gesellschaft, sondern muß sich zu diesen politischen Besetzungen und persönlichen Erfahrungen verhalten. Die Weise, in der sich das Am Anfang ist das Wort-Kollektiv dazu verhält, ist sicherlich nicht die einzig mögliche Weise, aber eine feministisch legitime, und sie muß sich – nicht nur weil in meiner Person ein Trans-Wesen Mitglied des Kollektives ist (was ein völlig läppischer Grund ist), sondern auch aus guten theoretischen und politischen Gründen, die wir darlegen werden – den Vorwurf der Transphobie nicht unwidersprochen gefallen lassen.

    PS.:
    Ich persönlich benutze das *-Zeichen, um mich auf unterschiedliche Varianten eines bestimmten Geschlechts oder einer bestimmten sexuellen Orientierung zu beziehen.
    Darüber hinaus benutze ich persönlich das große Binnen-I, um mich auf alle Geschlechter – von weiblich bis männlich, dazwischen und darüber hinaus – zu beziehen.
    Außerdem tendiere ich – aus anti-patriarchalen Gründen – dahin, im Falle von Kollektiven, deren Mitglieder weit überwiegend weiblich identifiziert sind, deren wenige männlich identifizierten Mitglieder nicht (durch Großschreibung des „I“) sprachlich hervorzuheben, sondern es beim kleinen „i“ zu belassen.
    Das gender_gap benutze ich dagegen nicht, da es eine queere, sprachliche Methode ist, um feministische Parteilichkeit zu liquidieren. –
    Alldies ist keine innerhalb unseres Kollektivs diskutierte und vereinheitliche typographische Sprachpolitik, sondern meine persönliche Praxis.

    [1] Politische (und philosophische) Richtigkeit ist in meinem Sprachgebrauch – anders als „Wahrheit“ – kein auf Objektivität bezogener Begriff, sondern er setzt immer schon einen spezifischen Standpunkt, eine spezifische Parteilichkeit oder philosophische Perspektive voraus. Siehe z.B. unten die Aufzählung: „richtiger – revolutionärer [?], linksradikaler [?], linksliberal-menschenrechts-orientierter [?] – Umgang“; jede dieser Umgangsweisen kann ihrerseits noch einmal in Sub-Richtungen ausdifferenziert werden, die wiederum ihren je spezifischen Maßstab von politischer Richtigkeit haben.

  5. „Trans* als politische Praxis“?? und das ist cis* dann auch? eine politische praxis? bzw verlangst du stellvertretend von jeder anderen transe, sich selbst als politisches projekt zu begreifen?? zusätzlich zu einem eh schon existierenden gehörigen mehraufwand in vielen fällen?

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