In a Barbie world?!

Neulich habe ich beschlossen, dass ich mich mehr bewegen muss. Man wird ja nicht jünger und mein Rücken zeigt mir leider inzwischen sehr deutlich, wann mal wieder ein wenig Gehopse und „Step Touch“ angesagt sind. Doch zwischen mir und der vermehrten Bewegung stand ein Stück Stoff: Meine alten Jazzpants (Nein, nicht die Unterwäsche. Die Turnhose.). Diese sind leider inzwischen doch sehr in die Jahre gekommen, die Nähte gehen auf und lassen sich nicht richtig flicken. So konnte ich mich nicht sehen lassen, es musste etwas neues her.

Ich steuerte also einen großen Karstadt Sport an und warf mich ins Getümmel. Die Frauensportecke war schnell gefunden, es leuchtete schon von weitem weiß, rosé und blö. Naja, würde noch was anderes geben.

(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de

Nein, gab es nicht. Frauen scheint es nicht erlaubt zu sein, in dunklen Farben Sport zu treiben. Zumindest, wenn man keine 80 Euro für ein popliges Oberteil übrig hat, sondern auf die Hausmarken angewiesen ist. „Ich komme mir vor, als wäre ich in eine bebe-Werbung geraten“, so mein Freund mit staunenden Augen. Frustriert verließ ich den Laden. Immerhin konnte ich in einem anderen Geschäft noch eine schwarze Hose erstehen, entschied mich aber auch dort gegen ein Oberteil in Pastelltönen.

Ich war sauer. Auch deswegen, weil ich das gleiche Spiel ein paar Wochen vorher mit Turnschuhen gehabt hatte. Denn nicht nur kleine Mädchen, auch Frauen tragen wohl nur noch weiße Turnschuhe mit Glitzersteinchen, weiße Turnschuhe ohne was oder weiße Turnschuhe mit rosa Applikationen. Wenn es mal einen schwarzen Schuh gab (wenn!), so wurde diese wohl zu unweibliche Farbe mit – genau! – rosa Glitzersteinchen wieder aufgehübscht.

Ich möchte niemanden persönlich angreifen, aber ich bin definitiv keine Glitzersteinchenfrau. Auch irgendwelcher Kram mit rosa passt eher nicht zu mir. Wenn ich mich weiblicher fühlen will, dann trage ich keine rosa Turnschuhe, sondern (schwarze) Schuhe mit Absatz. Es ist nicht nur so, dass mir diese Farben nicht gefallen, ich weiß auch, dass sie bestimmt nicht gut aussehen an mir. Ich habe schon einen Friseursalon unverichteter Dinge wieder verlassen, weil die Dame dort der Meinung war, ein paar „goldene Strähnchen“ würden mir bestimmt total gut stehen. Ich war mir sicher, sie würden es nicht.

Ich fand rosa mal gut. Da war ich sechs und mein ganzer Stolz war mein rosa Amigo-Ranzen. Allerdings hat sich in den über zwei Jahrzehnten seit dem einiges getan. Ich bin gewachsen. Ich trage meine Bücher nicht mehr auf dem Rücken, sondern in einer meiner zahlreichen Umhängetaschen herum. Diese sehen alle recht verschieden aus, aber sie haben eines gemeinsam: Sie sind nicht rosa! Denn auch mein Farbgeschmack hat sich geändert. Wobei ich sagen muss, dass ich mich auch nicht erinnern kann, als Kind babyblau oder weiß gut gefunden zu haben.

Ich wüsste gerne, wer Schuld an dieser Misere ist. Klar, die Pastellsachen gab es immer. Aber seit wann gibt es ausschließlich sie? Haben sich das Frauen gewünscht? Und sind diese Frauen die gleichen wie die, die sich goldene Strähnen in die Haare machen? Die, die bei H&M die ganzen Strings und Push-Up-BHs kaufen? (Auch so unerträgliche Moden, denen ich mich strikt verweigert habe. Und nein, ich glaube einfach nicht, dass ein Faden Zahnseide in der Poritze bequem ist!)

Ist das irgendeine Rückbesinnung auf Weiblichkeit in wirtschaftlich schweren Zeiten (in denen ja bekanntermaßen auch mehr Lippenstift verkauft wird)? Und wo kaufen all die anderen ihre Sportkleidung, ihre Schuhe und Shirts? Ich habe mich mit vielem abgefunden. Ich ertrage Hüfthosen und an diese langen, vorne schmalen Schuhe habe ich mich auch gewöhnt. Aber muss ich mich wirklich in ein pastellfarbenes Schicksal fügen?

Ich sage nein und ziehe einfach ein altes Shirt meines Freundes zum Sport an.

17 Kommentare zu „In a Barbie world?!

  1. Ich bin auch der Meinung, dass in der Herrenabteilung die besseren Klamotten hängen.

    Mit dem Kleine-Mädchen-Zeugs kann ich auch nichts anfangen und verstehe nicht, wie sich sowas verkauft.

  2. Dieser Text spricht mir aus dem Herzen. Wollte letztens eine Radlerhose im Sport Scheck kaufen. Da gabt es zwar vorwiegend schwarze Modelle in der Damenabteilung, jedoch zu einem Großteil mit orangen oder rosa Blümchen an den Seiten.

    Ansonsten bin ich schon teilweise dazu übergegangen in der Männer- oder Jungenabteilung einzukaufen, da ich mich ohnehin nicht besonders weiblich (im herkömmlichen Sinne) kleide. Allein schon, weil ich dort nicht von den Farben erschlagen werde…

    Und beim Anblick der „Ritzenputzer“ kann ich auch nur mit den Augen leiern. Oder mich gemeinschaftlich darüber belustigen. :-)

  3. Ritzenputzer, schöner Ausdruck.
    Wenn man es genau nimmt, scheuert ein dünnes Bändchen aber immer noch weniger als diese unsäglichen zwei Zentimeter breiten Stoffstreifen an den meisten Strings. Die sind nämlich breit genug, um wirklich zu stören.

  4. ich habe aus versehen eine hellbraune pyjamahose gekauft und das für eine sporthose gehalten. und mich damit wohl gefühlt als hätte ich rosa zeug an und sahnetorten an den füßen. aber ich bin überhaupt der meinung, sportswear wird überbewertet.

  5. Über dieses Problem habe ich mich auch schon oft aufgeregt!
    Ich komme regelmäßig sauer aus der Sportabteilung weil es einfach keine „normalen“ Sportklamotten für Frauen gibt.
    Mit „normal“ meine ich Kleidung die funktional ist. Zum Sport machen eben!
    Mir scheint es außerdem so (wenn man das Angebot in den Läden anschaut), als ob es keine Frau mehr gibt
    die eine andere Sportart ausübt als Yoga oder Aerobic.
    Ich suche seit Monaten eine lange Fußballhose im Damenschnitt…no Chance!
    Ich frage mich immer ob die Nachfrage nach diesen „normalen“ Sachen tatsächlich so gering ist…oder sind die knappen Glitzer-Höschen/Shirts ein Trend der uns Frauen aufgedrückt wird?

  6. Seltsam, dass die Damenabteilung derart bestückt wird, nicht wahr? Es gibt doch genug Frauen, die diesen seltsamen Kram nicht wollen. Oder nicht nur nicht wollen, zu denen das auch einfach nicht passt. (Funktional ist es zudem nicht, das stimmt.)

    Würde ich auch gerne wissen wollen, woher die Einkäufer der Damenabteilungen nur dieses seltsame Zeugs herhaben und wieso und ob sich das nicht ändern läßt.

    Wäre mal einen Beitrag wert.

  7. Unglaublich, wie viele hier der selben Meinung sind! Würde man betreten eines Kaufhauses gar nicht denken!
    Auch ich kenne dieses Problem. Ich gehe kaum schoppen, weil ich weiß, dass mir nix gefallen wird. Meine schwarze Sporthose ist auch schon alt. Als ich mir mal eine kürzere holen wollte, weils ja warm wird, war nichts zu finden. Die glauben wohl dass alle Frauen (beim Sport!) in ultra-knappen pastellfarbenen Lycra-Höschen gezwängt werden wollen, damit die Männer auch schön die Pofalte mitkriegen… Funktionalität: Fehlanzeige! Da hat selbst die Verkäuferin irgendwann aufgegeben und gesagt, ich soll in der Jungsabteilung nachschauen.
    Das scheint wohl die Lösung zu sein. Aber was ist mit Schuhen? Ich suche auch nach FlipFlops, da gefallen mir die männliche Modelle auch um Längen mehr. Aber die haben keine Größe 37… Wann kapiert endlich auch die Werbeindustrie, dass Frauen in verschiedenen Farben und Größen mit unterschiedlichem Geschmack kommen?

  8. Die Nachfrage bestimmt das Angebot (oder wie war das?)! Solange Mütter – auch aus meinem Bekanntenkreis – glauben, dass Babyjungs in rosa Stramplern schwul werden und Babymädchen in blauen Höschen unweigerlich zur Kindergartenlesbe mutieren, wird sich auch im Erwachsenensegment nix ändern.

  9. Wenns nicht gerade fix gehen soll, ist der beste Weg eigentlich, sich mit den Verkäuferinnen anzufreunden. Bei H&M und Karstadt ist das natürlich weitgehend fruchtlos, da hat keiner Einfluss auf die Ware. Aber in etwas teureren Läden, bzw. den Nicht-Ketten, kann man schon was ändern. Außerdem findet man da manchmal auch kompetente Leute, die einem nicht alles aufschwatzen, sondern tatsächlich beurteilen können, ob die Falten da so hingehören. Langsam ist mir meine Zeit auch wichtiger. Da geb ich lieber mehr aus, statt verzweifelt überall rumzurennen und nichts zu finden.

  10. @christina
    „Die Nachfrage bestimmt das Angebot“ ist nur die halbe Wahrheit. Wer große Teile des Angebots kontrolliert, kann die Nachfrage in die gewünschte Richtung drängen. Weil die Leute nämlich irgendetwas brauchen.

    Hab ich glaube ich schon mal irgendwo geschrieben, kann man aber meiner Meinung nach nicht oft genug sagen,

  11. @ Neeva: stimmt genau. Es gibt tatsächlich ein Deutsches Modeinstitut (und natürlich nationale und internationale Entsprechungen) die 1-2 Jahre im oraus die Trandfarben etc. voraussagen. Das machen sie mit einer Mischung aus Trendforschung, Beobachtung, Befragung – und schätzen und selber beeinflussen.
    Das ist dann das, was zur jeweils nächsten oder übernächsten Saison in den Läden hängt.

    Natürlich versuchen die, sich an der Nachfrage auszurichten, und das geht auch mal daneben. Aber generell verstärken sich da gegenseitig Einflüsse ins Extrem. Z.B. die Pastelltöe, die schon viele Kundinnen wollen, und die sich deshalb auch so gut verkaufen, daß DMI und Konsorten gar nicht gezwungen sind, diesen Trend zu überdenken.

  12. Ist das wirklich so? Ich war neulich mit meiner Freundin einkaufen, für den Sport, und der Verkäufer bei Intersport hat ihr nur Schwarze bzw. weiße Sportklamotten angeboten. Und die Schuhe waren bei uns beiden weiß blau, und folgten ebenfalls einer Empfehlung des Verkäufers…

  13. Möglicherweise ist es beim Versandhandel besser, jedenfalls habe ich mir da vor ein paar Jahren (eigentlich ist es schon ewig her) eine sehr funktionelle gelb-orange Jogginghose gekauft. Gab’s sonst auch nirgends.

  14. Der Artikel hat mich doch gleich angeregt, bei der Sportkleidung bei Quelle (online) nachzugucken. Ich hab mir gleich was bestellt. Was für erwachsene Frauen und nicht für kleine Mädchen.
    Geht doch.
    War auch mit meinem Badeanzug im Frühjahr so. Die Badeanzüge (nicht Schwimmanzüge) in den Geschäften waren unsäglich dämlich (in sowas kann man nicht rumlaufen), dagegen bei Quelle im Internet bin ich mehrfach fündig geworden.

Kommentare sind geschlossen.

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