Heute ist der internationale Tag gegen Genitalverstümmelung

Am heutigen 6. Februar findet zum neunten Mal der „Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung“ statt. DieStandard.at schreibt:

Laut dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF werden etwa drei Millionen weibliche Personen jährlich einer Genitalverstümmelung unterzogen.
[…]
Mädchenbeschneidungen sind vor allem in Afrika kulturell tief verwurzelt, auch wenn sie von keiner Religion vorgeschrieben sind. […] Immer wieder sterben Mädchen an den Folgen, häufig kommt es zu Infektionen und chronischen Entzündungen. Viele beschnittene Frauen leiden ihr Leben lang an Depressionen und Angstzuständen; auch bei Geburten sind sie vermehrten Risiken ausgesetzt.

Genitalverstümmelung ist jedoch kein Problem einzelner afrikanischer Länder, auch Frauen und Mädchen in anderen Staaten sind davon bedroht, wie zum Beispiel diese Reportage des Deutschlandfunks eindrucksvoll darstellt. Integra, das deutsche Netzwerk gegen Genitalverstümmelung, fordert daher einen nationalen Aktionsplan zum Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung. Solche Aktionspläne gibt es bereits in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich oder den Niederlanden.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org weist anlässlich des heutigen Tages darauf hin, dass jeden Tag „in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt“ werde. Sie betrachtet die so genannten „korrigierenden oprativen Eingriffe“ bei angeblich „unklaren“ Geschlechtsteilen der betroffenen Kinder als „westliche Form der weiblichen Genitalverstümmelung“. Mehr Informationen dazu gibt es im Blog von Zwischengeschlecht und auch in diesem Streitgespräch in der Zeit zwischen Lucy Veith (Leiterin des Vereins Intersexuelle Menschen) und Olaf Hirot (Professor für Kinderheilkunde mit dem Spezialgebiet Hormonstörungen und Sprecher des Netzwerks DSD/Intersexualität).

3 Kommentare zu „Heute ist der internationale Tag gegen Genitalverstümmelung

  1. Gab auch mal einen interessanten Beitrag bei frautv :)

    Was am stärksten herausgekehrt wurde, war, dass mensch selbst „Stufe eins“ (Klitoris wegschneiden) NICHT auf diesselbe Stufe stellen kann wie die Vorhautbeschneidung bei männlichen Kleinkindern.
    Dieses Argument („Aber kleine Jungs sind auch von Beschneidung betroffen- Vorhautbeschneidung!“) wird ja nur allzu gerne von Maskulisten und Co. gebraucht.

  2. wahrscheinlich gibt es zwei gründe, die genitalverstümmelung und die genital-ops an intersexuellen hier gemeinsam zu nennen: für das einzelne kind ist es unerheblich, aus welchen gründen an ihm/ihr herumgeschnitten wird (wobei betäubung oder nicht vielleicht nicht ganz marginal ist) und: es wird darauf hingewiesen, dass der vermeintlich barbarische ritus der „anderen“ gar nicht mal so „anders“ ist, sondern in ähnlicher form hier stattfindet.
    letzteres ist ein gewichtiges argument und lucie veith bringt damit im verlinkten artikel den arzt auch ziemlich in bedrängnis.

    Aber: in diesem argument ist auch der aufmerksamkeitsturn von der genitalverstümmelung hin zu den intersexuellen enthalten. ich finde das argument daher jederzeit angebracht, wenn es um die intersexuellen geht, aber nicht wenn es um die massenhaften genitalverstümmelungen an kleinen mädchen geht, die dann ungeteilt im fokus stehen sollten.
    zudem erklärt die gemeinsame nennung über den gemeinsamen nenner hinaus nichts. und gerade die sozialen/psychosozialen/politischen komplexe, in denen das ganze jeweils stattfindet, sind doch entscheidend – im einen fall das abstreiten einer gesamten geschlechtsidentität, im anderen fall die gezielte vernichtung/eliminierung der weiblichen sexualität, also extremer frauenhass.

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