Immer wieder aufstehen und aufbegehren

Dieser Text ist Teil 18 von 19 der Serie Wanna Disco? Listen Up!

Die Female Rockband SHIRA formierte sich 2008, um „der männlichen Musikdomäne etwas Neues entgegenzusetzen, das gängigen Klischees widerspricht.“ SHIRAs Musik ist eine Mischung aus „erdigen Rocksounds und melancholisch-verträumten Melodien“ und setzt sich aus einer „groovigen Rhythmusfraktion, melodischen, kraftvollen Gitarren und einer starken Stimme mit Wiedererkennungswert zusammen.“ Im E-Mail-Interview sprachen wir über ihre neue CD, nervige „Auszieh“-Rufe und was es mit ‚Female Rock‘ auf sich hat.

shira
Seit 2011 besteht der Kern der Band aus Julia Spitzer (Gesang und Rhythmusgitarre), Martina Stranger (Bass) und Babsi Wimmer (Leadgitarre und Backingvocals).

Ihr kommt aus Wien und habt schon einiges an Auftrittserfahrung. Wie schaut es denn in Wien mit einer feministischen (Musik-)Szene aus? Gibt es viele Frauen*Bands und/oder feministische Bands?

Bis auf wenige Ausnahmen sind uns besonders in unserer Musikrichtung (also die rocklastige Schiene) kaum andere Frauenbands begegnet, weshalb wir uns eher als Einzelkämpferinnen sehen. Unserer Erfahrung nach beschränken sich viele Musikerinnen auf den Singer-Songwriter-Bereich, wobei sich auch im Noise- und Avantgarde-Bereich einiges tut.

Eine feministische (Musik-)Szene gibt’s auf jeden Fall, sie ist klein, aber fein und es zahlt sich aus da reinzuhören! Reine Frauen*Bands gibt’s jetzt nicht so viele (auf die Schnelle fallen uns 5 ein: Norah Noizzze & Band, First Fatal Kiss, Petra und der Wolf, Propella, Fijuka) aber einige wollen das gar nicht so herausheben, weil es eben nichts Besonderes sein sollte.

Viele Bands, die ich interviewe, erzählen von nervigen Erfahrungen mit anderen Musikern oder gar dem Publikum, weil Sexismus gerade in der Rockmusik noch sehr stark verbreitet ist. Wie sind da eure Erfahrungen?

Sehr unterschiedlich. Einerseits gibt es immer wieder Idioten, die bei einer ausschließlich weiblich besetzten Band offenbar automatisch an halbnackte Polsterschlachten denken und sich eine Gogo-Show mit umgehängten Instrumenten erwarten. Obszöne Gesten und „Ausziehen!“-Rufe inklusive. Naja…

Auch haben wir schon Erfahrungen mit subtileren Formen des Sexismus gemacht: Beispielsweise Auftrittangebote von Veranstalter_innen, die ihr Image mal schnell mit ein paar Frauen auf der Bühne aufpolieren wollen.

Wie wichtig ist euch Politik und zeigt sich das auch in eurer Musik?

Politik ist ein allgegenwärtiges Thema im Leben, das niemand ignorieren kann. Selbst persönlichste Empfindungen beinhalten eine politische Komponente und Motivation. Besonders intensiv beschäftigen wir uns mit Themen wie Unterdrückung, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit, die immer wieder in unseren Texten erscheinen.

Allgemein liegen uns auch Tierrechte sehr am Herzen, weswegen wir auf einigen Veranstaltungen der veganen Gesellschaft Österreichs aufgetreten sind.

Ihr beschreibt eure Musik als ‚Female Rock‘ – was bedeutet das für euch?

In erster Linie ist der Begriff Rockmusik doch sehr stark an männliches Imponierverhalten gebunden, oder nicht? Im Endeffekt bezieht sich der Begriff „Female“ nicht auf eine Musikrichtung – wir wollen einfach hervorheben das wir eine reine Frauenband sind (das ist ja leider immer noch etwas Außergewöhnliches).

Ihr nehmt ja gerade ein Album auf: Wann kommt es denn raus und was erwartet uns?

Derzeit befinden wir uns noch im Aufnahmeprozess. Ihr dürft euch auf eine vielseitige EP mit sechs Tracks freuen, die teils nachdenklich sind, aber auch ordentlich Gas geben. Im Speziellen behandeln sie Themen wie zum Beispiel Essstörunen, Ignoranz und unsere Unzufriedenheit mit der Gesellschaft im Großen und Ganzen, die wir so nicht unkommentiert stehen lassen wollen. Außerdem spielen auch persönliche Krisen sowie der Wille immer wieder aufzustehen und aufzubegehren eine große Rolle für uns.

Erscheinen wird die EP voraussichtlich Anfang des Sommers, wo es auch eine fette Releaseparty geben wird! Man darf also gespannt sein!

Mehr Infos zu SHIRA findet ihr auf der Homepage und auch auf Facebook.

4 Kommentare zu „Immer wieder aufstehen und aufbegehren

  1. Feministische Bands pushen: Super!
    Weiße Frauen* mit Dreadlocks: Aneignende Kackscheiße. Wenigstens eine kritisches Nachfragen hätte ich mir hier von der Autorin gewünscht.

  2. Hallo Johanna,

    ja, das stimmt. Die Fragen hatte ich vor Zusendung des Fotos geschickt, aber eine Nachfrage hätte ich stellen können. Darauf muss ich stärker achten.

    Danke für den kritischen Hinweis!

  3. Was is so schlimm dran wenn jemand Dreadlocks hat? sorry das versteh ich nicht… Ist es nicht rassistisch zu behaupten, „weiße“ Frauen dürfen sich keine Dreadlocks machen lassen??? Was soll das bitte?
    Wusste nicht, dass es „feministische Regeln“ zur Frisurengestaltung gibt…

  4. Hallo Anna, u.a. auf diesem Blog gab es dazu bereits letztes Jahr Diskussionen: Einmal hier und dann auch hier. Ansonsten einfach mal „Rassismus“ und „Critical Whiteness“ in die Suchmaske eingeben bzw. tags anklicken; dort finden sich dann noch mehr Beiträge, die sich u.a. mit der Idee von „reverse racism“ auseinandersetzen.

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑